»Das Haus Zamis« revisited - Teil 4 - Scharren und Hacken…
»Das Haus Zamis« revisited
Teil 4 - Scharren und Hacken …
“Der Rattenfänger”
Mit diesem Roman wird die bereits im letzten Heft begonnene Handlung um den “Rattenfänger” fortgesetzt und abgeschlossen, wobei Vlcek hier die sicher nicht ganz leichte Aufgabe hatte, an die Ereignisse des letzten Bandes anzuknüpfen bzw. auf zurückliegende Ereignisse Bezug zu nehmen, da nach Erscheinen des letzten Coco Zamis - Taschenbuchs immerhin zwei Jahre vergangen waren.
Das hat er im Großen und Ganzen gut gemeistert, der Leser der Heftserie merkt von dieser zeitlichen Kluft nichts, es sei denn, er wundert sich über die Aussage, dass Coco in ihren Bettgefährten Gerhard Pusch verliebt gewesen sein soll, denn das war sie nicht, was ja vor allem in Bezug auf den Verlust ihrer Hexenkräfte nicht ganz unwichtig ist.
Auch in diesem Roman findet sich natürlich wieder jemand für die einsamen Stunden, wobei die entsprechende Figur diesmal immerhin etwas mehr Handlungsrelevanz besitzt, auch wenn der ganze Überbau mit dem Liebeszauber und den diesbezüglich in Erscheinung tretenden Nebenfiguren die Handlung letztlich nur auf Länge strecken.
Die Erkenntnis, dass der Rattenfänger (der Name ergibt eigentlich keinen Sinn) und der ominöse Rote Hahn am Ende ein und dieselbe Person sind, dürften die meisten Leser dann auch lange vor einer Coco Zamis gehabt haben, denn diese Entwicklung scheint dermaßen verlockend, dass sie sehr schnell vorherzusehen ist.
Etwas überraschender erscheint da die wundersame Wandlung des Dämons Makemake (auch wenn dessen Tarnidentität als schrulliger Ornithologe ebenfalls erratbar ist), denn dass ein Dämon einfach mal eben so dem Bösen entsagen und zu einem “normalen” Menschen werden kann, wobei hier auch noch ungeahnte letzte Kräfte mobilisiert werden, das widerspricht doch ein wenig den bis dahin bekannten Gesetzen und Gepflogenheiten innerhalb der Schwarzen Familie.
Bis es dazu kommt, zieht sich die Handlung um die feindlichen Lager doch etwas sehr in die Länge, wobei die Hahnenkämpfe, bei denen die Kontrahenten ihren Geist in das Geflügel schlüpfen lassen und sich dann gegenseitig zerfleischen, immerhin für etwas Action sorgen. Und auch die Idee, einen geschwächten “Ex-Dämon” vor seinem ahnungslosen Gegner schützen zu müssen, darf als durchaus originell durchgehen.
Wirkliche Spannung kommt hier aber dennoch erst am Ende auf, als bei Coco endlich der Groschen gefallen ist, um wen es sich bei dem Rattenfänger handelt, wobei der entsprechende Schlusskampf dann auch sehr schnell vorbei ist. Streng genommen kann Coco den Roten Hahn nur deshalb besiegen, weil dieser bei dem Hahnenkampf mal eben von einem ihrer Helfer getötet wird, da sein Körper während des Kampfes - mächtiger Dämon hin oder her - nun mal wehrlos und angreifbar ist.
Dass auch Merlin hier wieder einen kurzen Auftritt hat, fällt zwar nicht unbedingt negativ ins Gewicht, zumal wenn man weiß, dass diese Figur in absehbarer Zeit noch eine wichtige Rolle spielen wird, allerdings lässt man ihn hier bereits zum zweiten Mal die Kastanien aus dem Feuer holen bzw. entscheidende Hinweise geben, was nicht nur dem weisen Magier sondern auch dem Leser ein leicht genervtes Seufzen entlockt.
Am Ende darf man aber zu dem Schluss gelangen, dass Vlcek sich hier nach dem “Teufelsschüler” immerhin etwas gesteigert hat (wobei wie gesagt zwei Jahre dazwischen liegen) auch wenn der eine oder andere Leser froh darüber sein dürfte, dass er wohl nie wieder etwas über einen “magischen Hahnenkampf” oder den hier extrem überstrapazierten Begriff einer “magischen Steelband” wird lesen müssen…
Kommentare
"Die Erkenntnis, dass der Rattenfänger (der Name ergibt eigentlich keinen Sinn) ... "
Nun ja, die persönliche Bezeichnung "Rattenfänger" bei einem Exorzisten könnte dann Sinn ergeben, wenn dieser eventuell verbal wohl recht häufig Dämonen allgemein abwertend als "Ratten" bezeichnet. So das man ihm irgendwann den Spitznamen "Rattenfänger" verpasst hatte. Also mal so als reine Überlegung von mir mal in den Raum geworfen.
Irgendwie könnte Vlcek aber hierbei auch H.P. Lovecraft im Hinterkopf gehabt haben, wenn ich mir dann noch den Namen des Amerikaner Frank Jenkins betrachte. Erinnert mich nämlich in dem Zusammenhang mit der Bezeichung "Rattenfänger" irgendwie an die Figur "Brown Jenkins" der ja einer Ratte mit menschlichem Gesicht gleicht und aus der Lovecraft-Novelle Träume im Hexenhaus stammt.
Ob ich damit allerdings irgendwie richtig liege, weiß ich natürlich nicht, da ich auch die entsprechenden Romane hierzu nicht gelesen habe. Ist mir allerdings beim lesen des Artikel gerade irgendwie so durch den Kopf gegangen.
Nach den Taschenbüchern ist es dann ja wohl auch vorbei mit Horror light...
So gnädig war ich ja auch nicht. Positive Aspekte werden hier nicht viele aufgezählt...
Wirklich gefallen haben mir bisher auch nur Band 1 und das TB "Coco und der Magier" (Band 4 und 5)