»Das Haus Zamis« revisited - Teil 6 - Seelenstress…
»Das Haus Zamis« revisited
Teil 6 - Seelenstress …
“Das Haus der Alcastas” / „Der Seelenhändler“
In diesem letzten Einzelroman vor dem Merlin - Zyklus dreht sich alles um die Fähigkeit eines Dämons, den Geist oder das Bewusstsein seiner Opfer aus dem Körper zu lösen und ihn in einen beliebigen anderen zu “verpflanzen”. Das passiert hier so häufig, dass man beinahe den Eindruck gewinnt, der Autor hätte diese Thematik parodieren wollen, zumindest hatte der gute Ernst hier durchaus seinen Spaß mit der Seelentauscherei, was vor allem am Ende deutlich wird, als Coco versucht, die verschiedenen Identitäten regelrecht zu sortieren.
Dass hier vorausgesetzt wird, das Bewusstsein könnte als körperlose Entität in der Gegend herumschwirren, bevor es wieder in einen Körper fährt, kann bzw. muss man in diesem Genre wohl so hinnehmen, wenn man sich auch fragt, warum Coco in einem fremden Körper keine Magie wirken kann. Benötigt sie dafür ihren eigenen Kopf? Wobei wir dann ja wieder bei der Frage nach der Definition des Geistes wären, der ja eigentlich nur versetzt wurde. Allerdings hätte die ganze Story gar nicht funktionieren können, wenn Coco zu jeder Zeit in der Lage gewesen wäre, Magie anzuwenden.
Das liest sich alles zwar durchaus amüsant und ist stellenweise auch spannend, allerdings übertreibt es der Autor mit der Springerei ein wenig, dafür bleiben wiederum ein paar interessante Ideen, aus denen man etwas (mehr) hätte machen können auf der Strecke.
So fragt man sich spätestens am Ende, welchen tieferen Sinn denn nun die Idee einer synthetisch gezeugten Dämonensippe haben soll, denn dieser eigentlich spannende Background ist für den Plot mit dem Seelendieb eigentlich nicht von belang. Da hätte es auch eine “normale” Dämonensippe getan, zumal es gar keinen Sinn macht, Coco überlegen zu lassen, wie sie die Dämonen gegeneinander ausspielen kann, wenn es dazu sowieso nicht kommt, da der Seelendieb sofort zuschlägt, kaum dass sie das Haus verlässt.
Die sieben Dämonen werden hier nur einmal namentlich erwähnt und beschrieben, wobei der Autor sich sogar bemüht, unterschiedliche Charaktere darzustellen, und spielen danach, mit Ausnahme des Seelendiebs, keine große Rolle mehr, da sich ab der zweiten Hälfte sowieso alles nur noch um Cocos Seelenodyssee dreht.
Davon abgesehen erscheint es auch etwas ungewöhnlich, dass es den Dämonen hier ausreicht, sich an den Ängsten ihrer Opfer zu weiden, anstatt sie zu quälen oder zu töten, wie in früheren Zeiten. Da ist dann von einer “neuen Art des Vergnügens” die Rede. An dieser Stelle musste der Verfasser dieser Zeilen an einen Band der Urserie denken, in dem Luguri den gegenwärtigen Dämonen vorwarf, sie seien allesamt degenerierte Schwächlinge, was hier viel passender und treffender erscheint, auch wenn es im Jahr 1979 natürlich in erster Linie um eine möglichst jugendfreie Darstellung ging. Leider geht das gerade in diesem konkreten Fall aber auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Interessant wird es dann, als Coco in den Körper Helen Vincents wechselt, worauf es zu einem zwar etwas chaotischen aber amüsanten Verwirrspiel kommt. Am Ende müssen natürlich noch die wahnsinnigen Opfer des Seelendiebs ins Spiel gebracht werden, die mit ihrer Ausstrahlung ihren Peiniger zur Strecke bringen. Allerdings kann man letzteres auch nur vermuten, da sein Schicksal offen bleibt, wobei hier die Reichweite der für Dämonen gefährlichen Ausstrahlung auch sehr knapp bemessen wird, was früheren Aussagen doch eher widerspricht.
Dass dieses ganze Seelenchaos dann am Ende schon wieder auf Cocos Zurückweisung eines (daraufhin natürlich in seiner Ehre gekränkten) Dämons zurückgeht, ist dann schon ein bisschen ärgerlich, denn eine solche Lösung wurde dem Leser schon im “Teufelsschüler” kredenzt.
Kommentare
"Dass hier vorausgesetzt wird, das Bewusstsein könnte als körperlose Entität in der Gegend herumschwirren, bevor es wieder in einen Körper fährt, kann bzw. muss man in diesem Genre wohl so hinnehmen, wenn man sich auch fragt, warum Coco in einem fremden Körper keine Magie wirken kann."
Dass das Bewusstsein (oder Seele) als "körperlose Entität" auch ohne einen Körper existieren (siehe Geister) und natürlich auch den Körper wechseln kann, finden wir ja eigentlich schon in jeder bekannten Religion. Man nehme da nur die Unsterblichkeit der Seele im Christentum bis hin zu Religionen in denen die betreffenden Seelen in einem neuen Körper wiedergeboren werden. Im negativen gibt es das dann auch z.B. in Form der Besessenheit, wo etwa ein Dämon (der eigentlich nicht einmal bei genauer Betrachtung auf einen verletzbaren Körper angewiesen ist) in den Körper eines Opfers fährt und dessen Eigenständigkeit der Seele oder Bewusstsein immer mehr und aggressiver verdrängt bis zur völligen Assimilation eben dieser Seele.
Aber auch z.B. in bestimmten Filmen wird der Tausch des Bewusstsein oder eben der Seele gerne mal aufgegriffen wie z.B. in US-Komödien, wo z.B. die betreffenden Bewusstseine einer z.B. noch minderjährigen Tochter und ihrer gutaussehenden Mutter in deren Körpern vertauscht werden und sich so lustige bis bizarre Situationen ergeben.
Aber warum Coco hier nun im Körper einer anderen keine Magie wirken kann, wirkt hierbei irgendwie weniger logisch, da Magie nicht als an einen bestimmten Körper gebunden angesehen werden kann. Anders wäre es, wenn Coco ihre Fähigkeiten durch eine Mutation (siehe hier z.B. die X-Men) erhalten hätte, da die Fähigkeiten ja hier wegen einer genetischen (also körperlichen) Veränderung (sprich Mutation) hervorgerufen werden. Und selbst hier scheinen zumindest Fähigkeiten auf eher geistiger Ebene mit dem Bewusstsein bzw. der Seele verbunden zu sein und damit bei einer sogenannten Seelenwanderung von einem Körper zum anderen logischer Weise auch aktiv zu bleiben.
Aber gut, ob sich der gute Ernst jetzt damals im Vorfeld auch so tiefsinnige Gedanken im Vorfeld gemacht hatte, kann man wohl jetzt nicht mehr gesichert feststellen.
Anhand der Handlung scheint es jedenfalls nicht der Fall gewesen zu sein. Die Idee an sich kann aber sehr überraschende bis spannende Konstellationen hervorbringen. Und das wusste der Autor hier sicherlich auch. Ist halt nur wie bei allen Dingen im Leben ... man sollte es nicht übertreiben.
Zitat: Klar, ich fand es hier nur seltsam, wie Cocos Geist praktisch in einer körperlosen "Warteschleife" hängt, bevor er wieder irgendwo einkehrt...
Die Geschichte basierte anfangs auf einer netten Idee, aber dann hat sich Vlcek verheddert und die Hälfte der von ihm aufgestellten Regeln des Däki-Universums entweder schlicht vergessen oder ignoriert, weil sonst der Plot nicht funktioniert hätte. Das war ein echter Schmarrn.