»Dorian Hunter« revisited - Teil 49 - Grüner wird’s nicht…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 49 - Grüner wird’s nicht …
“Der grüne Leichnam”
Mit diesem Roman endet also die Ära Hekate und auch wenn es vielleicht etwas zynisch klingt, kommt dieses Ende um mindestens zwanzig Bände zu spät, denn die Figur hat nicht nur den Zenit ihrer Macht sondern auch den ihrer Handlungsrelevanz längst überschritten.
Zwar wird der finale Abschnitt durchaus packend geschildert und es mangelt auch nicht an der nötigen Action, wer aber nach allem, was Hunter (auch in seinen früheren Leben) mit dieser Figur durchlebt hat, ein besonders dramatisches Ende erwartet, der wird hier von dem schnellen Showdown auf der Couch sicher enttäuscht sein.
Auch Spannung will hier nie so recht aufkommen, was zum einen an dem leider nicht wirklich überzeugenden Handlungsaufbau liegt, der sich viel zu sehr auf die Erschaffung einer Armee von Dienern konzentriert. Die liefern ihrer Herrin zwar fleißig Energie, allerdings wird diese letztlich kaum richtig genutzt. Da wird etwa ein halbherziger Angriff auf die Villa gestartet, nur um die Kräfte des Ys - Spiegels auszutesten, und am Ende erfüllen die Diener dann ohnehin nur noch den Zweck, Hunter den Spiegel abzunehmen.
Zum anderen ist Hekates Ende nun einmal absolut vorhersehbar, da Luguris Bedingung für ihre Rettung - der Tod Hunters - natürlich nicht umsetzbar ist. Dabei lässt er Hekate die häufig gestellte Frage der Leser, warum die Gegner den Helden nicht einfach erschießen, witzigerweise gleich selbst stellen. Aber natürlich gibt es auf diese Frage nur eine Antwort: Der Ehrenkodex der Schwarzen Familie verbietet es…
Zwar zieht Hekate eine Erschießung als allerletzte Möglichkeit in Betracht, aber nachdem Hunter ihr dann in die Falle gegangen ist, nimmt sie es doch lieber mit dem Ys - Spiegel auf und opfert zahlreiche ihrer Diener, um ihn dem Dämonenkiller abzunehmen.
Somit könnte man sich also beinahe darüber freuen, dass der übermächtige Spiegel einmal nicht zum finalen Einsatz kommt, allerdings muss Hunter natürlich irgendwie befreit werden, und so bleibt am Ende dann wieder nur die “Rettung in letzter Sekunde” durch die Kollegen. Worauf der Spiegel dann doch noch herhalten muss und der Herrin der Finsternis zum Verhängnis wird.
Alles in allem zählt dieser Roman trotz des für die Handlung wichtigen Schlussaktes nicht wirklich zu den besten Beiträgen eines Neal Davenport. Wie so oft sind es auch hier wieder eher die Kleinigkeiten am Rande, die Spaß machen. So etwa Hunters Abrechnung mit der Magischen Bruderschaft, die er für wirkungslos im Kampf gegen Dämonen und somit für sinnlos hält. Da könnte man fast denken, dass der Autor den Helden hier seine eigene Auffassung vermelden lässt - und die einiger Leser.
Unterm Strich bleibt dieses Finale jedoch enttäuschend, wobei man sich auch die Frage stellt, warum sich Hekate überhaupt auf die Zeremonie mit dem Bluttausch eingelassen bzw. warum sie darauf vertraut hat, dass er irgendeine positive Wirkung haben könnte. Nachdem in diesem Roman spätestens klar wurde, dass hier bereits ihre Rückverwandlung in eine Alraunenwurzel begann, fragt man sich überdies, wie ein Dorian Hunter hier von einem genialen Plan sprechen kann. Denn letzten Endes konnte dieser “geniale” Plan nur deshalb aufgehen, weil Hekate dumm und naiv genug war, sich darauf einzulassen.
Kommentare
Allerdings kommt man nicht umher festzustellen, dass diese lahme Krücke von Rechtfertigung von jedem Serienautor begeistert übernommen wurde, wenn ich mich richtig erinnere, von Sinclair bis Ballard.
So schlecht fand ich den "Angriff der Killernippel" als Roman nicht, zumal Hekate hier mehr faßbaren Schaden angerichtet hat als der große böse Luguri seit seiner Wiederauferstehung. Aber sie hätte einen thematisch stimmigeren Abgang verdient, ein bisschen mehr Melodram Hunter/Alraune. Das hätte ein so schönes Endduell geben können, aber es blieb nur eine verschenkte Chance mehr in diesem schwachen Zyklus.
(Hekate als Chefin der Schwarzen Familie war von Angang an eine Lachnummer, zumal Vlcek nie vermitteln konnte, welche Vorteile der Job eigentlich mit sich bringt.)
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eigentlich alle Macher von Hunter schwer gelangweilt waren und nur noch wenig mit ihm anzufangen wussten. Die Begeisterung, mit der sich alle auf Abi Flindt, den Dämonenkiller 2.0, gestürzt haben, ist schon merkwürdig.
Zitat: das stimmt wohl, aber da war man ja auch nicht wirklich konsequent, da viele ihrer Opfer ja wieder geheilt werden konnten. Hätte sie ihre "Armee" etwas gezielter eingesetzt, dann hätten Hunter und Co keine Chance gehabt...
Zitat: immerhin hatte er einen wirklich guten Grund, warum er die Dämonen gehasst hat. Daraus hätte man mehr machen können, bzw. würde man daraus heute mehr machen...