»Das Haus Zamis« revisited - Teil 1 - Jugendsünden…
»Das Haus Zamis« revisited
Teil 1 - Jugendsünden …
“Hexensabbat”
Bei diesem Roman aus der Feder von Kurt Luif handelt es sich streng genommen um (immerhin sehr umfangreiche) Fragmente, die dem damaligen ersten Band des “Zamis - Zyklus” der Dämonenkiller - Serie (Band 31) entnommen wurden. Genauer gesagt präsentiert man dem Leser hier nur die Abschnitte aus Cocos Jugendzeit. Die gegenwärtige Handlung des Romans wurde in diesem und auch im zweiten Band weggelassen, da sie im Kosmos der “Haus Zamis” - Serie keine Rolle spielt und somit auch keine Beachtung findet.
Wer den Zamis - Zyklus oder gar die Dorian Hunter - Serie nicht kennt, wird hier also nicht das Gefühl haben etwas zu verpassen und natürlich sind es auch gerade die Abschnitte aus der Jugendzeit, welche diesen Roman schon in der Urserie erst zu einem Klassiker machten, da Luif es hervorragend versteht, den Außenseiter - Status dieser Figur und ihre entsprechenden Probleme innerhalb ihrer Familie darzustellen.
Auch die Entwicklung ihrer Fähigkeiten, wie etwa der schnellere Zeitablauf, werden sehr schön dokumentiert, ebenso wie der Verlust derselben durch die Liebe zu einem Sterblichen, auch wenn man diesbezüglich nicht nach einem sinnvollen Zusammenhang suchen sollte. Denn warum sollten Emotionen irgendeinen Einfluss auf die erlernten magischen Fähigkeiten haben?
Dass Coco am Ende versucht, den mächtigen Asmodi mit einem simplen Doppelgänger - Trick zu täuschen, erscheint zwar etwas naiv, man kann es aber in diesem speziellen Fall noch als Verzweiflungstat durchgehen lassen, zumal man ja in der Urserie gesehen hat, dass auch mächtige Höllenfürsten durchaus zu täuschen und zu besiegen sind.
Mit der Figur des Rupert Schwinger wird hier praktisch die Vorgeschichte der Dienerkreatur erzählt, welche bereits in der Dämonenkiller - Serie auftauchte, damals eine sehr gelungene Idee, auch wenn die meisten Leser der Zamis - Serie dies wohl eher nicht gewusst und somit auch nicht anerkannt haben dürften.
Unterm Strich erleben wir hier aber auch ohne die Hunter - Szenen einen noch sehr unterhaltsamen, spannenden und stimmungsvollen Auftakt der eigenständigen Zamis - Serie, wobei Luif sowohl stilistisch als auch mit der Darstellung der Figur die Messlatte schon mal recht hoch legt.
“Die Todesmelodie”
In diesem zweiten Band des damaligen “Zamis - Zyklus” erleben wir eine Coco Zamis die durch den Bann der Todesmelodie zunächst kaum aktiv agieren kann, was zwar der Spannung keinen Abbruch tut, die Figur aber über zwei Drittel des Romans ihrer Fähigkeiten beraubt und weitestgehend zur Passivität verdammt. Zumal man sich auch etwas wundert, wie mächtig dieser magische Bann ist, da es weder der hier schon recht starken Coco noch ihren Familienmitgliedern gelingt, diesen aufzuheben.
Die Spannung resultiert hier also zunächst aus der klassischen Frage nach der Identität des Mörders bzw. der entsprechenden Familie. Dass es sich am Ende um die Forcas handelt ist dann allerdings keine große Überraschung mehr, da die anderen in Frage kommenden Sippen recht schnell ausgeschlossen werden können.
Dennoch zeichnet sich hier bereits ab, wie komplex die Serie im weiteren Verlauf werden könnte, angesichts der bereits vorherrschenden Machtspielchen der verschiedenen Wiener Sippen, die alle gern das Zepter schwingen würden.
Was die einzelnen Figuren betrifft, so gibt es hier abgesehen von dem bereits aus der Urserie bekannten Skarabäus Toth und Michael Zamis noch nicht viele, die so etwas wie ein Profil entwickelt hätten. Die einzige immerhin annähernd interessante Figur, Cocos böse und intrigante Schwester Vera, segnet hier leider bereits das Zeitliche.
Auch die Idee mit dem Homunkulus, der als Henker der Zamis - Familie fungiert, erscheint bei näherer Betrachtung doch etwas seltsam. Eine Kreatur, die aus den Körperteilen von zwanzig Männern zusammengesetzt und nur zu töten ist, wenn man die Körperteile den richtigen Männern zuordnen kann. Eine typische Vlcek - Idee der etwas sonderbaren Art…
Am Ende freut man sich zwar, dass Coco nun endlich wieder aktiv ins Geschehen eingreifen kann, dass sie dann aber die ganze Familie beinahe im Alleingang erledigt, erscheint dann wieder etwas unglaubwürdig, zumal ihre Fähigkeit, die Magie ihrer Gegner einfach zu absorbieren, zu übermächtig wirkt, vor allem wenn man bedenkt, wie hilflos sie zuvor noch dem Bann der Todesmelodie ausgesetzt war.
Wirkliche Spannung kommt so am Ende leider auch nicht mehr auf, da die restlichen Mitglieder der Zamis - Familie nach Cocos Alleingang nicht mehr allzu viel zu tun haben.
Überzeugen kann Luif hier vor allem mit den Szenen, in denen die Zamis - Leute herauszufinden versuchen, welche der Sippen ihnen den Kampf angesagt hat, aber auch Cocos Stand innerhalb der Familie, in der man ihr trotz der bekannten Tatsache der feindlichen Beeinflussung misstraut, womit sie weiterhin als Außenseiterin dasteht, wird von dem Autor hervorragend dargestellt.
Auch hat man hier (wie schon in der Dorian Hunter - Serie) einen wirklich zum Inhalt passenden Titel gewählt. Der Titel des ursprünglichen Dämonenkiller - Bandes (Die Stunde der Ameisen) bezieht sich praktisch nur darauf, auf welche Weise die restlichen Forcas am Ende umgebracht werden, was im Grunde keine große Rolle spielt.
- Teil 1 - Jugendsünden…
- Teil 2 - Die lieben Verwandten…
- Teil 3 - Fauler Zauber…
- Teil 4 - Scharren und Hacken…
Kommentare
Vlceks Exposes sind wohl Fluch und Segen zugleich und waren sicherlich nicht immer leicht umzusetzen. Der Mann hatte halt Ansprüche (der arme Kurt).
Du hast recht, DIE TODESMELODIE passt besser. Die Ameisen waren 1975 sicherlich als Anreißer gedacht, erinnerten mich aber eher an ein späteres (80er) Sinclair Cover.
Bezüge zur DK - Serie gibt es ja nach diesen beiden Romanen nur noch im nächsten Band, bei dem aber auch die entsprechende Gegenwartshandlung fehlt.
Bis in die 20er sind noch die damaligen DK - Taschenbücher verwertet worden, dann geht es mit den "neuen" Coco - Bänden weiter, auf die ich selbst gespannt bin...
www.zauberspiegel-online.de/index.php/phantastisches/gedrucktes-mainmenu-147/9742-einblicke-in-die-welt-einer-jungen-hexe-coco-zamis-hexensabbat
Aber ich kann dir im Nachhinein in einigen Punkten zustimmen. Vor allem was Band 3 angeht.
Und auch mich haben die Sippen doch sehr an diese typischen Gaunerbanden erinnert. Teilweise musste ich auch an diese Familie aus Hotel Transylvanien denken...