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»Dorian Hunter« revisited - Teil 52 - Ein Ende mit Schrecken…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 52 - Ein Ende mit Schrecken …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Der steinerne Gott“Der steinerne Gott”
Dorian Hunter Band 102
von Ernst Vlcek
(EV: 13.07.76 / DK 99)
Hunter und Unga sind in Island angekommen und machen sich auf den Weg zum Treffpunkt mit Magnus Gunnarsson. Da ihr Fahrer unter einem dämonischen Einfluss steht, kommt es zu einem Unfall, aber Gunnarsson findet sie und fährt mit ihnen zum Zielort. Begleitet wird er von ein paar künstlich erschaffenen Menschen, die noch aus der Kolonie stammen. Das führt zu einigen Fragen, und Gunnarsson erklärt sich bereit, nun alle Karten offen auf den Tisch zu legen. So berichtet er, dass er auf der Suche nach einem verborgenen, einer Sage entsprungenen Tal den Tempel des Hermes und einige seiner Hinterlassenschaften fand, deren magischen Kräfte er anzuwenden lernte.

Da Hermes ihn gewähren ließ, betrachtete er die Funde als sein Vermächtnis, wagte es aber noch nicht, den Tempel zu betreten. Erst jetzt, da es zwei weitere Auserwählte gibt, glaubt er, dass es an der Zeit für eine Entscheidung ist. Die drei Anwärter erreichen den Tempel und müssen dort diverse Prüfungen bestehen, worauf Hunter im Inneren zunächst seinem Doppelgänger und schließlich Grettir, dem Hüter der Macht des Hermes Trismegistos begegnet, der wie seine Vorgänger auf einen würdigen Nachfolger wartet. Als Hunter klar wird, dass diese Macht bedeutet, eine Ewigkeit im Tempel gefangen zu sein, während sein Doppelgänger ihn vertritt, lehnt er das Erbe ab und will es an Gunnarsson übergeben, der es zwar annimmt, aber auch den Ys - Spiegel fordert, was Hunters Tod zur Folge haben könnte.

Als er ihn dennoch übergibt, wird Gunnarsson von der geballten Macht des Spiegels getötet. Hunter schlägt Unga als Erben vor, dieser hat den Tempel jedoch längst verlassen und Hunter für das Amt vorgeschlagen. Coco erreicht derweil das Gehöft Gunnarssons, wo sie auf Don Chapman und Dula trifft, die sich hier niedergelassen haben. Auch Hunters Doppelgänger taucht dort auf und gibt sich als Dämonenkiller aus. Anhand des fehlenden Hexenmals erkennt Coco aber schließlich, dass sie es nicht mit dem echten Hunter zu tun hat und ersticht den Doppelgänger. Grettir zeigt dem echten Hunter die Tat und lässt ihn in dem Glauben, dass Coco ihn getötet hat. Er erklärt ihm noch, dass Unga ab sofort als sein Diener und verlängerter Arm fungiert, dann zieht er sich zurück. Hunter nimmt den Spiegel wieder an sich und kann damit Kontakt zur Außenwelt aufnehmen, allerdings ist dieser zeitversetzt, was die rätselhaften Anrufe aus der Zukunft erklärt. Hunter wird klar, dass er erreicht hat, was er wollte: Er ist der Erbe des Hermes Trismegistos.

Mit diesem Band endet nun also der Zyklus um Hermes Trismegistos, der mit Band 79 begann und somit den bislang umfangreichsten Zyklus darstellt. Selbst, wenn man jene Romane, die entweder gar keinen oder nur einen geringen Bezug zu diesem Thema hatten, außer acht lässt, bleibt unterm Strich doch ein recht gewaltiges Konstrukt, welches zwar mit diesem Band zu einem konsequenten und durchaus annehmbaren Ende gebracht wird, sich vom Handlungsverlauf her aber insgesamt nicht immer als stimmig und homogen erwiesen hat.

Da wäre etwa die Frage nach dem Sinn der Mumienhatz und dem unmittelbaren Eingreifen des Hermes in das Geschehen zu Anfang des Zyklus, wenn man es im Kontext mit den hier gemachten Aussagen über das Amt der “Erben der Macht” sieht, welche diesen Posten schon seit Ewigkeiten bekleiden. Zwar widerspricht das den diversen Auftritten und Botschaften des Hermes nicht unbedingt, es beschleicht einen aber doch der Verdacht, dass die Lösung mit den einsam im Tempel agierenden Vertretern der Macht nicht von Anfang an geplant war.

Oder die Tatsache, dass der ganze Wettstreit um das Erbe des Hermes zunächst einmal nur auf den Spekulationen Gunnarssons beruht, der wiederum nach den Aussagen Grettirs im Grunde auch einfach in den Tempel hätte spazieren und die Prüfungen ablegen können, wie seine Vorgänger, anstatt ewig lange auf zwei Kontrahenten zu warten.  

Dass man hier die künstlichen Menschen wieder aufwärmt, ergibt im Grunde auch keinen rechten Sinn. Streng genommen dienen sie dem Autor nur als Kanonenfutter im Tempel, damit die Prüfungen nicht allzu ungefährlich erscheinen. Fast könnte man vermuten, dass Vlcek das Thema mit den Kolonisten hier nochmal aufgreifen wollte, nachdem ihm klar wurde, dass er diesen großangelegten Plan Gunnarssons völlig unter den Tisch hatte fallen lassen.

Überhaupt hat man hier des öfteren den Eindruck, dass doch so einiges im Nachhinein konstruiert werden musste, um wirklich alle Rätsel zu lösen und alle Fragen zu beantworten. So auch das Rätsel um die Prophezeiung Phillips und des Faustus - Geistes, dass Coco Hunter tötet.
Dass es in diesem Roman dazu kommen muss, wird wohl selbst der unaufmerksamste Leser spätestens erkannt haben, als Hunters Doppelgänger vor den Toren des Gehöfts auftaucht.

Dass Coco dann nicht imstande ist, den Doppelgänger sofort zu entlarven, obwohl dieser sich recht auffällig und selbst für die Verhältnisse eines Dämonenkillers rücksichtslos und brutal verhält, ist eine Sache. Dass sie ihn dann aber sofort eiskalt ersticht, ihn regelrecht abschlachtet, statt ihn zur Rede zu stellen, scheint hier einzig und allein dem Umstand geschuldet, die Prophezeiung erfüllen zu müssen, die nun mal besagt, dass sie Hunter tötet. Mit der korrekten Darstellung der Figur Coco Zamis hat das allerdings nicht mehr sehr viel zu tun.

Immerhin wird das Duell zwischen Hunter und Gunnarsson recht spannend geschildert, auch wenn man natürlich längst ahnt, dass der Isländer diesen Zyklus nicht überleben wird. Dass sich hingegen sein geheimnisvolles Getue letztlich als reine Maskerade und er selbst sich als skrupellos und machtgeil herausstellt, überrascht den Leser dann nicht weiter, da man das schließlich auch von anderen Figuren kennt.

So sondert auch Luguri hier natürlich wieder sein übliches Geprahle ab und fällt dann ebenso wie die normalsterblichen Figuren auf den Doppelgänger des Dämonenkillers herein. Aber ergreift er dann die Gelegenheit, Hunter nun endlich auszuschalten, da er scheinbar den mächtigen Spiegel abgelegt hat? Nein, das tut er natürlich nicht, stattdessen ersinnt wieder einen komplizierten Plan, bei dem er Coco und das Kind einbezieht.

Immerhin werden die rätselhaften Anrufe des zukünftigen Dorian Hunter zu verschiedenen Zeitpunkten hier wirklich schlüssig und logisch erklärt und in die Handlung eingeflochten, wobei auch nicht der Eindruck eines nachträglichen Konstrukts entsteht.

Alles in allem erleben wir hier aber ein doch eher durchwachsenes Finale eines doch eher durchwachsenen Zyklus, der über weite Strecken einfach zu sehr gestreckt und aufgeblasen erschien, auch wenn das Ende immerhin ein sehr konsequentes ist.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2022-08-05 16:34
Es ist natürlich immer schwierig, eine "alte" dritte Macht, von der aber noch nie zuvor gehört wurde, plausibel in ein laufendes Handlungskonstrukt einzubauen.

Bei einer Serie, die darauf basiert, dass der Held sich an vergangene Jahrhunderte erinnern kann, ist das besonders heikel.

Und hier funktioniert es wirklich nicht, wenn man mal zwei Minuten darüber nachdenkt. Also während Dorian und Vorgänger gegen die bösen Dämonen kämpften, war gleichzeitig an anderer Stelle immer ein Hermes KSK an der Arbeit. Und keiner hat es mal an der Theke erwähnt, kein Dämon von Asmodis bis Schiedrichter Toth hat es bemerkt. Ja, das ist plausibel.

Was hier hätte mystisch sein sollen - Hermes, der "Begründer" der Weißen Magie - wird zum schlichten Waffenarsenal reduziert. Der gesamte Wettstreit zwischen den beiden Alphamännchen macht keinen Sinn, und alle, die zwischen die Räder gekommen sind, haben halt Pech gehabt. Wenn man mal nachzählt, hat Gunnarsson vermutlich mehr Leute vor den Bus gestoßen als der förchterliche Luguri. Aber das bleibt besser nicht thematisiert.

Selbst wenn man große Abstriche machen muss, weil sich Vlcek und Kollegen immer größerer Selbstzensur unterwerfen mussten, was das dämonische Treiben angeht, ist das ein Neustart, der nicht funktioniert hat.

Was neue Charaktere angeht, die beim Leser auch präsent bleiben - oder mit denen auch andere Autoren etwas anfangen konnten -, dürfte das unentschieden sein.

Unga und Abi Flindt auf der einen Seite, gegen die Nullnummern Luguri und Rebecca auf der anderen. Das ist guter Durchschnitt für einen so langen Zyklus.
#2 Cartwing 2022-08-05 17:54
Zitat:
Es ist natürlich immer schwierig, eine "alte" dritte Macht, von der aber noch nie zuvor gehört wurde, plausibel in ein laufendes Handlungskonstrukt einzubauen.
Am Ende wirkt es halt immer konstruiert. Das sieht man auch bei anderen Serien, vor allem bei Perry Rhodan...

Zitat:
Was hier hätte mystisch sein sollen - Hermes, der "Begründer" der Weißen Magie - wird zum schlichten Waffenarsenal reduziert
Im Grunde hat man mit diesem Arsenal die Serie für die nächsten 30 Bände ruiniert, weil diese übermächtige Ausstattung nichts mehr mit dem Dorian Hunter der Anfangszeit zu tun hat, der mit Verstand und Improvisation gearbeitet hat, und nicht mit Bumerang und Silberkugeln. Nach diesem Band war er das genaue Gegenteil dieser ursprünglichen Figur.

Warum hat man das damals so gemacht? Vielleicht dachte Vlcek, dass der Held der Serie sich immer weiterentwickeln muss, so wie der Held der anderen Serie, für die er arbeitete. Bis er schließlich zu einem Überwesen, einer lebenden Legende wird. Bei Perry Rhodan mag das funktioniert haben, beim Dämonenkiller definitiv nicht...

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