»Dorian Hunter« revisited - Teil 52 - Ein Ende mit Schrecken…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 52 - Ein Ende mit Schrecken …
“Der steinerne Gott”
Mit diesem Band endet nun also der Zyklus um Hermes Trismegistos, der mit Band 79 begann und somit den bislang umfangreichsten Zyklus darstellt. Selbst, wenn man jene Romane, die entweder gar keinen oder nur einen geringen Bezug zu diesem Thema hatten, außer acht lässt, bleibt unterm Strich doch ein recht gewaltiges Konstrukt, welches zwar mit diesem Band zu einem konsequenten und durchaus annehmbaren Ende gebracht wird, sich vom Handlungsverlauf her aber insgesamt nicht immer als stimmig und homogen erwiesen hat.
Da wäre etwa die Frage nach dem Sinn der Mumienhatz und dem unmittelbaren Eingreifen des Hermes in das Geschehen zu Anfang des Zyklus, wenn man es im Kontext mit den hier gemachten Aussagen über das Amt der “Erben der Macht” sieht, welche diesen Posten schon seit Ewigkeiten bekleiden. Zwar widerspricht das den diversen Auftritten und Botschaften des Hermes nicht unbedingt, es beschleicht einen aber doch der Verdacht, dass die Lösung mit den einsam im Tempel agierenden Vertretern der Macht nicht von Anfang an geplant war.
Oder die Tatsache, dass der ganze Wettstreit um das Erbe des Hermes zunächst einmal nur auf den Spekulationen Gunnarssons beruht, der wiederum nach den Aussagen Grettirs im Grunde auch einfach in den Tempel hätte spazieren und die Prüfungen ablegen können, wie seine Vorgänger, anstatt ewig lange auf zwei Kontrahenten zu warten.
Dass man hier die künstlichen Menschen wieder aufwärmt, ergibt im Grunde auch keinen rechten Sinn. Streng genommen dienen sie dem Autor nur als Kanonenfutter im Tempel, damit die Prüfungen nicht allzu ungefährlich erscheinen. Fast könnte man vermuten, dass Vlcek das Thema mit den Kolonisten hier nochmal aufgreifen wollte, nachdem ihm klar wurde, dass er diesen großangelegten Plan Gunnarssons völlig unter den Tisch hatte fallen lassen.
Überhaupt hat man hier des öfteren den Eindruck, dass doch so einiges im Nachhinein konstruiert werden musste, um wirklich alle Rätsel zu lösen und alle Fragen zu beantworten. So auch das Rätsel um die Prophezeiung Phillips und des Faustus - Geistes, dass Coco Hunter tötet.
Dass es in diesem Roman dazu kommen muss, wird wohl selbst der unaufmerksamste Leser spätestens erkannt haben, als Hunters Doppelgänger vor den Toren des Gehöfts auftaucht.
Dass Coco dann nicht imstande ist, den Doppelgänger sofort zu entlarven, obwohl dieser sich recht auffällig und selbst für die Verhältnisse eines Dämonenkillers rücksichtslos und brutal verhält, ist eine Sache. Dass sie ihn dann aber sofort eiskalt ersticht, ihn regelrecht abschlachtet, statt ihn zur Rede zu stellen, scheint hier einzig und allein dem Umstand geschuldet, die Prophezeiung erfüllen zu müssen, die nun mal besagt, dass sie Hunter tötet. Mit der korrekten Darstellung der Figur Coco Zamis hat das allerdings nicht mehr sehr viel zu tun.
Immerhin wird das Duell zwischen Hunter und Gunnarsson recht spannend geschildert, auch wenn man natürlich längst ahnt, dass der Isländer diesen Zyklus nicht überleben wird. Dass sich hingegen sein geheimnisvolles Getue letztlich als reine Maskerade und er selbst sich als skrupellos und machtgeil herausstellt, überrascht den Leser dann nicht weiter, da man das schließlich auch von anderen Figuren kennt.
So sondert auch Luguri hier natürlich wieder sein übliches Geprahle ab und fällt dann ebenso wie die normalsterblichen Figuren auf den Doppelgänger des Dämonenkillers herein. Aber ergreift er dann die Gelegenheit, Hunter nun endlich auszuschalten, da er scheinbar den mächtigen Spiegel abgelegt hat? Nein, das tut er natürlich nicht, stattdessen ersinnt wieder einen komplizierten Plan, bei dem er Coco und das Kind einbezieht.
Immerhin werden die rätselhaften Anrufe des zukünftigen Dorian Hunter zu verschiedenen Zeitpunkten hier wirklich schlüssig und logisch erklärt und in die Handlung eingeflochten, wobei auch nicht der Eindruck eines nachträglichen Konstrukts entsteht.
Alles in allem erleben wir hier aber ein doch eher durchwachsenes Finale eines doch eher durchwachsenen Zyklus, der über weite Strecken einfach zu sehr gestreckt und aufgeblasen erschien, auch wenn das Ende immerhin ein sehr konsequentes ist.
Kommentare
Bei einer Serie, die darauf basiert, dass der Held sich an vergangene Jahrhunderte erinnern kann, ist das besonders heikel.
Und hier funktioniert es wirklich nicht, wenn man mal zwei Minuten darüber nachdenkt. Also während Dorian und Vorgänger gegen die bösen Dämonen kämpften, war gleichzeitig an anderer Stelle immer ein Hermes KSK an der Arbeit. Und keiner hat es mal an der Theke erwähnt, kein Dämon von Asmodis bis Schiedrichter Toth hat es bemerkt. Ja, das ist plausibel.
Was hier hätte mystisch sein sollen - Hermes, der "Begründer" der Weißen Magie - wird zum schlichten Waffenarsenal reduziert. Der gesamte Wettstreit zwischen den beiden Alphamännchen macht keinen Sinn, und alle, die zwischen die Räder gekommen sind, haben halt Pech gehabt. Wenn man mal nachzählt, hat Gunnarsson vermutlich mehr Leute vor den Bus gestoßen als der förchterliche Luguri. Aber das bleibt besser nicht thematisiert.
Selbst wenn man große Abstriche machen muss, weil sich Vlcek und Kollegen immer größerer Selbstzensur unterwerfen mussten, was das dämonische Treiben angeht, ist das ein Neustart, der nicht funktioniert hat.
Was neue Charaktere angeht, die beim Leser auch präsent bleiben - oder mit denen auch andere Autoren etwas anfangen konnten -, dürfte das unentschieden sein.
Unga und Abi Flindt auf der einen Seite, gegen die Nullnummern Luguri und Rebecca auf der anderen. Das ist guter Durchschnitt für einen so langen Zyklus.
Zitat: Im Grunde hat man mit diesem Arsenal die Serie für die nächsten 30 Bände ruiniert, weil diese übermächtige Ausstattung nichts mehr mit dem Dorian Hunter der Anfangszeit zu tun hat, der mit Verstand und Improvisation gearbeitet hat, und nicht mit Bumerang und Silberkugeln. Nach diesem Band war er das genaue Gegenteil dieser ursprünglichen Figur.
Warum hat man das damals so gemacht? Vielleicht dachte Vlcek, dass der Held der Serie sich immer weiterentwickeln muss, so wie der Held der anderen Serie, für die er arbeitete. Bis er schließlich zu einem Überwesen, einer lebenden Legende wird. Bei Perry Rhodan mag das funktioniert haben, beim Dämonenkiller definitiv nicht...