»Das Haus Zamis« revisited - Teil 10 - Der Merlin - Zyklus (4)
»Das Haus Zamis« revisited
Teil 10 - Der Merlin - Zyklus (4)
“Die Rache des Vampirs” / „Cocos unheimliche Verwandlung”
Und weiter geht es mit der Suche nach den Siegeln, welche hier mit dem Fund der nächsten beiden Exemplare einen etwas größeren Fortschritt macht, wobei die Heldin allerdings auch so einiges zu durchleiden hat, bis sie schließlich die Früchte ihrer Arbeit ernten kann.
Leiden muss der Leser hier zum Glück nicht, denn im Gegensatz zum letzten, etwas zähen Venedig - Roman hat der Autor hier doch eine ordentliche Schippe draufgelegt, nicht nur was Spannung und Action angeht, sondern auch in Bezug auf den Background der Serie(n).
So wird hier sehr schön und ausführlich geschildert, wie die Mitglieder der Schwarzen Familie zu ihrem derzeitigen Oberhaupt stehen, es wird intrigiert, Hintergründe diverser Figuren wie Skarabäus Toth werden näher beleuchtet, und auch Asmodi selbst darf hier aktiv agieren und um seine Stellung kämpfen bzw. bangen.
Das gibt dem Autor die Gelegenheit, einige aus der Urserie bekannte und vertraute Namen ins Spiel zu bringen, was vor allem den damaligen Leser der Taschenbücher gefreut haben dürfte. Der heutige Leser wird hingegen nicht unbedingt begeistert sein, wenn er auch die Hunter - Serie verfolgt und hier bereits etwas über die Figur Baphomet erfährt, weil der entsprechende Zyklus dort ja erst viel später erscheinen wird.
Doch auch die Auftritte der “neuen” Figuren, wie der aus dem centro terrae stammende Dämon Triton bleiben nicht ohne Wirkung, wobei hier endlich der Bogen zum Prolog des letzten Romans geschlagen wird. Hier muss man sich jedoch erneut fragen, in welch verschlungenen Dimensionen der im centro gefangene Merlin zu planen imstande ist, wenn dieser extrem gefährliche Prozess der Metamorphose letztlich das nächste Siegel darstellt. Was wiederum bedeutet, dass Tritons Plan am Ende nur ein Bestandteil von Merlins Plan war. Ein doch recht seltsames, verworrenes Konstrukt, das Vlcek sich hier ausgedacht hat.
Auch der Schlusskampf, bei dem Coco es nicht nur schafft, ihre Schlangenhaut abzustreifen, sondern diese sich auch mit Luft füllt, sodass Triton praktisch gegen einen riesigen “Luftballon” kämpft, kann nicht wirklich überzeugen, weil diese Wendung erstens unfreiwillig komisch ist und man den Ausgang des Kampfes natürlich erahnt.
Zumal, wenn man sich an die Aussage erinnert, dass die Dämonen aus dem centro viel “schlimmer” seien, als das übliche Höllengekreuch, was spätestens in dem Moment, da man weiß, wie man so ein Wesen vernichtet, dann auch keinen großen Unterschied mehr macht.
Da vermag das Ende des bereits aus dem Zamis - Zyklus der Urserie bekannten Vampirs Pietro Salvatori - er wird in einen Freak verwandelt - schon eher zu überzeugen, wenn man sich in dem Zusammenhang auch darüber wundert, dass offenbar auch Vampire wie normalsterbliche Wesen hypnotisiert werden können.
Immerhin gibt es so einige Abschnitte aus Sicht der anderen Figuren, wie Georg Zamis, während in den früheren Bänden ja überwiegend in der Ichform aus Cocos Sicht geschildert wurde. Das sorgt für Abwechslung, da es mehrere Handlungsebenen gibt, und gibt dem Autor die Gelegenheit, der Figur Georg Zamis ein wenig mehr Profil zu verleihen. So wird hier wieder deutlich, dass er Coco im Gegensatz zu seinen Geschwistern eher neutral gegenübersteht. Zwar verurteilt er natürlich ihre gute Gesinnung, aber er respektiert sie aufgrund ihrer Leistung und Fähigkeiten.
Dass Coco hier von einem gewissen Dorian Hunter träumt, mag damals eine nette Idee gewesen sein. In der Zamis - Serie hätte man es auch weglassen können, da die beiden Welten ohnehin bald auf verschiedenen Umlaufbahnen kreisen werden. Trotzdem machen gerade die vielen kleinen Anspielungen und Auftritte diverser Figuren, wie etwa Asmodis Geliebte Valiora durchaus Spaß, und man merkt, dass Luif es damals genossen haben muss, diese wieder ins Spiel zu bringen.
Zwischendurch merkt man dann wieder, wer hier die Exposes geschrieben hat, denn die Sache mit den beiden Ringen, von denen einer der Sender und der andere der Empfänger ist, wobei dann noch der Hass des Vampirs als Auslöser benötigt wird, ist doch wieder eine typische Vlcek - Idee. Ganz zu schweigen von dem Schlangen - Luftballon oder den auf Band (!) gespeicherten Beweisen während des Tribunals…
Dennoch bleibt unterm Strich ein spannender, unterhaltsamer Roman, welcher ohne Frage den bisher besten Teil nach dem ersten Band des Zyklus darstellt, wenn auch der Titel etwas antiquiert klingt. Das “unheimlich” hätte man gern weglassen dürfen, auch wenn diese Verwandlung sogar einige gestandene Dämonen “unheimlich” fanden…