»Dorian Hunter« revisited - Teil 53 - Das dunkle Kapitel…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 53 - Das dunkle Kapitel …
“Des Teufels Samurai”
Mit diesem Roman, der ursprünglich als Band 100 der Erstauflage erschien, beginnt der “Schwarzer Samurai - Zyklus”, welcher sich bis Band 111 (DH) erstreckt und in dem es neben der gegenwärtigen Handlung auch wieder einige Ausflüge in die Vergangenheit geben wird, wobei in beiden Ebenen ein fernöstliches Szenario präsentiert wird.
Einen Vorgeschmack auf dieses Szenario bekam man ja bereits im letzen, ebenfalls von Vlcek verfassten Roman, der recht vielversprechend mit einer Szene endete, welche sich erst am Ende des vorliegenden Bandes als wichtige Schlüsselszene erweist.
Insofern könnte der eine oder andere Leser (vorausgesetzt er kennt die alten Romane nicht) das Rätsel um das fünfte Leben des Dämonenkillers durchaus schon selbst gelöst haben, lange bevor einem Dorian Hunter klar wird, dass er in diesem Fall eben nicht der strahlende Held, sondern der grausame Bösewicht war - sicherlich eine der besten Ideen, die Vlcek im Laufe der Serie hatte.
Hinweise auf diese Lösung gab es jedenfalls genug. Zum einen musste die Tatsache, dass Michele da Mosto genau im Moment der Niederkunft der Mujina Harakiri begeht natürlich irgendeinen Sinn haben. Ebenso wie die Tatsache, dass Hunter sein Leben als Tomotada verdrängte.
Auf der anderen Seite fragt man sich natürlich, warum Olivaro den Dämonenkiller erst jetzt an dieses dunkle Kapitel erinnert. Rückblickend gab es schon viele, auch günstigere Gelegenheiten, es ihm zu stecken, um einen Vorteil daraus zu ziehen. Die Antwort liegt natürlich auf der Hand, denn es dürfte relativ unwahrscheinlich sein, dass Vlcek sich früher bereits Gedanken um ein mögliches fünftes Leben gemacht oder gar in eine solche Richtung geplant hat.
Weniger gelungen ist die Idee, Hunter nach dem übermächtigen Spiegel noch mit weiteren Gegenständen auszurüsten, die ihn zwar nicht mächtiger aber dafür fast schon zu einem behelfsmäßigen Mutanten machen, der nun in der Lage ist, wie ein Teleporter an jeden beliebigen Ort auf der Welt zu springen (Kommandostab) oder seine Gestalt beliebig zu verändern (Vexierer).
Zwar musste man Hunter als Erben des Hermes natürlich irgendwie mit einer entsprechenden Macht ausstatten, aber wie sich das auf die weitere Handlung bzw. sein künftiges Vorgehen als “Dämonenkiller” auswirkt, bleibt abzuwarten, denn im Grunde war es früher ja gerade die spartanische Ausrüstung, welche den Reiz der Serie ausmachte. Hunter stand oft mit fast leeren Händen vor dem Gegner und musste improvisieren, um zu siegen. Diese Zeiten scheinen nun erstmal vorbei zu sein, da sich das gerade ins Gegenteil verkehrt hat.
Das alles schmälert allerdings nicht das Lesevergnügen dieses durch und durch überzeugenden Romans. Vor allem die Ereignisse in der Vergangenheit sind wieder fesselnd und mitreißend, wie zu besten Zeiten, Vlcek gelingt es, das exotische Flair dieser Epoche wunderbar zu transportieren, wobei er auch nicht mit interessanten Fakten spart und selbst Nebenfiguren lebendig darzustellen vermag.
Sogar der sonst eher blasse Yoshi gewinnt hier etwas an Profil, auch wenn er seine Rolle wohl in erster Linie dem fernöstlichen Schauplatz zu verdanken hat, ansonsten hätte seinen Part auch eine andere Figur übernehmen können.
Sehr viel zu meckern gibt es hier nicht. So sind die Rokuro-Kubi genannten fliegenden Köpfe zwar mal was anderes, dienen aber letztlich nur der Ablenkung. Und dass Untote sich mit Lebensenergie “aufladen” müssen, ist auch so ein typisches Dämonenkiller - Phänomen, über dessen Sinn man geteilter Meinung sein darf.
Aber das ist natürlich Meckern auf hohem Niveau. Denn von solchen Kleinigkeiten abgesehen hat Vlcek die (damalige) Aufgabe, mit dem großen Jubiläumsband einen besonderen, herausragenden Beitrag zu präsentieren, durchaus mit Bravour gelöst und einen in beiden Handlungsebenen durchweg spannenden Roman abgeliefert, den man zu seinen besten Werken zählen darf.
Kommentare
Wieder ein klasse Artikel (ich lese immer noch mit...)
Ja, stimmt, es kommen noch ein paar gute Romane in diesem Zyklus, wobei man irgendwann aber dann auch genug hat von den vielen japanischen Begriffen und dem ganzen Szenario.
Zwischendurch gibt es dann ja noch eine Art Grusel - Western, aber dazu später mehr...
Und "Richard Steiner" ist einfach nur idiotisch.
Aber Vlcek hat sich in die japanische Folklore eingelesen, und zwar besser, als es die Kollegen vor ihm und nach je getan haben. Die "fliegenden Köpfe" sind mir erst sehr viel später in einer Hellboy-Geschichte wiederbegegnet.
Das heftige Ungleichgewicht zwischen der farbigen und interessanten Vergangenheitsgeschichte und der lahmen Gegenwartsebene zeigt schon deutlich, dass Vlcek beim Letzteren immer häufiger auf Autopilot geschaltet hat.
Zitat: Absolut. Immerhin würde man bei dieser Maske nicht so schnell auf den Dämonenkiller kommen.
Zitat: Ja, der Mann hat seine Hausaufgaben gemacht. Ich denke, dass die Gegenwartsebenen grundsätzlich ein Problem in dieser Serie waren, vor allem später...