»Dorian Hunter« revisited - Teil 57: Katastrophen im Eis…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 57 - Katastrophen im Eis …
“Die Braut der Bestie”
Mit diesem fünften Band des “Samurai - Zyklus” haben gleich zwei Autoren eine Arbeit abgeliefert, die man in mehrfacher Hinsicht als absolut ungenügend bezeichnen muss. Zum einen Ernst Vlcek, der das Expose verfasste, zum anderen Roy Palmer, der nach dieser undankbaren Vorlage einen der wohl schlechtesten Romane der Serie geschrieben hat.
Was die Vorlage betrifft, so serviert Vlcek dem Leser hier im Grunde nur einen weiteren “grandiosen” Plan eines Gegners, der diesmal jedoch nicht nur wie üblich übertrieben kompliziert, sondern letztlich auch völlig hirnrissig ist, so dass er alle vorherigen dieser großen (und natürlich gescheiterten) Pläne locker in den Schatten stellt.
Um gegen seinen noch unbekannten Feind bestehen zu können, lässt Olivaro den Schwarzen Samurai ein Flugzeug entführen, um dieses als Brutstätte für die Ableger eines urzeitlichen Monsters zu nutzen. Zu diesem Zweck muss das Flugzeug dann erst noch einen Zwischenstopp einlegen, um das Vieh aufzunehmen und die Brut in die Hirne der Frauen zu pflanzen, während der Samurai im Grunde nur als “Herr” der Kreatur dient. Streng genommen wird er gar nicht wirklich gebraucht, da die meisten Abläufe des genialen Plans ohnehin von Olivaro ferngesteuert werden.
Da die Entführung allein aber noch nicht reicht, um auf die erforderliche Romanlänge zu kommen, präsentiert der Autor dem Leser noch die Geschichte des Monsters, bis zu dem Punkt seiner Befreiung aus dem Eis in einer Nebenhandlung, wobei hier reichlich Blut und Gedärme verspritzt werden, was diese im Grunde sinnfreien Abschnitte allerdings nicht spannender, sondern einfach nur widerwärtiger macht.
Dann hätten wir da noch die typischen Palmerschen Figuren, die wie immer nichts weiter als klischeehafte Abziehbilder sind, wobei man hier unweigerlich an die sehr ähnlich angelegten Figuren aus den Katastrophenfilmen der 70er Jahre denken muss, was zwar in diesem Fall wiederum zur Handlung passt, letztlich aber der Handschrift des Autors entspricht. Immerhin gelingt es ihm, die Hauptfigur Unga so darzustellen, dass man sie stellenweise sogar wiedererkennt, auch wenn der Cro Magnon hier in den entscheidenden Momenten einfach viel zu hilflos und unbeholfen agiert.
Hinzu kommt, dass auch die Dialoge in diesem Roman so grottenschlecht sind, wie in kaum einem zuvor erschienen Band der Serie. Das klingt alles einfach nur gestelzt und in keinster Weise authentisch, vor allem die hohlen, dümmlichen Sprüche der männlichen Passagiere scheinen einem primitiven Action-Film entsprungen zu sein.
Einige Szenen in diesem Roman sind einfach nicht nachvollziehbar, so versucht etwa ein Opfer, seinen gerade gespaltenen Schädel wieder zusammenzupressen. Wobei man sich in dem Zusammenhang besser nicht fragt, ob es in der damaligen Zeit möglich war, sein Schwert im Handgepäck mit an Bord zu nehmen…
Dabei benötigt Unga dieses hier gar nicht wirklich, denn er verfügt ja über den Kommandostab, dessen universaler Einsatz hier einfach beispiellos ist. Mit diesem magischen “Knochen” kann man nämlich nicht nur Besessene in Schach halten, er öffnet auch magische Barrieren und das sind längst noch nicht alle Funktionen dieser Superwaffe…
Dieser Roman gehörte damals zu jenen, die indiziert wurden. Im Nachhinein doppelt ärgerlich, denn abgesehen davon, dass einige der entsprechenden Szenen für die Handlung ohnehin wertlos sind, hätte man dieses Machwerk im Grunde besser schon gleich nach seiner Entstehung in Form des Exposes verwerfen sollen, da es sich hier letzten Endes nur um einen weiteren “genialen” Plan Olivaros handelt, der sich am Ende dann doch als undurchführbar erweist.
Kommentare
Aber dann fingen die Leute an zu reden. Eigentlich wollte ich mal eine Lanze für den "primitiven" Actionfilm der Zeit brechen und behaupten, dass diese lahmen Dialoge nicht mal den Weg auf die Leinwand geschafft hätten, aber dann fielen mir solche Kracher wie "Das Mädchen von Hongkong" ein. Vermutlich hast du recht.
Olivaros Plan ist natürlich völlig bescheuert. Einen Jumbo zu entführen, um am Nordpol ein paar Monster zu züchten? Ja, klar. Geht's noch auffälliger? Das wäre was für die Fernsehnachrichten gewesen. Und die Geschichte des "Monsters" hat auch nicht funktioniert.
Mich hat überrascht, wie blutig der Roman war. Das paßt so gar nicht zu der weichen Welle davor und danach. Nimmt man den B-Film Vergleich, war Friedrichs da seiner Zeit irgendwie voraus, die italienischen Splatterfilme gab es erst später.
Allerdings ist die Passage mit den Wikingern auch nur peinlich. Kaum vorstellbar, dass ausgerechnet dieser Autor später Hunderte Seewölfe geschrieben hat.
Es ist einer der schlechtesten Romane der Serie. Abgesehen von der soliden Horror-Grundidee - Monster legt seine Brut in Menschenköpfe - funktioniert hier gar nichts.
(Obwohl der Ersatzroman von Delfs für die NA noch weniger funktioniert. Aber das ist ein anderes Thema)
Ein Walter Appel hätte z. B die Passagiere sicher viel authentischer dargestellt und so hätte der Roman aus der beklemmenden Situation im Flugzeug seine Spannung beziehen können.
Aber letztlich kann man aus Sch... kein Gold machen.
Zitat: Kenne ich nicht, aber inzwischen bin ich an einem Punkt, wo ich nachvollziehen kann, warum man damals lieber neue Romane schreiben ließ.
Einige davon sollen ja sogar ganz gut gewesen sein.
Der wurde damals bei der Neuauflage neu geschrieben, um den Indexroman nicht erneut zu veröffentlichen.
Ein Langweiler erster Güte. Nichts Ganzes, nichts Halbes.
Ich bin auf die Romane nach dem Baphomet - Zyklus sehr gespannt, allerdings werden wir da noch bis 2024 warten müssen...
Krause Dialoge können einem echt die Tour bzw. Leselust vermiesen. Man mag einfach nicht mehr zuhören. Für mich in letzter Zeit ein richtiges Problem. Gestern bin ich beim Zappen an einer alten Enterprise -Folge mit Kirk hängen geblieben. Die Hälfte habe ich geschafft, dann wurde mir das Gehampel einfach zu häftig. Der notgeile Kirk wollte einer Medusa Namens "Marion" einen aufdrücken um wieder in unsere Galaxis zu kommen. Ich glaube, meine Naivität und Fantasie ist irgendwo zwischen 13000 Filmen und ca. 1500 Heftromanen auf der Strecke geblieben.
Dein Artikel war wie immer sehr lesenswert. Ich muss die Serie wirklich mal wieder lesen... ich würde auch mal wieder gerne was schreiben. Ich höre mich schon an wie Friedhelm.
Was die alte Enterprise Serie betrifft, habe ich das auch gerade genauso erlebt. Wollte mal wieder ein paar Folgen schauen, aber die Dialoge haben mich nach zehn Minuten schon abgeschreckt.
Beim Heftroman gab es früher schon ein paar Autoren, die es besser konnten. Appel, Hohlbein oder auch Voltz. Da raschelte das Papier nicht so sehr.
Zitat: Und ich würde es gerne lesen...
"ich würde auch mal wieder gerne was schreiben. Ich höre mich schon an wie Friedhelm."
Na, das mit "Friedhelm" ist nicht ansteckend. Man muss nur seinen inneren Scheinehund mal ab und zu ein paar freie Tage gönnen.
Und klar, lesen würde ich es wie @Cartwing natürlich auch gerne.
Zitat: Ich weiß, die alte Leier mit den Kenntnisen in englisch.
Aber ich bin Trekker geworden nachdem ich meine erste Episode in englisch gesehen habe. Davor fand ich es albernen Kinderkram. Es macht einen unvorstellbaren Unterschied.
Warum dann aber "legendär" ?
Es gab ein paar großartige Romane und das ursprüngliche Konzept war schon einmalig. Aber der Legendenstatus muss sich auch nicht unbedingt auf die Qualität der Romane beziehen.
Letzten Endes muss man sie auch nicht so bezeichnen, da habe ich mich von meiner Erinnerung und meiner eigenen Einschätzung leiten lassen