Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Hammerharte Horror Schocker 29

Hammerharte Horror SchockerHammerharte Horror Schocker 29

Verlassen liegen die Inseln im Styx…Auf Ihnen die Ruinen vergangener unterirdischer Reiche.

Nun sind sie nur noch Toteninseln! Monumente der Vergänglichkeit …So wie die Geschichten, die ich nun erzählen werde … (Vorwort Horror Schocker 29)

Tod den Vampyren (7 Seiten)
Dr. Hagedorns Ehefrau ist an einer heimtückischen Krankheit verstorben. Er beauftragt einige stadtbekannte Ganoven, frisch an unbekannten Krankheiten Verstorbene in der Nacht auszugraben und heimlich in seinen Keller zu bringen. An ihnen will er die Todesursachen erforschen.

Der alte Friedhofswärter bemerkt die Grabschänder, denkt aber, sie seien Vampire. Hagedorn bestärkt ihm in den Glauben, damit seine Aktivitäten unentdeckt bleiben.

Eines Nachts erhält Hagedorn die Leiche eines Matrosen, der die brasilianische Grippe eingeschleppt hat. Die Erkrankung bewirkt, dass die Betroffenen in ein Koma fallen und für tot befunden werden. Der Matrose erwacht und aus Angst tötet der Doktor ihn. Dabei steckt sich Hagedorn selbst an der Grippe an.

Er fällt ins Koma und wird auf dem Friedhof verscharrt. Nach einiger Zeit erwacht er und der Friedhofswärter vernimmt seine am Sargdeckel kratzenden Geräusche. Der alte Mann wähnt in dem Doktor einen Vampir und rammt ihm einen Pfahl in sein Herz.

Fazit
Mit dieser Geschichte gibt Bernd Frenz seinen Einstand im Horror Schocker. Heftromanleser dürften ihn als Autor der Serie Maddrax kennen oder aus seinen Buchveröffentlichungen, wie S.T.A.L.K.E.R oder den Blutorkromanen.

Die vorliegende Geschichte funktioniert nach dem Prinzip „wer anderen eine Grube gräbt“. Hagedorn ist derart fokussiert darauf, die Leichen frisch Verstorbener zu bekommen, dass er die Ängste des Friedhofswärters bestärkt, nur um selbst in Ruhe weitermachen zu können. Der Twist der Geschichte besteht dann auch genau darin, dass Hagedorn am Ende der Geschichte von dem Friedhofswärter gepfählt wird. Eine bitterböse Entwicklung der Ereignisse.

Die Zeichnungen von Carsten Dörr erzählen die Geschichte stetig von Panel zu Panel weiter. Die einzelnen Panels sehen aus, wie kleine Gemälde. So ahnt der Leser sofort  dass er es hier mit einer schönen, klassischen Gruselgeschichte zu tun bekommt, die sich dann doch nicht als solche entpuppt. Sehr schön sind die dunklen, kräftigen Rot- und Brauntöne, die der Geschichte ein unheimliches Flair verleihen.

Die Schattenmenschen (4 Seiten)
Der Gas-Wasser-Installateur Karl-Heinz beschädigt mit seiner Bohrmaschine eine Leitung und das Wasser sprudelt nur so aus der Wand. Er eilt in den Keller, um die Hauptleitung abzustellen. Das Material an den Leitungen ist völlig veraltet. Ventile sind undicht und andere Teile brüchig.

Plötzlich entsteht Nebel im Raum und Karl-Heinz fällt benommen auf die Knie. Der Nebel wird immer dichter und er erkennt die Silhouetten dreier Personen auf sich zukommen. Er wird ohnmächtig und kommt erst auf der Intensivstation zu sich.

Man erklärt ihm, die Personen im Nebel wären die Feuerwehrmänner gewesen, die ihn vor dem austretenden Gas der defekten Heizung gerettet haben. Oder hat er vielleicht doch die Grenze zu einer anderen Welt überschritten, in der die Schattenmenschen auf uns lauern?

Fazit
The Lep und Levin Kurio erzählen eine Geschichte in bester alter Gespenster Geschichten Manier und lassen das Ende offen. Hat Karl-Heinz wirklich die Schattenmenschen aus einer anderen Welt gesehen oder hatte er doch nur Halluzinationen, die durch das austretende Gas verursacht wurden?

Die Zeichnungen sind klar und deutlich und weisen keine Verspieltheiten auf. Die Farben sind besonders kräftig und leuchtend. Die Zeichnungen haben einen leichten Schlag ins groteske, so dass der Leser auch eine komische Geschichte vermuten könnte. Karl-Heinz ist schon ein typischer Handwerker, der einige Klischees bereit hält.

Angst! (6 Seiten)
Die Mutter der 17-jährigen Mirja befindet sich seit vielen Jahren in psychiatrischer Behandlung. Sie leidet an Ängsten, die sie vor allem auf die Tochter projiziert. Die von ihrem Arzt verschriebenen Medikamente nimmt sie schon lange nicht mehr ein, denn sie hat Angst vor deren Nebenwirkungen.

Mirja möchte an einem Abend zu einer Feier gehen und das bekannte Drama spielt sich ab. Ihre Mutter möchte sie davon abhalten, das Haus zu verlassen. Mirja geht trotzdem zu der Feier und macht sich auf dem Rückweg zu Fuß nach Hause auf.

Im dunklen Wald befallen sie Ängste und sie beginnt unheimliche Erscheinungen zu sehen. Als sie zuhause ankommt, trifft sie der Schlag. Ihre Mutter ist an einem Herzinfarkt verstorben. Sie merkt, wie ihre Ängste zunehmen und bemerkt, dass es ihr ähnlich ergeht, wie ihrer Mutter.

Fazit
Autor Levin Kurio und Zeichner Rainer F. Engel schreiben eine Geschichte über eine junge Frau, bei der die gleichen Krankheitssymptome auftauchen, wie bei ihrer Mutter.

Eine Frau ist wegen ihrer ausufernden Ängste in jahrelanger psychiatrischer Behandlung. Sie projiziert ihre Ängste auf die Tochter und versucht sie davon abzuhalten, auf Partys zu gehen. Schon auf dem Rückweg durch den Wald beginnt Mirja vergleichbare Symptome wie die ihrer Mutter zu entwickeln. Als sie vom Tod ihrer Mutter erfährt, verstärken sich diese zusehends.

Die Zeichnungen Rainer F. Engels sind auf gewohnt guten Niveau. Die Aufteilung und Größe der Panel, sowie die Figuren, die zum Teil aus den Panels austreten, sind auf jeder Seite anders. Dadurch entsteht viel Abwechslung und es entsteht eine besondere Erzähldynamik, die viel Bewegung auf den wenigen Seiten der Geschichte verursacht.

Das Schreien der Banshee (8 Seiten)
O’Leary ist ein alter Säufer, der in der örtlichen Taverne gern damit prahlt, wie er vor langer Zeit eine Banshee besiegt hat.

Damals kommt er als mittelloser Kriegsknecht in den Ort und ist auf der Suche nach einer Anstellung. Die Einwohner bieten ihm an, gegen Zahlung eines ordentlichen Betrages eine Banshee zu töten, die im Umkreis seit einiger Zeit ihr Unwesen treibt. Die Todesfee bewirkt, dass die Frauen des Dorfes kaum noch lebende Kinder zur Welt bringen.

O’Leary nimmt den Auftrag an und findet das Wesen. Er besiegt die Banshee im Kampf und lebt fortan im Ort. Irgendwann ist das Geld aufgebraucht und er scheint nur noch von der alten Heldentat zu zerren.

Als O’Leary wie jeden Abend betrunken  zuhause eintrifft, wird sein Schicksal gewahr. Er hatte die Todesfee vor Jahren nicht getötet. Er hat sich in sie verliebt und sie zur Frau genommen. Die beiden führen keine glückliche Ehe, denn die Banshee ist enttäuscht, wie sich die Ehe mit O’Leary entwickelt hat.

Nun ist er dem Zorn der Frau ausgesetzt. Die Einwohner des Dorfes haben seit langer Zeit keine Schwierigkeiten mehr mit der Banshee; die hat jetzt O’Leary.

Fazit
Autor Levin Kurio und Zeichner Jürgen Speh aka Geier erzählen eine Geschichte, die wie eine mittelalterliche Gruselmär beginnt und dann ins komische abgleitet.
Banshees sind Teil der irischen und schottischen Folklore. Es sind Feen, die den Tod von Menschen ankündigen. Charakteristisch sind ihre Schreie, mit denen sie den Menschen Angst machen.

Der Leser lernt O’Leary als heruntergekommenen Säufer in der Taverne kennen. Noch ahnt er nicht, dass der Grund für seinen Zustand seine Ehefrau, die Banshee, ist. Er klammert sich an die Heldentat aus vergangener Zeit und lässt dabei aus, dass er die Banshee nicht getötet hat und sie jetzt seine Frau ist.

Die ersten Seiten der Geschichte wirken dann auch wie eine klassische Gruselmär, die im Mittelalter verortet ist. Die Zeichnungen von Geier sind qualitativ sehr hochwertig und könnten auch aus einem franko-belgischem Comicband stammen, der eine Geschichte dieser Zeit erzählt.

Die Zeichnungen sind derart detailliert ausgearbeitet, dass das Format des Horror Schocker schon fast zu klein ist. Die Seiten würden auch im A4-Format zur vollen Geltung kommen. Die Farbgebung ist in dunklen Tönen gehalten und unterstreicht den düsteren Ton der Story.

Auf der letzten Seite kippt die Stimmung und die Geschichte gleitet ins komische ab. O’Leary kommt betrunken nach Hause und wird von der Banshee zusammengeschrien und mit Vorwürfen überschüttet. Die Panels sind gefüllt mit dem Gezeter der Frau. O’Leary kann sich nur noch in sein Bett legen und hoffen, dass das Gekeife irgendwann nachlässt.

Aus dem Kampf zwischen Held und Todesfee ist ein altes Paar geworden, in dem die Banshee ihre Unzufriedenheit an ihrem Mann auslässt und der seinen Frust im Suff ertränkt. Eine sehr lustige Geschichte.

Hammerharte Horror Schocker 29
Erscheinungsdatum: Juni 2012
Preis: 3,90€

Tod den Vampyren
Autor: Bernd Frenz
Zeichner, Farbe: Carsten Dörr

Die Schattenmenschen
Autor: The Lep, Levin Kurio
Zeichner: The Lep
Farben: Levin Kurio

Angst!
Text, Farben: Levin Kurio
Zeichnungen: Rainer F. Engel

Das Schreien der Banshee
Text: Levin Kurio
Zeichnungen, Farben: Geier

Weissblech Comics

© Torsten Pech (11/2023)

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles