Van Helsing 5 - Van Helsing gegen die Mumie von Amun-Ra
Van Helsing 5
Van Helsing gegen die Mumie von Amun-Ra
Im Jahr 1845 untersucht Liesel van Helsing das Verschwinden eines Freundes ihres Vaters. Sie folgt der Spur des Vermissten, die in die Katakomben einer Pyramide nach Ägypten führt. Dort wird sie Zeuge, wie sich die mumifizierte Pharaonin Hatschepsut aus ihrem Grab erhebt. Hatschepsut war vor über 3500 Jahren von ihrem Stiefsohn Thutmosis ermordet worden, als dieser die Macht in Ägypten an sich reißen will. Es gelingt Liesel zwar, die wiederauferstandene Pharaonin augenscheinlich zu töten und deren Überreste im Meer zu versenken, im Jahr 2017 aber wird der Sarg aus dem Meer geborgen und Hatschepsut kann wiederbelebt werden.
Sie hofft ihre göttliche Macht als Pharaonin wieder herzustellen, indem sie alle Nachkommen ihres Stiefsohnes Thutmosis tötet. In den Jahrhunderten haben sich diese Nachkommen in alle Welt verstreut und in New York bedient sie sich der hiesigen Mafia, um die betreffenden Personen aufzuspüren. Darüber hinaus versucht sie ihren Einfluss zu festigen, in dem sie Senator Roger Matthews zu einem ihrer Gefolgsleute macht.
Im Jahr 2017 arbeitet Liesel van Helsing als inoffizielle Mitarbeiterin für die städtische Polizei. Als Hatschepsut Senator Matthews von einer Spendengala entführen will, erkennt die wiederauferstandene Pharaonin ihre alte Feindin wieder. Vorerst kann Hatschepsut unerkannt bleiben und lenkt den Verdacht auf eine Gruppe von Vampiren. Schließlich verdichten sich die Hinweise und es kommt zum Zusammentreffen der alten Pharaonin und Liesel.
Die Storyline umfasst sechs US-Ausgaben und zieht sich über die Zaubersternausgaben vier und fünf hin. Erzählt wird eine spannende Geschichte, die auf mehreren Ebenen funktioniert.
Der Leser wird mit einer Gegnerin Liesels konfrontiert, die eine erste Auseinandersetzung mit der toughen Vampirjägerin noch vor ihrem Zeitsprung im 19. Jahrhundert hatte. Diese Ereignisse werden in Form von Flashbacks erzählt und der Leser erfährt erst auf den letzten Seiten die vollständigen Zusammenhänge. Das hält die Spannung aufrecht und der Leser bleibt gebannt auf den Seiten hängen.
Grafisch heben sich die Seiten der Flashbacks ab. Diese sind von Fran Gamboa und Roberta Ingranata angefertigt, die Zeichnungen der Gegenwarthandlung übernimmt Marc Rosete. Die Zeichnungen Rosetes fügen sich gut in den Stil der bisher erschienenen Van Helsing Geschichten ein. In den Dialogszenen kommen die Layouts verhältnismäßig unaufgeregt daher, um in den Actionszenen dann förmlich zu explodieren. Manch zeichnerische Schwäche wird durch die intensive Kolorierung überspielt, wie es der Leser aus den vorangegangenen Ausgaben bereits gewohnt ist. Die Flashbacks sind zeichnerisch interessanter gestaltet und wirken phasenweise verspielter, vor allem durch die Auflösung der klassischen Aneinanderreihung der Panels, indem die Bilder ineinander übergreifen. Das sorgt für ein hohes Tempo und lässt die Kampfszenen sehr dynamisch erscheinen.
Van Helsing ist ein Actioncomic mit Anleihen an einen Superheldencomic und ist Popcornunterhaltung pur. Aber trotzdem kommt das Storytelling nicht zu kurz. Der Rachefeldzug einer auferstandenen Mumie mag nicht das Ausmaß an Innovation sein. Zu oft sind derartige Geschichten bereits erzählt worden. Aber trotzdem gelingt es Autor Pat Shand eine Geschichte zu erzählen, die zwar in bewährten Bahnen verläuft, trotzdem aber spannend bleibt und den Leser bei der Stange hält.
Neben der eigentlichen Handlung wird der Cast um Liesel erweitert. Sie arbeitet jetzt als innoffizielle Mitarbeitern für die New Yorker Polizei und wird von der im Rollstuhl sitzenden Commissioner Julia Gengrich auf Fälle angesetzt, die die Fähigkeiten der Stadtbehörden überschreiten. Im Laufe der Ereignisse kommt es zum Aufeinandertreffen mit der Mafia der Stadt. Liesel kann sich gegenüber den Verbrechern zwar durchsetzen, die mit Hatschepsut gemeinsame Sache machen, aber es gelingt ihr nicht, die Bande zu zerschlagen. Senator Roger Matthews plant seine politische Karriere weiter auszubauen und lässt sich dazu mit Hatschepsut ein. Nach deren endgültiger Vernichtung durch Liesel bliebt abzuwarten, ob der Leser dem zwielichtigen Politiker wiederbegegnen wird.
Hatschepsut versucht von ihrem Vorhaben abzulenken, indem sie Liesel auf die Spur einer Gruppe von Vampiren bringt. Das ruft die Vampirin Carmilla auf den Plan, die mit Liesel zusammenarbeitet. Gemeinsam gehen sie gegen die wiederauferstandene Pharaonin an. Sie, die Vampirjägerin, und deren eigentliche Feinde, die Vampire.
Zum Ende der letzten Storyline um das Frankensteinmonster liegen sich Hades und Liesel noch in den Armen. Zu Beginn der laufenden Geschichte trifft der Leser auf eine traurige und in sich gekehrte Liesel. Erst im Laufe der Handlung wird deutlich, dass Hades nicht mehr unter den Lebenden weilt. Van Helsing ist in das Grimm Universe eingebunden und wahrscheinlich hat Hades sein Leben in einer der anderen Serien oder einem Crossover verloren. Leider findet sich in der Zaubersternausgabe kein Hinweis auf die Geschichte, in der diese Ereignisse stattgefunden haben. Es lässt sich sicherlich über eine Internetsuche herausfinden, in welcher Ausgabe Hades zu Tode gekommen ist. Ein kleiner Vermerk am Panelrand wäre trotzdem angebracht gewesen, falls der eine oder andere Leser sich doch noch einmal die entsprechenden US-Ausgaben zulegen möchte.
Der Tod Hades macht aus Liesel eine tragische Figur. Nach ihrem Zeitsprung wirkt sie wie ein lebendiger Anachronismus, der seine Hoffnung vor allem aus der Beziehung zu dem alten Gott zieht. Darüber hinaus ist Hades einer der überragenden Charaktere in den vorangegangenen Geschichten, der noch viel Potential in sich trägt. Es wäre nicht verwunderlich, wenn der durchtriebene Gott in naher Zukunft wieder von den Toten aufersteht.