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Perry darf nicht fallen - Ein Resume der Bände 2300 - 2399

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Perry darf nicht fallen!
oder: Ist die Negasphäre nicht schon längst da?

Nachdem Mitte August mit dem Jubiläumsband 2400 der Unter-Zyklus „Negasphäre“ bei PERRY RHODAN begonnen hat, kann man jetzt über den damit verbundenen vorherigen Zyklus „Terranova“ (ab 2300) ein paar Anmerkungen verlieren ... und sich gleichzeitig ein paar düstere Gedanken über den Fortgang der Serie in jedem Sinne nicht verkneifen.


Nur noch mal ein ganz gedrängter Überblick, was sich seit Heft 2300 getan hat:

Wir schreiben das Jahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (vulgo: 4933 AC), die Terminale Kolonne TRAITOR der Chaosmächte ist mit voller Wucht in die Milchstrasse eingezogen und hat die Galaxis besetzt. Die ganze Galaxis? Nein – nicht so völlig überraschend hat sich ein kleines Sonnensystem namens Sol mit seinem Hauptplaneten Terra doch noch in seine neuste Errungenschaft, den „Terranova-Schutzschirm“, hüllen können und bislang allen Angriffen standgehalten, getreu dem Satz „Terra darf nicht fallen!“, der dem Verantwortlichen (einem gewissen Rhodan, Perry) von quasi übergeordneter Stelle (hier: dem anderweitig unabkömmlichen guten alten ES) übermittelt wurde. Und „der Erbe des Universums“ wäre der letzte, der solchem nicht gehorcht und aufgeben würde.

Dann gibt es noch die Charonwolke, einen kleinen Sternhaufen in Zentrumsnähe, mit energetischen Turbulenzen, die man (die Guten) nur mit Hilfe der Einwohner überwinden kann, um daraus ein Forschungs- und Widerstandszentrum zu machen, sowie den etwas größeren Omega Centauri-Haufen mit alten Hinterlassenschaften der Lemurer, insbesondere diversen Sonnentransmittern, womit die Raumschiffe der Galaktiker in die Nähe von Hangay bringen können, jener Galaxis der Lokalen Gruppe, die das eigentliche Zentrum der „Negasphäre“ bilden soll; beschrieben als einen Bereich des Universums, in der die üblichen Naturgesetze („der Moralische Kode“) keine Gültigkeit haben werden. Abgesehen davon, dass das auch den nicht genauer beschriebenen Untergang der anderen Gruppengalaxien bedeuten würde (und die Chaosmächte nun einmal so sind und nichts anderes tun in ihrem ewigen Kampf gegen die diametral entgegengesetzten und fälschlich als „die Guten“ verschrienen Kosmokraten) dient die Milchstraße nur als Ressource für die Ge- und Herstellung eines riesigen „Chaostenders“, der diesen Prozess irgendwie absichern soll; wozu dann Planeten (wie die Hauptwelt der Akonen und die Arkonidenwelt Hayok) in wahrstem Sinne des Wortes zerstoben werden und bestimmte Bereiche inklusive der Bewohner in „Kabinette“ umgewandelt und mal eben im Hyperraum zwischengelagert werden, bis der Tender fertig ist. Hoffnung für Terra und die Galaxis bietet außer dem Gesetz der Serie nur die geschichtsbekannte Tatsache, dass vor 20 Millionen (!) Jahren schon einmal ein solcher Vorgang abgewehrt werden konnte, wobei die damals örtliche Superintelligenz ARCHETYM leider mitbetroffen war und nicht über den, weil damals noch nicht vorhandenen Jordan ging, sondern ins nicht eben kühle Grab im Innern von Sol sank, woher aber selbst eine „tote“ Superintelligenz noch Kraft spenden kann; die zusammen mit dem Terranovaschirm, einem terrabodenständigen Superintelligenz-Juniorpartner (dem Nukleus der Monochrommutanten) und, unter anderem auch durch Fußball, ekstatisch in Erregung gebrachte Massen von Terranern (nicht zu vergessen: unter dem Kommando von Bully...) das Bollwerk bilden, um anderen Akteuren die Zeit zu verschaffen, aktiver vorzugehen.

So hat es denn nun (mit Band 2400) Perry mal eben mit seinem Spezialschiff JULES VERNE eben jene 20 Millionen Jahre in die Vergangenheit geschafft, um dort direkt zu beobachten, wie man so etwas wie die Verhinderung der Negasphäre schaffen kann, Atlan schlägt sich mit den komplett versammelten Halutern und anderen über die Sonnentransmitter-Brücke in Richtung Hangay durch, wo bereits die SOL (mit Ronald Tekener) angekommen ist und die ominösen, von Alaska Saedelaere und „Jung-Rhodan“ Kantiran da Vivo angeworbenen, panuniversellen Friedensfahrer sich bislang vergeblich bemühten ... und das alles in erhöhtem Zeitdruck, damit das noch in den hundert Bänden bis zur Nummer 2500 vonstatten gehen kann.

Selbst der fanatischste Anhänger, der „Rhodanite“, tut sich mit solch kaum noch zu bewältigender Komplexität schwer. Es hängt halt alles irgendwie zusammen, bis ins Reale hinein. Es soll dies nicht die nostalgische Beschwörung von den „guten alten Zeiten“ sein, als alles (sowieso) wenn schon nicht besser, so doch anders und einfacher war.

An anderer Stelle hier im Zauberspiegel hat „Chefe“ von Allwörden bereits seine Widerparts Horst und Hermann von Pro und Contra des Heftromans sprechen lassen, und bereits vom Beginn der eigenen Leserbiografie kenne ich das. Im Januar 1970 fühlte sich ein Mitschüler, der damals mit anderen einen der rührend-nostalgischen Rhodan-Clubs hatte, von diversen Bemerkungen meinerseits („Weltraumfahrt? Utopische Geschichten? Wie kann man nur so einen Unsinn lesen?“) dahingehend, und rückblickend zu Recht, erregt, dass er mir ein Rhodanheft lieh, „damit du das überhaupt mal beurteilen kannst“.

Solcherart „angefixt“ las ich denn schnell und heftig begeistert „Explorer in Not“ (Nr. 157). Eine Raumschiffsbesatzung landet auf einem schönen Planeten und gerät durch nicht erklärliche Dinge wie sogenannte „Hornschrecken“, die säurespuckend alles auflösen und sich auch noch explosionsartig vermehren, in tödliche Gefahr. So etwas konnte man auch als Neuling verstehen, das Urteil konnte revidiert werden, nur hatte es (im Gegensatz zu anderen Heften, die man bis dahin mit 13 und einem halben Jahr gelesen hatte, wie etwa Western und Landser) eine entscheidenden Unterschied: „aber es geht ja noch weiter, da muss ich dann den nächsten Band auch noch lesen“ – was ich dann mit Hilfe des Mitschülers und selbst beginnendem Kaufkonsum ausgiebigst tat.

Perry Rhodan ist eben schon durch die Fortschreibung und Langlebigkeit mehr als ein Heftroman und mehr als eine Serie, sondern ein Ding für sich, aber auch so komplex geworden, dass man es nur noch in den großen Maßstäben beurteilen kann. Bis etwa Band 800 konnte man sich vielleicht noch zurechtfinden mit Einzelromanen, man (ich) hielt noch bis Band 1000 durch, um dann eine Pause einzulegen, weil es nicht mehr zu schaffen war (von den üblichen Lebensänderungen bei den Lesern ganz zu schweigen) und erst seit Band 1850 wiedereinzusteigen ... weshalb ich dann mir alle Bände seit 1000 besorgen und lesen musste, dann nicht mehr im „Einzelmodus“, sondern im großen Rahmen von immer etwa 30 bis 50 Stück en bloc, wie ich das bisher auch getan habe (und halbwegs erschreckt feststellen muss, dass das inzwischen in 11 Jahren rein statistisch auch schon auf etwa 130 pro Jahr und somit alle drei Tage ein Heft kommt...).

Aber irgendwie kann ich nicht die vielen, in Leserbriefen der Leserkontaktseite gerade jetzt zum halbrunden 45-jährigen Jubiläum verstärkt auftretenden Bemerkungen glauben, dass es Leute gibt, die „jede Woche zum Kiosk rennen, das Heft abholen und sofort lesen“. Vielleicht muss man das schreiben, um den Redakteur zu erfreuen und solcherart auf die LKS zu kommen; aber es ist schlicht nicht möglich (zumindest für mich). Man sieht ja heutzutage auch, etwa auf Bahnfahrten („Rhodanhefte und –bücher sind erhältlich in jeder guten Bahnhofsbuchhandlung“...), kaum jemand, der

a) die reiseimmanente Attraktion wie draußen vorbeiziehende Landschaft betrachtet

oder b) liest und wenn, dann

c) gewiss keinen Heftroman, welcher Art auch immer, ein auf früheren regelmäßigen Pendlerfahrten durchaus nicht unüblicher Anblick. Und sollte es doch einen derartigen Rhodanleser geben, dann muss der stets seinen Laptop mit drahtloser Netzverbindung zur Perrypedia oder anderem dabeihaben, um sicherzustellen, dass er/sie versteht, was man da gerade liest ...

Das geht alles einher mit etwas, was gerade im abgelaufenen Zyklus verstärkt auftritt:

exzessiver, extremer Gigantismus.

Auch wenn man es jedes Mal vorne auf dem Titelbild lesen kann: Mit „die größte Science-Fiction-Serie“ ist doch etwas anderes gemeint. Die optimistische Formulierung von früher, „citius - altius - fortius“, ist ja inzwischen in Gesellschaft, Wissenschaft, Technik ohnehin umstritten, von sportlichen Leistungen ganz zu schweigen, die tagesaktuell bereits vorab in Misskredit geraten.

Aber warum muss sich auch Perry Rhodan daran beteiligen ...?

Gigantismus allüberall: materiell, räumlich, zeitlich, handlungstechnisch.

Materieller Gigantismus: Bei allem technischen Fortschritt ist das wichtigste Gerät an Bord terranischer Raumschiff der Serienhandlung doch „low tech“, etwas, was man in der hiesigen Realität auch schon haben kann: das Zählerdisplay am Ortungsschirm. Es ist zwar nicht mehr so laut wie früher („man hörte das leise Klackern der Computerrelays“), aber weiterhin ein Stilmittel: so oft wie nie gerade in diesem Zyklus „hingen die Augen gebannt am Display, das die Zahl der aufgetauchten Traitanks bestimmte. Die Zahlen änderten sich ständig“.

Und es ist ja auch kaum zu glauben, was die Terminale Kolonne aufzubieten hat, nur an den Traitanks (des gängigen Kampfschifftyp; 810 Meter durchmessenden Diskusraumer mit scharf abgerundeten Kanten....). Jedem halbwegs akzeptablen, also arroganten Arkoniden dreht sich schlicht der Magen um, wenn er sehen muss, dass für Arkon (das Göttliche Imperium) ein paar Stück ausreichen, es zu besetzen, während an Terra sich stetig wachsende Zahlen dieser Dinger die chaotischen Zähne ausbeißen; erst 6, dann 484 und wachsend. Der derzeitige Stand (Entschuldigung, wenn die genaue Zahl nicht mehr so präsent ist...man frage Rainer Castor) beläuft sich wohl auf 260.000 rund ums Solsystem und 1,1 Millionen in der gesamten Galaxis. Das sind dann zwar, statistisch, auch nur 1 für 100 Sonnensysteme der (zu immer noch etwa 40 % unerforschten...) Galaxis, aber Chaosmächte und Autoren haben es ja.

Handlungstechnisch bedingt treten sie natürlich, zumindest bei Terra, immer nur in gerade solcher Zahl auf, dass die Terraner es gerade noch abwehren können; und verhalten sich auch ebenso, wie es mal Terry Pratchett in seinem Fantasyroman „Guards! Guards!“ geschildert hat (der allen jenen tölpelhaften Wachen gewidmet ist, die Literatur- und Filmgeschichte zu bieten haben). Aber wie schon John Ford sagte: “Natürlich (hätten die Indianer zuerst auf die Pferde der „Stagecoach“ schießen müssen“)! Aber dann wäre der Film ja schon früh zu Ende gewesen!“

Es (ES!) ist eben Gesetz: Terra darf nicht fallen.

Aber nicht nur die Traitanks: da gibt es dann Kolonnen-Forts, die eben diese Traitankflotten und vieles andere an Bord haben (8 Kilometer mindestens durchmessend – oder waren es 38?) und am Anfang des Zyklus in unortbare Dunkelfelde gehüllt vor den Hauptsystemen der Galaxis bereit halten: „nur“ 99 davon und dank terranisch-siganesischen Zufällen sogar schnell eins weniger, aber auch Kolonnenfähren (der zweiten Welle mit ungeheuren Ausmaßen), Dunkle Obelisken (die sich jeweils in 1 Million Miniobelisken aufspalten), 100.000 ums zentralen Milchstraßen-Black Hole tanzende Teile des Dunklen Elements und was dergleichen sonst noch auftritt.

Da war und ist man ja froh, dass die Raumschiffszahlen und –größen von Terra und Konsorten in den letzten Handlungsjahren zurückgegangen sind: von Ausnahmen abgesehen wie den Einzelstücken SOL, TRAJAN und dem OLD MAN-Abklatsch PRAETORIA (auch „das Castorianische Monument“ genannt) abgesehen, nur noch Kugelraumer mit maximal 1800 Meter Durchmesser, und zahlenmäßig an halbwegs wirtschaftliche, produktionstechnische Realitäten angepasst.

Aber weil es scheinbar die Handlung verlangt, muss es ab und an halt auch mal krachen, besonders, wie leider üblich geworden, zum Zyklusende, wo genauso üblich die Guten gewinnen und mal eben 9200 Traitanks der Bösen hops gehen (behindert durch energetische Umstände und natürlich auch lemurischen Eingreifens mit einer lemurischen Alt-Festung namens ZEUT-80....weil 80 Kilometer groß).

Ein übersichtliches Terrain ist allemal gut. So erklärt es sich wohl auch, dass Robert Feldhoff als Exposeautor wohlweislich die zahlen- und aus-mäßigen Hinterlassenschaften des Sterneozeanzyklus in Band 2299 auf die große Reise ins Weltraumnirvana geschickt hat. Vermutlich hätten die vielen Chaosschiffe sonst in der kleinen Galaxis gar keinen Platz mehr gehabt....(wirklich erstaunlich ist es im übrigen, dass die Traitanks Diskusform wie weiland die Blues hatten: nach einem unerschütterlichen Gesetz des Perryversums haben ja Schiffe neuer Handlungsträger immer anders als bisherige auszusehen...allein schon, damit die Risszeichner nicht arbeitslos werden)

Es gibt auch schon nostalgisch-rührende Szenen: etwa wenn die gute alte SOL in einem Sonnensystem etwas sucht und alle ihre Einheiten ausschleust (das sind dann auch schon 200) oder, ganz neu, Perry wieder einmal auf die „nur ein Schiff-Mission“ aufbricht: er benutzt dann die spezielle Version der SOL-Hantel, die JULES VERNE (2 Achthundertmeter-Kugeln mit 300 Meter Mittelteilwalze), aber weil das schon die Miniaturbauweise ist, kann er da alles aufbieten, was man im Laufe der Handlung so aufgeschnappt hat: Desintegrator-, Pulsar-, Transform-, Vithrakanone, Antitemporales Schutzfeld, Dunkelfeld-Orter, Paros-Dunkelschirm, Bordsynchronverbund NEMO und was auch immer – da kann man nur hoffen, dass da auch in jedem Beiboot ein Sportbogen mit eingepackt wurde, man weiß ja nie, wann man den (wie im legendären Band 96 „Der Anti“) mal brauchen kann...

Räumlicher Gigantismus: Vor nicht mal allzu langer Zeit, in Band 2199 hatte man Hoffnung: die Kosmokraten führen die Hyperimpedanz ein (der Hyperraumwiderstand wird erhöht; simpler: Raumschiffe fliegen langsamer und nicht mehr so weit), und man könnte sich wieder auf die Galaxis (siehe oben: mindestens 40 % aller Systeme sind ja noch nicht erforscht) konzentrieren. Das hat man zwar auch größtenteils eingehalten, etwa mit dem charmanten Trick, nicht die Schiffe zu fremden Welten zu schicken, sondern im 2200er Zyklus eben 13 neue Sternhaufen aus dem Hyperraum brechend in die Galaxis kommen zu lassen.... So schleichen die terranischen Versorger zwischen Terra und der Charonwolke in 60 Tagen hin und her, zumal auch überall energetische Turbulenzen und Hyperstürme toben (die man, handlungstechnisch, natürlich auch öfter benötigt.,..). Die bösen Chaosmächte sind nicht ganz so daran gebunden, aber Terra holt ja wieder auf: Nahtransmitter nach Ferrol, Capella und Mira, Sonnentransmitter der Lemurer für die langen Strecken, und wenn man es braucht, gibt es dann mal eben schnell die FRIEDENSFAHRER mit ihren Kapseln, die sich entlang der „Universale Schneise“ (das heißt wirklich so, wird aber im Heiterkeitseffekt durch die „Fraktale Aufriss-Glocke“ glattweg geschlagen) nach anderen Gesetzmäßigkeiten bewegen können. Dafür fliegt jetzt auch Quinto-Center <der 62 km durchmessende, ausgehöhlte Mond des USO-Zentrums> durch den Linearraum... Insgeheim scheint es Perry so zu ergehen wie Michael Schumacher, der sich statt in Monza jetzt im normalen Straßenverkehr bewegen muss, und vermutlich nur deshalb bricht er mit der JULES VERNE in die gute alte, hyperimpedanzfreie Zeit auf. Endlich mal wieder die Lineartriebwerke richtig auslasten!

Der vielleicht beste der diversen Handlungsräume sind die auf 4 Bände begrenzten Abenteuer der SOL in Hangay, oder besser gesagt ihre Strandung wegen der Hyperimpedanz dort auf einem bewohnten Eisplaneten. Aber auch das ist wieder das andere Extrem: gerade die gute alte SOL, der VW-Käfer unter den terranischen Raumschiffen. Sie fliegt und fliegt und fliegt.. und das mit Stottermotor. Gilt ihre TÜV-Plakette noch? Es gibt zwar Abrisse ihrer Geschichte, aber es wäre mal eine reizvolle Aufgabe, auszurechnen, welche Gesamtstrecke sie zurückgelegt hat und ob sie oder immer noch die (ausrangierte, verkaufte, Stadtfunktion für das PR-Rollenspiel erfüllende) BASIS, die ja „zweimal Große Leere und zurück“ auf dem imaginären Buckel hatte.

Dafür ein anderes Rechenbeispiel: Perry Rhodan hat es zwar als Aktivatorchipträger nicht nötig, auf seine physische Gesundheit zu achten, feiert aber in absehbarer Handlungszeit (3 Jahre) dann auch seinen 3000. Geburtstag. Wir lassen jetzt mal außer acht, dass er nicht diese ganze Zeit bewusst miterlebt hat (im Gegensatz zu Homer G. Adams, der ihm 18 Jahre und eben dieses Jubiläum schon voraus hat, fehlen ihm ja mindestens 698 Jahre durch drei größere Anomalien von Wandererbesuch, MARCO POLO-Dilatationsflug und die große „ich wollte doch nur in mein Universum zurück und geriet in die Zeitstasis“-Episode).

Aber hätte er vom zehnten Lebensjahr jeden Tag (inklusive Schaltjahrtagen...) regelmäßig 10 Kilometer gejoggt, wäre er heute -

- 36,3 Lichtsekunden weit.

18 mal zum Mond und zurück, etwa 15 % des Wegs zum Mars bzw. 8 % zur Sonne; und auch Atlan, der ihm noch weiter voraus wäre (demnächst 14000er Geburtstag, aber auch noch viel mehr Schlafpausen, wenn nicht gar Castorschem Größenwahn des Traversanzyklus’ folgend das doppelte) hätte das nicht geschafft. Die Raumsonden der Realzeit, Pioneer und Voyager sind seit 1973 eben mal Lichttage entfernt.

Will sagen: die Irritationen zwischen Realwelt und Perryversum sind beim Raumverständnis noch um ein Vielfaches größer als etwa bei Raumflottenstärken. 260.000 Traitanks beim Solsystem sind viel (zu viel), kann man aber noch realisieren: jeder Wiesbadener hätte einen.

Aber dasselbe in Lichtjahren (etwa zur Hundertsonnenwelt, die man im übrigen in der Handlung lange vergessen zu haben scheint) entzieht sich irgendeiner Vorstellung, und selbst in derzeitiger ‚Handlungsimpedanz’ ist das quasi noch vor der Haustür. Ganz aktuell (2407) hat Rhodan gerade erfahren, dass er demnächst 41,6 Millionen Lichtjahre weit mit der JULES VERNE fliegen muss. Oder waren es 46 Millionen? Egal, auf diese paar mehr kommt es auch nicht mehr an.

Aber gib nicht auf, Perry! Geh.

Zeitlicher Gigantismus: Man erweitert den perryversischen Zeitrahmen ja sukzessive immer mehr. Leider werden auch die Sprünge immer größer. Schon die 2.962 Jahre der Handlung an sich sind viel; aber nur ein Teil der 20.000 Jahre, die ES unserm Mann im All mal gegeben hat. Von Atlan und der Arkonidenblütezeit (10.000) über die Akonen (20.000) zu den Lemurern (50.000) und Cappins (vor 200.000 Jahren; aus Gründen, die nicht mal der eingefleischte Fan versteht, nahmen sie Bioexperimente auf der 36 Millionen Lichtjahre entfernten Erde vor. Also ein Standortvorteil kann das nicht gerade gewesen sein) ging es immer weiter zurück in die Vergangenheit. Die gegenteilige Erfahrung von 1 Milliarde im Odyssee-Taschenbuchzyklus kann man vernachlässigen. Der Schwarm war vor etlichen Jahren auch schon mal in der Milchstraße, losgeschickt wurde er von den 7 Mächtigen im Auftrag der Kosmokraten, damit überstieg es schon die Millionenjahresgrenze.

Und im neuen Zyklus gibt es wieder 3 „Rekorde“: die Erwähnung des „Erstschwarms“, dessen Überbleibsel der Omega-Sternhaufen ist (vor 500 Millionen sozusagen liegengeblieben...natürlich in dieser, der Galaxis) ist ja noch nebensächlich; und dass Perry mit seinem neu-zeitlichen Rückschritt etwas nachzuholen hat (wo doch Atlan, Tekener und sein Liebchen Mondra D. bei der Entstehung von ES vor eben auch 20 Millionen Jahren dabei sein konnten), kann man ja auch noch so sarkastisch kommentieren. Aber dann tauchten in Band 2350 im wahrstem Sinn des Wortes steinalte Mächtige auf, 7 frühere weil Methanatmer, die vor 60 Millionen Jahren etwas so entschieden falsch gemacht haben, dass sie seither in einer Art Metall eingegossen und auf Ewigkeit zu dieser Strafe verbannt wurden.

Es ist irgendwie tröstlich, dass auch Ewigkeiten im Perryversum nur 60 Millionen Jahren dauern, denn sie werden schließlich befreit (um an Bord eines anderen Schiffes, das, wenn ich es richtig verstanden habe, 20 Millionen Jahre lang im Sonneninneren auf eben dies gewartet hat, alsbald wieder abzutauchen). Natürlich war auch dieser Band 2350 (der Titel „Das schreiende Schiff“ ist wirkliche, ungewollte Komik) wieder einer von diesen pro Zyklus mindestens 6 „Erinnerungsbänden“; jenen sporadischen Heften, wo Hinz, Kunz und wer sonst noch daran erinnert, wie viele Jahre er/sie/es auf dem Buckel hat und in denen es zeitrahmenerkenntnistheoretisch (so ein langes Wort wollte ich schon immer mal verwenden) auch unbedingt mitgeteilt werden muss, damit der Leser nicht auf den Gedanken kommt, er blicke nun durch. Auch ein Rekord für einen Zyklus und ein Zeichen, wie man es übertreiben kann.

Will jemand dagegen wetten, dass es Perry auch noch mal zum Urknall verschlagen wird? Und in welchem Band das passiert? Es muss ja schon aus dem einfachen Grund geschehen, dass er frühestmöglich seinen Anspruch auf das Erbe des Universums anmelden muss!

Handlungstechnischer Gigantismus: Das beinhaltet die bisher genannten Extreme ohnehin schon, hinzukommen nun noch Deus ex machina-Prozesse, Logik-Probleme, der weitgehende Verzicht auf Visionen und Wiederholungen.

Jemand hat mal gesagt, dass man dem Leser in phantastischen Romanen alles erzählen könne, solange es der inneren Logik der imaginären Welt entspricht; das bezog sich zwar auf Fantasy (zum Thema, ob Perry Rhodan überhaupt noch Science Fiction oder doch schon esoterische Fantasy der anderen Form ist, sage ich lieber mal nichts), ist aber genauso gültig.

Wenn man zu oft „deus ex machina“-Lösungen anwendet (bekannteste Beispiel: die Bobby Ewing-Dusche), ist das nicht gut. Ohnehin fragt man sich schon, wie der Plot der gigantischen Invasion TRAITORS überhaupt irgendwie gelöst werden und es danach noch weitergehen kann (meiner Meinung nach ja, wenn man eben die Gigantismen abschafft und sich „back to the roots“ begibt). Wie das ausgehen wird, weiß auch dieser Leser nicht und will es auch nicht wissen, sondern sich überraschen lassen. Wenn es eine Überraschung gibt. Aber die Befürchtungen sind groß; sie reichen von Zeitmanipulation über interne Kolonnen-Querelen (der Trojanische Roi Danton?) bis zum gesammelten Auftreten von Superintelligenzen. So einfach wird es wohl nicht werden – aber die Hoffnung bleibt ja.

Jedenfalls sind auch diesen Zyklus über wieder solche Effekte bzw. Wesenheiten aufgetreten: der Monochrom-Mutanten-Nukleus (Junior-ES...), die Parapositronik ESCHER, alte lemurische Hinterlassenschaften zuhauf, 2 deren androidischen Aktivierungswächter, eine Wesenheit, die nach langer Irrfahrt durch den Kosmos im Omegahaufen hängen blieb und jetzt dort Flüchtlingen einen Planeten als Ruheraum anbietet; Friedensfahrer, die trotz ihrer Multikulti-Ausrichtung (8.000 Leute und praktisch keiner von derselben Rasse) eher blass blieben; verbunden damit eine Terranerin mit Cyno-Abstammung, was ihr, was Wundern auch, ganz plötzlich bewusst wird; die wachsenden (von 2 auf 13 aufgestockten) Algorrian, die zwar wie vergrößerte Ziegenböcke aussehen, sich benehmen und riechen, aber technisch so ziemlich alles auf die Beine stellen können, was eben gerade so gebraucht wird, das „Null-Objekt“ eines kosmischen Messengers, der vergebens nach Hangay einzudringen versucht; eine Rasse im Dienste der Kolonne, die für Zerstörung und Kabinettisierung von Planetenbevölkerungen zuständig ist, Alaska Saedelaere, der mal wieder einen Teil a la „Anzug von Mächtigen“ findet (Helm), ebenso wie diverse Antis, die seit Urzeiten, aber offenkundig noch nie eingesetzt, in ihren Kellerräumen psikraftverstärkende Kleidungsstücke horten (was ihn nichts nutzen wird) und diverses mehr. Es ist schlicht und einfach eine Überfrachtung (nun gut: nur eine neue Superintelligenz, und die tritt bislang nur als Name auf).

Die innere Logik beschränkt sich weitgehend darauf, alles erklären zu wollen; wenn nicht gar, Entschuldigung, Rainer Castor die Gelegenheit zu geben, seiner „fachidiotischen Manie“ zu frönen, welche die Grundlage des ganzen neueren Gigantismus zu bilden scheint. Immerhin: Castor fand nur die Zeit für einen einzigen Roman in diesem Zyklus, den ein Leserbriefschreiber wunderschön mit „Daten-Overkill“ beschrieben hat (lästernd ergänze ich, dass diesmal aber sogar, im Gegensatz zum vorherigen „Praetoria“ einige Sätze wörtlicher Rede darin vorhanden waren!).

Da erlaube ich mir dann doch mal den Rückgriff auf die gute alte Zeit: als Klaus Mahn/Kurt Mahr noch der „Physiker vom Dienst“ war (was man wohltuend in seinen Romanen immer bemerkte) und das rhodan’sche Wissen noch im schmalen Lexikon zusammenzufassen war. Es blieb aber auch bei ihm (und natürlich bei Willi Voltz) immer wieder genügend Platz für das Geheimnisvolle, nicht Erklärbare und dadurch Überraschende.

Ein Beispiel: im Larenzyklus (666/667) findet man nicht nur einen bislang unbekannten lemurischen Sonnentransmitter, mit dem man dann einen <wenngleich etwas unlogischen> Schritt des Versetzens des Zwergsterns in Solsystem unternimmt, sondern er wird auch noch von einer Station überwacht, in die Ganerc, der Mächtige, der hier zum erstenmal auftritt, einen Beobachter abgesetzt hat; der wiederum wird von einer Sporenintelligenz befallen und verseucht die ganze Station, woraufhin wiederum nur Alaska Saedelaere mit dem damaligen Anzug der Vernichtung dies unbehelligt betreten und wiederverfügbar machen kann. 2 bekannte, 2 neue Zutaten, alles zusammengemischt und mit der „Wundersense“ zurechtgeschnitten. (Beim Nachschlagen der genauen Heftnummern hat meine Erinnerung mir doch widersprochen: Band 666 ist gar nicht von Mahr, sondern von Hans Kneifel. Ändert trotzdem nichts).

Version heute: der damals entdeckte Sonnentransmitter bzw. seine Gegenstation spielt jetzt im Zyklus wieder eine Rolle. Es war aber auch nur einer von schätzungsweise 260, es tritt ein Aktivwächter namens Immentri Luz auf, der wahlweise über Vergessenes lamentiert oder sich fragt, was er denn eigentlich ist (oder soll...), natürlich ist da eine widerspenstige Automatik aus der Vergangenheit, die noch immer funktioniert, aber Atlan macht das mal nebenbei, indem er sich einen lemurischen Tamratmantel umwirft und aus seinem fotografischen Gedächtnis die passenden Informationen hervorholt, die er in einem seiner Miniheftzyklen bereitgestellt bekam. Von Geheimnisvollem oder gar „Sense of Wonder“ ist da nichts mehr: eine rein technische Abhandlung der geforderten Expovorgabe, zu der dann auch passt, dass man seitenlang über die genauen metrischen Ausmaße von Gebäuden und Maschinenhallen informiert wird.

Um fair zu bleiben: Die Umstände haben sich nicht nur hier geändert. Schnelle Kommunikation, Datenverfügbarkeit via Computer und Netz und all das, was vieles leichter zu machen scheint. Man sollte es aber nicht und permanent übertreiben.

Wirkliche Logik sucht man auch anderweitig. Dabei ist das für den Bereich humanoider Intelligenzen der Galaxis ja noch erträglich: die stammen alle von den Lemurern ab und soviel unterscheidet sich da ja nicht; andere Milchstraßen-Völker könnten sich dieser Dominanz ja gebeugt und diese Logikwerte mittlerweile übernommen haben. Aber wenn man schon in außerrhodan’schen Science Fiction sehr oft vergeblich nach „anderer“, „fremder“ Logik sucht, dann wird man im Perryversum erst recht nicht fündig. Wirklich fremd, anders ist es hier selten. (In diesem Zyklus nur einige Aspekte innerhalb der Kolonne, wie der Dunklen Ermittler, insbesonders aber in der Wesenheit des kristallinen Anführers Antikur von Bitvelt). Ansonsten geht es bei Menschens, Chaos, Roboterns und so weiter immer gleich voran: wenn, dann; deshalb, weil. Selbst die Handlungen von Überwesen wie Kosmokraten und Superintelligenzen unterliegen simpler menschlicher Logik (wiederum nun gut: auch und gerade bei ES, aber der hat ja auch diverse Menschen mal übernommen, 20 Milliarden auf einen Schlag und wie man weiß, ist er ja via Delorian Rhodan mit Menschens verwandt.)

Und selbst wenn man das alles berücksichtigt, bleiben doch hier und da gewisse Löcher: nachdem man inzwischen von der castor’schen Manie der Arkonidenmacht abgekommen ist, sind es gerade die Lemurer. Natürlich fragt man sich da: war da nicht mal was? Haben sie nicht gegen die Haluter verloren damals bis hin zur völligen Vertreibung aus der Galaxis? Hätten sie nur ansatzweise das eingesetzt, was ihnen gerade alles als „hatten wir damals schon“ gegeben wird, wären Icho Tolots Vorfahren in Andromeda gelandet. Und hätten das auch verdient, denn nachdem besagter Icho ja in Band 200 die Terraner zum Sonnensechseck führt („das einzige Geheimnis der Galaxis, was unser Volk nie lösen konnte“), wussten sie ja nicht mal von den anderen 259 Transmittern. Das könnte natürlich eine Folge der Pazifismusstrahlung gewesen sein, mit der die Lemurer letztlich die „schwarzen Bestien“ doch noch kleingekriegt haben (bewusst initiiert, aber ohne das Experiment auch mal auf Wirkung zu kontrollieren), aber da waren ja auch noch ein paar Meister der Insel; die sich da auch nicht drum gekümmert haben und mit den paar einfachen Verbindungen Andromeda-Galaxis und zurück zufrieden waren. Und da man ja auch Weltraumbahnhöfe zwischen den Milchstraßen konstruiert hatte, wussten sie es wohl auch nicht mehr...was wiederum die Frage aufwirft, warum die Datenbestände heutzutage noch überall da mehr oder weniger offen herumliegen, wenn man nur sucht...und warum die versteckten Transmitter nicht zusammen mit den alten explodierten.... und so weiter und so fort, nur als Beispiel für viele der wunderschön-unlogischen Aspekte, über die man als kritischer Fan so richtig, neudeutsch-unschön aber treffend, „ablästern“ kann.

Visionen gar, was eine realistische Zukunftsperspektive betrifft, gibt es bei Perry schon lange keine, das endete spätestens mit der Aphilie. Inzwischen hat man zumindest die technischen Bedingungen an die Serie angeglichen. Im klassischen Beispiel war es ja wohl so, dass noch 2400/Perryzeit = Mitte der Sechziger/Realzeit die Computer zwar immer gut Daten auswerten konnten, diese jedoch zusätzlich in andere Maschinen gesteckt werden mussten, damit das zurück in Sprache und Schrift verwandelt wurde; Bully, da war er Spezialist, konnte sofort schon, wenn es aus dem Rechner kam, lesen. Ab und zu tauchen diese Dinge dann noch auf: Kantiran da Vivo-Rhodan bewohnt seine Friedensfahrerkapsel, ein Raumschiff mit, ausnahmsweise mal, nicht sehr viel Platz, aber zwischen den Galaxis herumschwirrend, von einem hochintelligenten Bordgehirn gesteuert, kommt die Halbcyno-Begleiterin überraschend in seinen Raum und findet den Arbeitstisch mit Folien und Ausdrucken übersät....Das könnte man bei Perry, Bully und Adams noch vermuten, aber wir lernen halt, dass es auch auf einem arkonidischen Kolonialplaneten des Jahres 4900 etwa noch genügend Bäume gab, damit man da im Umgang mit Papier oder anderen Schreibmaterialien erzogen werden konnte...anstatt auf seinen Bildschirm zu schauen oder vom Bordrechner sich das sagen zu lassen (dabei ist der sehr fähig, hat er dich beim Verproviantierung an die Schreibmaterial gedacht...).

 

Von gesellschaftlich-neuen Entwicklungen ganz zu schweigen. Verglichen mit dem, was realiter hier in den letzten 45 Jahren sich doch geändert hat, kann man da keinerlei Weiterentwicklung feststellen. Der Jugendliche im Perryversum ist immer noch ein blasser Abklatsch schon real vergangener Vorstellungstypen; auf anderen Planeten ist es nicht anders. Die Wirtschaft funktioniert immer noch nach den guten alten (kapitalistischen) Prinzipien. Ob nun damals nach der Schwarmverdummung alles am Boden zerstört war, die Erde nach dem Mahlstromversetzen von allen Menschen entvölkert wurde oder welche sonstigen Katastrophen hereinbrachen: Börsen gibt es immer (und noch; Bullys Whistleraktien sind inzwischen Milliarden wert, kein Wunder, dass er dafür Sorge tragen muss, dass TRAITOR nicht bis Terra durchstoßen kann...), kurzfristig ist sogar Roi Danton (Band 2306) patenartiger Chef einer ebensolchen.

Und selbst die eine der beiden Sachen, die normalerweise auf dem Perryversum ausgegliedert sind (das andere ist Religion)...

Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert:... oder sagen wir 4 „Vorkommnisse“ in den ersten tausend Bänden:

- Atlan mit Mirona Thetin und später der lemurischen Zellaktivatorträgerin; hat er oder hat er nicht?

- Etwas früher hat man nicht, da wirft er Mory, damals noch Abro, nonchalant seinen Mantel über, als diese nackt aus den Händen neugieriger Alienärzte befreit wird;

- und geradezu klassisch die Szene im „Gehirn/ANTI ES“-Zyklus“, als Orana Sestore feststellt, dass etwas nicht stimmt: Antirhodan kommt nackt aus dem Bad, aber der richtige Perry nie in solch einer Weise, wie er daherkommt, seine Wünsche gezeigt.

Und jetzt in einem einzigen Zyklus:

- lesbische Küsse unter Akoninnen (nun gut, direkt vor der Zerstörung des Planeten...),

- Ronald Tekener gibt zu, dass Dao Lin Hay wild sein kann und ihm den Rücken zerkratze (kein Wunder dass zwischen ihnen nun Eiszeit herrscht, oder lag es doch nur an den Jahren mit der havarierten SOL auf dem Eisplaneten.?)

- Lemurabkömmlinge feiern permanente institutionalisierte Orgien (und gleich mit Innenillustration)

- und ganz aktuell bricht beim Anblick Perrys der ARCHETYM-Generalin der Paarungstrieb aus (dem Perry natürlich nicht nachgibt, weil er ja auch, dem Expose zufolge, jetzt doch wieder mit Mondra Diamond zusammenleben muss....was er wirklich nicht verdient hat, aber wie der Ruf von Artistinnen früher mal war).  

Aber Sorge muss man nicht haben. Der schöne alte Spontispruch sagt zwar: „Lieber richtigen Sex als sechs Richtige“, aber Perry Rhodan ist Jahrgang 1936 und geborener Amerikaner. So was tut man nicht.

Dafür gibt es noch Fußball auf der Erde (nur noch mit 10 Mann pro Mannschaft und nicht 90 Minuten). In einer aufsehenerregenden Ausgabe direkt zum Beginn der realen Weltmeisterschaft ließ Feldhoff die Endrundenteilnehmer der Solaren Meisterschaft antreten. Viel lustiger war der sich nach der üblichen 6-8 Wochenfrist Vorlauf auf der Leserkontaktseite entzündende Prozess, wobei 80 % das als absoluten Tiefpunkt bezeichneten und man doch solch ernsthafte Dinge wie Rhodan mit Trivialem wie Fußball verschonen solle.

Hätten sie sich eher über andere Dingen aufgeregt: als Ausfluss dieser Geschehnisse, wo sich die Menschen während der Spiele so erregt haben, kommt es wirklich und wahrhaftig dazu, dass so was nun häufiger geschieht sich 10 Millionen Terraner schichtweise (!!!) abwechseln, um in vierstündiger Erregung Kräfte zu erzeugen, die dem Mutantennukleus helfen, den Terranovaschirm gegen die bösen Traitors abzustützen...die „terranische Volksgemeinschaft“ am Werk!

Mit Fußball hatte der Roman ganz offenkundig nichts zu tun (anders als Uwe Anton vor einigen Jahren schon mal, mit ebensolcher Kontroverse; dabei hat sich Feldhoff jetzt nicht mal wie Uwe A. als bekennender Bayernfan geoutet...), ebenso wenig die Leserbriefschreiber. Sag ich mal als meinerseits bekennender Fußballfan, der, wie bei Perry, diverse Entwicklungen neuerer Natur kritisch gegenübersteht.

Schlimmer ist, dass ansonsten auch kaum etwas Neues an Ideen geboten wird. Nichts was geschieht hat der geneigte aufmerksame Rhodanleser an Handlung nicht schon miterlebt.  

Invasion ?                                            Die fünfte in den letzten 500 Heften

Massenhaft Raumschiffe?                     Grosse Armada

Sonnentransmitter?                              Meister der Insel

Planetenzerstörung?                             Arkons Ende

Charonwolke?                                        Dunkelwolke Provcon-Faust

Roi Danton auf der Bösen Seite?           Torric

Das ist beliebig fortsetzbar. Es werden, leider, leider, nur noch alte Muster variiert und neu zu Handlungen zusammengesetzt, diese und jene Personen neu zusammengebracht. Ein Leserbriefschreiber brachte es auf den Punkt: auch früher war nicht alles Gold, was glänzte, vieles von der rückblickenden Nostalgie verklärt, aber damals waren zumindest die Personen noch „bodenständig“. Das ist richtig. Aber damals gab es auch noch Voltz, Mahr, Darlton, Ewers mit Einschränkungen und später Marianne Sydow.. Mehr an Autorenkritik erlaube ich hier mal nicht weiter.  

Was sonst noch aus diesem Zyklus erwähnenswert ist  

- die Titelbilder werden weiterhin, durchgöngig und merklich besser

- viele der Hauptpersonen leider nicht, sondern in den Schilderungen gerade umgekehrt (Alaska, ach Alaska der alten Schule, in welchem Zeitbrunnen treibst du dich gerade herum und wer steckt hinter der Maske dessen, der gerade als du auftritt...?)

- die unschönste, heikelste Szene: nicht mal da, wo ein fanatischer, todkranker USO-Agent sich am Traitorbefehlshaber festkrallt, um die wertvollen Sekunden zu kriegen, die Terras neue Waffe braucht, um den Traitank mit ihm selbst an Bord abzuschießen; sondern wie USO-Chef Monkey der trauernden Hinterbliebenen versichert, dass man ihm „das schuldig gewesen sei“ (sich bewusst selbst zu opfern).

Lesen Bundeswehrsoldaten im Camp Kabul oder Kundus eigentlich auch Rhodanhefte?

Und Wolfgang Sch. hierzulande mit?

- den dümmsten Satz des Zyklus, Mondra Diamonds: „Eine Negasphäre entsteht schließlich nicht jeden Tag!“

- ein erfrischender Scherz (Uwe Anton, aus 2332):

„Mein Name sei Gntbn“ krächzte der Kleinwüchsige schließlich.

„Was dagegen, wenn ich dich Gantenbein nenne?“ fragte Alaska.  

- die menschlichste Stelle, nämlich Ronald Tekeners Kapitelvorworte (von Frank Borsch in Heft 2328), insbesonders aus dem ersten <Pünktchen = gekürzt>

„Mein Name ist Ronald Tekener. Ich bin ein Unsterblicher. Seit über zwei Jahrtausenden...einer Zeit, die dennoch nicht ausreichte, mich an den Gedanken zu gewöhnen: ausgerechnet ich, Ronald Tekener, unsterblich?

Ich passe nicht in das Bild, das man sich von Unsterblichen macht....Unsterbliche sind edel, edel im Charakter, edel im Aussehen...Und was meinen Charakter angeht: ich habe gesoffen und gehurt, gezockt und gemordet – im Auftrag der USO, der LFT oder anderer, aber stets im Dienst der Menschheit –, betrogen und gelogen und viele andere Dinge getan, die einem Menschen früher oder später die Freiheit, die Gesundheit oder sogar das Leben kosten.

Mich nicht. Ich wurde unsterblich.“

(Als Fan dieser Handlungspersonen kann ich jedem zufällig mitlesenden Verantwortlichen nur, drohend, raten: „Ihr könnt alles machen! Bringt meinetwegen Gucky um die Ecke! Aber Hände weg von Tiff und Tek!“)

Im abgelaufenen Zyklus gab es nur ganze 2 (zwei!!!) Einzelromane, im dem Sinn, dass sie mit der Handlung wenig zu tun hatten (für Interessierte: 2341 = „DIE RATTEN DER JERSEY CITY und 2372 = PLAN DER PHANTOME“), und sie gehörten, weil ohne Gigantomanie, mit zu den besten. Es ging in beidem um richtige Menschen (bzw. im zweiten auch und gerade um Swoon, die winzigen Gurkenwesen...). Zu solchen Dingen sollten die Autoren wieder mehr zurückkehren ... und auch die Leser, die sich nicht damit zufrieden geben sollten, wenn (lobte doch tatsächlich ein Leserbriefschreiber als gelungenes Beispiel für mehr Menschlichkeit in der Serie) „Rhodan am Fenster der Residenz steht und sinnend und zweifelnd über Terrania blickt“; sehr oft in diesem Zyklus. Mal abschalten, alter Mann!

Beide Romane plus allenfalls dann der Einführungs/Jubiläumsband wären die, die man

völligen Neulesern sofort in die Hand geben und sie damit werben könnte.

Und dies ist irgendwie auch eher notwendig als die Handlung in immer neue Dimensionen zu treiben. Droht etwa nicht nur der Serienhandlung die Negasphäre?.  

Wenn man wirklich mal „verschwörungstheoretisch“ denken will, all die Zeichen zusammenzählt und daraus die schlechtesten Schlüsse ziehen will (heißt es nicht am neuen Zyklusbeginn: „Perry Rhodan auf einer Mission, die eine Reise ohne Wiederkehr sein könnte?“), kann man nicht umhin, auch das bislang Undenkbare sich vorzustellen: nämlich ob Perry Rhodan den Band 2500 überleben wird.

Wo Moewig/Pabel bereits seine Buchproduktion eingestellt hat (so wie die dritte Auflage), daher auch zu dem Zeitpunkt, da ich das hier schreibe, keinen eigenen Stand auf der Buchmesse hat, der Verlag, wie man gerüchteweise hört, neue Besitzer haben soll....und andererseits, siehe oben, die Komplexität des ganzen eigentlich verhindern müsste, dass es neue Leser und damit ein Weiterbestehen geben kann, dann bliebe nur solch düsterer Ausblick, nämlich die ganz und gar reale Negasphäre.

Zwar kann ich mir das derzeit nicht so recht vorstellen bei all den Aktivitäten und Lizenzvergaben rund um das Produkt, aber schließlich wird hierzulande das meiste Geld auch nicht mehr durch Produktion, sondern Dienstleistung, Geld- und Lizenzgeschäfte

gemacht.

Vielleicht überlebt das Produkt nicht mehr (hallo, Horst und Hermann!) in seiner derzeitigen Form der Heftausgabe, aber selbst das wäre ein Bruch: man hat sich nun mal in vielen Jahren so daran gewöhnt, und einige Konstanten braucht jeder (der Mensch, der Leser, das Land und was auch immer).  

Hoffen wir also wirklich das beste.  

Wer das hier bislang alles gelesen hat, hat hoffentlich auch den Eindruck gewonnen, dass ich selbst weiterhin ein Fan von unserem Mann im All bin (nur eben leicht kritisch bis lästernd).  

Wenn Millionen von Terranern mit Gedankenkraft die Angriffe Traitors gegen den Terranovaschirm abwehren können, hilft es vielleicht auch, wenn Leser und Fans alle gemeinsam sich wünschen, dass das Undankbare nicht geschieht. Bei George Bailey zu Weihnachten klappt das ja auch jedes Jahr.

Denn wir wissen ja, es ist Gesetz: Perry darf nicht fallen!

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