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Von Belfast nach Narnia - Ein Lebensbild des C.S. Lewis

C.S. LewisVon Belfast nach Narnia(1)
Ein Lebensbild des C.S. Lewis
„Literatur erweitert unser Dasein, indem sie uns Erfahrungen zugänglich macht, die nicht unsere eigenen sind. Sie können schön, schrecklich, ehrfurchtgebietend, erheiternd, pathetisch, komisch oder auch nur pikant sein. Literatur verschafft uns den Zugang zu ihnen allen. Diejenigen unter uns, die wir unser ganzes Leben lang wahre Leser gewesen sind, erkennen selten die außerordentliche Erweiterung unseres Daseins, die wir den Autoren verdanken.

Wir bemerken es am deutlichsten, wenn wir mit einem unbelesenen Freund sprechen. Er mag voller guter Qualitäten und gesunder Urteilskraft stecken, aber er lebt in einer winzigen Welt... Durch das Lesen großer Literatur werde ich zu tausend Menschen und bleibe doch ich selbst. Wie der Nachthimmel in einem griechischen Gedicht sehe ich mit tausend Augen, und doch bin immer noch ich es, der sieht. Hier, ebenso wie in der Anbetung, in der Liebe, im moralischen Handeln und in der Erkenntnis, wachse ich über mich hinaus: Und ich bin niemals in vollerem Sinn ich selbst als in diesem Moment.
“ (2)
C. S. LewisClive Staples Lewis kam am 29. November 1898 in Belfast, Irland zur Welt. Sein Vater, Albert James Lewis, arbeitete als Rechtsanwalt. Er galt als belesen, als guter Redner und als hervorragender Geschichtenerzähler.Die Mutter, Flora Augusta Hamilton Lewis, studierte Mathematik und Logik. Sie liebte die klassische Literatur. Mit seinem älteren Bruder Warren, geboren 1895, genannt Warnie, verband Jack- Lewis hasste seine Vornamen- eine lebenslange sehr enge Freundschaft.

Die Familie zog 1905 in das eigene Haus „Little Lea“, am Stadtrand von Belfast. Zu den Lieblingsbeschäftigungen der beiden Brüder gehörten das Zeichnen, Schreiben und Lesen. Sie erschufen in ihrer Phantasie ein Land mit dem Namen Boxen. Nach dem Tod der geliebten Mutter am 23.08.1908 verbrachte Lewis seine Kindheit und Jugend in wechselnden Schulen und Internaten in England. Erst der Privatunterricht bei einem Freund des Vaters, dem ehemaligen Schulleiter Kirkpatrick, bereitete Jack auf das Studium vor. Kurz nachdem er die Aufnahmeprüfung für die Universität Oxford bestanden hatte, zog Lewis im November 1917 in den 1. Weltkrieg. Im April 1918, schwer verwundet, kehrt er nach Oxford zurück. 1919 nahm er sein Studium wieder auf. Er erlangte Abschlüsse in griechischer und lateinischer Literatur, Philosophie, Alte Geschichte und Englisch. Seine erste Tätigkeit war die eines Aushilfslehrers für Philosophie am University College in Oxford 1924. 1925 erhielt Lewis einen Fellowship (Lehrauftrag) für englische Sprache und Literatur am Magdalen College in Oxford.

Tolkien und LewisAm 11. Mai 1926 begegnete Jack zum ersten Mal dem Professor für Angelsächsisch J.R.R. Tolkien bei einer Lehrplanbesprechung. Eine lebenslange Freundschaft und auch Arbeitsgemeinschaft nahm ihren Anfang. Im Oktober 1930 kaufte Lewis zusammen mit seinem Bruder ein Haus in der Nähe von Oxford „The Kilns“.

Lewis und Tolkien trafen sich regelmäßig seit dem Herbst 1933 mit gleichgesinnten Freunden. Sie nannten sich die Inklings. Jeden Montagmorgen im Gasthaus „The Eagle and the Child“ und Donnerstagabend in Lewis Arbeitsräumen im Magdalen College wurden eigene Texte vorgetragen und diskutiert. Zu diesem Kreis gehörten Owen Barfield, Charles Williams, Warren Lewis, Christopher Tolkien und Roger Lancelyn Green. Erst 1949 löste sich der Debattierklub auf.

Narnia - Die hausbuchausgabeWährend des Zweiten Weltkrieges hielt Lewis Vorträge im Radio für die BBC. Danach begann er mit der intensiven Arbeit an den „Narnia- Chroniken“, die ihn weltberühmt machten. Lewis erzählte in sieben Bänden die Geschichte des Landes Narnia und seiner Bewohner von der Schöpfung durch den Löwen Aslan bis zu seiner Zerstörung 2500 Jahre später. Er erzählt auch von den Geschwistern Peter, Suse, Edmund und Lucy die das erste Mal durch einen Wandschrank nach Narnia kommen und in die Geschicke des Landes verstrickt werden. Die Bücher erscheinen ab 1950 in nicht chronologischer Reihenfolge (Der König von Narnia 1950, Prinz Kaspian von Narnia 1951, Die Reise auf der Morgenröte 1952, Der silberne Sessel 1953, Der Ritt nach Narnia 1954, Das Wunder von Narnia 1955, Der letzte Kampf 1952).

Das Ehepaar Lewis1950 erhielt Jack den ersten Brief der amerikanischen Autorin Joy Davidman. Sie kamen sich rasch näher. 1952 verbrachte Joy Weihnachten in „The Kilns“. 1953 ließ sie sich scheiden und siedelte mit ihren beiden Kindern David und Douglas nach England über. Die Familie zog bei Lewis ein. 1954 bot die Universität Cambridge Lewis eine Professur für die Literatur des Mittelalters und der Renaissance an. Tolkien überredete ihn dem Ruf zu folgen. Jack ging an das Magdalene College in Cambridge. 1956 erkrankte Joy an Krebs. Die beiden heirateten am 23. April auf dem Standesamt in Oxford. Die kirchliche Trauung folgte am 21. März 1957 am Krankenbett. Nachdem Joy sich erholt hatte, fuhren sie auf Hochzeitsreise nach Irland und Wales. 1959 kehrte die Krankheit zurück, schlimmer als zuvor. Noch einmal konnten sie zusammen verreisen. Mit einem befreundeten Ehepaar verbrachten Jack und Joy 1960 einen Urlaub in Griechenland auf den Spuren der klassischen Antike, ein von beiden lange gehegter Wunsch. Joy Davidman starb am 13. Juli 1960.

C. S. LewisC.S. Lewis kehrte zurück in sein Alltagsleben. Er unterrichtete, traf Freunde, was er lange nicht mehr getan hatte und schrieb sich die Trauer von der Seele. Doch Joys Krankheit hatten ihn mehr mitgenommen als er zugeben wollte. Am 15. Juni 1963 erlitt Lewis einen Herzinfarkt. Obwohl er sich erholte, gab er seine Professur auf und verbrachte seine letzten Monate mit seinen Lieblingsbüchern, seinen Freunden und seinem Bruder Warnie in „The Kilns“.

Warren Lewis erinnerte sich: „Freitag, der 22. November 1963, begann ganz wie andere Tage auch. Es gab Frühstück, dann Briefe und das Kreuzworträtsel. Nach dem Mittagessen schlief er in seinem Sessel ein. Ich deutete an, dass er es in seinem Bett bequemer hätte, und er legte sich hin. Um vier brachte ich ihm seinen Tee hinein und fand ihn schläfrig, aber guter Dinge. Die wenigen Worte, die wir dann wechselten, waren die letzten. Um halb sechs hörte ich einen Schlag, und als ich hinein stürmte, lag er bewusstlos am Fuß seines Bettes. Ungefähr drei oder vier Minuten später hörte er auf zu atmen. Am folgenden Freitag wäre er fünfundsechzig Jahre alt geworden.“(3)

Deutschsprachige Auswahlbibliographie zu Leben und Werk C.S. Lewis:
-Michael Coren: C.S. Lewis- der Mann, der Narnia schuf, Brendow Verlag 2005
-Christian Rendel: Von Belfast nach Narnia. Das Leben des C.S. Lewis, Brunnen Verlag 2006
-Brian Sibley: Shadowlands- eine späte Liebe. Die Geschichte von C.S. Lewis und Joy Davidman, Brunnen Verlag 2008
-Alan Jacobs: Der Mann aus Narnia. C.S. Lewis- sein Leben und seine Welt, Johannis Verlag 2007
-Anne Arnott: Das geheimnisvolle Land des C.S. Lewis. Eine Biographie, Brendow Verlag 1998
-Colin Duriez: Das Geschenk der Freundschaft. Tolkien und C.S. Lewis, Brendow Verlag 2005


Zitate:
(1)    Christian Rendel: Von Belfast nach Narnia. Das Leben von C.S. Lewis, Brunnen Verlag 2006
(2)    C.S. Lewis zitiert nach siehe (1)
(3)    Warren Lewis zitiert nach siehe (1)


Kommentare  

#1 Pisanelli 2010-12-03 11:06
Was man vielleicht unbedingt noch erwähnen sollte, weil es für den Menschen C. S. Lewis wohl mit am Wichtigsten war: er ist einer der bekanntesten (und meines Erachtens großartigsten) christlichen Schriftsteller der neueren Zeit. Fast jedes seiner Werke (einschließlich der Narnia-Reihe) setzt sich in unglaublich durchdachter und intelligenter Weise mit Inhalten oder Fragen des christlichen Glaubens auseinander. Wer diese Seite von C.S. Lewis ignoriert, der versteht, glaube ich, gar nichts von dem, was er je geschrieben hat.
#2 Torshavn 2010-12-04 06:50
Ich würde Dir zustimmen, Pisanelli, fast uneingeschränkt. Auch für mich ist Lewis ein wichtiger christlicher Autor. Seine Bücher haben mir gezeigt, das man das Christentum auch mit dem Kopf begreifen und verteidigen kann. Für mich war das fast so etwas wie eine Offenbarung.
Aber ich glaube auch, das man die Perelandra- Trilogie und auch die Narnia- Romane durchaus lesen und geniessen kann, ohne das Wissen um Lewis glauben. Der tägliche Umgang mit seinen Werken bei der Arbeit, hat mir sogar gezeigt, das das Christentum des Autors eher hinderlich ist. Mir ist lieber jemand kauft seine großartigen Werke und liest sie; und merkt vielleicht dann, was dahinter steckt, als das er das Buch ablehnt, nur weil sein Autor Christ ist.
Deshalb habe ich Lewis Glauben auch nicht in den Text aufgenommen.
Dank Dir für Deine Ergänzung.
#3 Pisanelli 2010-12-04 10:14
Okay, es hätte mich auch gewundert, wenn Du das nicht gewußt hättest ;-)
Man kann das ja auch anders sehen: vielleicht fängt jemand sich gerade für das Thema Glauben an zu interessieren, weil so ein hochintellektueller Professor der Philosophie und Literatur das auch kann. Ich bin halt der Meinung, gerade bei einem so - wie soll ich sagen - streitbaren Thema wie der Religion sollte man immer von Anfang an mit offenen Karten spielen und nie verschämt Fakten hinter den Berg halten. Sonst heißt es hinterher: boh, ich bin voll hintergangen worden. Die anderen wußten schon vorher, dass Dinge beim Lesen passieren können :o

Die tollsten Bücher von C.S. Lewis finde ich übrigens gar nicht unbedingt die Narnia-Reihe, obwohl sie die bekannteste ist.
Am tollsten sind "Anweisungen an einen Unterteufel" und - das vor allem anderen - "Die große Scheidung". Einfach nur genial.
#4 Christian Montillon 2010-12-04 10:40
"Dienstanweisung an einen Unterteufel" ist in der Tat ein geniales Werk. Es entlarvt ganz nebenbei das Wesen des Menschen, wie er wirklich ist ...

Ebenfalls genial ist "Über den Schmerz", wenn es auch sehr sehr schwere Kost ist. Aber hier liefert Lewis die beste Erklärung eines Umstands, der dem Christentum als solchem ja gern vorgeworfen wird ("wenn Gott gut ist, wieso gibt es dann all das Elend auf der Welt?"). Seine Antwort - über die man auch jenseits des Christentums lange nachdenken sollte: "Diese Welt ist vielleicht nicht die beste Denkbare - aber die bestmögliche, die FUNKTIONIERT" (frei zitiert, gibt den Gedanken wieder). Ein Gedanke, der die gesamt Sicht auf die Welt umkrempeln kann, wenn man ihn zulässt und ihn verfolgt.

Im Romansektor wiederum ist die Perelandra-Trilogie extrem zu empfehlen. Sehr frühe, philosophische SF; mutet in manchem antiquiert an, ein Kind ihrer Zeit, aber in den Ideen absolut zeitlos. Und eine Alternative zu der düsteren Bedrohung-aus-dem-All-SF, die zu dieser frühen SF-Zeit (das Genre lag in den Kinderschuhen) sonst üblich war.

So, genug erzählt.
#5 Torshavn 2010-12-06 07:25
Zitat:
nie verschämt Fakten hinter den Berg halten.
Darum geht es auch nicht Pisanelli. Ich glaube wirklich, das Lewis Glauben für die Narnia- Lektüre nicht wichtig ist. Bei Tolkien fühlt sich doch auch niemand genötigt, zu erwähnen, das er praktizierender Katholik war. Und er hat Lewis immerhin zum Glauben zurückgebracht.

Ich habe gerade eine Sammlung seiner Essays gelesen. Und bin begeistert von diesem klugen Kopf.
#6 Andrew P. Wolz 2010-12-08 09:35
Ich hatte jetzt nicht das Gefühl, dass in diesem Artikel der christliche Glauben verschämt versteckt wurde. Auch muss man nicht immer über seinen Glauben reden, auch wenn er das eigene Handeln sicherlich bestimmt. So, wie man nicht jede Bedeutungsebene eines Buches in einer Rezi abbilden kann oder sollte. Ich gebe Torshavn recht: Man sollte für sich entscheiden, ob man es aus dem Buch herausliest oder nicht.

Umgekehrt gilt das für die DARK MATERIALS von Philip Pullman, von denen der GOLDENE KOMPASS verfilmt wurde. Diese sollen gegen den Glauben geschrieben sein, Pullman selber ist Atheist. Man kann die Bücher aber auch anders lesen. Würde man vorher darauf hinweisen, wäre das eher eine Gängelung der Phantasie der Leser.

Wenn man sich dann im Nachhinein ernsthaft mit den Büchern beschäftigt, dann freilich ist das Wissen um ihre Autoren und deren Weltsicht wichtig.

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