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Quo vadis, Planetenromane? - Eine Betrachtung anlässlich des 9. Planetenromans

Die andere Seite des TodesQuo vadis, Planetenromane?
Eine Betrachtung anlässlich des 9. Planetenromans –

»Die andere Seite des Todes« von Peter Terrid

Chefredakteur Klaus N. Frick hat den aktuellen Planetenroman „Die andere Seite des Todes“ von Peter Terrid, erschienen als Taschenheft Nr. 9, visionär genannt. Visionär deshalb, weil dieser Roman im Juni 1991 erschien und damals bereits mit Themen wie virtuellen Welten, Cyberpunk und elektronischen Netzwerken spielte. Zu einer Zeit also, als Facebook, Matrix & Co. noch nicht Bestandteil unseres Lebens und unserer Kultur waren.

 

Die andere Seite des TodesJa, man könnte mit etwas gutem Willen die Geschichte sogar als Großvater von „Inception“ auffassen. Geht es in dem Roman doch um einen Mord in der virtuellen Welt Proto-Eden, von deren Bewohnern nur die Gehirne am Leben erhalten wurden. Während Matrix aus seinem Grundgedanken erst einmal ein großes Mysterium macht, werden in „Die andere Seite des Todes“ die Fakten schnell auf den Tisch gelegt, um dann die interstellare Ermittlerin Samantha Dryton auf Mördersuche schicken zu können.

Dass die Geschichte derart direkt einsteigt, verwundert nicht weiter, wenn man erfährt, dass es sich ursprünglich um eine Fortsetzung handelte, deren erster Teil unter dem Namen „Das Paradies und der Tod“ als Planetenroman 322 im Dezember 1989 erschienen war. Zum besseren Verständnis wurden einige Passagen aus dem ersten Teil ergänzt. Und geflissentlich „vergessen“ zu erwähnen, dass es sich eigentlich um einen zweiten Teil handelte (so geschehen im Logbuch der Redaktion auf perry-rhodan.net).

Die Romane stehen in erster Linie für sich. Wer keinen Blick ins Impressum wagt oder sich mit den Autoren auskennt, hält die Romane für neu. In den Taschenheften selber hat man - im Gegensatz zu den wöchentlichen Heften - keinen Platz für redaktionelle Beiträge vorgesehen. Im sogenannten "Logbuch der Redaktion" auf der Perry-Internetseite gibt man zusätzliche Infos. Doch ist dies der richtige Platz? Warum nicht in den Taschenheften selber?

Hier wird das Dilemma deutlich, in dem die Planetenromane leider stecken. Aufgrund ihrer zweimonatlichen Erscheinungsweise im Zeitschriftenhandel, aufgrund der Tatsache, dass man nicht zuletzt aus Finanzierungsgründen ausschließlich alte Planetenromane wieder veröffentlicht, die man einzeln aus einem großen Archiv herauspickt, ergibt sich zwangsläufig ein einziger denkbarer roter Faden für die Heftreihe: Interessante Einzelgeschichten kurzfristig einem neuen Publikum wieder zugänglich zu machen. Neu in zweifachem Sinne: Da sind die Perry-Fans von heute, die damals die Planetenromane noch nicht gelesen haben. Und da sind die Neukäufer, die das Taschenheft am Kioskständer sehen und sich einen billigen SF-Roman auf die Schnelle mitnehmen. Gerade für letztere ist es natürlich marketingtechnisch am besten, wenn sie den Roman für neu halten.

Gibt es eine Alternative, die einzelnen Romane in irgendeiner marketing-relevanten Form miteinander zu verbinden? Weder stilistisch noch durch übergreifende Geschichten bilden sie eine Einheit, weder durch den Anspruch, aktuelle Entwicklungen aufzugreifen, noch durch die Möglichkeit, sie als Experimentierfeld für Neues zu sehen, wie das etwas bei Perry Rhodan Action der Fall war. Das Problem liegt im Konzept: Da man keinen eigenen Buchverlag mehr hat, verwertet man alte Romane im Zeitschriftenhandel und schaut, wie die Käufer das Format Taschenheft annehmen. Viel Geld hat man dafür nicht zur Verfügung, nicht einmal für einzelne neue Geschichten. Auf der Perry-Seite findet sich die Frage, ob die Fans sich vorstellen könnten, die Erstauflage in die Taschenheft-Form überzuführen. Die Mehrheit ist dagegen. Der kommerzielle Erfolg der Taschenhefte ist nicht groß. Was aber will man erreichen?

Man stöbert also munter weiter im Archiv und muss wie im aktuellen Fall mit dem Doppelroman geschehen Kompromisse eingehen. Doch einen kleinen, nicht ganz unproblematischen roten Faden gibt es sogar: Um die verstreut herausgepiclten Geschichten chronologisch einzuordnen, setzt man vor alle Romane einen fiktiven zweiseitigen Lexikoneintrag aus „Hoschpians unautorisierter Chronik des 14. Jahrhunderts NGZ“, der die Zusammenhänge erläutern soll. Leider nur nehmen diese Seiten in den letzten Taschenheften gleich zu Beginn den Schwung raus und sind für Neuleser sogar eher abschreckend und unverständlich. Hier wäre ein inspirierterer Schreibstil von Vorteil. Oder hier wäre die Gelegenheit, mit einem neuen Konzept anzusetzen.

Will man das? Eine gute Entscheidung war es schon einmal, das Titelbildschema aufzuweichen, endlich nicht nur Raumschiffe zu zeigen, die mehr oder weniger mit der Handlung zu tun hatten, sondern die Zeichnung einer Frau abzubilden, die tatsächlich die Hauptfigur des Romans in ihrer neuen Heimat Proto-Eden sein könnte. Das ist ein echter Hingucker geworden, den ich mir sogar gut als Poster vorstellen könnte. Bitte mehr davon!

Mehr Mut wäre nun auch für innen sinnvoll: Am 14. Januar 2011 erscheint das 10. Taschenheft. Ein kleines Jubiläum und Grund genug zum Anstoßen. Und ein guter Anlass, die Fahrtrichtung zu korrigieren. Will man das nicht, ging es nur um das Testen des Formats, dann sollte die Reihe einstellen. Oder man verzichtet darauf, das Taschenheft wie einen neuen Roman in den Handel zu bringen, und bietet dem Fan konsequent eine Bibliothek vergangener Perry-Schätze. Und vermarktet die Taschenhefte auch in dieser Richtung, schreibt etwas über den bibliophilen Hintergrund der Geschichte, sagt etwas zum Autoren und seinem Stil, beschreibt, ob das Thema des Romans öfter im Perryversum behandelt wurde. Kurz, man macht die Reihe zu einer eigenständigen Edition gehobener Perry-Schätze und unterschlägt auch nicht mehr, wenn eine Geschichte eigentlich ein zweiter Teil ist. Wegen mir kommt dann noch vorne ein Kästchen drauf: „Macht auch Perry-Rhodan-Neulingen Spaß!"

Wenn man noch ehrgeiziger ist, wenn man das Format etablieren und auf lange Sicht gute Verkaufszahlen erreichen möchte, dann führt sowieso kein Weg daran vorbei, die Auswahl der Romane zu überdenken und eine klarere Linie reinzubringen, dem Käufer das sichere Gefühl zu vermitteln, dass er weiß, was ihn hier erwartet. Das darf dann nicht mehr ein Sammelsurium stilistisch und inhaltlich allzu unterschiedlicher Geschichten sein. Da muss dann wahrscheinlich der eine oder andere brandneue Roman rein.

„Die andere Seite des Todes“ liest sich spannend und interessant, keine Frage. Das Buch war damals seiner Zeit voraus. Ich bin und bleibe grundsätzlich ein Befürworter des Formats des Taschenhefts, mag sie sehr, nehme sie gerne zur Hand. Aber die Taschenheft-Sammlung in meinem Regal gerät mir doch zu faserig und zusammengewürfelt. Um weiter Spaß daran zu haben, hätte ich gerne eine Antwort auf die Frage: „Quo vadis, Taschenhefte?“

Kommentare  

#16 Advok 2010-12-17 19:54
# Roman mit Magazin im Taschenheft gab es bereits: Vampira, der Nachfolgeserie von Vampira (äh... ja, klingt, komisch, war aber so). Michael Schönenbröcher hat damals, sofern die Erinnerung nicht alles verklärt, wirklich gute Arbeit geleistet - und dennoch hat Taschenheft-Vampira es 'nur' bis Band 60 gebracht...

# 7 Risszeichnungen im Taschenheft: Leute ihr seit alle so verwöhnt: Muss es denn immer ein ganzes Raumschiff sein? Kann nicht mal auch nur ein Aggregat gezeichnet werden ;-)

Nachfolger der Heftreihe:
Bei Perry Rhodan denke ich wird es die wenigsten Probleme geben. Die Redaktion übt ja quasi bereits mit Susan Schwartz Elfenweltserie - und haben hier jeden Monat ein Buch veröffentlicht, dass vom Umfang her etwa 3 Heftromanen entspricht. Perry Rhodan wird sich im Buch (mit neuem Inhalt) denke ich besser verkaufen, da kann man dann schon bei gleichem Preis den Umfang um ein Drittel erhöhen: Schon haben wir die neue Publikaionsweise. Wenn ichs recht bedenke: wäre vielleicht gar nicht mal so schlecht, oder?
#17 Wolfgang Trubshaw 2010-12-17 20:04
Die Taschenhefte (warum auch immer die so genannt werden, wo sie doch praktisch die gleichen Ausmaße haben wie die seinerzeitigen Taschenbücher und obendrein nicht ge_heft_et sind...) haben grob 1,5-fachen Heftromanumfang, aber kosten den 2-fachen Preis.

Wie du auf deine Umfang/Preis-Theorie kommst, erschließt sich mir nicht ganz.

Ich habe mir immer schon gedacht, dass sich Rhodan regelrecht anbieten würde für eine Sache wie ein Sammelwerk, wo ein Ding (was auch immer, Modell aus Plastik/Zinn, oder groß ausfaltbarer RZ-Plan, oder welche Goodies auch immer mit einem Band zum Lesen (in welchem Format auch immer, jedenfalls gedruckt, nicht digital!) eingeschweißt daher kommt.

Aber wohl eher nicht im Sinne von der laufenden Erstauflage, sondern ein Spin-Off wie die Action-Chose oder Ähnliches.

Da könnten die dann auch gleich einiges an Euro verlangen, weil ja eben diese Gimmicks der primäre Kaufgrund sein dürften.
Und solches Zeug sammeln auch Leute, die mit "uns Perry" nix am Hut haben. Quasi Sammelwerk-Sammler, nicht Rhodan-Sammler.

Sollten es Figuren sein, bitte unbedingt Leute engagieren, die sowas auch modellieren können, und nicht die HJB-Typen. Seeehr wichtig!
#18 Laurin 2010-12-17 20:08
Bei PR könnte ich mir ehrlich auch nicht vorstellen das die Serie z.B. monatlich mit einem Taschenheft laufen würde. Bei John Sinclair würde ich sogar sagen - wäre ich Verleger - würde ich statt aufs Taschenheft zu setzen das ganze wieder in TB-Format weiterführen wie es ja zusätzlich mal zur Serie lief. Insgesamt jedoch glaube ich mal das uns das Heftformat noch eine ganze Weile begleiten wird, auch wenn hier nur noch einige wenige Serien das Format hochhalten werden (PR, Sinclair, Cotton). Das rettet natürlich nicht die Serien, die nicht auf besagtem Niveau (Verkaufszahlen) laufen und neue Serien dürften ein Wunschdenken sein (oder es müßte einen drastischen Wandel im Kauf- und Konsumverhalten geben).
Nun muß ich dazu sagen das ich das Format Taschenheft durchaus mag und im Fall PR auch auf die Extras nicht so viel Wert legen würde wenn die Romane selbst gut wären. Aber der wirklich regelmäßige Leser von PR wird wohl auf seine liebgewonnenen Extras ebensoviel Wert legen wie auf die eigendliche Story und damit würde es wohl ein Drahtseilakt werden.
Aber wie Harantor schon sagte, die Entscheidung steht da nicht gleich Morgen an und eventuell gibt es dann ja Lösungsmöglichkeiten die wir gerade noch nicht mal hier andenken.
#19 Wolfgang Trubshaw 2010-12-17 20:16
Für mich ist der Inhalt in der Ersten abseits des eigentlichen Romans der Grund, weshalb ich (schon seit Jahren, sei's zurücklegend beim Kiosk, sei's über die Romantruhe, oder über die VPM selbst) Abos habe.
Und wenn ich auch viele der Hefte nichtmal querlese (und wer kennt nicht dieses manchmal unerträgliche Staccato an braunen Tüten, die er aus dem Postkasten zieht, wo man sich schwören könnte, man hätt erst vor zwei Tagen sowas rausgezogen), so lese ich doch immer jeglichen sonstigen Inhalt mit sehr viel Hingabe und Interesse.

Wäre der nicht mehr vorhanden, würde mir ein solches öfter-als-nicht "nichtgelesenes" Abo dann wirklich zu viel Luxus und Liebhaberei sein. Und ich könnte für mich aus so Abos dann gar nix mehr ziehen. :-?
#20 Andrew P. Wolz 2010-12-19 23:21
Ich denke, da lassen sich Wege finden, die Inhalte auch in den Taschenheften zu bringen. Bastelbögen könnten mit einer Perforationsleiste eingekeilt werden oder mit wirklich wie ein Gimmick in der Folie beiliegen. Für Risszeichnungen gäbe es die Möglichkeit, eine Auffaltseite zu verwenden. Ich denke, das sind alles keine Hindernisse.

Ich frage ich vielmehr: Wenn der Heftroman keine Zukunft hat, warum hat sie dann das Taschenheft? Ist es nicht egal, ob da im Regal ein Heft oder ein Büchlein liegt? Ist der eigentliche Unterschied nicht wirklich nur der Erscheinungsrhythmus?
#21 Laurin 2010-12-20 01:23
Gute Frage, Andrew P. Wolz.
Ich frage mich beim Format Taschenheft auch etwas, ob man sich da einen Automatismus erhofft gegenüber dem Erfolgsbeispiel der CORA Taschenhefte.
Auch wenn ich das Format Taschenheft durchaus mag, einen zwangsläufigen Erfolg würde ich damit aber nicht unbedingt verbinden wollen.
#22 Harantor 2010-12-20 01:51
Nun ersteinmal ist das Image des Taschenheftes besser. Der Heftroman trägt den Mief der nachkriegszeit mit sich herum. Das taschenheft wirkt moderner, schon ob der Nähe zum Taschenbuch.

Und ja Laurin, der Hinweis auf die gut verkäufliche Ware von Cora darf nichta subleiben. Ich empfehle nochmals die Lektüre von Koschnick antwortet (hier gehts zur Einlweitung: www.zauberspiegel-online.de/index.php?option=com_content&task=view&id=6207&Itemid=295 Von dort aus erreicht ihr die beiden Artikel Zusätzlich empfehle ich nochmal die Lektüre des in der Einleitung verlinkten Interviews
#23 Laurin 2010-12-20 16:36
Da sag ich ja nix gegen Harantor, und das Format Taschenheft find ich sogar besser als das alte Heftformat. Ich frag mich eben nur immer ob es in jedem Fall auch so angenommen wird wie bei CORA.
Im Fall von PR scheint ja durchaus eine Ablehnungshaltung der Leser da zu sein. Als Verlag hätte ich da jetzt zwei Optionen:
1. Ich sage mir das sind auf die Gesamtleserschaft nur wenige die die Meinung vertreten. Dann könnte es klappen!
2. Trifft Punkt 1.) nicht zu, hab ich in den Verkaufszahlen unter Umständen einen gewaltigen Einbruch...was dann?
Wie gesagt, ich habe da nix gegen wenn das Taschenheft den Heftroman ablößt (ganz im Gegenteil), nur bin ich mir nicht so sicher ob das immer so ohne blaue Flecken abgeht. :sigh:
#24 Harantor 2010-12-20 16:49
Wie gesagt: Das ist Zukunftsmusik. Ohne Not muss man die Erstauflage nicht umstellen. Aber es kommt der Moment,wo man es sich nicht mehr aussuchen kann. Dann heißt es Friss Vogel oder stirb... So einfach ist das.

Und wichtig ist: Die Erstauflage ist das Herz des Ganzen. Ohne die zerbröselt das Rhodan-Imperium nach und nach...
#25 Laurin 2010-12-20 18:58
Wohl wahr, Harantor!
Hoffen wir mal das sie dann die Kurve kriegen, wäre sonst schade drum.

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