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Vampire pflastern seinen Weg - Hugh Walker - Seine Exposés

Vampire pflastern sein Weg Hugh Walker's Horror Romane
Hugh Walker - Seine Exposés
Sie waren nicht seine Leidenschaft

Hubert Straßl kann verdammt gute Romane schreiben. Das kann jeder feststellen, der mal ein Heft oder Taschenbuch von ihm aufgeschlagen hat. Aber die Kunst, vorher ein Exposé zu entwerfen, beherrscht der Hughbold nicht annährend so gut. Dennoch findet man hier jede Menge Ideen und Anregungen. Nur zu einem geschlossenen Ganzen, das vollkommen überzeugt, konnte er diese Ideen erst zusammenfügen, wenn er in die Tasten haute, um den Roman zu schreiben. Da entfaltete er seine wahren Talente.

 

Hubert StarsslDie Exposés von Hubert Strassl

Vampire unter uns01 Vampire unter uns
Das Exposé beschreibt eine Horrorserie von drei bis vier Romanen. Aus dem Material wurde jedoch nur ein Heftroman, der 1972 unter dem Titel »Vampire unter uns« als Nr. 1 in der Reihe »Vampir Horror Roman« des Pabel-Verlags erschien.
1. Band
Die Geschichte beginnt in einer Großstadt in einem Hochhaus. Ein Herr (hier X genannt), er ist nichts Besonderes im Leben, ein kleiner Beamter, verheiratet und bis dato zu seinem Bedauern kinderlos, glaubt, dass seine Frau ihn betrügt. Er ist zwar nicht der eifersüchtige Typ, aber es interessiert ihn doch. So geht er der Sache nach und lauert dem heimlichen Besucher auf. Aber immer, wenn er glaubt, ihn überraschen zu können und eingreifen will, ist niemand in der Wohnung, außer seiner Frau, die an seinem Verstand zweifelt. Er lässt sich schließlich überzeugen, dass alles nur Einbildung ist. Doch immer wieder kommt es zu Begebenheiten, die darauf hindeuten, dass jemand heimlich seine Frau besucht. Bald ist es ihm ganz unerklärlich, denn der geheimnisvolle Besucher vermag aus aussichtslosen Situationen spurlos zu verschwinden.

So engagiert Herr X einen Privatdetektiv. Dieser findet heraus, dass tatsächlich jemand seine Frau besucht - der frühere Mann von Frau X. Bevor er aber Genaueres berichten kann, verschwindet er spurlos.

Das Problem ist nun: Der frühere Mann von Frau X ist seit mehreren Jahren tot (an Leukämie gestorben)! Herr X beschließt, seine Frau noch einmal zur Rede zu stellen. Er erkennt aber nur, dass auch sie vor etwas Angst hat, wenn sie auch nicht artikulieren kann, wovor.

Schließlich wird Herr X Zeuge einer Erscheinung des Toten. Er ist unter einer Art Bann und kann sich nicht bewegen. Er erfährt, was der Verstorbene will: Ein Kind von seiner einstigen Lebensgefährtin (das auch sie sich immer gewünscht hat).

Er erkennt, dass es wenig Sinn hat, sich an die Polizei zu wenden. Aber Grauen und Verzweiflung treiben ihn schließlich zu magischen Zirkeln und Hexenkünstlern. Er trifft wahrhaftig einen Magier, der ihm helfen kann, den Toten für immer aus seinem Haus zu bannen.

Es geschieht alles nach den Anweisungen des Magiers, und tatsächlich bleibt der Tote schließlich fort. Das Leben normalisiert sich, und Herr X beginnt bald, alles für einen bösen Alptraum zu halten. Auch stellen sie fest, dass Frau X endlich das sehnlich erwünschte Kind erwartet.

Als es geboren wird, ist das alte Entsetzen wieder da: Es trägt deutlich erkennbar die Züge des Toten.

2. Band
Herr X konsultiert den Magier erneut. Dieser untersucht das Kind und bestätigt, dass der Tote es gezeugt hat! Er rät ihm aber auch, diesen Umstand zu ignorieren und das Kind wie sein eigenes aufzuziehen, da die Toten in ihrer Rache fürchterlich und unberechenbar wären.

Die ärztlichen Untersuchungen ergeben, dass das Kind normal ist, jedoch an einer Blutarmut leidet, die in einer fallweisen unerklärlichen Zersetzung der roten Blutkörperchen wurzelt. Eine Reihe von Transfusionen können die Sache aber vorerst regulieren. Der Zustand des Kindes scheint sich zu normalisieren.

Herr X, der zuerst seine Frau verlassen will, entschließt sich zu bleiben, weil er sieht, dass sie seine Hilfe braucht, und weil er sich an die Warnung des Magiers erinnert. Das Kind ist ihm unheimlich (und auch den meisten Leuten, die damit in Kontakt kommen), aber er versucht sich zu überwinden.

Nicht viel später erkennt er, dass diese unerklärliche Anämie des Kindes auch auf seine Frau übergegriffen hat. Sie wird blasser und blasser und siecht dahin. Trotz ärztlicher Hilfe und Transfusionen stirbt sie. Dann erkennt er auch, woran sie gestorben ist: Sie hat das Kind nicht nur mit ihrer Milch, sondern auch mit ihrem Blut gesäugt. Er erkennt es deshalb, weil das hungrige Kind in der Nacht über ihn herfällt. Es ist ein Vampir.

Und es gibt kein Entrinnen. Eine unerklärliche, hypnotische Kraft fesselt ihn an das Kind. Ein Bann hält ihn reglos, während das Kind sich nährt. Er weiß, dass er dem Tod nicht entkommen kann. Die Wohnung wird zu seinem Gefängnis.

Er glaubt an Halluzinationen, als er vor dem Fenster (im 3. Stock!) seine Frau erblickt. Sie erscheint jede Nacht und spricht zu ihm. Sie erklärt ihm, dass sie ein Vampir sei und dass ihr Dasein nicht ohne Reize sei.

Da wird ihm bewußt, was ihm bevorsteht, und er unternimmt einen verzweifelten Versuch, das Kind zu töten. Aber das misslingt.

Noch in der gleichen Nacht stirbt er selbst an Blutmangel.

3. Band
Herr X erwacht in einem Sarg. In der Leichenhalle in der Nacht vor seinem Begräbnis. Seine Frau erscheint und eine Reihe von anderen Verstorbenen, die nicht sehr freundlich über sein Schicksal beraten, weil er versucht hat, das Kind zu töten. Die meisten sind dafür, ihn in seinem Grabe eingeschlossen zu lassen. Sie zeigen ihm solche Verurteilte, die in ihren Gräbern wimmern. Er flieht.

Nach einer Zeit verspürt er starken Hunger nach Blut, doch das Menschliche ist noch zu sehr in ihm und er kann sich bezähmen. Als die Sonne aufgeht, treiben ihn die anderen in seinen Sarg zurück, denn unter den Menschen darf kein Verdacht entstehen. Er erlebt sein Begräbnis und erkennt, dass das Grab sein Gefängnis ist.

Er schreit, aber die Menschen hören ihn nicht, denn es ist Tag, und er kann sich nicht bewegen. Nachts versucht seine Frau, ihm zu helfen, aber die anderen Untoten verhindern es. So vergeht längere Zeit. Wochen.

Schließlich wird er überraschend befreit. Das Kind ist in eine Forschungsanstalt gebracht worden, denn man hat seine vampirischen Merkmale erkannt. Es gilt, das Kind zu befreien, bevor die Wahrheit einen Weg in die breite Öffentlichkeit findet. Herr X erkennt seine Chance, sein Unrecht wiedergutzumachen. Zusammen mit seiner Frau begibt er sich auf den Weg zur Forschungsabteilung. Der Hunger ist inzwischen so stark in ihm geworden, dass er alle Skrupel verliert und sich Blut verschafft.

Es gelingt ihnen, das Kind zu befreien, doch werden sie dabei entdeckt und verfolgt. Schüsse treffen sie, können sie aber nicht töten. Als sie die Verfolger abgeschüttelt haben, stellt sich ihnen ein neuer, einzelner Feind gegenüber: Der Friedhofswärter, der an die alten Legenden glaubt, hat längst Verdacht geschöpft. Er ist eine skurrile, anachronistische Figur, mit Knoblauch behängt und mit Kruzifixen. Er bedroht sie mit einer Pistole, die mit silbernen, geweihten Nägeln geladen ist. Er erschießt die Frau. Doch X und dem Kind gelingt es, zu entkommen.

X macht den anderen Untoten klar, welche Gefahr der Wächter für sie bedeutet. Sie bereiten sich zum Kampf.

Aber in der nächsten Nacht müssen sie erkennen, dass auch der Wächter die Zeit genützt hat. Überall ist Polizei, und viele Särge sind geöffnet worden, viele Untote tot. Es kommt zu einem erbitterten Kampf, der der Polizei alle noch vorhandenen Zweifel nimmt.

Während des folgenden Tages wird die ganze Gegend durchstöbert und eine große Anzahl Vampire getötet. Mit Anbruch der neuen Nacht setzt sich der Kampf fort. Doch diesmal ist die Polizei gewappnet und mit den alten Legenden vertraut. Mit silbernen und geweihten Kugeln wird alles niedergemacht.

X kann fliehen. Er hält sich eine Weile verborgen, bis sich alles beruhigt hat, und sinnt auf Rache. Unglücklicherweise misslingt sein erster Anschlag auf den Friedhofswärter. Der ist gewarnt und will ihm eine Falle stellen. X erfährt aber, dass der Wächter eine Tochter hat. Mit dieser will er den Wächter unter Druck setzen. Er entführt sie auf den Friedhof. Die Falle misslingt. X flieht mit dem Mädchen.

Wenig später wird er gefasst und kommt zu Studienzwecken in sicheren Gewahrsam.

Aber während des ersten Tages erscheint der Friedhofswärter, der seine Tochter wiedergefunden und erkannt hat, dass der magische Keim bereits in ihr ist, und der sie rächen will. Nach altem Brauch treibt er X einen hölzernen Pflock ins Herz, bevor die Wissenschaftler ihn daran hindern können.

4. Band
X erwacht jedoch erneut - substanzlos im Äther. Die Welt des Blutes und der Menschen ist durch eine unsichtbare, unbegreifliche, kosmische Wand von ihm getrennt. Er erkennt, dass er zu ewigem Hunger verdammt ist. Dass er in einer Art von Hölle sein muss, denn er kann seine Opfer sehen, aber nicht fassen.

Eines Tages erscheint ein Magier, der seltsame Beschwörungen murmelt. Die Wand löst sich auf, und X befindet sich wieder in der Welt der Menschen. Das Blut ist zum Greifen nahe. Aber Fesseln halten ihn, die er vorerst nicht begreift. Er versucht, den Magier zu überwältigen, aber er vermag es nicht.

Er erkennt die Wahrheit: Er ist ein Dämon, und der Magier beherrscht ihn. Nur ein Weg führt an das begehrte Blut heran: Gehorsam!

Und der Magier hat allerlei Aufgaben für ihn ...

Zusätzliche Gedanken zu Band 4:
Dieses Exposé muss in keinem ursächlichen Zusammenhang stehen mit den ersten drei Bänden. Ein Magier, dessen Künste und dessen Dämon man für alle Zwecke (gute und böse) kaufen kann, wären vielleicht ein ausbaufähiges Gerüst für eine phantastische Horror-Serie. Da wäre, glaube ich, alles drin, vom Ungustiös-Schleimigen über den Schocker bis zum trockenen Humor.

Ich glaube, dass bei diesen 4 Bänden die Ich-Form des Herrn X am interessantesten wäre.
Hubert Starssl02 Stadt der Alpträume
Dieses Exposé aus dem Jahr 1972 wurde nie in einen Roman umgesetzt.
Eine mittelgroße Stadt, in der moderne, kaum abergläubische Menschen wohnen. Eines Tages beginnen seltsame Geschehnisse. Gräber öffnen sich, magisch-rituelle Morde geschehen, allerlei anderes aus dem Bereich der Horrorliteratur (an Requisiten) taucht auf und versetzt die Bewohner in Angst und Schrecken.

Mehrere Figuren stehen im Vordergrund. Außer dem Helden (wie immer möchte ich die Story in der Ich-Form schreiben) ein Mädchen, das selbst eine grauenvolle Verwandlung durchzumachen droht, und ein Schriftsteller, eine düstere Gestalt, ein Dämon in Menschengestalt. Höhepunkt und Gag der Story ist die Erkenntnis des Helden, nachdem ihm ein Manuskript des Autors in die Hände fällt, dass alles Wirklichkeit wird, was er schreibt. Die Stadt wird zum Material für seine Alpträume. Die Lösung möchte ich mir offen lassen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Ich sehe meist erst beim Schreiben, wie sich eine Idee entwickelt. Vielleicht gibt das Thema genug für einen zweiten Roman her, ähnlich wie mein kleiner Drakula-Zyklus.
Hubert Starssl03 Die Saat des Grauens
Dieses Exposé aus dem Jahr 1972, das Ideen aus der Novelle »Saat des Grauens« verwendet, wurde nie in einen Roman umgesetzt.
Ein Horrorschriftsteller X fühlt sich von unsichtbaren Augen beobachtet. Mehrmals gelingt es ihm beinah, seine Beobachter an dunklen Orten zu überraschen. Für ihn gibt es bald keine Zweifel mehr, dass er von etwas überwacht wird, das nicht menschlich ist. Als Horrorschriftsteller fällt es ihm nicht schwer, das Lauernde als etwas Dämonisches zu identifizieren. Neugier plagt ihn mehr als die Furcht, und er geht daran, an einem dunklen, einsamen Ort eine Situation herzustellen, die es den Dämonen leicht machen muss, mit ihm in Verbindung zu treten. Es gelingt. Er ist plötzlich von dämonischen Gestalten umgeben, unter ihnen Satan selbst und einige der bekanntesten Horrormeister wie Ambrose Bierce, E. A. Poe und andere mehr.

Man teilt X mit, dass man ihn seit geraumer Weile mit Wohlwollen beobachte, da seine Horrorstories der alten Tradition am nächsten kämen, ohne die üblichen Verwässerungseffekte, die in der modernen Horrorliteratur üblich wären. Es sei aber notwendig, dass die Phantasie des Grauens ihre ursprüngliche Kraft und Macht behalte.

X fühlt sich natürlich geschmeichelt, auch von dem Angebot, das ihm gemacht wird, dass ihm nämlich die alten Meister mit Ideen zur Hand gehen und mit Details, die vielleicht in der Zwischenzeit verlorengegangen sind.

Er merkt in der Zeit danach, dass ihm das Schreiben viel leichter von der Hand geht, dass er vor Ideen übersprüht und dass er um die unglaublichsten Dinge Bescheid weiß, fast so, als hätte er selbst schon dergleichen erlebt. Er ist sehr produktiv, aber er muss erkennen, dass er nicht der einzige Horrorschriftsteller ist, der zu plötzlichem Ruhm gelangt. Ein allgemeiner Horror-Boom beginnt mit Betonung auf Echtheit und Originalität.

Etwas fällt ihm zudem noch auf: Dass alles zu einer Stärkung und Manifestation der Horrorphantasie beiträgt. Alles deutet darauf hin, dass diese Phantasie so etwas wie ein eigenes Leben, eine unabhängige Existenz für sich beansprucht. Als er sich nämlich bemüht, andere Dinge zu schreiben, sieht er, dass es nicht gelingt. Nun ist er ernstlich besorgt. Er glaubt, dass die Phantasie des Bösen die Menschen bedroht.

Kurz darauf glaubt er es bestätigt zu sehen, als in den Zeitungen die unglaublichsten Meldungen auftauchen, die auf das Wirken von Vampiren, Werwölfen und anderen Ungeheuern der menschlichen Phantasie hinweisen. Ein Gedanke ergreift von ihm Besitz und lässt ihn nicht mehr los: Dass die Phantasie über den Menschen herfallen könnte, sich sozusagen von ihrem Schöpfer lossagen und ihn vernichten könnte. Und er beginnt darüber nachzudenken, mit welchen Mitteln es wohl möglich wäre, sich gegen Gestalten der Phantasie zur Wehr zu setzen. Er findet keinen Weg, und der Gedanke verfolgt ihn, wird zu einer richtigen Besessenheit.

Da hat er einen Traum: Er gelangt in das Reich der Phantasie, in ein Reich ohne Schatten und ohne klare Konturen, wo alles aus einer Kreation des Augenblicks aus einem endlosen Nebel emporsteigt und auf eine seltsame Art real wird. Mehrere Tage wandert er durch dieses Reich der Phantasie, und mehrmals geschieht es, dass völlig unbekannte Fabelwesen auftauchen, von denen manche ihn angreifen. Er kann sich nicht wehren, und dennoch, im letzten Augenblick, wenn er vermeint zu sterben, da lösen sie sich auf und verschwinden. Er kommt aber nicht dahinter, welche Kraft es ist, die ihn rettet.

Schließlich begegnet er Satan selbst. Der heißt ihn willkommen in seinem Reich. Er bringt ihn zu einem Schloss inmitten von Sümpfen und Übel, das von einer schönen, aber grausamen Königin und ihren unheimlichen Dienern bewohnt wird. Dort ist er zu Gast. Bald findet er heraus, dass er mehr ein Gefangener denn ein Gast ist, und dass Satan versuchen will, mit Hilfe seiner schönen Königin aus X das Geheimnis zu locken, wie er die Phantasiegestalten getötet hat, denn alle Versuche, diese Gestalten wieder zum Leben zu erwecken, sind fehlgeschlagen.

In diesem Schloss trifft er auch einen unter den Sklaven der Königin, der manche menschliche Aspekte aufweist. Sie werden Freunde, und X erfährt, dass der andere ebenfalls ein Schriftsteller war, aber sich gegen die Forderungen des Teufels gestellt hate und nun auf ewig hier verbannt ist - sozusagen in die Hölle. X weiß nun, welches Schicksal ihn erwartet, denn er wird niemals mit Satan zusammenarbeiten gegen die Menschen.

Gemeinsam mit seinem neuen Gefährten plant er die Flucht. Sie misslingt. Vor versammelter Menge soll er den Feuertod sterben. Der Teufel hofft, dass sich so die geheimnisvolle Kraft vor aller Augen offenbart - noch dazu, ohne daß ein neuer seiner Schergen verlorengeht, denn das Feuer ist kein Phantasiegebilde.

Tatsächlich wird die Kraft offenbar. X erkennt sie zuerst: VERGESSEN!

Sein Unterbewusstsein hat ihm automatisch geholfen, wenn er in Todesgefahr war. Er hat seinen Widersacher einfach vergessen, und dieser, eine Gestalt der Phantasie, verschwand einfach. So geschieht es auch jetzt. Doch nun vermag er es bewusst. Er lässt die Dinge und Gestalten rundum durch Vergessen verschwinden, die Burg, die Königin, ihre Schergen. Aber das Feuer verschwindet nicht, und es gelingt ihm nicht, alles (auch den Teufel) auszulöschen. Der Schmerz wird unerträglich. Er erwacht schreiend.

Er fühlt, dass es nicht ein gewöhnlicher Schlaf war und kein gewöhnlicher Traum, sondern so, als hätte jemand tatsächlich den Traum in ihm stimuliert, um die Lösung zu belauschen.

Er erkennt (und weiß, dass es mit ihm auch der Teufel erkannt hat), dass es einen Weg gibt, die Phantasie zu vernichten: sie in Vergessenheit geraten zu lassen! Gleichzeitig kommt ihm erleichtert zu Bewusstsein, dass damit die Phantasie sich nie gegen ihren Schöpfer, den Menschen, stellen kann, denn mit seinem Tod wäre auch der Tod aller Phantasie verbunden.

Dessen ungeachtet beginnt bald darauf die Phantasie, an ihrer Spitze der Teufel, den nächsten Schachzug zur Eroberung der Welt und damit der Realität.

Sie beginnt die Menschheit systematisch auszurotten. Vampire erobern New York, Drachen vernichten Rom, Werwölfe Paris, Kentauren Athen, Medusen Berlin. Alle Ungeheuer der Phantasie fallen über die Menschen her und rotten sie aus.

Auch X stirbt. Aber als mehr oder minder treuer Helfer der Phantasie ist ihm ein Platz unter den Meistern und Auserwählten beschieden.

So erfährt er, wie es möglich ist, dass die Phantasie ihren Schöpfer ausrottet und dennoch lebt: Alle Daten wurden heimlich in einem riesigen Elektronengehirn gespeichert, um niemals in Vergessenheit zu geraten.

Aber noch ist nicht alles verloren. Die Gestalten der Phantasie sind in der Hauptsache Gestalten der Nacht und im menschlichen Bewusstsein tief mit der Finsternis verwurzelt. Obwohl im E-Gehirn programmiert wurde, dass die Geschöpfe der Phantasie auch am Tage leben können, können sie es nicht, solange noch ein Mensch lebt und Gegenteiliges glaubt. Am Tage sind die Menschen also vorerst sicher. Außerdem gelingt es nicht sofort, alle Menschen zu töten. Es gibt eine Handvoll (als einen ersten neuen Schritt der Evolution), die parapsychologische Eigenschaften besitzen und sich damit retten können.

X fühlt sich trotz der Unsterblichkeit, die ihm und seinesgleichen winkt, den Menschen mehr verbunden als der Hölle. Er wird deshalb aus dem Kreis der Meister ausgestoßen und verliert die magische Kraft. Bevor er endgültig stirbt, gelingt es ihm, den letzten Menschen einen Tip zu geben, wo sich das Elektronengehirn befindet, in dem die Daten gespeichert sind.

Die Menschen versuchen, das Gehirn zu zerstören. Magie und Parapsychologie prallen aufeinander. Aber die Menschen sind zu schwach, die Phantasie ihres Geschlechtes ist zu mächtig, der Schritt der Evolution noch zu kurz.

Die Hölle siegt.

Aber sie merkt, dass sie nun lebt! Dass sie einen Fehler begangen hat. Sie hat ihren unsterblichen Status aufgegeben und das Erbe der Menschen angetreten. Sie gehorcht nun nicht mehr den Gesetzen der Phantasie, sondern den biologisch-physikalischen des Lebens!

Sie lebt - und sie wird auch sterben!
Das haus der bösen Puppen04 Haus der bösen Puppen
Der Roman nach diesem Exposé erschien 1973 im Pabel-Verlag unter dem Titel »Das Haus der bösen Puppen« als »Vampir Horror Roman« Nr. 14.
Der Held, hier X genannt, befindet sich bei Freunden auf einer Party. Zwei Dinge werden dabei besprochen: (a) die Tatsache, dass das Erinnerungsvermögen des Helden nicht weiter als zwei Jahre zurückreicht. Er ist Werbegrafiker und Schriftsteller. Er weiß zwar aus amtlichen Akten, wo er sich früher befunden hat, aber er kann sich selbst nicht erinnern (b) die Serie von grässlichen Morden, die eine unbekannte Bestie verübt in etwa monatlichem Rhythmus.

Als er nach der Party nach Hause fährt, geschieht es, dass ihm eine junge Frau und ein kleines Mädchen direkt in den Weg laufen. Die Frau bleibt unverletzt, das kleine Mädchen aber ist tot. Bei der genaueren Untersuchung sieht X, dass es sich nicht um ein Kind, sondern um eine Puppe handelt.

Die Frau befindet sich in einer Art Schock. Er bringt sie ins Hospital, berichtet dort, er hätte die Frau beinahe angefahren, erwähnt aber nichts von der Puppe. Nach einer kurzen Untersuchung versichern ihm die Ärzte, dass die Frau nicht unter einem Schock leide und dass er nicht verantwortlich für ihren Zustand sei. Sie stünde vielmehr unter dem Einfluss einer noch unidentifizierten Droge. Die Ärzte wollen sie dort behalten, um sie zu beobachten, und versprechen, ihn zu verständigen, sobald sie erwache. Auch eine Meldung an die Polizei geht ab, für den Fall, daß eine Vermisstenanzeige eintrifft, denn die Frau hat keine Papiere bei sich.

Zu Hause, während der Nacht, hat er einen seltsamen Traum. Er sieht, wie die beschädigte Puppe lebendig wird und sich selbst 'repariert' und durch das offene Fenster verschwindet. Am Morgen bestätigt sich der absurde Traum insofern, als die Puppe verschwunden ist, obwohl X sicher ist, sie mit in die Wohnung gebracht zu haben. Aber nach einer Weile des Grübelns ist er nicht mehr so sicher und vermag sich nicht mehr so genau zu erinnern. Schließlich schreibt er alles seinen überreizten Nerven zu.

Am Nachmittag des folgenden Tages ruft man ihn aus dem Hospital an und teilt ihm mit, daß die Frau aufgewacht sei, sich aber an nichts erinnere. Man habe sie über das Vorgefallene informiert, und sie würde sich freuen, ihn kennenzulernen.

 
X holt sie aus dem Hospital ab. Ihre Miene ändert sich sofort nach dem Verlassen des Gebäudes. Offene Angst ist in ihren Zügen. Sie möchte keinesfalls in ihre Wohnung gebracht werden, da sie verfolgt werde. Ferner behauptet sie eindringlich, auch X befände sich nun in Gefahr. Und sie bittet ihn gleichzeitig um Hilfe. Auch zum ihm nach Hause will sie nicht, da sie auch dort Verfolgung fürchtet, nun, da er sozusagen Mitwisser sei.

So bringt er sie in ein Hotel und verspricht, aus ihrer Wohnung Kleider für sie zu holen. Während der Fahrt und auch dann im Hotel berichtet sie ihm, dass sie alles mit vollem Bewusstsein mitbekommen habe, aber dass sie nicht in der Lage gewesen sei, etwas zu tun oder auch nur zu sagen. Sie sei sich wie eine Puppe vorgekommen, eingekerkert, hilflos und leblos - ohne eigenen Willen! sie kann sich auch daran erinnern, wie es dazu gekommen ist.

Am Abend sei dieses kleine Mädchen (die Puppe) durch ihr Fenster gestiegen. Während sie noch erstarrt dagestanden sei, habe das Mädchen sie gebissen, und daraufhin war es ihr unmöglich gewesen, auch nur den kleinen Finger zu rühren aus eigenem Willen. Das Mädchen aber habe sie an der Hand genommen und aus dem Haus geführt. Wohin, das wisse sie nicht. Dann sei dieser 'Unfall' passiert.

Sie (wir nennen sie von jetzt ab Frau Y) fragt ihn daraufhin, was mit dem Mädchen geschehen sei, und er berichtet ihr von dem Vorfall bzw. von dem Traum. Sie erwidert mit Bestimmtheit, dass der Traum kein Traum sei sondern die reine Wahrheit. Er hält es für Unsinn. Er hält beinahe alles, was sie erzählt, für Unsinn. Aber die Wahrheit dahinter beginnt ihn zu interessieren. Er fragt sie aus und erfährt, dass vor einigen Tagen ihr Mann verschwunden ist. Er ist Detektiv, und er glaubte, den grässlichen Mordfällen auf der Spur zu sein. Diese Spur hänge irgendwie mit einer Frau und einer Schar Kinder zusammen, aber sie wisse nichts Genaues. Dennoch sei man bereits hinter ihr her. Die Polizei habe ihren Mann noch immer nicht gefunden, aber sie selbst glaube, ihn gefunden zu haben - als Schaufensterpuppe in einem Kaufhaus der Innenstadt.

Sie zeigt ihm eine Fotographie, die er an sich nimmt. Er ist nun immer mehr davon überzeugt, dass bei ihr nicht alles richtig ist. Aber er fühlt sich verantwortlich, da er nicht von dem Gedanken loskommt, sein Unfall könne dafür verantwortlich sein. So verspricht er ihr, alles Nötige aus ihrer Wohnung zu holen und vorsichtig zu sein und niemandem ihren Aufenthaltsort zu verraten.

Auf seine ironische Frage, wie ihr Mann wohl zu einer Schaufensterpuppe werden konnte, gibt sie ernsthaft zur Antwort, dass sie es nicht wisse, dass es aber keinen Zweifel gäbe, mehr noch, dass das Ganze eine Falle für sie sei. Sie war einmal dort gewesen und hatte sich plötzlich von einer Menge kleiner Kinder umgeben gesehen, die sie fortzerren wollten. Es war ihr gelungen zu fliehen. Nun wage sie sich nicht mehr hin.

Noch am selben Nachmittag hat er ein Erlebnis, das ihn nachdenklich stimmt. Einer Eingebung folgend sucht er das Kaufhaus auf, in dem angeblich Herr Y als Schaufensterpuppe stehen soll. Tatsächlich entdeckt er in der Auslage eine solche Puppe, die der Fotographie täuschend gleicht. Von zwiespältigen Gefühlen erfasst, macht er sich Luft, indem er an die Scheibe klopft, wie um die Aufmerksamkeit der Puppe auf sich zu lenken, und spöttische Grimassen schneidet.

Ein leises Grauen beschleicht ihn im nächsten Augenblick, als er bemerkt, dass aus den Augen der Puppe Tränen fließen. Daraufhin begibt er sich in das Kaufhaus und erkundigt sich nach der Herkunft der Puppe. Er erfährt, dass sie noch nicht lange hier ist und von einer neuen Firma geliefert worden sei. Auf inständiges Drängen hin wird ihm sogar gestattet, die Puppe zu untersuchen. Verblüffend an ihr sind die minutiösen Details am ganzen Körper, als wäre sie bis in die winzigste Pore einem etwa dreißigjährigen Mann nachgebildet worden. Vor dem Kaufhaus glaubt er, Kinder zu sehen.

Anschließend begibt er sich in Frau Ys Wohnung, um ihre Kleider zu holen. Er ist bereits ein wenig unsicher und nervös, doch nichts geschieht.

Bei sich zu Hause angelangt, versucht er, in Verbindung mit dieser Firma zu treten, doch er findet nirgends einen Hinweis auf sie.

Erst in der Nacht erfährt er de facto, dass man es auch auf ihn abgesehen hat, wer immer auch dahintersteckt. Eine Puppe von der Gestalt eines sechs- bis siebenjährigen Mädchens dringt bei ihm ein und versucht ihn zu 'beißen'. Da er aber bereits auf allerlei gefasst ist, gelingt es ihm, dies zu verhindern und die Puppe zu überwältigen. Er fesselt sie und untersucht sie. Dabei erkennt er, dass es sich wahrhaftig um eine Puppe handelt: Kunststoffkörper, keine geschlechtlichen Merkmale, keine biologischen Details - dennoch scheint sie zu leben. Sie besitzt erstaunliche Kräfte und wehrt sich aufs Heftigste.

Einen Moment erwägt er, die Puppe zu zerbrechen, um ihren Mechanismus im Innern erkennen zu können (darauf hat er beim Unfall nicht geachtet), aber ein Grauen hält ihn zurück. Sie lebt ja auf eine seltsame Art, kein Mechanismus könnte sie auf so perfekte Art lenken - wäre es da nicht Mord, sie zu zerstören? Es scheint ihm wie Zauberei. Und da ist noch ein Gedanke: Wer diese eine Puppe schickte, besaß offenbar mehrere. Irgendetwas, irgendwer bewegte diese Puppen. Es galt herauszufinden, was!

Er lockert die Fesseln der Puppe soweit, dass sie sich in kurzer Zeit befreien kann. Dann verlässt er die Wohnung und verbirgt sich in der Nähe, um das Haus zu beobachten. Er wird Zeuge einer seltsamen Befreiung. Ein halbes Dutzend Puppen steigen durch sein Fenster in seine Wohnung und befreien ihre Gefährtin. Und sie nehmen etwas mit: die Kleider von Frau Y.

Als sie das Haus verlassen, folgt er ihnen heimlich. Außerhalb der Stadt bemerken sie ihn, und ein Kampf entbrennt, in dessen Verlauf er unterliegt und betäubt wird.

Unfähig, sich zu bewegen oder zu widerstehen, muss er sich von den Puppen in ein einsames altes Herrenhaus am Stadtrand führen lassen. Eine alte Frau wohnt dort, die ihn freundlich mit "Mein Sohn!" begrüßt. Er betritt das Haus und fühlt sich in eine gespenstische Welt versetzt, die mittelalterlich und dämonisch anmutet. Als seine Betäubung endet, versucht er, aus dem Haus zu fliehen, aber er findet keinen Ausweg. Was er auf seinem Gang durch das Haus sieht, sind die unglaublichsten Dinge, die ihm mehr wie ein Alptraum denn wie Realität anmuten. Er muß erkennen, dass diese Frau tatsächlich seltsame, unbegreifliche Kräfte besitzt - dass sie eine Hexe im pursten und dämonischsten Sinn des Wortes ist.

Er gelangt in eine Kammer, in der die Frau vor einem Kaminfeuer sitzt. Das ganze Zimmer ist angefüllt mit kleinen Wachspüppchen in verschiedensten Posen, alle mit Nadeln in ihren Körpern. Immer mehr erkennt er die schreckliche Wahrheit. Sie hält eine weitere solche Puppe in der Hand, die grob mit Stoffstücken der Kleider der Frau Y verhüllt ist. Die Frau stößt eine Nadel hinein. X glaubt ein Schreien zu vernehmen, das abrupt abbricht, als die Frau erneut zustößt. Irgendwie weiß er, dass er eben den Tod der Frau Y miterlebt hat. Er klagt die Hexe des Mordes an. Er glaubt nun auch zu wissen, dass die furchtbaren Morde der Stadt von ihr verübt worden sind.

Aber sie erklärt kryptisch, dass sie diese Morde nicht verübt habe, wohl aber die anderen, um diese zu vertuschen. X versteht es nicht. Sie fragt ihn, ob er sich an nichts erinnere. Er verneint. Sie sagt, dass es umso besser sei. Es sei bald Vollmond, und es wäre gut, das Aktionsgebiet vorher zu verlegen, da die Stadt schon zu aufmerksam geworden sei. Sie müsse auch den Bann erneuern, der seine Erinnerungen von ihm fernhielte, die unerträglich für ihn wären. Das sei der erbliche Fluch seines Vaters, dass zuviel Menschliches in ihm sei. Aber erst gelte es, den letzten endgültig zu beseitigen, der ihre Spur gefunden habe. Sie deutet auf eine der Puppen im Regal, und X glaubt den Stoff des Anzuges zu erkennen, den die Schaufensterpupppe anhatte. Sie kippt die Puppe um und nagelt sie mit einer Nadel am Brett fest. Seltsamerweise löst sich der wächserne Kopf und rollt einige Zentimeter zur Seite.

In der Morgendämmerung gelingt es ihm zu fliehen. Er erreicht die Stadt. Neugierde treibt ihn an dem Kaufhaus vorbei. Menschen stehen davor, trotz der frühen Morgenstunde. Er drängt sich durch und sieht schaudernd, daß die Puppe Y umgekippt und in die Scheibe gestürzt ist. Diese ist geborsten, und ihre scharfen Kanten haben den herabsausenden Kopf wie mit einer Guillotine vom Rumpf getrennt. Er liegt einige Meter entfernt am Gehsteig. Aus den Wunden aber sickert noch immer Blut.

Polizei- und Krankenwagen vor dem Hotel der Frau Y sagen ihm nur deutlich, was geschehen ist. Bald erkennt er, dass ihm die Puppen auf der Spur sind. Es gelingt ihm, sich den ganzen Tag vor ihnen zu verbergen.

Als der Abend kommt, wächst ein seltsamer Hunger in ihm, wie er ihn noch nie zuvor verspürt hat. Ein Hunger nach Leben, nach pulsierendem Blut. Es steigert sich bis zur Raserei. Als der volle Mond aufgeht, weiß er, dass seine Stunde gekommen ist. Noch immer sind die Erinnerungen vage, aber der Drang ist deutlich und stark.

Die bleichen Strahlen wandeln seine Gestalt in den behenden Leib eines Wolfs. Er reißt seine Beute mitten in der nächtlichen Stadt und wühlt in dem sterbenden Körper eines Mädchens nach jenem Elixier, das er für seine magische Existenz braucht. Als er satt ist, hat der Beutekörper nichts Menschliches mehr an sich. Mit der Sattheit kommt der Ekel über ihn und der volle Schwall der Erinnerungen.

Der Rückblick auf all die Gier nach Blut und die grässlichen Morde, die er in Vollmondnächten in vielen Städten begangen hat, ist ihm unerträglich.

Er will nicht weiterleben, aber dann kommen die Puppen auf ihn zu und er erkennt plötzlich, dass es einen Ausweg gibt. Er muß zurück in das Haus, in dem die alte Frau wohnt, die Hexe - seine Mutter!

Sie wird ihn verstecken vor der Wut der Menschen und vor seinen eigenen Erinnerungen! Wie sie es schon so oft getan hatte. Sie wird die Geister beschwören, die ihn seine Erinnerungen vergessen lassen.

Und für eine Weile wird er wieder ein Mensch sein, in einer anderen Stadt, und nichts davon wissen, daß in Vollmondnächsten eine andere Natur in ihm zum Leben erwacht ...
Herrin der Wölfe05 Herrin der Wölfe
Der zugehörige Roman erschien 1973 im PABEL-Verlag als Vampir Horror Roman Nr. 16.
Ich habe mir diesmal, so hoffe ich, für die Person der Werwölfe etwas Neues einfallen lassen. Er ist ein Leitwolf in einem Rudel von Wölfen, die alle die magische Werkraft haben und sich bei Vollmond in menschliche Gestalt verwandeln und sich menschliche Beute holen. Die zunehmend schlechten Lebensbedingungen und die allgemeine Ausrottung der Wölfe in unseren Breiten haben diese Gruppe einen Schritt weiter in der 'magischen' Evolution tun lassen: Sie kombinieren ihre magischen Kräfte und verleihen damit ihrem Leitwolf ständig menschliche Gestalt, wodurch sie selbst zwar nicht ihre Blutlust, wohl aber ihre Verwandlungskraft bei Vollmond einbüßen. Das ganze dient dazu, daß sie nun in relativer Sicherheit in der Nähe des so kostbaren menschlichen Blutes bleiben können, ohne einer Verfolgung ausgesetzt zu sein. Der Anführer (Leitwolf) wird lediglich als etwas sonderbarer Kauz bezeichnet, der Wölfe züchtet und dressiert.

Im Vollmond aber verschwinden in der Stadt immer wieder Menschen. Diese Fälle bleiben ungeklärt.

Aus dramatischen Gründen möchte ich den Roman in drei Teile auflösen, die alle diese zentrale Figur des menschlichen Leitwolfes haben - aber immer von einer anderen Warte aus gesehen.

Im ersten Teil von der Warte eines Mädchens aus, das sich zu den Wölfen seltsam hingezogen fühlt. Sie wird von Alpträumen gequält, in denen Wölfe eine Rolle spielen. Die Träume häufen sich zur Vollmondzeit und brechen dann abrupt für zwei bis drei Wochen ab.

Als sie hört, dass sich dieser Mann mit seinen Wölfen am Stadtrand angesiedelt hat, besucht sie mit Reportern und anderen Neugierigen das Gehege. Sie ist fasziniert. Sie kommt wieder, und schließlich ist sie fast täglich dort. Immer mit anderen Besuchergruppen, um nicht aufzufallen. Manchmal lungert sie auch nachts in der Nähe herum.

So verwundert es sie nicht, dass sie sich plötzlich in der Morgendämmerung der Vollmondnacht in der Nähe des Geheges findet, ohne dass sie genau weiß, wie sie dahin gekommen ist. Eine furchtbare Erinnerung ist in ihr, wie an einen ihrer Alpträume. Darin sieht sie den Mann und seine Wölfe einen Menschen zerreißen und verschlingen. So deutlich ist das Bild in ihr, dass sie vermeint, es eben gesehen zu haben. Sie sieht sogar die Stelle vorsich, eine Stelle im Gehege, die sie schon oft gesehen hat. Wie hypnotisiert schleicht sie näher und findet die Stelle in der Dunkelheit und sieht tatsächlich Blut und merkt den Geruch frischen Blutes und findet menschliche Reste, Haare, Kleider etc. Als sie in panischem Entsetzen weglaufen will, versperrt ihr der Mann den Weg.

Er überwältigt sie und wirft sie in den Wolfszwinger.

Aber die Wölfe weichen vor ihr zurück statt sie anzufallen! Sie akzeptieren das Mädchen sonderbarerweise. Und da sie es tun, akzeptiert sie der Anführer ebenfalls. Sie bleibt bei ihm. Trotz ihrer Liebe aber offenbart er ihr nicht, was er wirklich ist.

Sie findet es jedoch nach und nach heraus bzw. hat einen Verdacht. Besonders seltsam erscheint ihr, dass er sie immer in Vollmondnächten fortschickt zu Bekannten. Sie glaubt einen Zusammenhang zwischen ihrem Traum von den getöteten Menschen und den monatlichen geheimnisvoll Verschwindenden zu sehen. Mit den alten Legenden über Werwölfe vertraut, glaubt sie nun zwar nicht, dass ihr Geliebter ein Werwolf ist, aber dass doch etwas Unheimliches in ihm vorgeht. Sie beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und kehrt an einem Vollmondabend heimlich wieder zum Gehege zurück und sieht allerlei unheimliche Vorbereitungen. Zwei Gefangene werden zum Haus gebracht.

Sie fühlt selbst plötzlich eine seltsam vertraute Unruhe und bemerkt, dass der volle Mond aufgeht ...

Als sie das Bewußtsein wiedererlangt, hat sie eine vage Erinnerung an Wölfe. Sie sah sich selbst als Wolf, als weißen Wolf mit blutigem Fell.

Ernüchtert stellt sie fest, dass sie sich in einem Wolfskäfig befindet. Nach einiger Mühe gelingt es ihr, sich zu befreien. Es ist bereits Morgendämmerung. Sie geht ins Haus. X (Ich nenne den Wolfanführer als Haupthelden in bewährter Manier ab hier X) schläft. Sie ist wütend. Sie will ihn zur Rede stellen, warum er sie in einen Käfig gesperrt habe. Aber etwas hält sie zurück. Auf seinem Schreibtisch findet sie einen Zeitungsausschnitt, der einen Monat alt ist und von einem weißen Wolf berichtet, der in der Stadt gesehen worden ist mit blutigem Fell, und von der Auffindung einer verstümmelten Leiche.

X erwacht und sieht sie, erstaunt, dass sie bereits zurück ist, denn er hat sie erst am Nachmittag erwartet (wie üblich). Er sieht, dass sie den Artikel über den weißen Wolf gelesen hat und berichtet ihr, dass er den weißen Wolf gefangen habe. Er zeigt ihr den Käfig und sieht, dass er leer ist.

Da erkennt sie, wer der weiße Wolf ist und was in den Vollmondnächten geschieht und was ihre Träume bedeuten. Sie weiß, dass sie ein Werwolf ist. Sie verläßt X noch am selben Tag. Sie verschwindet einfach.

In der zweiten Episode sehen wir X von der Warte eines der Opfer aus. Ein Ehepaar Y wird am Abend des Vollmondes von X gefangen und zum Gehege gebracht. Es bleibt ihnen bald kein Zweifel mehr darüber, was ihnen bevorsteht. Es gelingt ihm, sich zu befreien, aber er muss fliehen, bevor er seine Frau befreien kann.

Verzweifelt versucht er, Hilfe zu holen und die Polizei zu überzeugen, dass seine Frau sich noch bei X befinde, um den Wölfen als Beute vorgeworfen zu werden. Dann erkennt er auch, dass Wölfe hinter ihm her sind. Er muss fliehen. Je dunkler es wird und je näher der Vollmondaufgang näherrückt, desto leichter gelingt es ihm, seine Verfolger abzuschütteln. Er ahnt, was es bedeutet. Wenn auch die Polizei nicht an seine Werwolfphantasterei glaubt, er wird immer überzeugter davon.

Er weiß, dass es nur eine Rettung für seine Frau gibt. Er selbst muss sie zu befreien versuchen - bevor der Vollmond aufgeht.

Aber er kommt zu spät. Als er das Gehege erreicht, muss er mitansehen, wie seine Frau getötet wird. Er weiß, dass er diesen Wölfen nicht mit üblichen Mitteln beikommen kann. Aber dann kommt ihm ein Mittel in den Sinn, das auch gegen die alten Hexen und Dämonen im Mittelalter wirksam gewesen ist - Feuer.

Er zündet das Gehege an und beobachtet, wie die Wölfe und der Anführer in den Flammen verschwinden.

Im dritten Teil ist X selbst der tragende Charakter. Er hat das Feuer überlebt, als einziger. Alle seine Wolfsgefährten sind tot. Aber es ist, als wäre die magische Kraft seiner Gefährten noch in ihm lebendig, denn er hat seine menschliche Gestalt behalten. Nur in Vollmondnächten verwandelt er sich in einen Wolf, um seine Beute zu reißen.

Er ist seit einigen Monaten in dieser Stadt. Es ist wieder Vollmond, und er zieht durch die Straßen, um ein Opfer zu suchen. Es ist nicht leicht, denn das Licht des vollen Mondes ist es, das ihn verwandelt. Wenn es zu früh oder zu spät geschieht, kann es fatal sein. Wolken schieben sich manchmal vor den Mond und verhindern eine günstige Gelegenheit. Da sind manche Straßen, in die kein Mondlicht fällt, und manche, die er nicht überqueren kann, weil sie ganz im Licht liegen und weil jedermann seine Transformation sehen kann.

Schließlich aber gelingt es ihm, sein Opfer zu schlagen und seinen Hunger zu stillen.

Auf dem Heimweg hört er eine Polizeisirene, aber er fürchtet sich nicht, denn niemand verdächtigt ihn. Die Polizei sucht nach keinem Mörder, sondern nach einem Tier, das die Opfer zerfleischt hat. Niemand glaubt an so etwas wie einen Lykantropus, einen Werwolf.

Die Sirene nähert sich ihm. In der Dunkelheit der schmalen Gasse läuft ein Mädchen auf ihn zu. Er erkennt sie, sie ist das Mädchen aus dem ersten Teil, seine einstige Geliebte, die ihn so grundlos verlassen hat, obwohl er ihr nie offenbarte, dass der Vollmond eine so unmenschliche Natur in ihm weckt.

Hinter ihr sind die Polizisten her. Er will sie schützen. Es ist zu spät, sie zu verstecken. Wagen halten quietschend. Waffen richten sich auf sie.

Ein Mann mit einem Gewehr erklärt drohend, dass es zwecklos sei zu fliehen, er habe silberne Kugeln im Gewehr.

X weiß plötzlich mit resignierender Gewißheit, daß man nicht hinter dem Mädchen, sondern hinter ihm her ist, dass er in der Falle sitzt, dass jener unwahrscheinliche Umstand eingetreten ist, dass die Menschen angefangen haben, an die alten Legenden zu glauben.

Plötzlich reißt sich das Mädchen von ihm los und beginnt zu laufen. Der Mann schießt. Sie fällt in einen Streifen von Mondlicht und verwandelt sich vor aller Augen sterbend in einen weißen Wolf. Erstaunt erkennt X, wer der weiße Wolf in seinem Gehege einst gewesen ist.

Der Mann mit dem Gewehr beglückwünscht ihn und meint, um ein Haar sei X das nächste Opfer gewesen. Aber da nun der Beweis erbracht sei, dass Werwölfe wirklich existieren, würde auch die breite Masse nicht mehr länger zweifeln, und es würde nicht schwer sein, diese Bestien auszurotten.

Als der Wagen mit dem Wolfsjäger verschwindet, bleibt X allein zurück.

Eine ganz neue Angst ist in ihm - vor einer anderen Bestie, vor dem Menschen, der so verdammt gründlich war, wenn es galt, etwas auszurotten ...
Die Blutgräfin06 Der Fluch aus der Vergangenheit
Nach diesem Exposé entstand der Roman Die Blutgräfin, der 1973 im PABEL-Verlag als Vampir Horror Roman Nr. 20 erschien.
Der Held (X), der sich stark für übernatürliche Phänomene, für Dämonen und Geister und dergleichen interessiert und der auf der Reise nach Osten ist, weil die östlichen Länder ja besonders reichhaltig an Dämonenlegenden sind, lernt in Wien ein Mädchen kennen (Y). Sie ist Studentin und ungarischer Abstammung. Er verliebt sich in sie und beschließt, seinen Aufenthalt in Wien zu verlängern. Wien erscheint ihm zudem ebenfalls ein ausreichend interessantes Pflaster für seine Nachforschungen.

Eine Woche vergeht, sie lernen sich näher kennen. Sie belächelt seine Vorliebe für das Übernatürliche, doch gelingt es ihm immer wieder, sie auch ein wenig nachdenklich zu stimmen. Schließlich begleitet sie ihn sogar bei seinen Besuchen in Bibliotheken, in den Katakomben des Doms und den alten Kultstätten der Templer in der Altstadt, von denen man aus alten Berichten weiß.

Bei einer dieser Wanderungen schließt X Bekanntschaft mit einer Frau, die einem spiritistischen Zirkel angehört. Sie lädt die beiden ein, zu einer Séance zu kommen. Begeistert sagt er zu. Der Name der Frau ist ihm nicht bekannt. Er überredet auch das Mädchen mitzukommen.

Die Séance findet in einem alten Haus in der Altstadt statt. Eine ganze Reihe von Leuten nehmen daran teil, viele von ihnen mehr oder weniger maskiert, um ihre Identität zu vertuschen.

Bald muß X erkennen, daß er hier auf etwas mehr gestoßen ist als die übliche Geisterbeschwörermasche. Es kommt zu mehreren makabren Manifestationen, und schließlich macht jemand den Vorschlag, meditativ in die Vergangenheit dieses alten Hauses vorzustoßen, in dem sie sich nun befinden.

Es gelingt scheinbar auch. X fühlt plötzlich, daß sich der Raum verändert. Gellende Schreie von Qual und Pein, weibliche Schreie, kommen von einem Punkt nahe der Decke. Mitten im Zimmer aber erscheint geisterhaft eine Frau mittleren Alters von kalter Schönheit. Ihr Blick ist geistesabwesend ins Leere gerichtet. Sie trägt ein weißes Gewand, das sich vor den Augen der entsetzten Zuschauer langsam rot verfärbt - wie von Blut.

Plötzlich öffnen sich die Augen der Frau. Ihr Blick haftet an Xs Begleiterin. Einige ungari¬sche Worte fallen, darunter auch der Name Báthory. Die Augen des Mädchens weiten sich, als sähe sie auf einmal mehr als die Umstehenden, haften an einem Punkt der Decke, wo die Schreie herkommen, mit unheimlicher Faszination. In Trance tritt sie auf die weiße Frau zu, und als sie neben ihr steht, färben sich auch ihre Kleider rot. Mit einem schrillen Schrei wacht das Mädchen aus ihrer Trance auf. Die Séance fällt auseinander. Die weiße Frau verschwindet.

Zum Entsetzen der Anwesenden stellt sich heraus, daß die Farbe an den Kleidern des Mädchens tatsächlich Blut ist.

X erfährt von der Spiritistin, daß es sich bei der Erscheinung nur um die 'Blutige Gräfin' handeln könne, die im 16. Jahrhundert auf ihrem ungarischen Schloß und bei ihren Aufenthalten in Wien ganze Scharen von Mädchen hinschlachtete, um sich an ihrem Blut zu laben. Sie sei einer der echten Vampire gewesen, denen menschliches Blut ein Lebenselixier war. Laut alter Berichte habe sie dieses Haus während ihrer Wienaufenthalte für ihre Blutorgien benützt.

X geht nun den alten Berichten nach und findet in Bibliotheken und Archiven eine ganze Menge über Erzsébet Báthory, die Blutgräfin, auch, daß sie tatsächlich dieses Haus bewohnte. Die grauenvollen Berichte und Schilderungen der Folterungen, die unter Erzsébets Anordnung an jungen Mädchen vorgenommen worden waren, mit deren Blut sie sich wusch und das sie trank, um ewige Jugend zu erhalten, rütteln nun im Rückblick an das blutige Séanceerlebnis an seinen Nerven.

Da sich das Mädchen Y an die Vorfälle während der Séance nicht erinnert (sie sah nur das Blut, als sie aufwachte), berichtet er ihr nur in groben Umrissen davon. Es fällt ihm aber auf, daß sie diese Dinge nicht mehr wie früher belächelt.

Einen Tag später wird die gräßlich verstümmelte Leiche eines Mädchens im Donaukanal entdeckt. Als X den Bericht in der Zeitung liest, bringt er dies sofort (obwohl es ihm selbst unglaubwürdig erscheint) mit der Sache Báthory in Verbindung. Besonders die Abbildung der Leiche ist es, die ihn an die Schilderungen der Foltern erinnert. Da gab es einen eisernen Käfig mit nach innen gerichteten Eisenspitzen, an denen die Mädchen verbluteten. Die Leiche war mit einer Unzahl kleiner Löcher übersät und völlig ohne Blut.

Er begibt sich zur Spiritistin in das einstige Haus der Báthory und erfährt von ihr, daß sie während der Nacht wieder diese Schreie vernommen habe. Aber sie habe wie unter einem Bann gestanden und hätte nichts unterneh¬men können. Es schiene ihr, als wäre durch die Séance der ruhelose Geist der Báthory wieder lebendig geworden und beginne nun wieder zu morden.

In der Nacht darauf erhält er einen Anruf von der Spiritistin und kann am Telefon die qualvollen Schreie mithören. Er macht sich sofort auf den Weg, aber als er hinkommt, ist bereits alles vorbei, alles still. Er dringt darauf, das Haus zu durchsuchen. Dabei entdecken sie einen Raum in dem düsteren, verzweigten, beinahe festungsartigen Gebäude, von dem die Spiritistin noch nichts wußte und von dessen Decke der legendäre Eisenkäfig hängt. Der Boden ist noch feucht, als hätte jemand hastig aufgewischt. An den gefährlichen Spitzen des Käfigs aber ist noch frisches Blut.

Als am nächsten Morgen wiederum eine Leiche gefunden wird, wieder die eines jungen Mädchens, und gräßlich verstümmelt, will sich X trotz der Unglaublichkeit der Geschichte an die Polizei wenden. Doch die Spiritistin beschwört ihn, es nicht zu tun. Das würde für zu viele prominente Leute eine peinliche Sache sein. Sie gestattet X jedoch, die nächste Nacht in ihrem Haus zu verbringen. Sie besteht sogar darauf, um den Verdacht zu entkräften, der automatisch auf sie fallen muß.

Nach Mitternacht beginnt es in dem Haus lebendig zu werden. Türen gehen auf und zu, während X und die Spiritistin lauschen. Vom Fenster aus sehen sie eine weißgekleidete Gestalt über den nächtlichen Hof gehen und jenseits verschwinden. Weitere Türengeräusche, dann die erstickten Schreie eines Mädchens, und die derbe Stimme einer Frau. X schleicht den Lauten nach. Sie kommen aus dem Raum, in dem der Käfig hing. Er stürzt hinein und sieht zwei Frauen über ein schreiendes, gefesseltes Mädchen gebeugt. Eine ist weißgekleidet. Ihr Gesicht sieht er nicht. Die andere wendet sich um und fährt kreischend auf ihn los. Sie ist alt und wie eine Furie. (Er erfährt später, daß es Darvulia, die geheimnisvolle 'Hexe aus dem Wald' war, die einst Gräfin Báthory mit ihren Zauberkünsten zu immer neuen Grausamkeiten angestachelt hatte.)

Er sieht die Weißgekleidete durch den Ausgang verschwinden. Auch die Alte ist plötzlich weg. Nur das wimmernde Mädchen ist noch im Raum. Er befreit sie und bittet die Spiritistin, sich um sie zu kümmern, während er versuchen will, den Flüchtigen zu folgen. Er gelangt dabei durch eine Reihe von Gängen, die er bei der ersten Durchsuchung nicht entdeckt hatte, und findet sich schließlich in einem Haus in einem anderen Teil der Altstadt wieder. Vor ihm rennt eine Gestalt aus dem Haus. Er springt auf sie los. Sie entwindet sich ihm. Er sieht ihr Gesicht kurz, sieht das weiße Gewand unter dem Mantel und fühlt ihren Griff klebrig an der Hand. Blut. Aber bevor er sie erneut fassen kann, ist sie in der Nacht verschwunden.

Er glaubt aber, ihr Gesicht erkannt zu haben: als das seiner Freundin Y, und er erinnert sich plötzlich an ihre ungarische Abstammung, die sie einmal erwähnt hatte. Bevor er sie am nächsten Tag trifft, zieht er Erkundigungen über sie ein und erfährt, daß ihre Großelten noch Báthory hießen, und er erinnert sich auch, daß die Gräfin eine Tochter besessen hatte. Bald ist er überzeugt, daß niemand anders als seine Freundin die Täterin ist (auch das Erlebnis bei der Séance deutet darauf hin). Er will einen endgültigen Beweis, und so nimmt er die Ahnungslose mit in das Haus des Mädchens, das er in der Nacht gerettet hatte. Als das Mädchen sie sieht, schreit es entsetzt auf. Es gibt keinen Zweifel mehr.

Aber Y erinnert sich nicht. Sie bestreitet, in der Nacht fortgewesen zu sein. Er erkennt, daß sie sich wahrhaftig nicht erinnert. Er schlägt vor, daß sie mit ihm Wien verläßt, wenigstens für eine Weile, bis Gras über die Sache gewachsen ist, und sie herausgefunden haben, was diese grauenhafte Verwandlung herbeiführt. Sie stimmt zu, und beide machen sich noch am selben Tag zur Abreise bereit. Doch bevor sie abreisen, verschwindet die Freundin in einem unbewachten Augenblick. Im Gewühl der Straße glaubt er das Gesicht der Alten zu erkennen. Er stürzt hinterher, findet aber niemanden mehr.

Er ist verzweifelt, denn er fühlt, daß die Alte der treibende Teil ist, und daß das Mädchen verloren ist, wenn sie die Herrschaft über sie erringt, daß Y dadurch vielleicht zu der gleichen teuflischen Bestie wird wie jene Báthory, die Blutgräfin.

Die Nacht vergeht, und diesmal kommen keine Schreie aus dem Haus. Auch keine Leiche wird gefunden. Da glaubt er zu wissen, wo er sie finden kann. Er setzt sich in den Wagen und fährt nach Ungarn, nach Csejthe, dem Schloß der Báthorys. Er erreicht den Ort in der Nacht, aber er muß sich bis zum Morgen gedulden, der Weg ist in der Dunkelheit nicht zu finden. Am Morgen kommen zwei Jäger ins Dorf und berichten von geheimnisvollen Lichtern, die sie am Schloß bemerkt hätten, und von Schreien, die deutlich zu vernehmen gewesen wären.

X ist nun sicher, daß seine Vermutung richtig war. Er läßt sich den Weg beschreiben und erreicht das Schloß, das halb verfallen und leer und verlassen ist. Er weiß aus den Berichten, daß sich die meisten der Greueltaten im Waschhaus abgespielt hatten. Dort beginnt er zu suchen und findet auch verhältnismäßig frische Spuren von Blut. Er findet auch eine Leiche. Dann schlägt ihn jemand nieder.

Als er erwacht, befindet er sich in einer Halle. Es gibt kein Entkommen. Manchmal guckt jemand durch die Öffnung. Er bleibt eingeschlossen bis zum Abend.

Am Abend kommt die Alte und holt ihn heraus. Etwas in ihrem Blick bannt ihn. Er ist in ihrer Gewalt und außerstande, sich zu wehren. Obwohl er es weiß, geht er wie ein Tier zur Schlachtbank. Darvulia führt ihn in das Waschhaus, wo das Mädchen Y bereits wartet, weißgekleidet und geistesabwesend auf einem Stuhl sitzend. Hilflos muß er zusehen, wie die alte Hexe den Eisenkäfig von der Decke läßt und öffnet. Dann treibt sie ihn mit einer glühenden Stange hinein und hievt den Käfig hoch. Y scheint nichts zu sehen und zu merken. Und X steht unter dem Bann. Er kann nicht schreien und rufen, obwohl er weiß, daß er nur dann eine winzige Chance hat, wenn es ihm gelingt, das Mädchen aus ihrer Trance zu wecken.

Als er an der Decke hängt, beginnt die Alte mit der glühenden Stange nach ihm zu stoßen. Er versucht auszuweichen. Aber jedes Ausweichen ist neue Qual, denn spitze Eisenzacken bohren sich überall in sein Fleisch. Er sieht, wie sein Blut hinabtropft auf das reglose Mädchen. In seiner Qual löst sich seine Zunge. Er beginnt zu schreien und Ys Namen zu rufen.

Seine Stimme berührt sie, erinnert sie an die Realität, an ihre Liebe zu ihm. Sie blickt auf - sieht ihn - erkennt ihn. Sie springt auf und stößt die Alte in das Feuer, in dem die Stangen glühend gemacht werden. Darvulia verbrennt, wie nichts Irdisches verbrennt, mit der dämonischen Furcht alles Untoten vor seinem Erzfeind: dem Feuer!
Ich, der vampir07 Das Haus aus dem Nichts
Nach diesem Exposé schrieb Hugh Walker den Roman Die Toten lieben anders, der 1973 im PABEL-Verlag als Vampir Horror Roman Nr. 22 unter dem Titel Ich, der Vampir erschien.
Der Held X findet bei einem Spaziergang durch die Stadt plötzlich ein altes, viktorianisches Herrenhaus. Es fasziniert ihn. Er versteht auch genügend von Architektur und Geschichte, um zu erkennen, daß ein solches Haus in dieser Gegend unmöglich ist. Mehr noch, er hat diesen Spazierweg schon des öfteren gemacht und das Haus dabei noch nie gesehen.

Während er noch auf das Haus starrt - es muß hier noch erwähnt werden, daß dieser Spaziergang nach Sonnenuntergang stattfindet - öffnet sich die Tür, und ein Mädchen tritt heraus, zu dem er sich augenblicklich hingezogen fühlt. Sie winkt ihm zu, ihr ins Innere zu folgen, was er auch tut.

Sie zeigt ihm das Haus, sie erzählt ihm allerlei wundersame Dinge darüber, doch nichts über die Herkunft sie bewirtet ihn. Er verliebt sich in sie, und sie scheint seine Gefühle zu erwidern. Als er spät abends nach Hause geht, ist ihm seltsam leicht und beschwingt zumute. Gleichzeitig aber, und das verwirrt ihn, fühlt er sich auch ein wenig schwach. Sie hatte ihn gebeten, wiederzukommen - doch erst am Abend.

Er kann es kaum erwarten. Schon am Morgen quält ihn das Verlagen, das Mädchen wiederzusehen, sie wieder in seinen Armen zu halten. Er kommt mit seiner Arbeit nicht voran. Seine Gedanken kreisen immer wieder um das Mädchen. Endlich gegen Mittag hält er es nicht mehr aus. Er ruft die Nummer an, die sie ihm gegeben hat.

Die monotone Stimme der Auskunft erklärt ihm, daß kein Anschluß unter dieser Nummer sei. Auf seine Fragen erfährt er, daß auch mit der Adresse etwas nicht stimmen können, denn an dem angegeben Ort befinde sich kein Haus.

Sofort macht er sich auf den Weg, um sich selbst zu überzeugen. Tatsächlich findet er nur eine leere Stelle vor, eine kahle Anhöhe.

Furcht und Verzweiflung treiben ihn nach Hause, wo er sich schließlich zu der Einsicht durchringt, daß alles nur ein schöner Traum war. Da läutet am Abend das Telefon. Es ist die Stimme des Mädchens, er erkennt sie sofort wieder. Sie fordert ihn auf zu kommen.

Er geht hin, und tatsächlich, da steht das Haus wieder. Nun weiß er erst recht nicht mehr, ob er wacht oder träumt. Wähernd er noch verwundert davorsteht, sieht er einen anderen Mann hineingehen und noch mehrere andere. Schließlich faßt er sich ein Herz und tritt ebenfalls ein. Das Mädchen empfängt ihn. Sie geht auf seine Fragen nicht ein, gibt ausweichende Auskünfte. Im Verlauf der nächsten Stunden vergißt er in ihren Armen seine Fragen. Er fühlt sich, als es Zeit wird zu gehen, berauscht vom Wein und schwach, so daß er ihr Angebot, über Nacht zu bleiben, annimmt.

Nachts wird er wach durch Geräusche, aber obwohl die Geräusche aus nächster Nähe kommen, kann er niemanden entdecken. Er wird das Gefühl nicht los, daß er nicht allein ist. Er erwacht noch mehrmals, immer wieder in dem deutlichen Empfinden, nicht allein im Raum zu sein. Einmal vermeint er sogar, Schleier oder Schatten zu sehen. Es geschehen höchst geisterhafte Dinge in dieser Nacht, und obwohl er nicht furchtsam ist, übermannt ihn das Grauen. Es ist, als ob das Haus auf geheimnisvolle Weise leben würde. Die Realität ist ebenso wirr wie seine Träume, und er vermag beides nicht mehr zu unterscheiden.

Von Panik erfüllt versucht er, das Haus zu verlassen, aber es hat keinen Ausgang. Seine Armbanduhr sagt ihm, daß längst Morgen (und Sonnenaufgang!) ist, aber das Haus ist finster, kein Lichtstrahl dringt durch die dicken Läden ins Innere. Sie lassen sich auch nicht öffnen. Gewaltsam versucht er, sich einen Weg ins Freie zu bahnen.

Es gelingt auch. Aber das Sonnenlicht übt eine seltsame Wirkung auf ihn aus. Es macht ihn schwach und unruhig, ja, es erfüllt ihn nach einem längeren Blick aus dem Fenster mit Panik. Er findet nicht die Kraft, das Haus zu verlassen. Er verliert das Bewußtsein.

Als er aufwacht, ist das Mädchen wieder da. Sie ist sehr besorgt um ihn. Sie sagt ihm, daß er krank ist und daß er Ruhe und Schlaf braucht. Sie liebt ihn mit einer fast sklavischen Hörigkeit. Er ist glücklich.

Nur nachts quälen ihn manchmal seltsame Träume, die voller Grausamkeit sind, in denen er tötet und von einem inneren Dämon besessen ist.

Manchmal in Augenblicken von Geistesabwesenheit oder im Halbschlaf findet er sich allein. Wacht er aber aus diesem Zustand auf, steht das Mädchen plötzlich vor ihm, als wäre sie aus dem Nichts aufgetaucht. Auch vermeint er sie in diesem Zustand manchmal nicht ganz körperlich zu sehen, sondern durchscheinend, geisterhaft.

Ein leises Grauen vor ihr beginnt sich in ihm zu regen und zu wachsen. Er lernt, diese Geistesabwesenheit durch bewußte Konzentration herbeizuführen. Und in einem solchen Augenblick erkennt er schließlich noch etwas, das ihn aufrüttelt: Nicht das Mädchen ist ihm hörig, sondern er ist ihr Sklave. Und die Träume, die er nachts hat, sind keine Träume, sondern Realität, und alles, was er tagsüber zu erleben glaubt, sind Träume.

Ohne daß es ihm bewußt geworden war, hatte sich sein Lebensrhythmus gewandelt: Er ist die Nächte über wach und schläft während es Tages.

Er fühlt eine Kraft, die auf ihn einwirkt, die immer wieder von ihm Besitz ergreift, die ihn in Glücksträumen wiegt, während er in Wirklichkeit grauenvolle Dinge tut. Immer wieder gelingt es dieser Kraft, ihn zu übermannen, festzuhalten, wenn er aus dem Haus fliehen will.

Und dann beginnt er zu begreifen, daß das Mädchen nicht wirklich existiert, sondern nur eine Manifestation dieser Kraft ist - ein Geist oder ein Dämon.

Er kämpft immer erfolgreicher gegen die Kraf an, und ihm wird klar, daß es eigentlich nicht das Mädchen ist, das ihn bedrängt, sondern das Haus selbst. Das Haus ist eine dämonische Entität, die auf ihn einwirkt und etwas mit ihm tut, was, das er im Augenblick noch nicht begreift.

Eines Abends, als er erwacht, ist der Bann ganz von ihm genommen. Er fühlt sich frei. Er spürt nur, daß ihn etwas von außerhalb des Hauses lockt. Ohne Schwierigkeiten gelangt er ins Freie. Es ist fast, als ginge er durch die Wände.

Es ist Nacht. Er wandelt durch die Straßen und genießt dieses plötzliche Gefühl der Freiheit, einer Beschwingtheit, wie er sie noch nie zuvor empfunden hatte. Das Blut und das Leben ringsum bringen ihn in einen Taumel. In einer einsamen Gasse fällt er über jemanden her.

Dabei wird ihm die Wahrheit offenbar. Er ist ein Vampir!

Das Haus hat ihn zu einem Vampir gemacht. Nun ist ihm klar, was er in den Nächten immer tut, und was das Haus (das sich in dem Mädchen personifizierte und ihn damit an sich lockte und kettete) ihn vergessen ließ. Es gaukelte ihn in süße Träume, bis seine Verwandlung ganz abgeschlossen war.

Noch immer ist viel Menschliches in ihm, und das reagiert nun wütend, haßvoll, zerstörend. Er versucht, die Aufmerksamkeit der Polizei auf das Haus zu lenken. Aber niemand außer ihm scheint es zu sehen. Er versucht, es zu zerstören. Aber auch das mißlingt. Er versucht, fernzubleiben, aber auch das erweist sich als unmöglich. Er ist kein Mensch mehr. Seine Lebensgewohnheiten haben sich für Menschen verdächtig geändert. Er braucht einen sicheren Unterschlupf während des Tages. Die Sonne ist sein tödlichster Feind. Das Haus ist der einzige sichere Unterschlupf für ihn. Reuevoll und resigniert kehrt er zurück. Die Sonne treibt ihn zurück!

Da ist das Mädchen, das schon auf ihn wartet, liebevoll, besorgt. Da sind die beglückenden, vergessenschenkenden Träume.

Er ist zu Hause!
Lebendig begraben08 Tagebuch des Teufels
Nach diesem Exposé entstand der Roman Lebendig begraben, der 1973 im PABEL-Verlag als Vampir Horror Roman Nr. 24 erschien.

Der Held X erwacht in einem Sarg in der To¬tenkammer. Er kann hören und fühlen, aber nicht sehen, da seine Augen geschlossen sind. Er kann sich nicht bewegen. Er glaubt, daß er scheintot ist, denn die anderen halten ihn für tot, und das Begräbnis steht bevor. Während er sich verzweifelt und vergeblich bemüht, ein Lebenszeichen von sich zu geben, erlebt er, wie die Freunde und Bekannten an seinen Sarg treten und ihm die letzte Ehre erweisen. Er hört die Rede des Priesters, erlebt den Zug zum Grab und schließlich das Begräbnis: das Zuna¬geln des Sarges, das Hinablassen in die Grube, das Fallen der Erde auf den Sarg. Da endlich löst sich die Starre. Er kann schreien.

Er hat zu wenig Kraft, um den Sarg zu öff¬nen, aber er wird gehört. Einige der Trauern¬den laufen in panischem Entsetzen weg. Seine Frau, die Totengräber und der Priester sind es schließlich, die den Sarg öffnen.

X steigt heraus. Er ist seltsam jugendlich.

Die Untersuchungen ergeben nichts Unge¬wöhnliches außer die Verjugendlichung, die ei¬nen Fünfzigjährigen plötzlich wie einen Dreißigjährigen erscheinen läßt.

Er weiß, daß er ermordet worden ist und er weiß auch etwas, das die Polizei bisher nicht herausgefunden hat: wer sein Mörder ist. Er sagt aber nichts, denn er möchte die Sache selbst regeln. So macht er sich auf die Suche nach seinem Mörder. Natürlich weiß er auch das Motiv für den Mord: Der Mörder hält ihn für einen Scharlatan, einen Hexer und macht ihn verantwortlich für den Tod seiner Frau, an dem manches merkwürdig war. Tatsächlich ist auch X klar, daß er indirekt Schuld am Tod der Frau ist, meint aber, daß unglückliche Umstände zu ihrem Tod geführt hätten. Der Mörder hatte ihm jedoch keine Gelegenheit ge¬geben, sich zu rechtfertigen.

X trifft den Mörder nicht an, nur dessen Tochter. Da diese mit der toten Frau ihrer Stiefmutter __ in keinem guten Verhältnis stand, bringt sie X mehr Sympathien entgegen als ihr Vater. Sie warnt ihn vor ihm und deutet an, daß er neue Rachepläne habe.

Während der nächsten Tage gelingt es X nicht, seinen Mörder aufzuspüren. Er will schon aufgeben und sich doch an die Polizei wenden, da geschieht etwas Seltsames: Er be¬ginnt zu vergessen - zuerst nur Bruchstücke, aber es geht immer rascher. Während der nächsten Tage bleibt nichts mehr von seinem frühe¬ren Leben übrig. Es ist, als ob er neu geboren würde. So total ist sein Vergessen, daß er auch von seinem Mörder und dessen Motiven nichts mehr weiß.

In dieser Zeit unternimmt der Mörder einen Anschlag, aber die Tochter des Mörders rettet ihn. X erkennt weder sie noch ihren Vater. Er erkennt aber, daß er in Gefahr ist und verläßt die Stadt.

Er ist völlig fremd. Zwar blieben seine Kenntnisse, sein mechanisches Wissen erhal¬ten, aber alle Erfahrungen und Erlebnisse sind ausgelöscht.

Schließlich läßt er sich in einem kleinen ländlichen Ort nieder. Dort ist er vorerst unbe¬helligt. Er lebt sich ein, obwohl die Einwohner, ein scheues, abergläubisches Volk, Fremden gegenüber mißtrauisch sind. Aber bald gesche¬hen seltsame Dinge, die die wenig gebildeten, bäuerlichen, furchtsamen Menschen in höch¬ste Aufregung versetzen. Kinder erkranken plötzlich an ungewöhnlichen Krankheiten. Kü¬he geben keine Milch. Die Menschen haben Alpträume und glauben, nachts im Dorf gespenstische Erscheinungen zu beobachten.

Mehr aber noch als das macht sich etwas Anderes bemerkbar: Hader und Zank, Schlägereien und sogar Mord zerreißen den kleinen Ort. Überall wuchern Gerüchte und Unfrieden. Keiner kann mehr in Frieden leben. Es ist, als ob ein Fluch auf dem Ort läge. Die Leute, in denen ohnehin noch tief der Glaube an Dämo¬nen und Hexen verwurzelt ist, beginnen offen über Hexerei und Teufelei zu reden und einan¬der zu beschuldigen. Keiner ist mehr vor sei¬nen Nachbarn sicher. Banale Handlungen können schon als Hexerei ausgelegt werden. Es kommt zu nächtlichen Lynchmorden. Häuser gehen in Flammen auf.

Da erscheint eines Tages ein Mann im Dorf (Es ist Xs Mörder, doch X, der ja alles verges¬sen hat, erkennt ihn nicht mehr.). Dieser Mann beschuldigt X offen und vor allen, vom Teufel besessen und somit für die Geschehnis¬se im Dorf verantwortlich zu sein. Er hat es leicht, die Menschen zu überzeugen, die ohne¬hin einen Sündenbock suchen. Als sie erken¬nen, daß alle diese Dinge im Dorf mit seiner Ankunft begonnen haben, ist sein Schicksal besiegelt.

Der Mörder bringt aber auch noch andere 'stichhaltige' Beweise. Alte Zeitungsausschnit¬te, die darauf hinweisen, daß überall dort, wo X sich aufgehalten hatte, Unruhen und Ge¬walttätigkeit ausgebrochen waren. Und schließlich der stärkste Beweis: ein sehr altes Tagebuch aus dem 17. Jahrhundert von einem Vorfahren Xs. Diesem Tagebuch liegt auch ein Stück teilweise unlerserlich gewordenes Perga¬ment bei, aus dem aber eindeutig hervorgeht, daß Xs Vorfahre einen Pakt mit dem Teufel ge¬schlossen und dabei nicht nur seine, sondern auch die Seelen seiner Nachfahren verpfändet hatte. Aus den Bruchstücken geht allerdings nicht hervor, was dieser Vorfahre dafür bekom¬men hat.

Die gepeinigten Menschen sind bereitwillig genug zu glauben, daß ein Mann, dessen Seele dem Teufel verschrieben ist, solch dämoni¬sches Unheil über ihr Dorf bringen konnte. Sie lechzen nach seinem Blut.

X, der das alles nicht versteht, beteuert sei¬ne Unschuld, aber die Bewohner sind bereits zu aufgewühlt und aufgepeitscht, um ihre si¬chere Beute loszulassen. Ein neuer Lynchfall scheint ausbleiblich. Aber Xs Mörder hat ande¬re Pläne. Er will seine Beute haben. Er schlägt vor, daß man nach altem Muster mit X ver¬fährt, daß man ihn wie zur Zeit der Hexenver¬folgungen der peinlichen Befragung und der Folter aussetzt, um ein Geständnis zu erzwin¬gen, und ihn endlich am Scheiterhaufen ver¬brennt. Nur so könne der Teufel vernichtet werden, der von seiner Seele Besitz ergriffen habe.

Die Menge stimmt grimmig zu, und so schleift man ihn in die naheliegende Ruine in die Folterkammer und erpreßt so ein Geständ¬nis.

Aber die grausige Folter, die Xs Mörder auf¬zieht, stößt diese einfachen Menschen ab und ernüchtert sie. Ihr Mordrausch verfliegt ange¬sichts solcher Unmenschlichkeit. Und als der Mörder sie schließlich auffordert, den Scheiter¬haufen zu errichten, damit das teuflische Un¬heil ausgelöscht werde, das über dem Dorf hinge, sind die Leute unsicher und stellen sich am Ende gegen ihn. Sie sind zur Besinnung gekommen, die Furcht und der Rausch sind vorbei. Sie wollen X nicht töten, sie wollen ihn einsperren, um sicher vor ihm zu sein.

X wird also eingesperrt, einstweilen im Keller der Dorfwirtschaft, bis man die Poliezi vom grö¬ßeren Dorf verständigt hat. Durch Drohungen wird er eingeschüchtert.

Der Mörder ist damit nicht recht zufrieden. Er sieht sich um seine sichere Beute betrogen, deshalb will er X noch in der Nacht töten. Aber seine Tochter kommt ihm wieder einmal zuvor. Sie befreit X heimlich und verhilft ihm zur Flucht aus dem Ort. Das gelingt anfangs auch, doch ist inzwischen bereits die Polizei einge¬schaltet, und Xs Ausflug findet ein rasches En¬de.

Die Vorgänge im Ort sind bereits bekanntge¬worden, und es gibt kein Zurück mehr für alle Beteiligten. Es ist unvermeidlich, daß es zu ei¬nem Prozeß kommt. Ging es dabei zuerst nur um Gewalt und Lynchjustiz, so wird bald ein ausgewachsener Hexenprozeß daraus.

Xs Mörder vor allem schürt die Anklage mit seinen 'Beweisstücken', die immer mehr an Be¬deutung gewinnen. Da X keine Erinnerungen an seine Vergangenheit besitzt, hat sein Vertei¬diger große Mühe. Ständig tauchen neue Über¬raschungsfakten auf, die wirklich zeitweilig den Eindruck von Hexerei entstehen lassen.

Durch Zeugenbefragung stellt sich nach und nach eindeutig heraus, daß tatsächlich X __ durch unbewußte, scheinbar achtlose Handlungen __ all die Zwistigkeiten in der Dorfgemeinde verursacht hat, die in der Folge zu Angst und Totschlag führten.

Die Anklage auf Hexerei wird natürlich auf¬gehoben, umso mehr, als sich herausstellt, daß das scheinbar alte Tagebuch in Xs Handschrift geführt ist und der zudem noch bruchstück¬hafte Teufelspakt vor einem modernen Gericht keine Gültigkeit haben kann. Hinzu kommt noch der Umstand, daß X das Gedächtnis ver¬loren hat und das Gericht über die näheren Umstände erfahren hat. Man ist der Meinung, der Mord und das vermeintliche Begräbnis ha¬ben einen Schock ausgelöst, und dieser könne für den Gedächtnisschwund und sein Beneh¬men verantwortlich sein. X soll in eine psychia¬trische Klinik, um dort auf seine Zurechnungsfähigkeit untersucht zu werden. Das Verfahren wird mangels eindeutiger Bewei¬se eingestellt.

Das Dorf zieht seine Anklage zurück, weil es fürchtet, daß die Sache mit der Folter zur Sprache kommt, über die bisher verbissen ge¬schwiegen wurde, und Xs Mörder zieht seine ebenfalls zurück, weil er befürchtet, die Ermitt¬lunge könnten sich unerfreulich weit in die Vergangenheit erstrecken und damit auf sei¬nen Mord stoßen.

So verläuft dieser Prozeßt im Sand, und nach kurzer Untersuchung wird X als vollkom¬men zurechnungsfähig, aber nicht vollkommen gesund entlassen. Ob er sein Gedächtnis wie¬der zurückgewinnen wird, ist nicht feststellbar.

Man bringt ihn zu seiner Frau zurück, die ihm nun vollkommen fremd ist. Und er ihr ebenso. Sie ist fast fünfzig, und er kaum drei¬ßig. Nach kurzer Zeit beschließen sie, sich zu trennen, umso mehr, als um X wiederum Streit und Bösartigkeit ausbricht, als wäre er wahr¬haftig mit einem Fluch beladen.

X versucht daraufhin, zurückgezogen zu le¬ben und sich Klarheit über die Dinge zu ver¬schaffen. Er studiert das Tagebuch genau, und obwohl die wichtigsten Schlüssel und Hinweise fehlen, kommt er nach und nach hinter den Sinn der Sache. Er ist überzeugt, daß seine Seele tatsächlich dem Teufel gehören muß. Dinge in dem Tagebuch erinnern ihn vage an Dinge, die in diesem Ort geschehen sind, an die Bösartigkeit und Niederträchtigkeit und Unmenschlichkeit, mit der er, scheinbar ohne daß es auffiel, die Menschen gegeneinander¬hetzte, bis sie ebenso böse waren wie er selbst.

Und es beginnt wieder. Er ertappt sich im¬mer wieder dabei, wie er Dinge tut, der er nicht beabsichtigt, die ihm verabscheuungswürdig erscheinen, wie er scheinbar unbewußt die Menschen um ihn zur Grausamkeit und Bös¬artigkeit aufstachelt.

Als dadurch wieder ein größeres Unglück geschieht, sind die Reue und das Gefühl der Hilflosigkeit so groß, daß er beinah spontan Selbstmord begeht.

Er erwacht aber wieder __ unverletzt und in dem vollen Bewußtsein, tot gewesen zu sein. Erneut ist er auferstanden. Und jetzt, bevor die Erinnerung an das vergangene Leben verlö¬schen kann, erkennt er, wie die Dinge wirklich sind. Er kennt nun den unleserlich geworde¬nen Teil des alten Paktes. Er weiß jetzt, was vom Teufel für seine Seele eingehandelt wurde: Unsterblichkeit! Aber gleichzeitig wird ihm auch klar, daß es nicht ein ferner Vorfahr war, der den Teufelspakt schloß...

Sondern er selbst!
Die Tochter der Hexe09 Ein Opfer für Lilith
Dieses Exposé aus dem Jahr 1972 war eine geplante Fortsetzung von Die Tochter der Hexe, wurde jedoch nie realisiert.
Der folgende Roman schließt indirekt an Das Schloß im Moor (ursprünglicher Titel von Die Tochter der Hexe) an. Die wesentlichen Ele¬mente, die hier die Ausgangssituation bilden, seien kurz wiederholt:

Bernheim, ein unbedeutender Ort in einem Moortal, wurde zur Gänze von Hexen bewohnt, die über voodooähnliche Kräfte verfügten. Sie bezeichnen sich als Dienerinnen und Prieste¬rinnen der Lilith. Im Schloß selbst befanden sich die Oberpriesterin und etwa ein Dutzend junger Mädchen, die dort ihre Priesterlehrjahre absolvierten und auf die Weihe vorbereitet wurden.

Im Schloß im Moor gelang es dem Helden, nachdem er von der Oberpriesterin gefangen worden war, mit Hilfe eines der Mädchen zu entkommen. Dabei nützt er (unwissentlich) ei¬nen bestehenden Zauber und läßt das ganze Hexendorf verschwinden. Bernheim ist plötz¬lich nicht mehr da, ebenso das Schloß. Wo es ist, weiß man natürlich nicht __ irgendwo in ei¬ner anderen Dimension. In dem Schloß befin¬den sich noch immer die Mädchen, ein Dutzend halbausgebildeter Hexen. Und es exi¬stiert eine fragile Tür zur realen Welt __ ein Kreidepentagramm.

Überall in der Stadt tauchen plötzlich bü¬schelweise Mädchen auf, kreisen eine Person ein und rauben ihr, meist ohne daß sie es mer¬ken, eine Locke von Kopfhaar. Kurz darauf be¬ginnen auch Menschen vorübergehend zu verschwinden.

Die Mädchen in ihrem Schloß wollen Lilith ein Opfer bringen. Sie opfern also am Altar den ersten Gefangenen. Sie sind reichlich verzwei¬felt, weil sie nun allein sind. Sie hoffen auf ein Zeichen ihrer Göttin. Eine Art Hierarchie hat sich unter ihnen gebildet. Die stärkeren Per¬sönlichkeiten haben die Kommandogewalt an sich gerissen. Die anderen müssen sich fügen.

Aber auch auf das Opfer hin gibt Lilith kein Zeichen. Sie beschließen, ein größeres Opfer zu bringen. Die Stadt! Sie wollen die Stadt er¬obern (wenigstens beschließen das die Anfüh¬rerinnen) und sie zwingen, Lilith anzubeten.

Deshalb beginnen sie, nach und nach Schlüsselpersonen der Stadtverwaltung in ihre Gewalt zu bekommen und mit verschiedenen magischen Tricks gefügig zu machen. Meist ge¬lingt das auch.
 
Hubert Starssl10 Magie der Bilder
Eine weiteres Exposé von 1972 mit einer geplanten Fortsetzung zu Die Tochter der Hexe, die ebenfalls nie realisiert wurde.
Mit einer Idee beschäftige ich mich schon eine Weile. Die Tatsach nämlich, daß verschiedene Gemälde und in neuerer Zeit auch Fotos die Eigenschaft besitzen, den Betrachter aus jedem Winkel anzusehen. Das gibt so etwas wie opti¬sche Magie. Ich stelle mir dazu eine recht kri¬miartige Atmosphäre und Story vor, ähnlich der Puppen-Nadel-Methode der Hexen. Ich möchte dazu an einen älteren Vampir-Roman anschließen, nämlich Nr. 40, Die Tochter der Hexe.

Darin ging es um einen Kult der alten He¬xengestalt Lilith, in dem junge Mädchen, nach dem Kindesalter, zu Akolytinnen geweiht wer¬den und zu äußerst potenten Hexen heranwach¬sen. In dem Roman gelang es dem Helden, die jungen Hexen mit Hilfe ihrer eigenen Kräfte ir¬gendwohin ins Nichts zu verbannen. Nur eines der Kinder, das ihm gut schien und ohne die Bosheit der anderen, rettete er und nahm er mit sich. Aber auch sie besaß Zauberkräfte, das wurde am Schluß angedeutet.

Ihre Geschichte, hin- und hergerissen zwi¬schen menschlichen und dämonischen Kräften (ähnlich H.H. Ewers' Alraunengestalt), soll hier rzählt werden
.
Hubert Starssl11 Gespensterhaus
Dieses Exposé aus dem Jahr 1972 wurde nie in einen Roman umgesetzt. Ideen daraus gingen jedoch in das nachfolgende Exposé, Krieg der Untoten, ein.
Irgendwo in Europa (der Ort bleibt aus histori¬schen Gründen noch zu bestimmen) steht ein großes, altertümliches Haus, von dessen Exi¬stenz niemand etwas wußte. Erst als eine Bau¬gesellschaft in der Nähe an den Bau einer großen Industrieanlage geht, kommt man hin¬ter das Geheimnis. Es kommt auch gleich zu merkwürdigen Zwischenfällen.

Der Hügel nämlich, auf dem gebaut wird, besteht bis in tiefe Schichten aus alten Grä¬bern. Man ist auf einen alten Friedhof gesto¬ßen. Die Bulldozer scharren tiefer __ neue Gräber. Archäologen schalten sich ein. Die Gräber sind aus den verschiedensten Epochen, die ältesten alte Germanengräber.

Die Archäologen wollen das Gebiet schützen für Forschungen, aber die Finanzseite hat das Übergewicht. Die Bulldozer graben weiter. Die Fabrik wird gebaut.

Nachts beginnen plötzlich unheimliche Vor¬gänge. Die Wachen werden getötet, die Bauma¬schinen und Geräte unter der Erde verscharrt, so daß die Arbeiter am nächsten Tag vor dem nackten, wieder eingeebneten Land stehen. Hastige Nachforschungen werden angestellt. Eines steht fest, es muß ein ganzes Heer von Arbeitern gewesen sein, daß in einer Nacht so gründliche Arbeit geleistet werden konnte. Selt¬samerweise gibt es keinerlei Spuren rund um das Gebiet. Alles weist darauf hin, daß diese vielen Saboteure von nirgendwo kamen und nirgendwo hin verschwanden. Abergläubische sagen, es seien die vielen Toten gewesen, die reinen Tisch gemacht hätten, um ihre Ruhe zu haben.

Dennoch macht die Baugesellschaft schlie߬lich weiter. Neue Maschinen kommen, die alten werden ausgegraben. Gegen Abend ist der Bauplatz von Armeen eingekreist und von der Umwelt abgeschlossen. Germanische Kriegs¬haufen, römische Soldaten, Tempelritter, Sol¬daten aus dem 17. und 18. Jahrhundert stehen Kopf an Kopf schweigend. Ein Angriffs¬signal ertönt, und die Heerscharen setzen sich in Bewegung. Kanonen donnern auf den Bau¬platz. Nur ein kleiner Teil der Bauarbeiter kann fliehen. Von Grauen erfaßt fliehen sie auf die Stadt zu. Sie haben erkannt, daß sie kei¬nen gewöhnlichen Kriegern gegenüberstehen, sondern dämonischen Gestalten, die sich mit normalen Mitteln gar nicht töten lassen.

 
Die gespenstischen Soldaten marschieren ebenfalls auf die Stadt zu. Im folgenden Kampf in der Stadt wird es noch deutlicher: Gewehre, Pistolen vermögen wenig gegen sie auszurich¬ten, während ihre Schwerter sehr tödlich sind. Feuer vermag sie aufzuhalten und zu verbren¬nen. Die ganze Nacht wütet diese dämonische Armee in der Stadt. Am Morgen löst sich der Spuk auf.

Armee, Polizei und andere Organisationen kümmern sich um das Katastrophengebiet. Nichts geschieht. Die Sache bleibt unerklärlich. Die Toten werden begraben. Viele der Überle¬benden ziehen aus der Stadt fort.

Der Held kommt während dieses ganzen Einleitungsteiles immer wieder vor. Das Ge¬schehen wird aber nicht ausschließlich aus seiner Warte gesehen. Er ist ein Bewohner der Stadt. Fotograph, leidenschaftlicher Berufs- und Hobbyfotograph. Er arbeitet für die lokale Zeitung. Er hat auch bereits vom Bauplatz Bil¬der gemacht, die Gegend abgesucht rundher¬um. Er kam dabei einer Stelle im Wald nahe, die ihm großes Unbehagen verursacht hat (die Stelle, an der unsichtbar das Haus steht), ob¬wohl er nicht weiß, warum ihn dieses Gefühl beschleicht.

Während des Angriffes auf die Stadt hat er eine Reihe von Fotos gemacht, aber dann ist er selbst in die Kämpfe verwickelt worden. Dabei ist seine Verlobte getötet worden.

Einige Wochen nach diesen Begebenheiten beruhigt sich das öffentliche Interesse wieder. Da offenbar nichts geschieht, werden ein paar Theorien gewälzt, die die Stadtbewohner in ein eher verschrobenes Licht setzen. Das Heer zieht ab, auch die mobilisierten Polizeikräfte. Die Stadt ist wieder allein.

Der Held X macht am Friedhof eine eigen¬tümliche Entdeckung. Das Grab seiner Verlob¬ten Y ist geöffnet worden während der Nacht (und natürlich wieder verschlossen, aber die Spuren scheinen ihm eindeutig). Er sucht den Friefhofswärter, findet aber niemanden. Er be¬schließt, gegen Abend wiederzukommen und der Sache auf den Grund zu gehen.

Als die letzten Leute vom Friedhof ver¬schwunden sind, schleicht er sich hinein, holt sich einen Spaten aus der Friedhofsgärtnerei und beginnt in der Abenddämmerung Ys Grab aufzuschaufeln. Dabei wird er vom Friedhofs¬wärter abgeholt, der ihm das Weitergraben ver¬bietet. Er droht mit Gewalt. X läßt sich aber nicht abhalten. Er erklärt dem Alten seine Ver¬mutung. Der Alte hört interessiert zu, nickt und verschwindet. X gräbt, bis er den Sarg er¬reicht. Aber bevor er ihn öffnen kann, er¬scheint der Alte wieder __ und nicht allein. Mit ihm sind ein Dutzend Gestalten, Männer und Frauen. Es sieht drohend aus. Ihr Anblick er¬innert X an die Armee der Toten, die die Stadt überfallen hat. Er weiß, daß er Tote vor sich hat. Er flieht und wird verfolgt. Sie wollen ihn töten, weil er Verdacht geschöpft hat. Ein vor¬beifahrender Wagen rettet ihn.

Nun beschließt er, etwas zu unternehmen. Alles weist darauf hin, daß der Spuk noch nicht zu Ende ist. Vergessen zu erwähnen ha¬be ich, daß auf den Bildern, die er vom Angriff auf die Stadt machte, nichts von den Angrei¬fern zu sehen ist.

Er hält sich versteckt während des Restes der Nacht. Dabei fällt ihm auf, daß die Stadt auch nachts sehr belebt ist, mehr als er je ver¬mutet hätte, besonders, da sich seit dem Über¬fall die meisten Bewohner nachts in den Häusern verbarrikadieren. Er glaubt auch eini¬ge wiederzuerkennen, die während des Kamp¬fes gestorben sind. Und dann sieht er auch seine Verlobte wieder. Er spricht sie an. Er er¬kennt, daß sie anders ist, kalt, leblos, abwe¬send, tot __ und doch steht sie vor ihm, er kann ihren Körper fühlen. Ihre Empfindung für ihn scheint erloschen. Sie erkennt ihn zwar wieder, aber so wie eine sehr ferne Erinnerung. Und so, als wecke diese Erinnerung irgendwel¬che Gefühle, rät sie ihm, zu fliehen, so lange noch Zeit sei. Er folgt ihr.
Blutfest der Dämonen12 Krieg der Untoten
Der Roman nach diesem Exposé erschien 1973 im PABEL-Verlag unter dem Titel Blutfest der Dämonen als Vampir Taschenbuch Nr. 17.
Irgendwo in Europa (der Ort muß aus histori¬schen Erwägungen erst noch bestimmt wer¬den) liegt am Rande einer Großstadt eine kleinere Ortschaft, in deren Umgebung eine größere Industrieanlage gebaut werden soll.

Es kommt zu geheimnisvollen Drohungen gegen die für den Bau Verantwortlichen, in der weiteren Folge zu Morden und mysteriösen Ge¬schehnissen, in deren Verlauf die Leichen ver¬schwinden.

Das Projekt scheint unter einem Unstern zu stehen, trotzdem will man es nicht fallen las¬sen. Man ergreift verstärkte Sicherheitsma߬nahmen, um den Umweltschützern (diese hält man für die Geschehnisse für verantwortlich) den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Helden der Geschichte sind eigentlich zwei:

Einer, der der ganzen Sache auf die Spur kommt. Er liebt die Tochter eines dieser Indu¬striellen, die den Bau der Anlage mit allen Mit¬teln vorantreiben __ um jeden Preis! Sie erwidert diese Liebe. Diese Liebe, die in der weiteren Folge über den Tod hinausreicht, ist auch verantwortlich für eine Reihe späterer Geschehnisse, die dem Helden helfen zu über¬leben.

Für den weiteren Verlauf dieses Exposés nen¬nen wir den Helden A und das Mädchen B.

Der zweite Held, C, ist der alte Friedhofswär¬ter. Er weiß, daß auf seinem Friedhof Dinge vorgehen, die den meisten Bewohnern des Or¬tes den Alptraum ihres Lebens verursacht hät¬ten. Er weiß, daß die meisten Toten auf dem Friedhof nicht tot sind. Er kam darauf, als er eines Nachts Flüstern zwischen den Gräbern vernahm und erkannte, daß es aus den Grä¬bern kam. Er wurde Zeuge einer Art Konferenz, bei der entschieden wurde, wer als nächster getötet werden sollte und wer es tun sollte. Auch der Zeitpunkt. Er weiß zuerst nicht recht, was er davon halten soll. Zum angegebe¬nen Zeitpunkt ist er auf dem Posten. Tatsäch¬lich steigt jemand aus einem Grab, zweifellos einer der Toten, und verläßt den Friedhof.

C folgt ihm vorsichtig mit äußerst gemischten Gefühlen. Als Friedhofswärter ist er mit dem Tod vertraut und empfindet nicht jene instinktive Furcht, die den meisten Menschen vor diesen Dingen anhaftet. Dennoch ist ihm einigermaßen unheimlich, aber die Neugier überwiegt. Als sie sich dem Haus des Todeskandidaten nähern, zweifelt er bereits nicht mehr daran, was geschehen wird, aber er kann es nicht verhindern. Der Tote bzw. Untote tötet das Opfer, das während der nächtlichen Friedhofsbesprechung bestimmt worden war.

Er folgt dem Mörder wieder zurück zum Friedhof und sieht, wie er in seinem Grab ver¬schwindet. Er überlegt, ob er etwas unterneh¬men soll, aber niemand wird ihm glauben, bevor er nicht Beweise hat. Er hört wieder ein Flüstern aus den Gräbern, als der Mörder vom Gelingen seiner Tat berichtet. Während der Nacht wagt er nichts mehr zu unternehmen.

Am Tag öffnet er das Grab des Mörders. Er findet aber nur die ziemlich verwesten Überre¬ste. Zweifel überkommen ihn wieder, aber er beschließt, der Sache weiter nachzugehen.

Am Abend bewaffnet er sich mit einem Ton¬bandgerät und mit einem Fotoapparat. Wieder hört er das Flüstern und versucht es aufzu¬nehmen. Wieder kommt jemand aus einem Grab und begibt sich in den Ort, diesmal je¬doch nur, um sich von der Wirkung des Mor¬des zu überzeugen. C wagt nicht zu fotographieren. Es ist zu dunkel, und Blitzlicht hätte ihn verraten. Er ruft einen Reporter an (das ist unser Held A!), anonym natürlich, und nennt ihm das Ziel des Toten und daß dort et¬was geschehen würde, aber er sagt nichts von der phantastischen Wahrheit.

A begibt sich an den angegebenen Ort und sieht den Toten, der um das Haus des Ermor¬deten schleicht, in dem eine wichtige Bespre¬chung stattfindet, die das Bauprojekt betrifft. Dabei sieht er zufällig, wie der Tote durch die geschlossene Tür nach innen gelangt, sich da¬bei scheinbar auflöst und durchsichtig wird. Er glaubt nicht richtig gesehen zu haben und legt sich mit dem Fotoapparat auf die Lauer. Tat¬sächlich erscheint der Tote wieder. A fotogra¬phiert ihn, worauf der Tote auf ihn losgeht. Nur das Blitzlicht rettet A. Der Tote scheint da¬vor Angst zu haben und ergreift die Flucht.

Zwei Dinge stellen sich am nächsten Tag heraus __ erstaunliche Dinge: Auf dem Ton¬band des Friedhofswärters sind keinerlei Stim¬men zu vernehmen, nur die Geräusche der Nacht und sein eigenes Atmen, das ihm bestä¬tigt, daß das Gerät wohl funktioniert hat. Auf dem Film des Reporters ist nichts, außer der nächsten Umgebung, soweit sie der Blitz er¬hellt hat. Keine Gestalt, obwohl A sicher ist, wenigstens beim ersten Schuß den Unbekann¬ten voll im Sucher gehabt zu haben.

In der nächsten Nacht lauscht der Fried¬hofswächter wieder und erfährt, daß die Toch¬ter eines Ingenieurs getötet werden soll, um ihm eine Lektion zu erteilen. Er ruft wieder den Reporter an, wieder anonym.

A macht sofort auf den Weg. Das Mädchen ist niemand anders als seine Geliebte B. Er kommt zu spät und kann den Mord nicht mehr verhindern, er muß ihn praktisch mitan¬sehen.

Während der Tage, da A verzweifelt ver¬sucht, hinter das Geheimnis dieser seltsamen Morde zu kommen, wird der Friedhofswächter von den Toten entdeckt und gezwungen, zu schweigen und auf ihrer Seite zu arbeiten, oder sie würden ihn töten. Dabei erfährt er erste Andeutungen über die Dinge, die wirklich vor¬gehen:

Der Bau der Fabrik soll verhindert werden, weil das Gelände für die Toten von großer Wich¬tigkeit ist. Es hat etwas zu tun mit der Ruhe der Toten, aber er versteht es nicht ganz. Je¬denfalls hat er wenig Lust zu sterben, und von der Industrieanlage in dieser unberührten Ge¬gend hält er ohnehin auch nicht viel __ als Friedhofswächter liebt er die Einsamkeit __ da¬her schwört er, das Geheimnis zu wahren (das ihm ohnehin keiner geglaubt hätte) und das Walten den Toten nicht zu behindern.

Inzwischen haben die Toten beschlossen, den Reporter zu beseitigen, weil er bereits zu viel wußte. C unternimmt nichts, ihn zu war¬nen. Er hat zu große Angst.

Jemand anderer aber warnt ihn __ das tote Mädchen, seine Geliebte. Die starke Liebe, die sie für ihn im Leben empfunden hat, leitet sie auch im Tode noch. Sie fühlt auch, daß diese Liebe schwinden wird, weil im Reich der Toten kein Platz für menschliche Empfindungen ist, deshalb muß es rasch gesehen, was sie tun muß, um ihren Liebsten zu retten.

Sie kommt zu ihm nachts und warnt ihn vor dem Tod. Er hält es für einen Traum, aber er ist vorsichtig (und abergläubisch) genug, die Sache nicht auf sich beruhen zu lassen, son¬dern befolgt ihre Warnung, zu der angegebe¬nen Zeit nicht erreichbar zu sein. Aber er will es genau wissen und beobachtet sein eigenes Haus.

Tatsächlich taucht jemand auf und dringt in sein Haus ein. Dabei löst sich seine Gestalt auf, wie A es schon einmal beobachtet hat. Da der Unbekannte niemanden vorfindet, ver¬schwindet er wiedern.

Als er daraufhin in seine Wohnung zurück¬kehrt, findet er einen Zettel vor, auf dem steht, er soll erst am Morgen zurückkommen. Nur am Tag sei er sicher.

Er befolgt auch das instinktiv.

Am nächsten Tag geht er auf den Friedhof, um nach Bs frischem Grab zu sehen. Dabei überlegt er sich manches. Er glaubt noch im¬mer nicht an etwas Übernatürliches, sondern an verbrecherische Machenschaften der Pro¬jektgegner. Er ist zu eingefleischt in seinem Re¬portersinn. Er glaubt, daß das Mädchen gar nicht tot ist und daß man ihn zu täuschen ver¬sucht hat.

Am Abend kehrt er zurück, um das Grab seiner Geliebten genauer zu untersuchen. Er öffnet es und findet ihre noch frische Leiche. Angst schleicht sich in sein Herz. Plötzlich steht der Friedhofswärter über ihm am Grab¬rand. Und nicht nur er allein, sondern eine Reihe anderer Gestalten, und ihr Gebaren ist drohend. Er will sich wehren, aber seine Fäu¬ste fahren durch ihren Körper hindurch, als wären sie Luft. Ihre Hände hingegen können ihm wohl etwas anhaben. Er erkennt, daß sie Tote sind, Geister Verstorbener. Er versucht verzweifelt, einen Ausweg zu finden. Sie haben vor, ihn zu töten. Nur wenn er tot ist, können sie seiner Loyalität sicher sein.

Bevor er getötet wird, hilft ihm das Mäd¬chen. Sie befreit ihn. Er kann fliehen. In der ganzen Stadt beginnt nun die Jagd nach ihm. Mehrmals kann er nur entkommen, weil ihm das Mädchen hilft. Sie drängt ihn, die Stadt zu verlassen. Sie könne ihm nicht mehr lange hel¬fen.

Er überlebt die Nacht. Er verläßt die Stadt. Aber nun plagt ihn auch die Neugier, persönli¬che, nicht nur die des Reporters. Er kehrt am Tag zurück und nimmt sich den Friedhofswär¬ter vor. Von ihm erfährt er das wenige, das er weiß, nämlich, daß das Baugelände verteidigt werden soll. Er erkennt auch, daß die Toten nur nachts etwas unternehmen können. Er versucht, offizielle Stellen auf die Gefahr auf¬merksam zu machen. Aber die Industrie hat bereits zu viel in das Projekt investiert, um zu¬rückzuziehen.

Die Bauarbeiten beginnen. Gleich wird __ für A wenigstens __ offenbar, warum die Toten es schützen wollen, dieses Gebiet: Der Hügel ist ein alter Friedhof. Die Bulldozer stoßen auf Gräber. Je tiefer sie scharren, auf desto mehr Gräber stoßen sie.

Archäologen schalten sich ein. Die Gräber sind aus den verschiedensten Epochen die äl¬testen sind Germanengräber.

Die Archäologen wollen das Gebiet für For¬schungen schützen, aber die Finanzseite über¬wiegt. Die Industrieanlage muß gebaut werden. Die Bulldozer graben weiter.

Nachts beginnen plötzlich unheimliche Vor¬gänge. Die Wachen werden getötet, die Bauma¬schinen und Geräte unter der Erde verscharrt, so daß die Arbeiter am nächsten Tag vor dem nackten, wiedereingeebneten Land stehen.

Hastige Nachforschungen werden angestellt. Eines steht fest: Es muß ein ganzes Heer von Arbeitern gewesen sein, das in einer Nacht solch gründliche Arbeit leisten konnte. Seltsa¬merweise gibt es keinerlei Spuren rund um das Gebiet. Alles weist darauf hin, daß diese vielen Saboteure von nirgendwo kamen und nach nirgendwo verschwanden. Abergläubische sa¬gen, das seien die vielen Toten gewesen, die rei¬nen Tisch gemacht hätten, um ihre Ruhe zu haben.

Nur einer weiß, wie wahr das eigentlich ist: A!

Er kommt erneut in die Stadt, um zu war¬nen, dennoch macht die Baugesellschaft wei¬ter. Neue Maschinen kommen. Die alten werden ausgegraben.

Am Abend ist der Bauplatz von seltsamen Armeen eingekreist und völlig von der Umwelt abgeschnitten. Germanische Kriegshaufen, rö¬mische Soldaten, Tempelritter, Soldaten aus dem 17. und 18. Jahrhundert stehen Kopf an Kopf __ schweigend.

Ein Angriffssignal ertönt, und die Heerscha¬ren setzen sich in Bewegung. Kanonen don¬nern auf den Bauplatz. Nur ein kleiner Teil der Bauarbeiter kann fliehen. Von Grauen erfaßt fliehen sie auf die Stadt zu. Sie haben längst erkannt, daß sie keinen gewöhnlichen Kriegern gegenübersteht, sondern dämonischen Gestal¬ten, die sich mit normalen Mitteln gar nicht tö¬ten lassen.

Die gespenstischen Soldaten marschieren ebenfalls auf die Stadt zu. Im folgenden Kampf wird es noch deutlicher. Gewehre und Pistolen vermögen wenig gegen sie auszurichten, wäh¬rend ihre Schwerter sehr tödlich sind. Feuer allein vermag sie aufzuhalten und zu verbren¬nen. Die ganze Nacht wütet diese Armee in der Stadt. Erst am Morgen löst sich der Spuk auf.

Armee, Polizei und andere Hilfsorganisatio¬nen kümmern sich um das Katastrophenge¬biet. Nichts geschieht während des Tages. Die Sache bleibt unerklärlich. Die Toten werden begraben. Viele der Überlebenden ziehen aus der Stadt fort.

Der Held hatte während des Kampfes auch seine Geliebte wieder getroffen. Inzwischen war alle Erinnerung an das Leben in ihr erloschen. Sie mordete so unerbittlich, wie die anderen. Auch er selbst wird beinahe ihr Opfer. Erst im letzten Augenblick scheint sie ihn zu erkennen.

Das Gebiet wird am Tag hermetisch abgerie¬gelt. Allerlei Experten versuchen ihr Glück. Sie stehen vor einem Rätsel: Es gibt keine Spuren außer jenen, welche die Einwohner hinterlas¬sen haben. Die dämonischen Armeen scheinen tatsächlich aus dem Nichts gekommen zu sein. Alle werden evakuiert. Die leere Stadt wird be¬obachtet.

Nichts mehr geschieht. Alles bleibt ruhig. Der Spuk scheint vorbei zu sein, wenn er über¬haupt jemals existiert hat. Aber die Stadt bleibt eine Geisterstadt. Nur mehr ein Bruchteil der Bevölkerung kehrt zurück, um weiter dort zu wohnen. Angst und Aberglauben halten die meisten fern. Das Bauprojekt wird aufgegeben.

A, der ebenfalls in der Stadt bleibt, fällt bald auf, daß die Stadt nachts weitaus dichter be¬völkert ist als am Tag. Er erkennt, daß die gan¬zen toten Einwohner nachts auferstehen. Auch seine Geliebte begegnet ihm wieder. Er be¬merkt, daß die Aggressivität verschwunden ist. Eine seltsame Traurigkeit haftet den Toten an.

Er erfährt, warum dies alles geschehen ist. All die Toten, die lebendig geworden sind, sind Menschen, die eines gewaltsamen Todes ge¬storben sind. Diese Gegend ist eine der blutig¬sten der Geschichte. Beinahe in jedem Jahrhundert kam es zu Kämpfen. Jeder starb mit Haß im Herzen, Haß auf die Lebenden. Der entlud sich, als die Lebenden ihnen auch im Tode keinen Frieden lassen wollten. Aber nun war diese aufgestaute Haßenergie verbraucht, die sie aus ihrem ewigen Schlummer geweckt hatte, und sie mußten für alle Zeiten zurück¬kehren in das Totenreich. Sie seien aber von Trauer erfüllt, weil sie sich während ihrer Zeit unter den Lebenden wieder an Gefühle erin¬nert hätten und wie es war zu leben.

Das Mädchen erklärt ihm, daß es ihn liebt __ wie eh und je.

Während der nächsten Nächte merkt A, daß mit den Toten etwas geschieht. Sie werden ir¬gendwie schwächer, durchscheinender, sub¬stanzloser, geisterhafter. Sie beginnen zu verschwinden.

A weiß, daß seine ganze Liebe seine Geliebte nicht halten kann, daß er dabei ist, sie endgül¬tig zu verlieren.

Am anderen Tag ist die Stadt frei von dem alten Haß und dem Spuk.

Der Schluß gefällt mir, ehrlich gesagt, nicht be¬sonders. Ich möchte mir eine Änderung wäh¬rend des Schreibens vorbehalten, vielleicht, daß der Held mit ihr geht oder Ähnliches.
Die Blut GmbH13 Die Blut GmbH
Dieses Exposé führte zu dem 1. Roman aus Hugh Walkers Drakula-Serie. Er erschien 1973 im PABEL-Verlag als Vampir Horror Roman Nr. 45.
Eine Großstadt (eventuell Wien), deren Einfluß in den vergangenen Jahrhunderten in den We¬sten und in den Osten reichte, deren Namen man in den Karpaten ebenso gut kannte wie in den westlichen Metropolen, Londen, Paris oder Rom. Eine Großstadt der siebziger Jahre, unter deren jagendem Puls seit Jahrhunderten etwas lauert.

Der Held (X), ein Privatdetektiv, ist hinter ei¬nem Mädchen her, das seit einigen Tagen ver¬schwunden ist. Ihr Vater hat ihn (zusätzllich zur Polizei) beauftragt, weil er glaubt, daß man ihn erpressen will. Von ihm und ihrer Schwe¬ster erfährt X einige Tips. Aber seine Nachfor¬schungen bleiben ergebnislos. Von einem Freund bei der Kriminalpolizei erfährt er, daß am selben Tag eine ganze Reihe Leute ver¬schwunden sind, von denen noch immer jede Spur fehlt. Im Zuge dieser anfänglichen Unter¬suchungen verliebt er sich in die Schwester der Gesuchten.

Plötzlich eines Tages erfährt er vom Vater und der Schwester, daß das Mädchen zurück ist. Er sucht sie auf, findet sie verschlossen, fast ein wenig abwesend und ohne allzu deutli¬che Erinnerungen an die vergangenen Tage. Während der folgenden Tage erholt sie sich zu¬sehends.

Eines Tages erhält X einen Anruf von der Schwester. Sie macht ihm klar, daß ihre Schwester im Schlaf geredet habe, und daß et¬was Schreckliches mit ihr geschehen sein müs¬se. Immer wieder sei das Wort 'Blut' gefallen.

Inzwischen hat sich herausgestellt, daß alle anderen an diesem Tag verschwundenen Per¬sonen wieder aufgetaucht sind, und daß man an allen ähnliche Symptome bemerkt habe. Ei¬ne Blutuntersuchung ergibt einige Beimengun¬gen, deren Analyse vorerst Rätsel aufgibt. Man glaubt an Drogenrückstände.

X beschließt, die Schwester seiner Geliebten nicht aus den Augen zu lassen, um so viel¬leicht auf eine Spur zu stoßen. Zwei Wochen geschieht nichts.

In der Zwischenzeit verschwinden weitere Menschen __ wiederum etwa für die Dauer ei¬ner Woche.

Dann erfährt er von seiner Geliebten, daß ihre Schwester anders sei als sonst, von einer eigenartigen Unruhe befallen. Auch habe sie Angstzustände. Er trägt ihr auf, sie zu beobachten. Am nächsten Tag ruft sie ihn wieder an. Ein Herr habe sich telefonisch gemeldet, scheinbar ein Bekannter. Sie weiß nicht, was das alles bedeutet, aber ihre Schwester habe ein Rendevouz ausgemacht. Sie weiß allerdings nicht wo.

X begibt sich sofort zur Wohnung des Mäd¬chens und wartet, bis sie herauskommt. Dann folgt er ihr. Ihr Bestimmungsort ist ein Haus in einem der Außenbezirke, das einem Professor (Der Name muß noch gewählt werden, so daß er dem Helden X nicht gleich am Anfang, son¬dern erst später einen Hinweis auf die mögli¬che wahre Person dieses Professors Y gibt. Er ist Dracula, das wird aber in diesem ersten Band der Serie nur angedeutet!). Dieser Profes¬sor Y ist eine international anerkannte Kapazi¬tät auf dem Gebiet der Tierkörperpräparierung. Er besitzt eine der größten Sammlungen prä¬parierter Fledermäuse in allen Teilen der Welt. Sie sind wie Schmetterlinge (statt Nadeln auf kleinen hölzernen Pfählen) aufgespießt.

Das Mädchen geht in das Haus. X notiert sich Namen und Adresse und wartet. Es dau¬ert Stunden. Schließlich wird er ungeduldig. Er versucht, in das Haus einzudringen, was ihm auch gelingt.

Er befindet sich, als er durch ein Fenster einsteigt, in einem Laboratorium. Nichts scheint ungewöhnlich auf den ersten Blick, aber als er weitergeht, kommt er in einen La¬gerraum, in dem sich große Mengen Blutkon¬serven gestapelt befinden. Er findet den Weg in einen Korridor, und auf der Glastür steht 'BLUT GmbH'.

Davon hat er noch nichts gehört, und er be¬schließt, sich umzusehen, da ihm wieder ein¬fällt, daß mit dem Blut der Verschwundenen nicht alles in Ordnung gewesen war.

Das halbe Haus scheint eine Art Kranken¬station zu sein. Das Personal ist umfangreich, aber er kann sich verborgen halten. In einem Krankenzimmer entdeckt er schließlich das Mädchen. Sie ist bewußtlos, aber sie lebt. Au¬ßer ihr befindet sich nur ein Patient da, der ebenfalls nicht bei Bewußtsein ist. Obwohl die Lichtverhältnisse nicht günstig sind, macht er einige Fotos. Beim Rückzug wird er entdeckt.

Ein Mädchen in Schwesterntracht steht im plötzlich gegenüber. Er erschrickt, denn ihr Gesicht ist von ungewöhnlicher Blässe, und et¬was Unmenschliches ist in ihren Zügen, das ihm Angst macht. Sie beginnt sofort zu krei¬schen, ein Laut, der mehr nach einem Tier als einem Menschen klingt, und stürzt auf ihn los. Er schlägt sie nieder und flieht. Andere schnei¬den ihm den Weg ab. Er kommt in einen Raum, in dem die ausgestopften Fledermäuse sind. Panik ergreift ihn für einen Augenblick, als er das Gefühl hat, daß sie ihn anstarren, daß ihre Augen lebendig sind. Aber dann hört er die Verfolger und verriegelt hastig die Tür.

Während die Verfolger gegen die Tür trom¬meln, nach ihm rufen und mit Gewalt herein¬zukommen versuchen, sieht sich X nach einem weiteren Fluchtweg um. Aber er erlebt eine herbe Enttäuschung. Das Zimmer besitzt keine Fenster und keine weiteren Türen außer die¬ser, durch die ihm nun der Weg versperrt ist. Die Tür sieht außergewöhnlich stabil aus, aber X geht kein Risiko ein. Er beginnt, Tische zu verschieben. Dabei geschieht es, daß eine der präparierten Fledermäuse vom Tisch fällt. Der kleine Pfahl löst sich. Die Fledermaus erwacht zum Leben, stürzt auf ihn los, verbeißt sich in ihn und verwandelt sich im Kampf in einen Menschen, der ihn mit hungrigen und blutigen Lippen anstarrt. X schreit, als sich die Zähne des Anderen wieder in sein Fleisch graben.

Eine männliche Stimme von außerhalb ruft, und der Vampir erstarrt. Der Professor ist draußen, und der Vampir gehorcht ihm. X ge¬lingt es, die Tür zu öffnen und den Professor herein zu lassen.

Er befieht den Angreifer hinaus und stellt X zur Rede. Der Professor gestattet ihm, das Mädchen zu sehen. Sie ist wach, erinnert sich aber an nichts, nur daß sie krank ist und des¬halb hier liegt. Prof. Y erklärt die Sache.

Die Blut GmbH hat unter seiner Leitung synthtisches Blut entwickelt, das bei einem Zusatz von etwa einem Drittel echtem Blut im Körper in echtes Blut verwandelt wird. Das Mädchen befand sich wie eine Reihe anderer Leute in seiner Behandlung, weil sie an einer Blutkrankheit gelitten habe und sich zu Versu¬chen mit dem synthetischen Blut zur Verfü¬gung gestellt habe. Sie sei nun wieder zu einer weiteren Transfusion hier. Auf diese Art werde das alte, kranke Blut langsam ausgeschieden. Das Mädchen bestätigt die Angaben des Profes¬sors bereitwillig. Ein weiterer Patient trifft ein. Auch mit ihm scheint alles seine Richtigkeit zu haben. Auch auf Xs Fragen bezüglich der Fle¬dermäuse entwortet Y unbefangen, ja, er lädt ihn sogar ein, sich die Sammlung einmal ge¬nau anzusehen. An Vampire glaubt er, aber nicht in der Art, wie X sie zu sehen vermeint hatte. Der Mann in der Kammer sei nur der Wächter gewesen. Die Phantasie müsse X ei¬nen Streich gespielt haben.

X hat seinen Fotoapparat während der Flucht verborgen und sieht nun keine Möglich¬keit mehr, ihn mitzunehmen. Er verabschiedet sich und beschließt, nachts noch einmal her¬zukommen.

In der Zwischenzeit erkundigt er sich über die Blut GmbH und erfährt, daß sie als regi¬strierte Organisation seit einem Jahr ansässig ist und mehrere Krankenhäuser und Labors mit synthetischem Blut zu Versuchszwecken beliefert. Er unterhält auch ausländische Kon¬takte.

Von seiner Geliebten erfährt er kurz darauf, daß ihre Schwester wieder zurück sei.

In der Nacht schleicht er zum Haus des Pro¬fessors und dringt ein. Stöhnen und seltsame Geräusche lassen ihn aufmerksam werden. Er sucht nach der Quelle und findet sie. Durch ei¬ne halboffene Tür sieht er ein Mädchen über einen reglosen Mann gebeugt, scheinbar in ei¬ner Umarmung. Aber in nächsten Augenblick öffnet sich eine andere Tür, und jemand tritt ein. Das Mädchen fährt hoch. Ihr Mund ist vol¬ler Blut. Während X erstarrt lauscht, hört er einen heftigen Streit zwischen dem Professor und dem Mädchen, der sehr aufschlußreich für ihn ist. Er hegt nun keinen Zweifel mehr, daß er einen Vampir vor sich hat, und der Streit bestätigt es ihm. Der Name 'Dracula' fällt, und X erhält eine erste Ahnung über die wahre Identität des Professors. Er erfährt ge¬nug, um die ungeheure Gefahr zu sehen, die den Menschen dieser Stadt droht.

Er erfährt auch, was es mit den Bluttrans¬fusionen auf sich hat: Es hat nichts mit Blut¬krankheiten zu tun. Die große Hoffnung des Professors, allen blutsaugenden Wesen damit eine Überlebenschance zu bieten, daß er den Menschen als Feind und Opfer ausschaltete und synthetisches Blut erfand, war nicht er¬reichbar gewesen. In seinen jahrhundertelan¬gen Forschungen war ihm mancherlei geglückt __ es gelang ihm, seinen Körper zu präparie¬ren, daß er sogar das Tageslicht für kurze Zeit ertragen konnte er hatte sich eine anerkannte Position aufbauen können. Schließlich war es ihm gelungen, Blut zu konservieren, früher noch als den Ärzten.

Von da an brauchte er seine Beute nicht mehr nächtlich zu überfallen, was ihm auch sonst zum Vorteil gereichte. Es wurden nur noch selten Menschen zu Vampiren (zu Unto¬ten). Es machte ihm niemand sein Revier strei¬tig. Die Menschen schöpften keinen Verdacht mehr, und er brauchte nicht mehr zu fliehen. Dann wurde die Blutkonservierung modern, und er baute sich eine Arztpraxis auf und ver¬schaffte sich eine Lizenz, Blutkonserven zu kaufen. Von da an war das Überleben kein Problem mehr. Er war praktisch unsterblich, wenn er nicht ein gewaltsames Ende fand. In den folgenden Jahren war er viel gereist und hatte seine Fledermaussammlung aufgebaut. Sie waren alles Vampire, die sich ihm ange¬schlossen hatten, mehr oder minder freiwillig, und die er nun ganz in seiner Gewalt hatte.

Er verbietet es seinen Geschöpfen, auf nor¬male Art Blut zu saugen. Sie sollen wie er die bestialische Lust überwinden. Er hat erkannt, daß er sich mit den wissenschaftlichen Studien zu weit von seiner Art entfernt hat, als daß sie ihn noch verstehen könnten. Nur seine Macht über sie hält sie in Zaum.

Aber da sein synthetisches Blut nicht befrie¬digend war, hatte er begonnen, Menschen wie Zuchttiere zu halten, in denen er ihnen regel¬mäßig einen Großteil ihres Blutes abzapfte und durch synthetisches ersetzte, das sich wieder¬um im Zeitraum eines Monats in natürliches Blut verwandelte und wieder abgezapft werden konnte. Die Menschen wußten es nicht oder hatten nur vage Vorstellungen.

Das alles geht aus den Worten des Profes¬sors hervor, als er es dem Vampirmädchen klarzumachen versucht. Aber erst seine Dro¬hungen bringen sie zur Vernunft. Vor Xs Au¬gen wird sie schließlich zu einer Fledermaus, die der Professor auf einen der kleinen hölzer¬nen Pfähle setzt, wo sie erstarrt. Danach be¬trachtet der Professor den reglosen Mann, den das Mädchen angefallen hatte. Der Mann ist bereits angesteckt. Es spielt keine Rolle mehr. Der Professor beugt sich über ihn und tut es, wie er es seit Jahrzehnten nicht mehr getan hat.

Schaudernd flieht X. Er weiß, daß er nur et¬was tun kann, wenn er heil aus dem Haus kommt. Er findet seine Kamera, und noch zwei Dinge nimmt er mit: eine der Blutkonserven und eine der aufgespießten Fledermäuse. Die Flucht gelingt.

Zuhause überlegt er seine nächsten Schrit¬te. Starke Zweifel befallen ihn. Sollte das wirk¬lich alles wahr sein, was er gehört hatte? Das war einfach zu phantastisch. Und dennoch...

Er wagt nicht, die Fledermaus von dem Pfahl zu lösen. Andererseits glaubt er auch, daß er sich lächerlich machen würde, wenn er damit zur Polizei ginge. Wer glaubt heute noch an solche Hirngespinste wie Vampire.

Aber er ist der vorsichtige Typ. Er schließt die Fledermaus sicher ein und begibt sich am nächsten Tag in ein Labor, um das Blut unter¬suchen zu lassen. Es stellt sich heraus, daß es sich nicht um synthetisches, sondern um nor¬males und ganz gesundes Blut handelt. Es war noch immer kein Beweis, aber es paßte in das ganze phantastische Schema, bedeutete es viel¬leicht wirklich, daß der Professor seinen ver¬meintlichen Patienten gesundes Blut abzapfte.

Ebenso verschafft er sich an diesem Tag alle erreichbaren Informationen über Vampirismus. Er findet viele Widersprüchlichkeiten in den verschiedenen Legenden. Um ganz sicher zu gehen, beschließt er, eine ganze Reihe von Ab¬wehrmaßnahmen zu treffen und den Versuch am Tage zu wagen. Das bietet ihm die Möglich¬keit, den stärksten Feind des Vampirs, das Sonnenlicht, jederzeit zu mobilisieren, indem er die Vorhänge zur Seite riß.

Er verdunkelt also einen Raum, hält Kruzifix und Knoblauchblüten bereit, postiert sich in der Nähe des Fensters und läßt die Fleder¬maus von ihrem Pfahl. Seine letzten Zweifel verfliegen, als sich diese in ein Mädchen ver¬wandelt, das ihn mit animalischem Hunger an¬starrt und sich auf ihn stürzen will. Er hat nicht erwartet, daß das Kruzifix wirklich von Wirkung ist und ist daher höchst erstaunt dar¬über. Auch der Knoblauch wirkt, wenn auch nicht so heftig.

Er gibt ihr das Blut zu trinken. Das sättigt sie und macht sie friedlicher, löscht aber nicht die Lust aus ihren Augen. Er versucht, mit ihr zu reden, was auch nach und nach gelingt. Er erkennt, daß sie nicht atmet, daß sie kein Spiegelbild hat, daß sie keine Gefühle kennt, daß ihr Fleisch eiskalt ist. Dabei begeht er den Fehler, außer Reichweite seiner Hilfsmittel zu kommen. Sie stürzt auf ihn los und beißt ihn. Er gelangt an das Fenster und reißt die Läden auf. Sie läßt ihn wieder los, als das Sonnen¬licht hereinstrahlt, und verwest vor seinen Au¬gen. Er fühlt selbst eine seltsame Schwäche und verliert das Bewußtsein.

So findet ihn seine Freundin am nächsten Morgen neben einem Haufen verwester Gebei¬ne und Leichengeruch. Aber er lebt. Er trägt ihr auf, einen Brief, den er ihr gibt, in dem er alle Einzelheiten niederschreibt und sie bittet, die Polizei einzuschalten, aufzubewahren und nicht vor dem Abend zu öffnen. Bis dahin will er versuchen, den gefährlichen Professor aus¬zuschalten.

Er fährt zum Haus Ys und dringt erneut ein. Mit einem hölzernen Pfahl will er den Pro¬fessor nach Vampirlegende töten. Das ganze Haus ist verdunkelt und verschlossen. Er fin¬det den Professor schlafend. Doch der erwacht, als X ans Werk gehen will. Es kommt zu einem Kampf. X reißt die Fensterläden auf und läßt das Licht herein. Aber er hat vergessen, was er von Y gehört hatte, daß dieser nämlich seinen Körper präpariert hatte und kurzzeitig dem Licht widerstehen konnte. Y überwältigt ihn, fesselt ihn, schließt die Fenster. Dann weckt er die anderen.

X ahnt, was ihm bevorsteht, und er weiß auch, daß seine Freundin und die Polizei zu spät kommen werden. Ihm ist inzwischen auch klar geworden, warum die Vampire mit dem künstlichen Blut nichts anfangen können. Die¬se Geschöpfe sind keine rein physikalischen Geschöpfe, sondern auch den Gesetzen der Phantasie und der Legende unterworfen. Sie brauchen Menschenblut, weil der Aberglaube, die menschliche Phantasie, sie solcherart schuf, als Trinker menschlichen Blutes. Und die Phantasie läßt sich nicht mit physikali¬schen Tricks überlisten. Die Vampire würden immer eine Gefahr für die Menschen sein und von ihrem Blut leben.

Aber das ist nun angesichts dessen, was ihm bevorsteht, bedeutungslos. Er ahnt auch, daß er den magischen Keim längst in sich hat, durch den Biß des Mädchens. In einer Blutor¬gie fallen die Wesen über ihn her und töten ihn.

Er erwacht wieder __ als Vampir natürlich. Unter Ys zwingenden Kräften verwandelt er sich in eine Fledermaus. In völliger Hilflosigkeit erlebt er, wie Y ihn auf einen der kleinen Holz¬pfähle spießt. Er stirbt nicht, er erstarrt nur. Er hört und sieht, aber er kann sich nicht be¬wegen.
Draculas Rache14 Drakulas Rache
Nach diesem Exposé entstand der 3. Band in Hugh Walkers Drakula-Serie, der als Vampir Horror Roman Nr. 81 des PABEL-Verlags erschien. Die Exposés des 2. und 4. Bandes, Drakula lebt und Die Blutpatrouille, liegen nicht vor.
Die Personen sind wiederum dieselben, soweit sie aus den vorigen Bänden übriggeblieben sind. Harry Fuchs, der Detektiv (Held, Ich-Form), Freddie Morton, sein neuer Partner, ein kleiner Gauner, der ehrlich werden will und in seinem neuen Job die einzige Möglichkeiet sieht. Sonja Rothenberg, Tochter eines Indu¬striellen, Schwester Barbara Rothenbergs, die unser Held im letzten Band geliebt und verlo¬ren hat. Diesmal wird er sich an Sonja halten, nicht aus alter Gewohnheit, und um in der Fa¬milie zu bleiben, sondern weil sie wie auch er und Morton den magischen Keim in sich tra¬gen und damit rechnen müssen, nach ihrem Ableben als Vampire wieder aufzuleben. Mit von der Partie ist auch wieder Komissar Hart¬wig, von den vieren der unbeweglichste, denn ihm bindet der Beruf weitgehend die Hände. Er muß ja seine Handlungen vor höherer Stelle verantworten, oftmals auch der Öffentlichkeit gegenüber. Er muß also auf eine gewisse Glaubwürdigkeit achten, auch wenn er selbst ja ganz von der Existenz der Vampire über¬zeugt ist.

In der Öffentlichkeit klingt natürlich das In¬teresse an den blutigen und unheimlichen Vor¬gängen in dem kleinen Ort Öring rasch ab. Soviel ist sicher, die Vampire sind über die Grenze entkommen. Vorest herrscht Ruhe.

Detektei Fuchs und Co nimmt wieder ihren normalen Lauf. Alle, die bei Professor Lukard (DRAKULA) diese Bluttransfusionen durchgemacht hatten, sind registriert. Wenn einer stirbt, wird sofort Hartwig verständigt. Es ist nicht sicher, ob sie auch den Keim in sich tragen. Jedenfalls soll verhindert werden, daß sie als Vampire auferstehen und diese Seuche weiter verbreiten. Die Leichen sollen unter Beobachtung bleiben und dann verbrannt werden. Das alles konnte Hartwig erwirken.

Sonja, Fuchs und Morton machen eine beängstigende Erfahrung: Die Verwandlung scheint bereits vor dem Tod zu beginnen. Sie merken, daß ihnen starkes Sonnenlicht immer mehr Unbehagen bereitet, sie schließlich sogar so schwächt, daß sie das Bewußtsein verlieren, während sie nach Sonnenuntergang neu auf¬zuleben beginnen. Oftmals befällt sie das Ver¬langen nach Blut, das aber noch nicht zwingend ist. Sie brauchen das Blut nicht, um zu leben, denn sie leben ja noch, aber es wird immer mehr zu einer Besessenheit. Schließlich erfüllt sie sogar der Wunsch zu sterben. Und nur, indem sie sich zusammentun und gegen¬seitig im Auge behalten, können sie ihr Leben retten.

Das alles soll in einzelnen Szenen der Hand¬lung eingeflochten werden.

Der Hauptfaden der Handlung sei hier eben¬falls skizziert:

Lukard hat sich im Osten niedergelassen, etwa Wien. Der Hauptteil seiner Vampirtruppe (mehrere hundert Stück) harrt an der ungari¬schen Grenze auf weitere Befehle ihres Mei¬sters.

Natürlich fürchtet Lukard Fuchs und sein Wissen und will ihn ausschalten. Er schickt ei¬nige seiner Vampire, die ihn ausschalten und nach seiner Auferstehung nach Wien bringen sollen.

Es gelingt Fuchs und Morton, die Angreifer in die Flucht zu schlagen, die durch die Luft verschwinden. Sie können keinen fassen.

An einem der nächsten Abende erhält Fuchs einen aufgeregten Anruf von Sonja, die von ih¬rer Haushälterin erfahren habe, daß Barbara hier gewesen sei. Fuchs warnt sie, ihre tote Schwester keinesfalls ins Haus zu lassen. Das könne nur ein Trick Lukards sein.

Am Abend darauf steht sie ihm selbst plötz¬lich gegenüber. Er zweifelt nicht einen Augen¬blick daran, daß sie tot und ein Vampir ist, aber Lukards hypnotische Fähigkeiten haben ihr Scheingefühle verliehen, mit denen es ihr gelingt, Fuchs' Vorsicht zu untergraben. Er hat sie ja geliebt, liebt sie noch und vergißt tatsäch¬lich für einen Augenblick, was sie ist. Sie über¬rumpelt ihn, trinkt sein Blut und macht ihm klar, daß sie ihn töten wird. Er ist bald kraftlos und hiflos, aber Morton und Sonja kommen rechtzeitig. Gemeinsam können sie Barbara von ihrem Vampirdasein erlösen __ mit der al¬ten legendären Methode: Eichenpfahl ins Herz. Vorher aber erfahren sie, wo Lukard sich auf¬hält: in Wien.

Fuchs und Morton machen sich sofort auf den Weg. Auf spektakuläre Weise fällt Fuchs dort in Lukards Hände, kann sich befreien, verläßt Wien und kehrt in sein Büro zurück.

Erst nach und nach kommen ihm Zweifel. Warum hat er Wien verlassen, ohne etwas ge¬gen Lukard zu unternehmen nach seiner Flucht? Warum ist er ohne Freddie zurückge¬fahren? Freddie, der einen Tag später auf¬taucht, ist ebenso verwundert darüber. Fuchs fühlt eine Gefahr. Er kennt Lukards hyptnoti¬sche Fähigkeiten.

Mit einem Anruf aus Wien und einem Schlüsselwort setzt die Posthypnose ein.

Er überfällt Kommissar Hartwig und tötet ihn. Er versucht, Sonja zu töten, aber das mi߬lingt dank Mortons raschem Einschreiten.

Den Schluß möchte ich hier noch nicht festle¬gen, da ich mir noch nicht sicher bin, ob ich nicht Fuchs auch noch im folgenden Band als Werkzeug von Lukard alias Drakula fungieren lasse. Wesentlich ist nur, daß die drei Haupt¬personen im vierten Band noch lebend vor¬kommen, dort aber zu Vampiren werden. Band vier bringt dann auch einen Abschluß der Ge¬schehnisse in Wien. Ein Exposé dazu werde ich sofort im Anschluß an die Ablieferung dieses Romans erstellen. Ich habe in diesem Exposé Lukard/Drakulas Wirken und Ziel nicht mehr erwähnt, weil es ja aus den ersten Romanen bekannt ist.

Wesentlich soll zum Schluß des Romans je¬denfalls herausgearbeitet werden, daß die Ver¬wandlung zum Vampir bereits bei lebendigem Leib beginnt. Die drei Helden merken das am deutlichsten, als ihr Schatten immer schwä¬cher wird und ihr Spiegelbild immer blasser und durchscheinender.

Das gäbe vielleicht auch ein Titelbild, etwa: Sonja (18, rötlichblond) vor einem Spiegel, wo¬bei ihr Spiegelbild bereits so durchscheinend geworden ist, daß man die Gegenstände hinter ihr erkennen kann. Ihr Gesicht vielleicht ver¬zerrt vor Schrecken und auch Blutgier. Aber sie sollte noch nicht wie ein Vampir aussehen, also keine Eckzähne.

Oder auch eine nächtliche Stadt, über deren ganzen Hintergrund sich eine drohende Vam¬pirgestalt erhebt mit ausgebreitetem Umhang. Eventuell könnte dabei der Wiener Stephans¬dom erkennbar sein.

Allgemeine Betrachtungen zur Dracula-Serie:

Da das Geheimnis der Blut-GmbH ja weiter gewahrt bleibt, lassen sich die folgenden Bände darauf aufbauen. Drakula (Professor Y) soll weiter als der 'emanzipierte' Vampir gelten, der sich in der Wissenschaft versucht hat und doch von den Gesetzen der Magie nicht los¬kommt. Er ist skrupellos. Die Menschen sind für ihn trotz allem nur Beute. Und wenn er vor dem Töten zurückschreckt, dann nur, weil er fürchtet, seine im Augenblick recht sichere Po¬sition zu gefährden. Seine Geschichte während der Jahrhunderte seit seinem Leben in Trans¬silvanien wird nach und nach erwähnt.

Für einen weiteren Band habe ich mir eine Hexe gedacht, die einem Zirkel angehört, der schwarze Messen feiert und Blutopfer bringt. Sie gerät irrtümlich in die Gewalt Professor Ys als Blutspenderin. Sie besitzt 'magische' Kräfte und wird das erste Opfer, das sich zu wehren versteht. Aber schließlich landet sie auch in der Fledermauskammer Ys.

Drakula soll es im Laufe der Serie auch schaffen, eine ganze Stadt zu erobern und zu beherrschen, ohne daß es eine ganze Weile auffällt. Der Vampirismus nimmt solche For¬men an, daß ihm schließlich mit atomaren Bomben zu Leibe gerückt wird. Aber es soll er¬kennbar bleiben, daß es nicht allein die Gewalt ist, die das Übel vernichtet, sondern daß der Glaube daran vernichtet werden muß. Nie¬mand kann sicher sein, daß Dracula wirklich tot ist. Es gibt immer Leute, die den alten Le¬genden glauben. Und wo Glaube ist, ist auch die Kraft, eines Tages wieder aufzuerstehen.Nach dem zweiten oder dritten Band soll Y (Drakula) Wien verlassen müssen, weil die Sache zu gefährlich wird. Er ist der großen Städte müde und sehnt sich nach klei¬nen, problemlosen Orten, die leicht zu beherr¬schen sind. Er läßt sich in einem kleinen Ort nieder und beginnt ihn systematisch zu be¬herrschen. Der Glaube dieser Menschen an Vampirismus macht es ihm leicht. Aber ihr Aberglaube läßt sie auch gleichzeitig das Übel erkennen. Sie rufen ihre Toten zu Hilfe, die aus den Gräbern steigen und über die Vampire herfallen. Nur mit wenigen kann Drakula flie¬hen.

Der Held X könnte in mehreren Romanen vorkommen, als Vampir. Wäre in der Ich-Form vielleicht ganz reizvoll. Weitere Exposés arbeite ich aber erst aus, wenn ich von Ihnen Grün¬licht erhalten habe.
Die Robot Mörder15 Der Gott auf Rädern
Nur der Anfang dieses Exposés deckt sich mit dem Roman Die Robot-Mörder, der 1976 im PABEL-Verlag als Vampir Horror Roman Nr. 190 erschien.
Der Held X, ein Reporter, fährt eines Nachts nach einer späten Veranstaltung auf der Auto¬bahn von Wien in Richtung Salzburg. Die Mü¬digkeit überwältigt ihn. Er beschließt, bei der nächsten Ausfahrt die Autobahn zu verlassen und irgendwo in einem der kleinen Orte zu ver¬suchen, eine Erfrischung zu bekommen. Doch die Ortschaft ist klein und dunkel und augen¬scheinlich ohne eine Spur von Nachtleben. Der nächste Ort ist zehn Kilometer weiter und ihm ebenfalls unbekannt. Aber er ist zu schläfrig und will nicht auf die Autobahn zurück, ohne wenigstens irgendwo einen Schluck zu trinken zu bekommen.

Die Bundesstraße ist einsam und leer. Aber plötzlich in einem Waldstück erfassen die Scheinwerfer mehrere Gestalten, die über die Straße tänzeln, als wären sie in irgendein Spiel vertieft.

Er bremst, aber seine Geschwindigkeit ist zu hoch. Er gerät ins Schleudern. Auch seine Hu¬pe vermag die Gestalten nicht zu verscheu¬chen. Erst im letzten Moment springen sie zur Seite. Nur ein Mädchen fällt in den heranra¬senden Wagen und wird getötet.

Er sieht den Tod in seinen grausigen De¬tails. Ihm selbst geschieht nichts. Der Wagen kommt nach dem Unfall ohne Schaden zum Stehen.

Während X nach einem Augenblick unter der Schockeinwirkung im Wagen sitzt, sieht er im Rückspiegel Lichter von Taschenlampen. Mehrere Gestalten machen sich an dem leblo¬sen Körper des Mädchens zu schaffen. Er will nicht warten, bis sie ihn holen kommen. Be¬nommen klettert er aus dem Wagen.

Alles ist still und dunkel. Die Lichter sind verschwunden. Er fährt zur Unfallstelle zurück und steigt aus. Die Stelle ist feucht und dunkel von Blut, aber die Leiche ist verschwunden. Ebenso die Gestalten.

Als er zum Wagen zurückkommt, sitzt ein Mädchen im Beifahrersitz. Er erschrickt, denn er glaubt, in ihrem Gesicht jenes der Getöteten wiederzuerkennen. Auch sieht sie ziemlich mit¬genommen aus mit zerrissenen, lehmigen Klei¬dern.

Sie bittet ihn, sie mitzunehmen, da sie in Gefahr sei. Er fragt sie, ob sie den Unfall gese¬hen habe. Sie bejaht es. Es sei ihre Schwester gewesen, die dabei ums Leben gekommen sei.

 
Er nimmt sie mit nach Salzburg, wo er wohnt.

Dort berichtet sie (Y) ihm, wie sie in die Sa¬che hineingeraten war.

Während ihres Gespräches kommt ein Anruf für ihn, und zwar aus dem geheimnisvollen Ort. Eine Männerstimme rät ihm, über den Vorfall Stillschweien zu bewahren, wenn er nicht Schwierigkeiten haben wolle.

X beginnt nun aber erst recht die Sache zu interessieren. Er glaubt nämlich, daß er einen guten Ausgangspunkt hat: die Schwester der Toten.

Y berichtet ihm, ihre Schwester sei die Frau eines prominenten österreichischen Verkehrs¬experten und lebe in Wien. Regelmäßig aber, alle zwei Monate, komme sie sie über ein Wo¬chenende besuchen.

Diesmal erschien ihre Schwester nicht zur angekündigten Zeit. Sehr spät in der Nacht schließlich rief sie an. Ihre Stimme klang sehr aufgeregt. Sie war entführt worden in ein altes Haus in der Nähe von Ohlheim, und sie war si¬cher, daß man sie töten wollte. Sie flehte um Hilfe und beschrieb den Weg von Ohlheim aus. Ohlheim und eine Entfernungsangabe waren das einzige, das sie während der Fahrt wahrge¬nommen hatte.

Y hatte sofort die Polizei verständigt. Sie war auch gleich selbst losgefahren. Sie wußte bald darauf, daß sie mit der Polizei nicht rechnen durfte, denn es gab keinen Ort namens Ohl¬heim. Dank der Beschreibung fand sie jedoch das alte Haus schließlich.

Sie faßte sich ein Herz und drang ein. Bald hörte sie die seltsamen Gesänge, die sich nach einem religiösen Ritual anhörten, dazu Moto¬renlärm.

Endlich konnte sie auch Stimmen verste¬hen, und sie lauschte einer Art Gerichtssit¬zung, bei der ihre Schwester zum Tode verurteilt wurde.

Dann ging alles so rasch, daß sie keine Hilfe mehr herbeiholen konnte. Sie schlich hinter den Männern her und mußte hilflos mit zuse¬hen, wie sie ihre Schwester vor den heranra¬senden Wagen stießen.

X beschließt, der Sache auf jeden Fall nach¬zugehen. Erstens, weil er persönlich darin ver¬wickelt ist und ihm sogar gedroht wurde. Schließlich hatte er einen Mord begangen, und die Kerle, die dahintersteckten, mochten ihn vielleicht später jederzeit belasten, wenn er nun schwieg. Zweitens sieht alles nach einer interessanten Reportage aus, und nicht zuletzt tut ihm Y leid. Ihr möchte er helfen, bereits auch aus persönlichen Motiven.

Zusammen mit ihr versucht er, diesen Ort und dieses Haus wiederzufinden. Es ist nicht leicht, denn beiden hatten bisher den Weg nur in der Dunkelheit gesehen. Zudem wissen sie nun, daß die Straßen- und Ortsschilder verän¬dert worden sind. Dennoch finden sie das alte Haus und dringen ein. Es scheint niemand da zu sein.

Sie kommen in eine große Halle mit einem Altar, auf dem seltsamerweise ein Auto steht. Darüber hängen Bilder von Autounfällen, auch die Wände sind mit Autoteilen dekoriert.

Während sie sich verwundert umsehen, hö¬ren sie jemanden kommen. Sie verbergen sich. Langsam füllt sich die Halle mit Menschen.

Und eine Messe beginnt, deren angebeteter Gott das Auto ist, deren Choräle von Motoren¬lärm begleitet werden und deren Opferwein Blut ist, das der Gotte Auto selbst schlug. Das grausige Ritual erinnert in vielen Details an die üblichen Vorstellungen einer sogenannten Schwarzen Messe! Gott ist tot __ es lebe das Auto! Menschlichkeit ist tot __ es leben die PS!

Im Verlauf der Messe werden sie entdeckt und gefangengenommen. Ein Gericht tritt zu¬sammen, wie es einst bei Ys Schwester gesche¬hen ist. Sie müssen ein Gottesurteil bestehen, bei dem selbstverständlich das Auto eine we¬sentliche Rolle spielt.

Sie überleben das Gottesurteil natürlich, wenn auch knapp, und sind frei. Aber man warnt sie davor, der Sache noch länger nach¬zugehen.

Ys Schwester sei getötet worden, weil ihr Mann, der Verkehrsexperte, in Hinblick auf die drohende Luftverschmutzung neue Pläne aus¬gearbeitet habe, in denen das Auto als indivi¬duelles Verkehrsmittel weitgehend in den Hintergrund trete. Er sei nicht auf die Vor¬schläge der Autosekte eingegangen und habe an seinen autofeindlichen Plänen festgehalten. Es müssen mit allen Mitteln verhindert wer¬den, daß die Regierung die Pläne zu Gesicht bekomme.

Das Auto sei der einzig wahre Gott __ greif¬bar und geliebt vom Individuum, obwohl es den Tod bringt. Was ist Gott dagegen? Gott ist nur gleichgültig! So etwa in diesem Rahmen verlaufen die Gedanken dieser Fanatiker.

X versucht mit seinen Artikeln die Öffentlich¬keit aufzurütteln, aber niemand nimmt die Sa¬che ernst. Die Sekte schlägt zurück und versucht ihm den Mord an Ys Schwester in die Schuhe zu schieben. Gleichzeitig verschwindet Y, seine wichtigste Entlastungszeugin. Mit ihr versucht man ihn zu erpressen. Der Verkehrs¬experte wird tot aufgefunden __ Abgasvergif¬tung.

X gibt auf, um Ys Leben zu retten. Der Treff¬punkt im Wiener Prater erweist sich jedoch als Falle. Er wird überwältigt und mit Y zusam¬men gefesselt in ein bereits für die Nacht ge¬schlossenes Autodrom gezerrt. Dort sollen sie in einem rituellen Schauspiel von den Scootern zu Tode gehetzt werden. Ein Opfer für den Gott, dem wir so ergeben sind und der soviel Blut kostet: das Auto __ der Vampir des zwan¬zigsten Jahrhunderts!

Ein Stromausfall rettet sie. Sie können flie¬hen. Er alarmiert die Polizei, die den neuen Schlupfwinkel der fanatischen Sekte ausfindig macht. Die Mordpriester versuchen zu fliehen, doch es ist fast, als wollte ihnen ihr Gott be¬weisen, daß sie recht hatten, daß er nicht gleichgültig war, sondern sich ihrer annahm.

Der Wagen prallt gegen ein Hindernis und tötet alle!
Hubert Starssl16 Das Schicksalsprogramm
Ein Exposé aus dem Jahr 1972, das nie realisiert wurde. Teile davon gingen jedoch in Das Dorf des Grauens ein.

Der Held (X) ist Vertreter und fährt in kleinere Ortschaften. In einer (wir nennen sie hier A) kommt er in ein Haus, in dem alles seltsame erstarrt ist. Deine Frau, ein Mädchen und ein kleiner Junge stehen in den Räumen herum, mitten in der Bewegung erstarrt. Er versucht, sie aus der Starre zu wecken, aber nichts ver¬mag sie aus ihrem scheintoten Stadium zu rei¬ßen. Er versucht auch, die Polizei zu verständigen. Aber es kommt keine Verbin¬dung zustande, weder mit der Polizei noch mit einem Arzt.

Als er erkennt, daß mit dem Telefon etwas nicht in Ordnung sein muß, verläßt er die Wohnung, um Hilfe zu holen. Als er zurück¬kommt, ist dieser Zustand der Starre vorbei. Die Frau, das Mädchen und der Junge vermö¬gen sich an nichts derartiges zu erinnern. Man ist im Gegenteil höchst ungehalten über seine Zumutung. Auch die Tatsache, daß sich neben dem Telefon ein Notizblatt mit den Nummern der Polizei und einiger Ärzte in seiner Hand¬schrift befinden muß, das beweist, daß er sich bereits in der Wohnung befunden hatte, hilft ihm nicht, denn es ist verschwunden. Als er schließlich geht, steckt ihm das Mädchen einen Zettel zu, auf dem steht, daß sie ihn treffen möchte.

Er trifft sie am Abend und erfährt, daß das Mädchen das Notizblatt an sich genommen hatte. Er erfährt auch, daß der Vater des Mäd¬chens ebenfalls für die Dauer einiger Stunden ohne Bewußtsein gewesen war (zur selben Zeit), aber von seinen Arbeitskollegen in ein Krankenhaus gebracht worden war, wo die Ärzte vor einem Rätsel standen. Plötzlich aber sei er erwacht und könne sich an nichts mehr erinnern.

Das Mädchen glaubt also unserem Helden X die Sache mit der Starre. Aber natürlich kann es keiner erklären. Sie verbringen den Abend zusammen. Er übernachtet in einem Hotel.

Als er am Morgen den Ort verlassen will, er¬tappt er sich mehrmals dabei, daß er ganz an¬dere Wege fährt, als es notwendig gewesen wäre. Er bekommt immer mehr das Gefühl, di¬rigiert zu werden, und spätestens am Mittag ist ihm klar, daß er den Ort nicht verlassen kann.

Er ruft seinen Chef in der Stadt an. Bereits nach wenigen Worten wird das Gespräch un¬terbrochen. Keine weitere Verbindung mehr. Als er es auf der Post durch Handvermittlung versuchen will, erklärt man ihm, es gäbe keine solche Nummer, keine solche Stadt. Auf seine detaillierten Fragen gibt man ihm ausweichen¬de Antworten. Auch die Polizei verhält sich sol¬cherart. Als er aufbraust, droht man, ihn einzusperren.

Es gelingt ihm schließlich, eine Landkarte zu kaufen. Er muß feststellen, daß es außer¬halb des Ortes nichts zu geben scheint, nur Einöde und einige Wege, die mit seltsamen Zei¬chen markiert sind. Aber sie führen alle wieder in den Ort zurück.

Er zweifelt natürlich auch langsam an sei¬ner eigenen geistigen Stabilität, an seinen eige¬nen Vorstellungen und Erinnerungen. Er trifft sich wieder mit dem Mädchen und unterhält sich mit ihr. Auch sie weiß nichts über die Welt draußen. Einzig in einem Märchenbuch des Jungen finden sich Hinweise auf 'reale' Dinge. Aber das Mädchen versucht ihm zu er¬klären, daß es nur Phantasiegebilde, eben Märchen und Legenden sind.

In dieser Nacht betrinkt er sich vollkommen und versucht dann, mit dem Wagen aus dem Ort zu rasen. Es mißlingt erst, er kehrt immer wieder zurück, aber plötzlich findet er sich er¬nüchtert auf einer Straße wieder, die er auf der seltsamen Karte nicht findet. Er folgt der Stra¬ße und kommt in ein riesiges, ungeheures Bauwerk. Er sieht niemanden weit und breit. Er geht hinein. Er hat den Eindruck von riesi¬gen Maschinenräumen und Hallen. Er gelangt in einen großen Raum, der wie ein Kontroll¬raum aussieht. Er versteht das alles nicht, es wirkt fremdartig. Aber auf einer großen Anzahl von Bildschirmen sieht er den Ort vor sich, nun nächtlich und still, und er sieht die Men¬schen __ schlafen, lieben und bei anderen nächtlichen Beschäftigungen. Eine Sucht des Schauens befällt ihn. Er kann Schirme genau¬er einstellen, Details sehen. Bald kommen ihm die Menschen puppenartig vor oder wie Schau¬spieler, die eine bestimmte Rolle spielen __ nicht immer perfekt.

Als er sich weiter umsieht in dem Raum, sieht er ein computerähnliches Gerät, in dem scheinbar ein Programm abläuft. Symbole wer¬den sichtbar.

Ein Band mit seltsamen Symbolen wird sichtbar. Durch einen Zufall gelingt es ihm, die Bedeutung einiger dieser Symbole zu erken¬nen. Das Band erscheint ihm wie ein Dreh¬buch, nach dem Figuren sich verhalten. Er erkennt auch, daß er das Verhalten der Figu¬ren beeinflussen kann, aber nur begrenzt. Er erkennt aber auch, daß das Mädchen sich in Gefahr befindet, daß ihre Rolle augenscheinlich ausläuft. Es gelingt ihm, das Band kurzzeitig zu beeinflussen, um die Katastrophe aufzuhal¬ten.

Während der ganzen Zeit über, da er sich in dem Gebäude befindet, hat er nie jemanden ge¬sehen, der die Anlage bedient hätte. Wer immer die geheimnisvollen Fremden, die ihm wie Mäch¬te des Schicksals dünken, bleibt ihm verbor¬gen.

Er eilt in den Ort zurück, um das Mädchen aus der Gefahr zu bringen. Seine Versuchen, die Menschen aufzurütteln, scheitern. So flieht er mit ihr auf dem markierten Weg.

Während der Flucht merkt er, daß etwas ihn mit aller Gewalt zurück in den Ort drängt. Er weiß nun, daß sein Eingriff in das 'Dreh¬buch' bemerkt worden ist und daß man augen¬scheinlich auch ihn einbeziehen will.

Er schafft es bis zu dem Gebäude, doch dort verlassen ihn die Kräfte. Er versteckt sich und das Mädchen. Er muß das Mädchen fesseln, um sie daran zu hindern, der dirigierenden Kraft zu folgen. Schließlich bricht sie ab. Die beiden sind frei. Von einem Hügel aus sehen sie in der Ferne Lichter. Darauf gehen sie zu. Tatsächlich erreichen sie die Außenwelt, die Realität, die das Mädchen noch nie gesehen hat.

Sie erfahren, daß sie sich in einem bekannten Ort befinden. Den Namen des Ortes aber hat noch niemand gehört. Den gibt es nicht, auf keiner Karte.

Er kommt nach Hause __ mit dem Mädchen. Alle Nachforschungen ergeben, daß es den Ort A nicht gibt. Er fährt hin und findet den Ort tatsächlich nicht mehr. Woher ist aber dann das Mädchen, wenn alles nur ein Traum war?

Aber bald erkennt er, daß alles kein Traum war. Immer wieder spürt er in Situationen den Drang, etwas Bestimmtes zu tun. Lange Zeit kann er widerstehen.

Auch das Mädchen. Immer wieder spürt er den Drang, sich zu töten. Aber immer wieder kann er das 'Schicksal' überlisten. Eines Tages aber erkennen sie, daß die Umwelt von ihnen keine Notiz mehr nimmt, so, als wären sie nicht vorhanden. Als wären sie bloß Geister.

Irgendwie ist es ihnen gelungen, sich der di¬rigierenden Kraft des Schicksals zu entziehen, sie zu spüren und ihr auszuweichen. Das ist die ultimative Erkenntnis, die der Held zu se¬hen glaubt. Aber gleichzeitig befinden sie sich abseits der 'Realität', denn die übrige Welt ist ja im Bann des 'Schicksals', ohne daß sie es recht erkennt, wenn man von gelegentlichem Aberglauben absieht.

Der Held erkennt, daß er für die Welt nicht mehr als ein Geist ist, unsterblich und zu ewi¬gem Ausgeschlossensein verurteilt.

Verzweifelt machen er und das Mädchen sich auf die Suche nach einer geheimnisvollen Straße, die es überall geben muß und die zu einem jener hohen, gewaltigen Gebäude führen muß, in der das Schicksalsprogramm der Men¬schen abläuft.

Ob der Held irrsinnig ist oder alles wahrhaf¬tig ist, wie er es sieht, wird nicht erklärt.
Ruf der Träume17 Projekt Emigration
Nach diesem Exposé entstand der Roman Ruf der Träume. Er erschien 1972 im PABEL-Verlag als Nr. 32 in der Reihe Terra Astra, der 1. Band von Hugh Walkers Real-Phantasie-Serie.
Der Roman spielt auf der Erde um die Jahrtausendwende, etwa 2010. Seit mehreren Jahren läuft in Europa in den meisten Ländern auf Freiwilligenbasis das Projekt EMIGRATION. Überbevölkerung, Umweltverschmutzung, Dro¬gen- und Beschäftigungsprobleme treiben Frei¬willige in Massen zur Emigration __ anfangs wenigstens, bis gewisse Gerüchte in Umlauf kommen.

Gerüchte nämlich, die besagen, die Emigra¬tion in die Parallelwelt sei nur ein Trick, nicht mehr als Flucht in die Scheinrealität einer neuen Droge.

In der Tat, das ist es auch, und die Regie¬rung und die damit beauftragten Gremien ver¬suchen mit allen Mitteln, das Geheimnis zu wahren, bedeutet die Emigration doch wenig¬stens eine vorläufige Lösung des Überbevölker¬ungproblems, oder zumindest einen Aufschub.

Eine indische Droge und ein englisches Pa¬tent __ das ist Emigration! Das Ergebnis: Psy¬chisch-geistige Flucht in kollektive Scheinrealitäten __ die Parallelwelten oder Par¬allelerden. Es sind nichts weiter als Traumwel¬ten, die von Spezialisten (sogenannten Real-Phantasten) unter dem Einfluß der Droge ge¬formt und geschaffen werden.

Mit psychologischen Tricks werden die Nei¬gungen des Emigranten festgestellt, denn er soll ja in eine Welt kommen, von der er begei¬stert ist, die ihm paradiesisch erscheint. So¬dann erfolgt eine Koordinierung des Intellekts mit den Schöpfern der geeignetsten Welt, die Einnahme der Droge und schließlich die Emi¬gration selbst.

Alle drei Jahre muß der menschliche Metabolismus von den Rückständen der Droge gereinigt werden. Bei dieser Gelegenheit kehren die Emigranten für kurze Zeit auf die Erde zurück und berichten von wunderlichen Dingen, die es auf den Welten gibt, auf denen sie leben.

Der allgemeine Vorwurf, daß diese Welten nicht wirklich existieren, da noch nie etwas Reales daraus zurückgebracht worden sei (weder Filme noch Gegenstände), weisen die Verantwortlichen mit der Erklärung zurück, daß diese Welten nur mit Hilfe der Droge zu erreichen seien und daß der Übertritt nicht durch eine Bewegung durch die Dimensionen des Raumes oder der Zeit, sondern durch latente geistige Kräfte geschähe, die die Droge aktiviere. Jedenfalls kann aber darauf hingewiesen werden, daß die für kurze Zeit Zurückkehrenden nur positive und begeisterte Berichte geben. Das ist es, was für die Öffentlichkeit wirklich zählt.

Die Aufrufe zur Emigration werden immer dringender und schließlich durch Erlässe ge¬fordert. Zwangsemigrierung verschiedener Per¬sonengruppen ist die Folge. Erst sind es nur kriminelle Element, die zu den sogenannten Strafwelten geschickt werden, schließlich Ar¬beitslose und alle für die Gesellschaft unwichti¬gen Personen.

Und es werden immer mehr, die diese "Ein¬berufung" erhalten. Zusätzlich aber tauchen immer mehr Gerüchte auf über Personen, die nicht wiederkehrten, die verschwanden, und von Wiederkehrenden, die schreckliche Dinge berichteten und kurz darauf für immer ver¬schwanden.

Auch der Held der Geschichte ist solch ein Zwangsemigrant. Er ist zudem in ein Mädchen verliebt, das auch emigrieren soll, und zwar in eine andere Welt. Da sie früher an der Reihe ist, setzt er sich auf ihre Spur und kommt hin¬ter das Geheimnis.

Das Mädchen wird auf Grund ihrer Anlagen zu einer Spezialistin der Real-Phantastik aus¬gebildet. Der Held kann sie aber noch vor der Emigration treffen. Mehr noch, er gelangt in unterirdische Anlagen und sieht dort die ganze Wahrheit. Die Menschen emigrieren nicht tät¬sächlich. Nur ihr Geist tut es. Ihre Körper lie¬gen in einer Art Tiefschlaf, in dem ihre Körperfunktionen auf ein Minimum herabge¬setzt sind. So liegen sie zu Tausenden, ver¬brauchen ein Minimum an Sauerstoff, Energie, Nahrung und Platz.

Bevor er aber die Wahrheit ans Licht brin¬gen kann, wird er gefaßt und zwangsemigriert. Er findet sich in einer Phantasiewelt wieder, die ihm als das Paradies erscheint, das er sich immer erträumt hat.

Geplant dazu ist eine Fortsetzung, in der der Held herausfindet, daß er sich in der Welt be¬findet, die das Mädchen erdacht hat, und in der er einen Weg findet, die Traumwelt zu zer¬stören und in die Realität zurückzukehren.
Preis der Unsterblichkeit18 Spur in die Phantasie
Nach diesem Exposé entstand der Roman Preis der Unsterblichkeit. Er erschien 1972 im PABEL-Verlag als Nr. 42 in der Reihe Terra Astra, der 2. Band von Hugh Walkers Real-Phantasie-Serie.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ist etwas von Dr. Finnegans Experimenten durchgesickert. Der terrestrische Sicherheitsdienst, dem der Doktor früherer Experimente wegen bereits kein Unbekannter mehr ist, schickt einen Agenten zum Mars, um den Gerüchten einer neuen Droge nachzugehen. Der Agent erreicht den Mars und findet auch eine Spur, denn das Verschwinden einer Reihe von Personen (sie waren der Aufforderung einer unterbewußten Projektion gefolgt und nach Eschara gegangen, um zu emigrieren siehe Projekt Emigration) hatte auch die martischen Behörden in der Zwischenzeit aufmerksam werden lassen. Auf dem Weg nach Eschara wird er aber in der martischen Wüste überfallen und narkotisiert, noch bevor er recht weiß, was vorgeht.

Als er erwacht, befindet er sich noch immer in der Wüste. Scheinbar hat sich nichts verän¬dert. Er setzt seinen Weg fort und erreicht Eschara, findet aber keine Hinweise auf Dr. Finnegan auch die Menschen dort wissen nichts.

Bald aber fällt ihm Verschiedenes auf: Die Menschen sind sehr oberflächlich und abwe¬send. Er versucht der Sache auf den Grund zu gehen, denn er vermutet den Einfluß einer un¬bekannten Droge. Aber er erkennt bald, daß die Sache tiefer geht. Die Menschen besitzen keine komplexe Persönlichkeit. Etwas Puppen¬haftes ist an ihnen.

Nun beginnt ihm zu dämmern, daß er selbst das Opfer halluszinogener Stoffe ist, daß er sich in einem Drogenrausch befindet. Es scheint keinen Ausweg zu geben. Dann findet er einen 'echten' Menschen unter all den Pup¬pen, und er ahnt, daß er etwas wesentlich In¬teressanterem auf der Spur ist als nur einer einfachen Droge, denn Realität und Vorstel¬lung scheinen sich zu verbinden. Der Fremde verfolgt ihn, und dem Agenten wird klar, daß man ihn töten will. Der zweite Anschlag ge¬lingt er stirbt.

Er findet sich in einem Hospital wieder, und zwar nach Monaten. Er erfähren von einer Krankenschwester, die Sandra Clement heißt, daß man ihn schwerkrank in der Wüste gefun¬den hatte und daß er das Opfer einer ziemlich neuen Krankheit sei.

Er verläßt das Krankenhaus vorzeitig und macht sich erneut auf die Suche. Er merkt bald, daß er verfolgt wird und glaubt die Kran¬kenschwester zu erkennen. Schließlich nimmt er an, daß er sie abgeschüttelt hat. Er trifft auf Frank Baeves und Elianna Helsing, die sich selbst verfolgt fühlen. Von ihnen erfährt er al¬les über Dr. Finnegans PROJEKT EMIGRATI¬ON und seiner Erfindung der REAL-PHANTASIE, die dem Menschen gestattet, in Welten der Phantasie zu emigrieren, die von sogenannten Real-Phantasten geschaffen und vom Computer gespeichert werden.

Mit diesem Wissen ist er der Phantasie nicht mehr hilflos ausgeliefert. Bevor er aber die nö¬tigen Behörden benachrichtigen kann, wird er von Sandra Clement gestellt. Sie ist seit einiger Zeit Dr. Finnegans Vertraute. Sie setzt sich fa¬natisch für das Projekt ein. Sie haßt den Mars, und diese Emigrationsmöglichkeit bedeutet ihr alles, denn sie war bereits einmal auf der Phantasiewelt (siehe Projekt: Emigration). Sie will ihn davon abhalten, die Behörden zu ver¬ständigen, bevor die Experimente abgeschlos¬sen sind.

Er erklärt ihr, daß Dr. Finnegan gefährlich sei, daß seine Methoden die falschen wären und daß diese neue Entdeckung eine Gefahr in seinen Händen sei. Es gelingt ihm, sie zu über¬wältigen. Er versucht sie als Geisel zu benut¬zen. Er wird aber dennoch gefangen, als er erneut versucht, nach Eschara, dem Sitz Dr. Finnegans, zu gelangen. Er wird 'emigriert', und man macht ihm klar, daß es diesmal kein Entkommen gibt. Er befindet sich daraufhin wieder in jener Real-Phantasiewelt, die dem Mars sehr gleicht.

Inzwischen hat Sandra Clement eine Aus¬einandersetzung mit Dr. Finnegan über seine Methoden, seine Selbstgefälligkeit und seine Narretei, sich als Gott aufspielen zu wollen. Daraufhin verbannt er sie ebenfalls auf diese Welt. Dort bedroht er die beiden mit götterglei¬chen Kräften, so daß sie verzweifelt um ihr Le¬ben ringen müssen. Aber er tötet sie nicht, noch nicht.

In einem unbewachten Augenblick will der Agent sich töten, doch das Mädchen hält ihn davon ab. Sie weiß, daß es sehr gefährlich ist. Er ist bis jetzt der erste, der in der realen Welt tatsächlich wieder erwacht war.

Er erinnert sich an Frank Daeves Ausfüh¬rungen, und gemeinsam versuchen sie, die Phantasiewelt zu verändern. Es gelingt nach einigen Versuchen.

Durch Erdenken von Paradoxa können sie schließlich sogar den Computer außer Kraft setzen. Damit bricht der Kontakt ab, und alle Emigranten kehren automatisch aus den Phantasiewelten zurück. Dr. Finnegan wird den Behörden übergeben. Ein wissenschaftli¬ches Team wird eingesetzt, die Möglichkeiten und Gefahren der Real-Phantasie zu untersu¬chen.
Gefangene des Kosmos19 Rückkehr aus der Phantasie
Nach diesem Exposé entstand der 3. Band von Hugh Walkers Real-Phantasie-Serie, der 1973 im PABEL-Verlag unter dem Titel Gefangene des Kosmos als Terra Astra Nr. 86 erschien. Weitere geplante Fortsetzungen kamen nicht zustande.
Thema ist wiederum die Real-Phantasie. Dies¬mal spielt die Handlung auf der Erde. Seit Spur in die Phantasie sind etwa fünf Jahre vergan¬gen. Dr. Finnegan ist noch immer verschwun¬den. Die Öffentlichkeit hält ihn für tot, aber Gerüchte behaupten, er wäre noch am Leben. Nur wenige Nachrichten dringen zur Erde. so¬weit sie Finnegan und die Real-Phantasie und seine Experimente auf dem Mars betreffen. Die martische Regierung hat alles unter Kontrolle, hütet das Prinzip aber eifersüchtig.

Dennoch gelingt es terrestrischen Agenten, die Dateneinheiten, die alle gespeicherten Informationen über die Real-Phantasiewelten enthalten (und Dr. Finnegans Real-Phantasie-Existenz dazu), mit einem Frachtschiff zum Mond zu transportieren, wo sie auf ein Abhol¬schiff von der Erde warten.

Die Martier sind ihnen jedoch auf den Fersen. Der Versuch, den Terranern die Speicherelemente abzujagen, mißlingt. Beim Kampf werden nicht nur die beiden martischen Agenten gefangen, sondern auch eine Gruppe von ahnungslosen Leuten, die zufällig zugegen waren, unter ihnen der Held (X) des Romans.

Der Held erwacht in einem Sternenschiff beim Anflug an eine Sonne und ihr Planetensystem. Er weiß nicht, was mit ihm geschehen ist. Er hat keine persönliche Erinnerung an die letzten Ereignisse. Aber er weiß, daß er auf der Erde im Jahr 2500 lebt und keine Sternenschiffahrt möglich ist. Er weiß also, daß etwas nicht stimmt. Einigen weiteren Mannschaftsmitgliedern geht es ähnlich. Der Rest der Mannschaft und der Kapitän schreiben das den noch unerforschten Folgen des Kälteschla¬fes zu. So werden sie neu instruiert über ihre Aufgaben und die Expedition.

Das System wird untersucht. Es folgt eine Landung auf dem interessantesten Planeten, einer Wildnis aus Fels und feuchtem Dschungel, aber mit atembarer Atmosphäre.

Im Zuge der Landung stoßen sie auf verschiedene, anfangs unerklärliche Vorgänge, wie Paradoxa und physikalische Unmöglichkeiten, die ihnen wie Magie erscheinen.

Nicht nur der Held, auch jene anderen Gefährten, die ihre Erinnerung verloren haben, haben gelegentlich Erinnerungsblitze, die ihnen aber vorerst wenig klarmachen. Sie erkennen in den ersten Tagen, daß die Welt sich verändert, daß sie Züge aus dem Unterbewußtsein des Helden und seiner Kameraden annimmt!

Sie erforschen daraufhin systematisch ihre Neigungen und Vorstellungen, um gegen weitere Gefahren gewappnet zu sein. Sie erkennen einen Unterschied zwischen sich und dem Rest der Mannschaft, der irgendwie puppenhaft und unvollkommen wirkt. Sie glauben sich von ei¬ner fremden Intelligenz gefangen und dirigiert.

Durch Training versuchen sie, gefährliche Vorstellungen zu unterdrücken und schließlich bewußt ihre Umwelt zu verändern, was auch teilweise gelingt.

Sie dringen darauf, den Planeten zu verlassen, doch Kapitän und Mannschaft sind dagegen. Es gelingt den Gefährten, diese zu überwältigen. Als sie fliehen wollen, verschwinden Mannschaft und Schiff, indem sie sich in Nichts auflösen.

Sie sind nun endgültig gestrandet. Die Erin¬nerungen häufen sich. Die beiden martischen Agenten, die ja alles über Real-Phantasie wissen, erkennen, wo sie sind.

Es gibt keine Rückkehr aus eigener Kraft. Da aber ohne ihr Zutun Veränderungen vorgegangen sind, muß sich folglich jemand gelegentlich auf der Welt befinden, denen auch der Schöpfungsvorgang kann nur im Medium der Real-Phantasie selbst stattfinden. Es muß ein sogenanntes 'Schöpfungszentrum' auf dem Planeten geben. Das gilt es zu finden.

Sie entdecken es, finden den Schöpfer und erfahren, daß ihre Körper sofort nach der Transition vernichtet wurden. Es gibt keine Rückkehr für sie.

Wütend stürmen sie auf ihn ein. Er ruft seinen Helfershelfer aus der Realität zu Hilfe, ihn zurückzuholen. Da töten sie ihn. Der Rückholprozeß ist aber bereits angelaufen, und der am nächsten stehende Held X wird in die Realität geholt, in den Körper des Schöpfers Y.

Es gelingt ihm, die Agenten zu überwältigen, die die Speicherdaten zur Erde geschmuggelt und hier bereits ein kleines Forschungszen¬trum eingerichtet haben und planen, Finnegan wiederzuerwecken. Er schickt sie in eine der Real-Phantasiewelten und hat nun Körper zur Verfügung, seine Gefährten herüberzuholen in die Realität. Aber er muß sie erst suchen. Er weiß nicht, in welcher der Welten sie sind. So durchsucht er alle gespeicherten Welten, stößt dabei auch auf Finnegan.

Er findet sie schließlich. Aber bevor er die erste Transition beenden kann, tauchen martische Agenten auf, um Finnegans Entdeckung, die Real-Phantasie, wieder zurückzuerobern. Es gelingt dem Helden, mit den Datenelemente zu fliehen.

Schlußbetrachtung:
In dem Roman soll vor allem herausgearbeitet werden, daß es möglich ist, mit Hilfe der Real-Phantasie das Gedächtnis eines Men¬schen, seine ganze Persönlichkeit, zu speichern und zu beliebiger Zeit auf einen anderen Kör¬per zu übertragen. Damit wird eine gewisse Form der Unsterblichkeit möglich. In einer di¬rekten Fortsetzung soll geschildert werden, wie es dem Helden gelingt, seine Gefährten, unter denen sich auch seine Geliebte befindet, zu befreien. Dabei soll ein neuer Aspekt der Real-Phantasie behandelt werden. Und sie hat noch viele weitere Aspekte, positiver und negativer Natur.

Kommentare  

#1 McEL 2011-10-17 02:02
Exposés schreiben ist ja auch eine Strafe für einen, der sprichwörtlich die eigenen Eltern erschlagen hat! :-* ;-) Mich treibt jedes Ex, das ich verfasse(n muss) immer noch an den Rand der oder direkt in die Verzweiflung. Und ich persönlich kennen keinen Autor, keine Autorin, der/dem es da besser ergeht. ;-) Ist eben eine Kunst für sich.
#2 Des Romero 2011-10-17 10:20
Exposés sind nun mal eine lästige, aber unerlässliche Pflichtübung, um beim Schreiben eine Handlungsübersicht zu haben und sich nicht zu verzetteln. Die Detailideen, Gags und evtl. zusätzliche Personen kommen dann beim Schreiben und runden das Ganze ab. Oft entwickelt sich der Roman ein wenig abweichend vom Exposé, wenn das Schreiben sich verselbstständigt. Ich selbst korrigiere das Expo gerne im Nachhinein, um es für spätere Romane als Nachschlagewerk zu verwenden.
#3 GoMar 2011-10-17 13:25
Ich glaube zu wissen, dass nicht alle Autoren streng nach Exposés arbeiten, vor allem sollten sie dies nicht sklavisch tun müssen. Das würde doch deren Fantasie in ein recht enges Korsett zwängen, wodurch sich diese gewiss nicht mehr leicht entfalten kann.

Jürgen Grasmück alias Dan Shocker z. B. hatte immer behauptet, nicht einmal Aufzeichnungen zu machen, denn sein Karteikartenregister befände sich einfach in seinem Kopf (wodurch gewiss auch so manches Logikproblem in seinen Romanen entstand). Dies mag zwar das Extrembeispiel sein, wie man es als Autor nicht unbedingt machen sollte, denn Gedächtnisstützen, Figurenausarbeitung, Zeitabläufe in der Handlung und noch vieles mehr sollte man sicher vorweg vornehmen. Aber ich denke schon, dass es für viele Autoren wichtig ist, die Handlung des Romans sozusagen aus den Fingern rinnen zu lassen, während man in die Tasten haut.

Insofern sollte man es eben jedem Autor selbst überlassen, wie er beim Schreiben vorgeht, was bei den meisten Verlagen, vor allem bei den großen, eher überhaupt nicht gewünscht sein dürfte. Die verlangen ja ein recht gut ausgearbeitetes Exposé, und erwarten dann wohl auch, nicht mehr allzu große Überraschungen zu erleben, wenn der fertige Roman abgeliefert wird.

Für uns Leser kann es sehr wohl entscheidend sein, wenn ein Autor zwar ein hervorragend gestaltetes Exposé vorgelegt hat, aber beim Ausarbeiten der Figuren und der Handlung dann neben sich gestanden hat. Daher kann ich kein Problem darin sehen, wenn Hugh Walker kein guter Exposéersteller war; seine fertigen Romane haben das fast immer locker wettgemacht.

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