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Mentor der Fantasy - Mentor der Helden (I)

Vampire pflastern sein Weg Mentor der Fantasy
Mentor der Helden
Hugh Walker bei ... Dragon

Auf dem deutschen SF-World-Con(-Fiasko) von 1970 in Heidelberg traf Hugh Walker erstmals mit Günter M. Schelwokat und Kurt Bernhardt vom Pabel-Verlag zusammen. Straßl bot ihnen ein Konzept für eine Fantasy-Serie an, wobei es sich um eine Weiterentwicklung der Magira-Erzählungen handelt, die er in seinen Fan-Zeitschriften »Lands of Wonder« und »Magira« veröffentlicht hatte.

 

Spätestens 1971 wurde dann ein Fantasyheftprojekt ins Auge gefasst, denn die Fantasy war ein Marktfaktor geworden. »Der Herr der Ringe« von J.R.R. Tolkien war bei Klett-Cotta erschienen, »Conan« von Robert E. Howard kam bei Heyne heraus, »Fafhrd &. Grey Mouser« von Fritz Leiber war im Kommen. Der Markt schien reif zu sein für eine Fantasy-Heftserie.

Der Pabel-Verlag übernahm Hugh Walkers Magira-Konzept jedoch nicht, sondern entwickelte aus diesen Diskussionen heraus sein eigenes, das letztlich als »Dragon - Söhne von Atlantis« erschien. Günter M. Schelwokat schrieb dafür die Exposés.

Auf die Frage, ob er die Handlung der Serie habe beeinflussen können, antwortet Hugh Walker:
Ein wenig, hoffe ich. Den Anfang bildeten drei nachträglich eingeschobene SF-Romane, die ich nicht verhindern konnte, denn man wagte es nicht, der Perry-Rhodon-Leserschaft unvermittelt eine reinrassige Fantasy-Serie vorzusetzen. (45)
Hugh Walker spricht hier auch eines der größten Mankos an, die der erste Versuch einer Fantasyheftserie gehabt hat: Es entstand, quasi als Prolog, die SF-Trilogie von William Voltz. Darüber hinaus liest sich die Dragon-Autorenliste, als wäre sie einer Perry-Rhodan-Aufstellung entnommen: William Voltz, Hans Kneifel, Clark Darlton, Ernst Vlcek. Und mittendrin Hugh Walker.

Neben den SF-Elementen wurde bei der Exposition auch darauf geachtet, dass eine gewisse historische Wiedererkennung für den (PR-)Leser gesichert war: Günter M. Schelwokat hatte den Atlantis-Mythos und verschiedene Begriffe aus der Antike eingebaut.

Das Autorenteam war ein Grund für die immer wieder aufkeimenden SF-Elemente. So gut diese Schriftsteller in ihrem Metier auch waren, so hatten sie doch nur wenig Erfahrung mit der Fantasy, so dass vor allem der 'Sense of Wonder' auf der Strecke blieb. Damit wurde Magie durch Technik ersetzt.

Auch wenn die Serie mit steigenden Nummern immer mehr in Richtung Fantasy tendierte und immer bessere Ideen eingesetzt wurden, blieb Dragon doch ein Zwitter aus Fantasy und SF (›Science Fantasy‹ genannt) und erreichte nicht das vorgegebene Klassenziel. Was so mit »Griff nach Atlantis« von William Voltz (Dragon 1, März 1973) begonnen hatte, wurde mit »Rückkehr nach Atlantis« von Hugh Walker (Dragon 55, April 1974) bereits beendet. Immerhin gelang es ihm noch, der Serie einen so befriedigenden Schluss zu geben, wie es die Umstände erlaubten. Hugh Walker erzählt dazu:
Die Einstellung kam völlig überraschend für Günter M. Schelwokat und uns Autoren. Ich hatte zwei Wochen zuvor die Exposés für die Bände 55 und 56 zugeteilt bekommen und hatte bereits das erste Drittel von Band 55 fertig. Der Glücksfall war, dass 55 auch der letzte Band sein sollte. Ich wich völlig vom Exposé ab und versuchte, der Serie einen Abschluss zu geben. Mit allen offenen Enden konnte ich in diesem einen Band natürlich nicht mehr verknüpfen.
Bei späteren Serien war das Ende wesentlich abrupter: Bei Dämonenkiller und Mythor beispielsweise wurden auch fertige und bereits bezahlte Manuskripte nicht mehr veröffentlicht.
(46)
Damit war das Ende von »Dragon« gekommen. Ende der siebziger Jahre war schon begonnen worden, die Serie für eine Taschenbuchveröffentlichung aufzubereiten, doch wurde nichts daraus. Inzwischen hat es dann für Weltbild eine Sammleredition gegeben, aber auch da ist noch ein Text unveröffentlicht. Doch in Zeiten des eBooks darf man auch hoffen, diesen Roman (von Hugh Walker) zu lesen.

»Dragon« hat keinen Einfluss auf die Fantasy professioneller Art hinterlassen, aber der Fantasyclub FOLLOW (der heutige EDFC e.V.), profitierte sehr stark davon. Durch ständige Werbung, durch Hinweise auf das 'Fest der Phantasie' und die Vereinspublikationen gewann der Verein viele Mitglieder.

Kommentare  

#1 Wolfgang Trubshaw 2011-10-28 23:57
Zitat:
Inzwischen hat es dann für Weltbild eine Sammleredition gegeben, aber auch da ist noch ein Text unveröffentlicht.
Ich dachte, die hätten alles gebracht mit einem Lexikonband am Abschluss?

Haben die einen Band ausgelassen? :o

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