ORION-Jugendabenteuer - Horst Hoffmann erzählt
ORION-Jugendabenteuer
Horst Hoffmann erzählt
Horst Hoffmann erzählt
Horst Gehrmann schrieb die Exposés, das machte er verdammt gut und gründlich. Lieferte astronomische und wissenschaftliche Daten, war korrekt über alles. Nur war er kein solcher Routinier wie z.B. Willi Voltz, er brauchte Zeit, wollte ja auch selbst Romane schreiben.
Als die Umstellung von vierwöchentlich auf zweiwöchentlich erfolgte, kam Horst ganz zwangsläufig in Verzug mit den Exposés. Ein paarmal ging das noch gut, dann war es wirklich hart an der Grenze. Es gab keine Exposés, doch die Romane mussten geschrieben werden. Ich weiß noch, ich hatte im Keller gearbeitet (Wände mit Holz verkleiden für Partyraum), als ich hoch zum Telefon gerufen wurde. Hoffmann die berühmten fünf Sekunden Schweigen, dann Schelwokat
Ach du Sch ! Ein Anruf vom gestrengen Lektor hatte selten etwas Erfreuliches. Meist wurden einem die Sünden runter geleiert und der DUDEN erklärt. Das konnte gut eine Stunde und zehn beschriebene Papierblätter bedeuten. Oder ich hatte den Kollegen Ritter (Peter Terrid) besucht und war schuld daran, dass dieser mal wieder seinen Termin geschlampt hatte.
Diesmal hatte ein anderer geschlampt Horst Gehrmann war so in Terminverzug, dass das weitere Erscheinen der Serie akut gefährdet war. Und da packte GMS eine Idee aus. Was ich davon halten würde, eine Subserie mit Jugendabenteuern der ORION-Besatzung zu machen. Ich habe geschluckt. Ja klar, das fände ich prima warum???
In den folgenden zwei Stunden erzählte mir GMS von seiner Idee mit Jugendabenteuern der Crew und ob ich mir vorstellen könnte, sowas zu schreiben. Ja klar konnte ich der Brand war gelegt, und wir fantasierten über alle möglichen Szenarios und Personen einer solchen Reihe. Es musste ja alles mit der TV-Serie zusammenpassen. Das ganze Ding um ca. 20 Jahre zurückgedreht.
Dann ließ er die Katze aus dem Sack: Herr Hoffmann, dann schreiben Sie mir den ersten ORION-Jugendroman, aber das Manuskript muss in einer Woche da sein, sonst gibt es keine ORION-Reihe mehr. Es brennt, Gehrmann schafft das nicht rechtzeitig mit den Exposés.
Das schaff ich nie, hab ich gedacht, aber dann war da die Idee, und sie wurde zum Fieber. Statt zu schlafen, hab ich alle möglichen Namen und Daten auf Papier gekritzelt. Wer von der Serie könnte vor 20 Jahren wie gewesen sein, wer hat schon eine Rolle gespielt, wer müsste noch dazu kommen? Ich hab an Figuren gedacht und sie mit Namen von Schauspielern versehen . Lydias Vater van Dyke John Wayne Lydia selbst Jane Fonda usw. Usf.
Dann die Zeiten abstimmen die Technik wo gibt es welche Probleme und Gegner, wie startet man eine neue Reihe mit einem Knaller und stellt gleichzeitig einen ganz neuen Rahmen vor?
Am nächsten Tag fing ich einfach mit Schreiben an, am späten Vormittag. Ich hatte einen ungefähren Rahmen, fing aber mit meinen Helden an, wie sie in jungen Jahren gewesen sein MÜSSTEN. Es war Sommer und heiß, einen ganzen Teil schrieb ich im kühlen Keller, mit viel Gin-Tonic zur Beflügelung des Geistes. Mein Liebling war immer der Mario, hatte sogar eine Zeitlang telefonischen und brieflichen Kontakt mit Wolfgang Völz, dem Schauspieler. Der kam zu Stande, nachdem ich die ORION-LKS aufgedrückt bekommen hatte und unbedingt etwas aus der Werkstatt präsentieren wollte. Irgendwann fasste ich den Mut, machte Völz Telefonnummer ausfindig und rief ihn einfach an. Er war gleich dran, ziemlich lustig, und ich trug ihm wahrscheinlich ziemlich stotternd meinen Wunsch vor. Und tatsächlich schrieb er etwas über die Dreharbeiten und so. Aber nicht umsonst. Ich schickte ihm einen Scheck über 200 Mark mein Honorar für die gesamte LKS. GMS verkaufte das natürlich als sein Verdienst, aber egal, ich hätte es jederzeit wieder getan.
Die Idee des ersten Jugendromans entstand, ehrlich gesagt, erst beim Schreiben. Alpha Centauri klang irgendwie magisch, und natürlich musste die junge Crew eine erste Bewährungsprobe bestehen. Ich schickte sie also zum Centauri, und ja da begann ich erst, mich in meine Kiddies zu verknallen und schrieb mir die Finger wund 31 Seiten an einem Tag, das war mir selbst unheimlich und sonst nur von Hanns Kneifel zu schaffen. Den Tag drauf waren es 17, und nach einer Woche lag das Manuskript (was damals noch per Post ging!) bei GMS. Es war eigentlich nur darum gegangen, ganz schnell einen Roman einzuschieben, irgendeine hoffentlich mitreißende Geschichte über ein paar durchgeknallte Raumfahrerhalbstarke und strenge Vorgesetzte, an eine Fortsetzung war noch gar nicht gedacht. Trotzdem muss mich der Teufel geritten haben, gleich ein offenes Ende zu bauen und im Abspann, den GMS von mir übernahm, einen nächsten Roman anzukündigen.
GMS gefiel das Abenteuer, und weil Horst Gehrmann weiter entlastet werden musste, ging es vier Wochen später ans zweite und der Funke hatte gezündet. Da ich die Leserbriefe bekam, kriegte ich die Reaktion der Leser als erster mit. OPERATION ALPHA CENTAURI (obwohl da gar keiner operiert werden musste) wurde begeistert aufgenommen. Ich hatte das Szenario eh schon im Kopf und kriegte es nicht mehr raus, und ich war nie ein guter Verhandler und auch nicht besonders im Pokern, aber als GMS wegen eines zweiten Romans wieder anrief, hab ich zur Bedingung gemacht, dass nur ich über meine Leute schreiben dürfte und sonst keiner. Das war mein Baby, und da sollte kein Anderer ran. Dabei war gar nicht absehbar, dass die Jugendabenteuer ein solcher Erfolg sein würden.
GMS hat zugestimmt. Seither habe ich ihm Exposés geschickt, die natürlich auch an Horst und die beiden anderen Kollegen gingen. Weil Horst Gehrmann nun mal der Chefexposéautor von ORION war, schickte er die Exposés abgetippt offiziell an der Verlag. Cheflektor Kurt Bernhardt hatte da ein besonderes Auge drauf. Horst kassierte dafür die Hälfte des Exposéhonorars, aber die Jugendabenteuer waren bis zuletzt ein Ding zwischen GMS und mir. Eine höchst seltene Zweieinigkeit
Zuerst alle vier Wochen ein Jugendroman, dann war es bald jeder zweite Band. Ich schrieb ja weiterhin der der Mutterserie mit, mit ungebremster Freude. Aber die Auflagenzahlen gingen den Bach runter, und auch mit den Jugendromanen war da nichts mehr zu machen. Ich bin mir sicher, es lag nicht an ORION und dem 4-H-Team. Bald darauf saß ich ja als Chefredakteur SF im Rastatter Verlag und musste miterleben, wie eine SF-Reihe nach der anderen kippte, am Schluss sogar ATLAN. Viele Gründe wurden angeführt geburtenschwache Jahrgänge, verändertes Leseverhalten
Die Jugendabenteuer schafften es bis auf zehn Stück, und ich war froh, noch das Thema Fünferrat zum Ende bringen zu können. Dabei ging es mir vor allem auch um die Person der Jani Staahan, mit der ich noch einiges vor hatte.
Womit wir zum elften Roman kämen: Natürlich hatte ich die Fortsetzung schon im Kopf und schrieb, wie immer, den Romanabspann alle hatten noch damit gerechnet, dass die Serie doch noch weiter liefe. Das war leider nix. Ein elfter Roman wurde nie geschrieben, und das Exposé liegt, strengstens von zwei hungrigen Dämonen und hundert Selbstschussminen gehütet, in meiner Keller
Als die Umstellung von vierwöchentlich auf zweiwöchentlich erfolgte, kam Horst ganz zwangsläufig in Verzug mit den Exposés. Ein paarmal ging das noch gut, dann war es wirklich hart an der Grenze. Es gab keine Exposés, doch die Romane mussten geschrieben werden. Ich weiß noch, ich hatte im Keller gearbeitet (Wände mit Holz verkleiden für Partyraum), als ich hoch zum Telefon gerufen wurde. Hoffmann die berühmten fünf Sekunden Schweigen, dann Schelwokat
Ach du Sch ! Ein Anruf vom gestrengen Lektor hatte selten etwas Erfreuliches. Meist wurden einem die Sünden runter geleiert und der DUDEN erklärt. Das konnte gut eine Stunde und zehn beschriebene Papierblätter bedeuten. Oder ich hatte den Kollegen Ritter (Peter Terrid) besucht und war schuld daran, dass dieser mal wieder seinen Termin geschlampt hatte.
Diesmal hatte ein anderer geschlampt Horst Gehrmann war so in Terminverzug, dass das weitere Erscheinen der Serie akut gefährdet war. Und da packte GMS eine Idee aus. Was ich davon halten würde, eine Subserie mit Jugendabenteuern der ORION-Besatzung zu machen. Ich habe geschluckt. Ja klar, das fände ich prima warum???
In den folgenden zwei Stunden erzählte mir GMS von seiner Idee mit Jugendabenteuern der Crew und ob ich mir vorstellen könnte, sowas zu schreiben. Ja klar konnte ich der Brand war gelegt, und wir fantasierten über alle möglichen Szenarios und Personen einer solchen Reihe. Es musste ja alles mit der TV-Serie zusammenpassen. Das ganze Ding um ca. 20 Jahre zurückgedreht.
Dann ließ er die Katze aus dem Sack: Herr Hoffmann, dann schreiben Sie mir den ersten ORION-Jugendroman, aber das Manuskript muss in einer Woche da sein, sonst gibt es keine ORION-Reihe mehr. Es brennt, Gehrmann schafft das nicht rechtzeitig mit den Exposés.
Das schaff ich nie, hab ich gedacht, aber dann war da die Idee, und sie wurde zum Fieber. Statt zu schlafen, hab ich alle möglichen Namen und Daten auf Papier gekritzelt. Wer von der Serie könnte vor 20 Jahren wie gewesen sein, wer hat schon eine Rolle gespielt, wer müsste noch dazu kommen? Ich hab an Figuren gedacht und sie mit Namen von Schauspielern versehen . Lydias Vater van Dyke John Wayne Lydia selbst Jane Fonda usw. Usf.
Dann die Zeiten abstimmen die Technik wo gibt es welche Probleme und Gegner, wie startet man eine neue Reihe mit einem Knaller und stellt gleichzeitig einen ganz neuen Rahmen vor?
Am nächsten Tag fing ich einfach mit Schreiben an, am späten Vormittag. Ich hatte einen ungefähren Rahmen, fing aber mit meinen Helden an, wie sie in jungen Jahren gewesen sein MÜSSTEN. Es war Sommer und heiß, einen ganzen Teil schrieb ich im kühlen Keller, mit viel Gin-Tonic zur Beflügelung des Geistes. Mein Liebling war immer der Mario, hatte sogar eine Zeitlang telefonischen und brieflichen Kontakt mit Wolfgang Völz, dem Schauspieler. Der kam zu Stande, nachdem ich die ORION-LKS aufgedrückt bekommen hatte und unbedingt etwas aus der Werkstatt präsentieren wollte. Irgendwann fasste ich den Mut, machte Völz Telefonnummer ausfindig und rief ihn einfach an. Er war gleich dran, ziemlich lustig, und ich trug ihm wahrscheinlich ziemlich stotternd meinen Wunsch vor. Und tatsächlich schrieb er etwas über die Dreharbeiten und so. Aber nicht umsonst. Ich schickte ihm einen Scheck über 200 Mark mein Honorar für die gesamte LKS. GMS verkaufte das natürlich als sein Verdienst, aber egal, ich hätte es jederzeit wieder getan.
Die Idee des ersten Jugendromans entstand, ehrlich gesagt, erst beim Schreiben. Alpha Centauri klang irgendwie magisch, und natürlich musste die junge Crew eine erste Bewährungsprobe bestehen. Ich schickte sie also zum Centauri, und ja da begann ich erst, mich in meine Kiddies zu verknallen und schrieb mir die Finger wund 31 Seiten an einem Tag, das war mir selbst unheimlich und sonst nur von Hanns Kneifel zu schaffen. Den Tag drauf waren es 17, und nach einer Woche lag das Manuskript (was damals noch per Post ging!) bei GMS. Es war eigentlich nur darum gegangen, ganz schnell einen Roman einzuschieben, irgendeine hoffentlich mitreißende Geschichte über ein paar durchgeknallte Raumfahrerhalbstarke und strenge Vorgesetzte, an eine Fortsetzung war noch gar nicht gedacht. Trotzdem muss mich der Teufel geritten haben, gleich ein offenes Ende zu bauen und im Abspann, den GMS von mir übernahm, einen nächsten Roman anzukündigen.
GMS gefiel das Abenteuer, und weil Horst Gehrmann weiter entlastet werden musste, ging es vier Wochen später ans zweite und der Funke hatte gezündet. Da ich die Leserbriefe bekam, kriegte ich die Reaktion der Leser als erster mit. OPERATION ALPHA CENTAURI (obwohl da gar keiner operiert werden musste) wurde begeistert aufgenommen. Ich hatte das Szenario eh schon im Kopf und kriegte es nicht mehr raus, und ich war nie ein guter Verhandler und auch nicht besonders im Pokern, aber als GMS wegen eines zweiten Romans wieder anrief, hab ich zur Bedingung gemacht, dass nur ich über meine Leute schreiben dürfte und sonst keiner. Das war mein Baby, und da sollte kein Anderer ran. Dabei war gar nicht absehbar, dass die Jugendabenteuer ein solcher Erfolg sein würden.
GMS hat zugestimmt. Seither habe ich ihm Exposés geschickt, die natürlich auch an Horst und die beiden anderen Kollegen gingen. Weil Horst Gehrmann nun mal der Chefexposéautor von ORION war, schickte er die Exposés abgetippt offiziell an der Verlag. Cheflektor Kurt Bernhardt hatte da ein besonderes Auge drauf. Horst kassierte dafür die Hälfte des Exposéhonorars, aber die Jugendabenteuer waren bis zuletzt ein Ding zwischen GMS und mir. Eine höchst seltene Zweieinigkeit
Zuerst alle vier Wochen ein Jugendroman, dann war es bald jeder zweite Band. Ich schrieb ja weiterhin der der Mutterserie mit, mit ungebremster Freude. Aber die Auflagenzahlen gingen den Bach runter, und auch mit den Jugendromanen war da nichts mehr zu machen. Ich bin mir sicher, es lag nicht an ORION und dem 4-H-Team. Bald darauf saß ich ja als Chefredakteur SF im Rastatter Verlag und musste miterleben, wie eine SF-Reihe nach der anderen kippte, am Schluss sogar ATLAN. Viele Gründe wurden angeführt geburtenschwache Jahrgänge, verändertes Leseverhalten
Die Jugendabenteuer schafften es bis auf zehn Stück, und ich war froh, noch das Thema Fünferrat zum Ende bringen zu können. Dabei ging es mir vor allem auch um die Person der Jani Staahan, mit der ich noch einiges vor hatte.
Womit wir zum elften Roman kämen: Natürlich hatte ich die Fortsetzung schon im Kopf und schrieb, wie immer, den Romanabspann alle hatten noch damit gerechnet, dass die Serie doch noch weiter liefe. Das war leider nix. Ein elfter Roman wurde nie geschrieben, und das Exposé liegt, strengstens von zwei hungrigen Dämonen und hundert Selbstschussminen gehütet, in meiner Keller
Horst Hoffmann, 12.07.11
Kommentare
Im Ernst: Sehr schöner Artikel. Bitte mehr davon! Es gibt doch bestimmt auch aus deiner Zeit bei PR noch viel zu berichten.
Hat Herr Hoffmann seine schriftstellerische Tätigkeit nach (bzw. mit) PR komplett zu den Akten gelegt?
Fehlt eigentlich "nur noch" ein (Klein)-Verleger, aber da liegt wohl das eigentliche Problem. Schade eigentlich - ich würde mich jedenfalls über ein etwaiges Revival freuen.
Thema PR-Gastroman: Einen solchen hätte H.H. definitiv verdient. Aber die Brücke zu VPM scheint wohl abgebrochen zu sein, oder bin ich da falsch informiert?
Stattdessen wird der "Gastroman" (oftmals natürlich im offiziellen Sinne eines EINMALIGEN Gastspiels) für mein Empfinden als Marketinginstrument ge- bzw. missbraucht, um mehr oder weniger bekannte Namen wie Andreas Eschbach, Gisbert Haefs, Titus Müller und jetzt eben Markus Heitz mit Perry Rhodan in Verbindung zu bringen.
Nicht dass das verwerflich wäre, aber ich persönlich hätte mich mehr (früher) über Gastspiele von Ewers, Vlcek, Francis, Sydow (!) oder jetzt eben Horst Hoffmann gefreut. Autoren, die für Perry viel getan haben und die man für einen - immer wieder nötigen - interessanten "Lückenfüller" reaktivieren kann, ohne sie (unnötig) mit dem ganzen Datenbackground zu erschlagen.
dann schon VIEL lieber einen ORION-jugendroman und vielen dank fürs lob, das tut gut ...
Ich würde mir persönlich sehr wünschen, dass Orion (wenn schon bezüglich einer Fortsetzung zu "rechtlich verfahren") zumindest per Artikel ab und an mehr thematisiert würde.
Vielleicht hat ja jemand einen guten Draht zu Michael Nagula und bringt den dazu, seinen "Wanderer, zeig mir den Weg ..." Text hier zu veröffentlichen, vielleicht mit viertem Teil (wo ja der Herr Luif hier am ZS mit seinen alten Artikeln Ähnliches tut).(?)