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Wenn ich PR-Neo schreiben dürfte ...

Neo und ichWenn ich PR-Neo schreiben dürfte ...
Was muss passieren?

Perry Rhodan Neo wird im Zauberspiegel heiß diskutiert. Die Idee, die Serie neu und zeitgemäß nachzuschreiben, hat schon ihren Reiz. Auch wenn man sich fragen kann, und wohl auch muss, ob die zeitliche Schiene für so ein Projekt nicht doch eher begrenzt ist.

Spannend wird es aber, wenn man sich einmal Gedanken darüber macht, was genau verändert werden könnte.

  • a) Technik
  • In der Diskussion wurde ja schon oft die altertümliche Computertechnik angesprochen. Folien und ratternde Relais, dazu mondgroße Rechenmaschinen: Damit ist heute kein Staat mehr zu machen. Man kann sicher weitere Details finden, aber nimmt nicht die Technik an sich in den frühen PR-Romanen einen zu großen Teil ein? Muss man als Leser wirklich wissen, wie viele Konverter sich in welchem Schiff und an welcher Stelle befinden? Sollte man nicht einfach generell die Rolle der Technik beschränken und das Element Technikgläubigkeit am besten ganz streichen?

  • b) Roboter
    In den frühen Tagen gehörten die Roboter einfach dazu. Immer und überall waren die Burschen anwesend, ohne aber wirklich eine große Rolle zu spielen. Das änderte sich eigentlich erst unter William Voltz; ich denke da an den K-2 Augustus. Aktuell sieht es aber nicht so aus, als ob mechanische Menschen in den kommenden Jahrzehnten wirklich eine Rolle spielen werden. Also, weg damit!

  • c) Das solare Imperium
    Imperien sind momentan einfach nur völlig überholt. Staatenbünden und Staatengemeinschaften scheint die Zukunft zu gehören, also auch weg mit den Imperien und Reichen!

  • d) (An-)Führer
    Ein großes Problem bei PR war von Anfang an seine Stellung als Großadministrator und damit Führer der Menschheit. Wahlen gab es zwar irgendwann im PR-Universum, aber Regierungswechsel waren nicht vorgesehen. Und andererseits war der oberste politische Anführer dann trotzdem aus Spannungsgründen viel zu oft mitten im Kampfgeschehen. Also, der Neo-Perry braucht einfach eine andere Jobbeschreibung. Chef der Abwehr, Leiter des Expeditionscorps, Captain eines Schiffes oder einer Flotte für spezielle Einsätze oder etwas Ähnliches.

  • e) Kalter Krieg
    Der kalte Krieg taugt natürlich nicht für Neo. Aber was soll stattdessen an den Anfang gestellt werden? Welche Großtat begründet den legendären Ruf des neuen Perry? Soll er wie weiland seine Kumpel Ren Dhark und Rex Corda eine außerirdische Invasion zurückschlagen? Oder vielleicht die galoppierende Erderwärmung stoppen? Oder besser aktuell den Einfluss der Banken auf die Weltwirtschaft einfach beschneiden? Vielleicht eine neue Weltwährung, den "Terral", einführen? Er könnte auch weltweit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit durchsetzen, dem Hunger und den Krankheiten ein Ende machen. Aber ergeben sich mit solchen Themen spannende Romane? Vielleicht lässt sich ja alles verbinden: Hunger und Krankheiten und der unheilvolle Einfluss der Banken sind perfide Taktiken außerirdischer Bösewichte, die damit die Menschheit klein halten wollen, aber vom Strahlemann Perry enttarnt werden. Ja, so könnte es gehen.

  • f) Wissenschaft
    Hier scheint alles klar. Man muss nur alles auf den neuesten Stand bringen. Also keine Sauerstoffplaneten mehr auf der 3. und 6. Umlaufbahn in ein und demselben System, dafür aber vielleicht mal einen Gasriesen im sonnennächsten Orbit, Leben außerhalb der Lebenszone auf Monden, die große Gasriesen umkreisen usw. Gentechnik, Cyberspace und nicht nur ständig neue fantasievolle Waffensysteme.

  • g) Mutanten
    Psi-Kräfte sind irgendwie nicht völlig aus der SF wegzudenken, aber ihre große Zeit ist lange vorbei. Also weg mit den Mutanten und das Thema am besten erst mal ziemlich klein halten.

  • h) Hauptpersonen
    Unbedingt angesagt sind mehr Frauen, und am besten von Anfang an starke Figuren, die zusammen mit Rhodan ein Team bilden. Also, so früh wie möglich Atlan und Alaska an Bord nehmen und Thora am besten gar nicht erst sterben lassen.

  • i) Kosmischer Überbau
    Der gehört unbedingt zur Serie, aber bitte nur in kleinen Dosen. ES sollte unbedingt noch geheimnisvoller werden und die Menschen dürfen sein wahres Wesen und seine Aufgabe erst ganz langsam aufdecken. Und auf die Rolle der Terraner (den Begriff am besten auch streichen) als besondere Lieblinge der SI verzichten wir am besten auch. Lassen wir die Menschen doch einfach eines von mehreren "Hilfsvölkern" agieren.  

  • j) Arkoniden, Akonen, Lemurer usw.
    Die Lemurerabkömmlinge sind ja fester Bestandteil der Serie. Ist für die Autoren ja auch einfacher, als irgendwelche Tentakelwesen als Protagonisten zu nehmen. Die müssen also bleiben, aber vielleicht sollte man einfach die Vorgeschichte dazu ändern. Alle Menschen könnten z. B. das Ergebnis eines genetischen Experimentes in grauer Vorzeit sein.

  • k) Andere Völker
    Also, wenn es nach mir geht, bleiben die Haluter samt ihrer Vorgeschichte, auch die Siganesen und Ertruser möchte ich nicht missen. Aber braucht man die Maahks? Na ja, die tauchen ja erst ab Band 200 auf. IVs und MVs sind dagegen eindeutig überflüssig. Und das Druuf-Universum würde bei mir auch den Bach runtergehen. Bleiben müssen dagegen die Mausbiber, allerdings sollte man ihre Fähigkeiten eindeutig beschränken.

  • l) Müll aus "großer" Zeit
    Etliches bei den ersten Heften stammt noch aus dem Denken der 30er-Jahre. Schon so ein Begriff wie Dritte Macht (man denke an die Unitall-Serien) gehört dazu. Auf den Atlantis-Mythos kann man ebenso gut verzichten. Und auch die wiederholten Passagen darüber, dass die dynamischen, tatkräftigen Terraner als junges Volk die alten degenerierten Arkoniden ablösen sollen, würde ich ersatzlos streichen.

  • m) Zellaktivatoren
    brauchen wir auch nicht! Wie wäre es, wenn Perry jeweils nach 200 oder 250 Jahren stirbt und ein neuer Rhodan geklont wird, der dann jeweils erst einmal aufwachsen und die neue Zeit kennenlernen muss. Danach macht er sich mithilfe der Aufzeichnungen seiner Vorgänger mit der Geschichte vertraut und legt los. Dadurch hätte man automatisch Zeitsprünge und könnte neue Zyklen einleiten. Außerdem könnte der jeweils neue Rhodan auch neue Vorlieben, Berufsfelder etc. einbringen. 

Tja, Leute, so sähe es aus, wenn ich Neo schreiben dürfte. Mal ganz abgesehen davon, dass ich kein Autor bin, stellt sich die Frage, wie viele Leute würden so was lesen wollen? Wie viel hätte eine nach meinen Vorschlägen ausgerichtete Serie noch mit Perry Rhodan zu tun? Nun sind die Leute von PR zweifellos als Autoren etliche Klassen besser als ich, aber im Prinzip stehen auch sie vor dem gleichen Problem. Wie weit darf man bei Neo gehen? Wann und wo fängt man an, den "Geist der Serie" zu beschädigen? Wie viele Einschnitte, wie viele Erneuerungen müssen sein, damit junge "Leser von heute" mit dem Produkt etwas anfangen können? Mir scheint, das Ganze ist eine ziemliche Gratwanderung, bei der man es wohl kaum allen recht machen kann.

Kommentare  

#1 Cartwing 2011-09-05 08:20
Was die Technik betrifft, sind wir einer Meinung. Sätze wie die folgenden möchte ich nur noch aus rein nostalgischen Gründen lesen:

"Nur schwach drang das Summen der Aggregate über das Helmaußenmikrophon an sein Ohr. Die Pieptöne der Automatpeiler kamen regelmäßig und klar. Er presste die Augen gegen die Okkularmanschetten des Elektronentelekoms und betätigte den Einstellknopf."
(aus PR 309)

Auch bei den anderen Punkten musste ich zustimmend nicken, vor allem Begriffe wie "Dritte Macht" sollten nicht auftauchen. Das mit den unnötigen Zellaktivatoren war ne nette Idee. Wenn schon NEO, dann richtig... :lol:

Aber wie und wo willst du Figuren wie Alaska Sedaleare so schnell herzaubern?
#2 Jonas Hoffmann 2011-09-05 09:47
Zitat:

Mal ganz abgesehen davon, dass ich kein Autor bin, stellt sich die Frage, wieviel Leute würden sowas lesen wollen?
Ich würde das Lesen in betracht ziehen, wenn die Hauptperson nicht Perry Rhodan heißen würde.

PS:
b) sehe ich anders, schon heute ziehen Robbys im Haushaltsalltag (Computer an Kühlschrank und Herd, automatische Fensterputzeinheit im Fensterrahmen, eigenständige Staubsaugrobots usw.) ein, also Haushaltsservos halte ich durchaus für den neuen Freund jeder zukünftigen Hausfrau.
#3 Larandil 2011-09-05 11:01
Das, was du da schilderst, ist genau die Sorte weichgespülter Mist, den ich nicht mal mit der Grillzange anfassen möchte. "Imperien sind überholt - dem Staatenbund gehört die Zukunft"? Hallo? Gibt es einen einzigen halbwegs funktionierenden Staatenbund auf diesem Planeten?
Die "Dritte Macht" hieß so, weil sie ein Gegengewicht zu zwei monolithischen nuklear bewaffneten Großmächten bildete - den USA/der NATO und der chinesischen Einflußsphäre. Mit einem "Dritten Reich" hat das nicht das Geringste zu tun. Perry Rhodan nimmt am Ende des allerersten Romans seinen Abschied, weil er genau weiß, dass er den alles vernichtenden Atomkrieg auslösen würde, wenn er weiter im Dienst seines Landes verbleibt, weil die anderen dann fürchten müssen, gegen überlegene Alientechnologie unterzugehen, und deswegen Präventivschläge führen. "Müll aus großer Zeit" - Mann, Mann, Mann. Das ist das mit Abstand Blödsinnigste, was ich in diesem Zusammenhang bisher gelesen habe. Mit weitem Abstand.

Eine Erde, die unvermittelt feststellt, dass die Galaxis "da draussen" ein Dschungel voller unerfreulicher Gestalten ist, von denen die meisten den Planeten Erde als Premiumgrundstück mit zu unterwerfenden Billiglöhnern mit primitiven Waffensystemen wahrnehmen (ein echtes Schnäppchen!) - die tut gut daran, sich bedeckt zu halten und erst mal interne Einigkeit herzustellen und dann auch nach aussen hin mit einer Stimme zu sprechen anstatt so wie die aktuelle EU.
#4 Hermes 2011-09-05 13:40
@ Larandil

Die Idee, dass Deutschland einen Weg zwischen östlichem Despotismus (Rußland) und westlicher Demokratie nehmen sollte stammt aus der Bismarckzeit. Im Dritten Reich wurde daraus dann westliche Plutokratien und östlicher Bolschewismus.

Und wie man bei Unitall sehen kann, träumen einige noch immer von so einem Sonderweg, eben einer dritten Macht.

Soweit mir bekannt findet sich der Ausdruck "Dritte Macht" auch nur in der frühen PR-Serie, nicht bei Rex Corda, Ren Dhark oder Raumschiff Promet.
#5 karl 2011-09-05 14:23
Zu b) da berichtet ein Artikel in der neuesten Ausgabe von National Geographic aber ganz was anderes.

c) Staatenbünde und Staatengemeinschaften sind der große Irrtum unserer Zeit. Siehe die akute Hilflosigkeit der EU: Entweder haut man den Status Staat gleich komplett weg oder man macht lieber wieder auf europäisches Imperium oder europäisches Reich. Selbst wenn das historisch negativ besetzt ist und sich Norwegen und Schweiz bedanken würden.:-*

i) Der Mensch als "Hilfsvolk" ist eine sehr masochistische Einstellung.
Sollte das All bevölkert sein, kommen wir zwar tatsächlich über den Status eines komplett uninteressanten Bakteriums eh nicht hinaus, aber ob ich das wirklich lesen möchte?

l) Geschichten über eine "Dritten Macht" und über den "Atlantis-Mythos, Hohlerden-Theorien und andere versunkene Kontinente wie Lemuria und Mu" lese ich immer wieder gerne.

m) Warum gönnt man dem Rhodan nicht ein ganz normales Leben mit seiner Endlichkeit? Warum soll man ihn klonen? Er darf auch gerne auf natürlichem menschlichen Wege Nachkommen zeugen und die übernehmen später in der Serie. Jeder Leser kann dann mit seiner entsprechenden Generation altern.
Den Vornamen nimmt man raus und die Serie heißt dann einfach "Rhodan".
#6 Laurin 2011-09-05 14:54
Zitat:
m) Warum gönnt man dem Rhodan nicht ein ganz normales Leben mit seiner Endlichkeit? Warum soll man ihn klonen? Er darf auch gerne auf natürlichem menschlichen Wege Nachkommen zeugen und die übernehmen später die Serie.
Eigentlich hatte Mark Rhodan vor, den Rest des Tages am See von Terrania City zu verbringen, als plötzlich die Tür seines Büro aufflog und Perry Rhodan mitsamt seiner Gehilfe hereingestolpert kam, um seinem Sohn mal wieder ordentlich den Kopf zu waschen. Selbst mit 92 Jahren war Perry immer noch der Ansicht, Mark sei einfach viel zu faul um seine große Aufgabe übernehmen zu können.

So, oder so ähnlich stell ich mir das gerade vor. Hat irgendwie was. :lol: :lol: :lol:
#7 Remis Blanchard 2011-09-05 15:57
Was die neue Serie betrifft, sollte man nicht den Fehler Scheers machen un viele Hauptfiguren, vor allem Mutanten aufbauen die dann plötzlich in der Versenkung verschwinden. Am Anfang hatte man eine ganze Reihe von Mutanten, die wichtig beim Aufbau der Dritten Macht waren, die aber nach Band 50 weder auftauchen noch erwähnt wurden. Desweiteren sollte man diesmal Thora und Crest ein längeres Leben bescheren als in der alten Serie. Auch hier wäre es wichtig die beiden Figuren stärker in der Serie zu integrieren, das sie ja eine wichtige Rolle beim Aufbau der Dritten Macht spielten. Was ich nicht brauche sind z.B. die Invasion der Indivualverformer, der den Overhead oder noch weniger die Venus Abenteuer die ja auch in den Silberbänden keien Rolle mehr spielten. Auch sollte die Handlung ein wenig zügiger vorangehen.

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