Warum die Genese des neuen Terminators Licht und Schatten bietet - TERMINATOR: GENISYS
Warum die Genese des neuen Terminators
Licht und Schatten bietet
TERMINATOR: GENISYS
Hier passten die Stories, die Effekte (vor allem natürlich beim wegweisenden zweiten Teil), aber auch -und das wird von vielen leider nicht erwähnt, weil es scheinbar als normales Beiwerk abgetan wird.
Da waren zunächst einmal die darstellerische Qualität aller Beteiligten, egal ob es Schwarzeneggers entmenschlichte Maschine war, Michael Biehns Kyle Reese, natürlich Linda Hamilton, die von der arglosen und naiven Dinerbedienung zur toughen, aber nicht gefühlslosen Kämpferin wird und dabei in jeder Situation, egal ob "Bad Ass" oder verletzlich, absolut überzeugend spielt. Oder die Nebenrollen, in denen Earl Boen als schmieriger Dr. Silberman ebenso überzeugte wie Lance Henriksen und Paul Winfield. Und natürlich die punktgenauen Scores von Brad Fiedel, die nicht nur die Atmosphäre der Filme perfekt einfingen, sondern mit dem "Terminator-Thema" und etlichen anderen Themen nachhaltig in Ohr und Gedächtnis blieb.
Dann kam Teil 3 - und ich hätte vor lauter Wut und Enttäuschung gern mit einem phasenkoordiniertem Plasmagewehr die Leinwand zerstrahlt. Das war kein Terminator, das war "Terminator: Die Parodie". Bislang haben es lediglich 3 Filme geschafft, daß ich nach 5 Minuten Film schon Schaum vor dem Mund hatte - bildlich gesprochen. Terminator 3 war einer davon. Um das bekannte Meme zu zitieren: "This is Wong on so many Levels". Angefangen von den "aufblasbaren Brüsten" über eine unglaubwürdige Kristanna Loken als T-X, einen blassen Nick Stahl als John Connor, einem Script, das einen dicken Haufen auf den ernsten Ton der vorigen Filme machte und den Terminator als alberne Karikatur seiner selbst auf die Zuschauer losließ. Ich hatte die Hoffnung, daß meine damalige Enttäuschung sich vielleicht im Laufe der letzten 12 Jahre hätte ändern können, also habe ich als "Vorbereitung" auf "Genisys" dieses Machwerk noch mal geschaut. Es wird das letzte Mal gewesen sein, denn selbst die letzten 15-20 Minuten, die ich immer als dann doch noch recht "Terminator"-mäßig in Erinnerung hatte, haben so ein paar Dinge, die ich einfach nicht gutheißen kann.
"Salvation" - nun, wäre der nicht unter dem Namen "Terminator" gelaufen, hätte ich das Teil immer noch als unterhaltsam bezeichnet. Der Geschichtsansatz war gut, die Optik ebenfalls.
Als es dann hieß, Paramount produziere einen neuen Terminator mit Schwarzenegger in der Hauptrolle, mit der Beteiligung von Laeta Kalogridis am Script (wem der Name ad hoc nichts sagt: Aus Kalogridis Feder stammten unter anderem die Drehbücher zu Scorseses "Shutter Island" und in Zusammenarbeit mit Regisseur Timur Bekmambetov zu "Wächter der Nacht – Nochnoi Dozor") und unter der Regie von Alan Taylor, der mir bislang positiv durch etliche Folgen zu unterschiedlichen Serien wie "Game Of Thrones", "Boardwalk Empire", "Mad Men", "Deadwood" oder den "Sopranos" aufgefallen war, dazu J.K. Simmons, der gerade vor ein paar Monaten den Oscar für seine Rolle in "Whiplash" entgegen nehmen konnte und Ex-Doctor-Who Matt Smith, garniert mit einem "Back to the roots"-Vibe, da fühlte ich mich tatsächlich wieder wie mit 15, als ich die ersten Bilder und Vorschauen zu "T2" sah. Damals noch ohne Internet. Die Zeit verging. Die Leute zerrissen sich bereits im Vorfeld das Maul über die -zugegeben tatsächlich suboptimalen- ersten Fotos. Dann wurde bei den ersten Teasern und Trailern einfach mal komplett ignoriert, daß der FIlm gerade erst mit der Postproduction begonnen hatte und es wurde so getan, als seien die (schnell gerenderten) Effekte exakt die, die dann auch im Film zu sehen seien. Ergo: »Alles Scheiße, alles doof«.
Dann kam die Premiere. Und die ersten Kritiker. Rotten Tomatoes' Kritiker-Like-o-Meter zeigte etwas, das ich als Terminator-Fan nicht sehen wollte: 27% der Kritiker konnten dem Film etwas abgewinnen. Der Rest nicht. Die Durchschnittsbewertung liegt heute (11.07.) bei 47%. Konnte der Streifen wirklich so schlecht sein? Ich konnte und wollte es nicht glauben. Also beim Deutschlandstart extra etwas länger aufgeblieben und F5-drückend auf der offiziellen Facebook-Seite von Terminator: Genisys auf die ersten Rückmeldungen der Besucher "gelauert". Denn wenn es eine Ecke auf diesem Planeten gibt, auf dem einem Schlechtes direkt und auf die persönlich angreifendste Weise um die Ohren gehauen wird, dann ist es Facebook. Ich stellte mich also schon darauf ein, daß Sachen kamen wie "Boah, voll der Scheißfilm. Eure Mütter yada yada yada...". Zu meiner (positiven) Überraschung kam es anders. Ja, eine kleine Menge an Negativmeldungen gab es, doch die waren wirklich minimal. Und auch ein Blick zurück auf die Rotten Tomatoes zeigt: Das Publikum, das logischwerise nicht nur aus Terminator-Fans bestand, fand den Film überwiegend gut. Im Gegensatz zu den 27% der Kritiker, die den Film mochten, waren es hier immerhin 67%. Und die bewerteten den Film im Durchschnitt mit 72%. Kein überragend positiver Wert, aber ein Indikator - denn wenn zwischen Kritiker-Likes und Pulbikums-Likes 40% liegen, die Durchschnittsbewertung ebenfalls um 25% auseinanderliegt, dann bin ich gerade in den Bereichen Popcorn-Unterhaltung und SciFi-Action eher gewillt das Publikum als
Tendenz zu sehen.
Heute war es dann endlich soweit und ich konnte mir selbst mein Bild von Terminator: Genisys machen.
Zunächst für die Ungeduldigen vorab: Ja, "Genisys" ist jetzt auch 'mein' offizieller Terminator 3. Es ist ein solide gemachter Sommerblockbuster, der gut unterhält und keine Langeweile aufkommen lässt. Etliche Punkte, die ich vorab in unterschiedlichen Kritiken las, kann man getrost als "da wollte einfach jemand etwas schlechtschreiben" abtun, denn ganz ehrlich: Wem die zwei Zeitsprünge zu viel sind und wer dann künstlich übertrieben von "den ganzen Film über wird hin und her durch die Zeit gesprungen" schwadroniert, der erzählt Märchen. Und schwierig nachzuvollziehen? Noch mal sorry: Wer *dabei* überfordert wird, der ist auch intellektuell damit überfordert, 1 und 1 zusammen zu zählen und dürfte mit dem Benutzen von Toilettenpapier eine unüberwindliche Hürde gefunden haben.
Was mir gefallen hat:
Taylor hat sich um einen authentischen Terminator-Ton bemüht. Humor gibt es zwar, doch ist dieser ähnlich wie in Teil 2 in einem Maße gehalten, das nicht störend wirkt. Albernheiten wie Teil 3 sie gleich mehrfach abfeuerte, sucht man hier glücklicherweise vergebens. Hinzu kommt das gar nicht so exzessiv wie vermutet betriebene Spiel mit bekannten Szenen vornehmlich aus Teil 1.
Großartig zudem, daß hier wirklich auch die Minuten vor Kyles Zeitreise zu sehen sind, das funktioniert bestens - gerade wenn man Teil 1 vorab noch mal gesehen hat. Auch was aus der geänderten Zeitlinie erwächst, ist solide erzählt.
Und da an gewissen Stellen gern die Mär von "Genisys ist ja nur ein Widerkäuen von Szenen aus Teil 1 und 2" erzählt wird: Nein, ist es nicht. Es gibt ein paar (recht kurze) Szenen, die tatsächlich als Reminiszenz an T1, T2 und The Sarah Connor Chronicles dienen, doch machen diese keinen großen Teil des Films aus.
Die Effekte waren -wie erwartet- im fertigen Film natürlich um Längen besser als im Trailer. Gerade die "Magnetfeld"-Effekte waren extrem stark. Oder auch die Busszene, deren Anfang man bereits im Trailer (in einer extrem frühen Version) sah. Arnie vs. Arnie - grandios. Absolut grandios. Der 1984er-T800 sieht *so* was von bösartig aus, vor allem wenn die Haut an einigen Stellen des Schädels fehlt, das ist wirklich unglaublich. Und im Gegensatz zum "Salvation"-CGI-Arnold ist DAS Teil hier Lichtjahre besser. Das hatte wirklich schon was Surreales.
Die Action rummst - und wer ob der FSK-12-Freigabe Bedenken hat: T2 war von den Kills her nicht härter als Genisys. Mit Ausnahme vielleicht der Szene mit Bohre-spitzen-Metallarm-durch-Milchtüte-und-Kopf, doch auch in Genisys darf der T-1000 seine fiesen Werkzeuge wie in T2 einsetzen, sprich: "Benutze Stichwerkzeug mit Mensch und hebe Mensch dann hoch".
Matt Smith - kurz. Aber gut (und ja, da lag ich mit meiner Vermutung wer er ist, genau richtig. Und plötzlich macht es auch Sinn, weshalb er für das Marketing nicht genutzt wurde.)
Was mir weniger gefallen hat:
Für sich funktioniert der FIlm auch mit den jetztigen Darstellern. Den Vergleich mit den Streifen von Cameron muss er sich dennoch gefallen lassen, immerhin spielt er mit diesen, bzw. setzt diese fort. Und da muss ich sagen: Jai Courtney als Kyle Resse erreicht nicht eine Sekunde lang die Tiefe, die Michael Biehn -oft nur ganz subtil- in die Rolle legte. Emilia Clarke - ich finde sie in "Game of Thrones" super und auch als Sarah Connor ist sie ganz ok. Nur eben nicht mehr. Linda Hamilton hat man, auch wenn ihre Sarah in Teil 2 schon älter war- die toughe Kämpferin voll und ganz abgekauft. Vom Spiel her ebenso wie von der Physis. Clarke spielt gut und sie sieht auch fit aus. Doch mal ehrlich: Wenn sie über 10 Jahre von einem Terminator auf 1984 vorbereitet wurde, dann habe ich -selbst wenn ich dann erst 19/20 bin- eine entsprechende Figur. Wie gesagt: Fit ist sie, doch die durchtrainierte Kämpferin, der man das voll und ganz abkauft, dazu fehlt es noch ein wenig.
J.K. Simmons - was ist denn da passiert? Nein, nicht daß er schlecht spielte, doch seine Rolle ist einfach völlig überflüssig. Sagen wir es so: Wenn mir erst nach dem Film auffällt, daß eine Figur tatsächlich auf einmal nicht mehr da ist und man sich nicht erinnern kann, wann und warum er weg war, dann ist das kein sonderlich nachhaltiger Charakter gewesen. Schade drum.
Was mir *überhaupt* nicht gefallen hat:
Executive Music Producer : Hans Zimmer. Es gab mal eine Zeit, in der wäre ich alleine für den Namen Zimmer ins Kino gerannt. Grandiose Scores wie zu "Rain Man", "True Romance", "Black Rain", "Crimson Tide" oder "The Rock" liefen und laufen bei mir rauf und runter. Doch seit Jahren ist der Name bei mir zu einer regelrechten Warnung geworden. Leider hat sich das auch hier wieder bestätigt: Lorne Balfe, der Komponist des Scores, hat hier ein typisches Remote-Control-Productions-Generikum runtergekurbelt, das so austauschbar wie sonst nur was ist. "The Dark Knight", "Man Of Steel", "The Amazing Spider-Man 2" - das klingt alles einfach nur noch gleich und gleich belanglos. Selbst das Terminator-Theme wird 08/15 runtergekurbelt (obwohl es immer noch besser klingt als die Abscheulichkeit, die Marco Beltrami anno 2003 daraus machte). Mit allen anderen Punkten kann ich leben, aber dieses generische Gedudel hat der Streifen einfach nicht verdient.
Summa summarum:
Ich führe keine übereuphorischen Freudentänze auf, bereue aber auch das Geld für den Kinobesuch nicht und freue mich auf die BluRay. "Terminator: Genisys" ist für mich der offizielle und durchaus solide gelungene "Terminator 3", der die letzten beiden Teile locker vergessen macht. Natürlich stößt er zu keinem Zeitpunkt in die Höhen eines T1 oder T2 vor, ist aber grundsolides Popcornkino mit wirklich starken Effekten, fetter Action und tatsächlichem "Terminator-Feeling".
Kurz gesagt: "T1" und "T2" waren visionär und unterhaltsam, "Terminator: Genisys" ist 'nur' unterhaltsam. Das aber mit wortwörtlichem Nachdruck. Und ja, wenn man Fan der ersten beiden Teile ist, sollte man ihn definitiv im Kino sehen.
Zuerst erschienen im Facebook
Kommentare
Ich bin ein Fan von T1 und habe T2 nie gemocht. Aus Erwachsenenaction einen Familienfilm zu machen, muss ich nicht haben. Die beiden Nachfolger habe ich nie gesehen.
Ich glaube sofort, dass T:G grundsolide ist. Ist bestimmt interessant, Hamilton und Clarke zu vergleichen. Hamilton war immer glaubhaft und das Vorbild für zig Actionfrauen. Clarke hingegen, nicht wirklich. Kann mich ehrlich gesagt nicht locken
Tja, und dann kam irgendwann T3 – und macht aus Arnie einen Kasper! Nur zwei Szenen aus diesem unsäglichen Machwerk haben mir gefallen. Einmal die Verfolgungsjagd des Kranwagens, dann die Ballerei beim Stehlen des Sarah-Connor-Sarges. Ach, nicht zu vergessen der nackte Hintern von Kristanna Loken.
Von T5 habe ich gar nichts erwartet, aber Dein Review hat zumindest mein Interesse geweckt. Für mich ist wichtig, dass auch hier eine nachvollziehbare Handlung erzählt und nicht nur ein Effektgewitter zum Besten gegeben wird. Cameron kann ganz fantastisch erzählen und Spannung erzeugen; bei ihm stimmt alles! Und er hat die Ideen aus T1 konsequent mit T2 erweitert und nicht einfach einen müden Aufguss abgeliefert. Bedenkt man, mit welch simplen Mitteln er 1984 einen Blockbuster geschaffen hat, kann ich nicht verstehen, dass heutzutage nicht in ein ordentliches Skript investiert wird, sondern die Millionen nur ins CGI-Redering wandern. Ich kann George Lucas uneingeschränkt zustimmen, wenn er sagt: "Plot counts!"
Ich bin immer noch skeptisch bezüglich T5, werde ihn mir aber trotzdem anschauen.
Das ist dann übrigens Dein Verdienst.
"Entertainment Weekly" schrieb dazu am 29.6.2015: "The story isn’t just confusing, it’s a betrayal to anyone who’s invested brain cells in the Terminatorverse over the past 31 years."
Hier meine Fragen zum Film:
1. Wer hat den umprogrammierten Terminator ins Jahr 1973 geschickt, um die 9-jährige Sarah Connor zu beschützen?
2. Wieso altert dieser Terminator innerhalb von elf Jahren (1984) zum Greis, während er von 1984 bis 2017 keine äußerliche Veränderung durchmacht?
3. Wieso ist da plötzlich ein T-1000 im Jahr 1984?
4. Wieso kann eine Zeitlinie ausgelöscht werden, ohne dass die Personen dieser Zeitlinie (etwa John Connor) ebenfalls verschwinden?
5. Woher weiß der John Connor des Jahres 2029 von der SKYNET-Zeitmaschine und zieht auch gleich nach der Eroberung des Feindkomplexes den richtigen Schluss, dass man seine Mutter in der Vergangenheit töten will?
6. Wieso gibt es überhaupt einen John Connor, der bis zum Jahr 2017 noch nicht einmal gezeugt war?
7. Wieso macht man aus dem Terminator einen grinsenden Kasper?
8. Woher kommt am Ende des Films der Terminator, der doch für alle deutlich sichtbar eingeschmolzen wurde? Die Antwort gibt er selbst: "Ich wurde upgegraded!" (Hä?)
Nachtrag: Wenn ein Bus bei hoher Geschwindigkeit zwanzig Meter hoch in die Luft geschleudert wird, sich mehrfach überschlagend auf den Asphalt kracht und dabei in seine Einzelteile zerlegt wird, kann mir keiner erzählen, die Insassen würden dies unbeschadet überstehen. Dieser Film tut es trotzdem; Sarah und Kyle haben nicht einmal einen Kratzer.
Also Fragen 2 - 7 könnte man sich eventuell aus der Geschichte,
und der sich daraus ergebenden vielen Zeitlinien heraus phantasieren.
Allein mit Punkt 1, schießt sich der Film komplett ab.
Punkt 8: Er wurde nicht eingeschmolzen, sondern fiel in die Becken,
wo man bereits mit Nano-Technologie experimentierte.
Das Geblubber über den Zeit-Vortex krieg ich übrigens auch nicht mehr zusammen.
Meinte er damit John Connor oder *kreisch!!!* den Terminator? Sollte letzteres zutreffen: Was soll der Blödsinn?
Wenn Du so weiter machst,
kommst Du nie wieder raus.