Meisterwerk der Frühzeit - Mabuse macht Angst - »Das Testament des Dr. Mabuse«
Meisterwerk der Frühzeit - Mabuse macht Angst
»Das Testament des Dr. Mabuse«
Wer gibt die Anweisungen von Dr. Mabuse weiter? Kann er die geplante Errichtung einer „Herrschaft des Verbrechens“ noch stoppen?
Fritz Lang legte mit DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE den Grundstein für das heutige Genre der Crime- und Mystery-Filme. Der Film wurde von den Nationalsozialisten noch vor seiner Uraufführung 1933 verboten. Die Restaurierung des Films durch die Deutsche Kinemathek entstand in Vorbereitung der großen Retrospektive der Filme Fritz Langs für die Internationalen Filmfestspiele Berlin im Jahr 2001. (1)
Wer sich auf einen Film einlässt, der 1933 entstand, der muss sich einiges gefallen lassen. Als Schreiber dieser Zeilen bin ich es gewohnt alte Filme zu sehen. Bereits in den 80er-Jahren sagten mir Kriminalfilme der 60er-Jahre sehr zu. Damals allerdings eine Zeitspanne von 20-25 Jahren. Heute sind diese Filme allerdings nochmal über 30 Jahre älter. Die Zeit vergeht - und nicht nur das. In dieser Zeit hat sich vom technischen Aspekt her gesehen eine Menge getan. Wenn man dann einen Film der 30er-Jahren heute schauen will - auf was muss man sich da technisch einstellen? Gar nicht auf allzu viele Veränderungen wie ich feststellen musste und die Unterschiede zum Film der 60er-Jahre sind noch marginaler als man glaubt. Aber nur vom Technischen her gesehen. Stilgemäß liegen Welten dazwischen.
Die 30er Jahren waren nämlich vom Stummfilm noch sehr stark geprägt. Das sieht man in vielen Szenen, in denen Fritz Lang Gesichter einfängt und Mimiken einfrieren lässt. "Das Testament des Dr. Mabuse" kommt in vielen Szenen ganz ohne Ton und Wörter aus. Prägnant ist die Eingangsszene, in der sich ein Verbrecher in einem Lagerraum versteckt. Seine Verfolger bemerken ihn, lassen sich jedoch nichts anmerken. Der Verfolgte glaubt sich sicher und flüchtet, während draußen die Meute auf ihn wartet. In einem unerwarteten Moment wird eine Tonne nach ihm geworfen. Er kann ihr ausweichen, doch dann explodiert die Tonne. Erst jetzt kommt Ton ins Spiel. Für die damalige Zeit kann man diese Szene als großartig bezeichnen. Sie zeigt deutlich, dass hier noch mit den Erwartungen des Stummfilms gespielt wird um den Zuschauer letztlich irgendwie zu überraschen. Soviel zur Einleitung.
Während des Films wird Mabuse als stupide und bedrohlicher wirkendes Wesen dargestellt. Die Gefahr, die von ihm ausgeht ist unterschwellig aber jederzeit präsent. Dieser Mabuse ist wie schon Fritz Langs Nosferatu wesentlich monströser, als bei späteren Filmabhandlungen. Mabuse, der in seiner Zelle sitzt und Skizzen und Anleitungen für Verbrecher anfertigt.
2001 wurde das Werk nun restauriert und 2014 digitalisiert. Die nun vorliegende BluRay-Version der Atlas-Film bietet eine ausgezeichnete Bild-Qualität. Die Tonqualität dagegen ist mäßig. Die Edelausgabe bietet aber auch eine DVD-Variante. Warum das so ist, ist ein Geheimnis. Als Bonus bietet die Gesamtausgabe aber vor allem ein umfangreiches Booklet mit detaillierten Hintergrundinfos und Bildern. Die Geschichte des Films und ihres Regisseurs ist dabei das eigentlich Bemerkenswerte. Der Film war 1933 vor der Uraufführung von den Nazis verboten worden. Damals offiziell wegen einer möglichen Bestärkung der Kommunisten durch die Handlung. Man kann sich jedoch leicht denken, dass es im Wesentlichen um Mabuse als Figur selbst geht: Ein wahnsinniger Unhold, der die Welt unterjochen will. Fritz Lang hat eine direkte Anspielung auf die Nazis bestritten. Doch die Parallelen waren selbst den damaligen Machtherren in Berlin zu offensichtlich. Goebbels soll Lang ein Angebot gemacht haben für Deutschland zu arbeiten. Er jedoch ging in die USA. Das ist der Hintergrund zu diesem sehr denkwürdigen und historisch sehr wertvollen Film.
Diesen Film besitzt man und muss man besitzen, nicht nur wenn man Filmfan ist - sondern vor allem wenn einem die Historie interessiert. Als weiteren Bonus liefert die Box das Kinoplakat von damals im verkleinerten Maßstab.
Das Testament des Dr. Mabuse