Gruselige Fernseh-Anthologie - »…und die Alpträume gehen weiter«
Gruselige Fernseh-Anthologie
»…und die Alpträume gehen weiter«
Rod Serling (1924-1975) war ein legendärer US-amerikanischer Autor, Produzent und Schauspieler, der mit seinen Drehbüchern und Moderationen der Mysteryserie „Unglaubliche Geschichten“ (im Original: The Twilight Zone; 1959-1964) Fernsehgeschichte schrieb. In mehr als 150 Schwarz-Weiß-Episoden hatte er sein Publikum darin in die fünfte Dimension entführt und in sich abgeschlossene Geschichten über unerklärliche Phänomene erzählt. „The Twilight Zone“ hat etliche ähnlich gelagerte Serien inspiriert und unzählige Filmemacher in ihrem späteren Schaffen beeinflusst. Serling hob danach noch eine zweite Anthologie-Serie aus der Taufe, die den Titel „Night Gallery“ verpasst bekam, weil es darin stets um das mysteriöse Eigenleben von Gemälden ging, die Moderator Serling in einer unheimlichen Galerie in der Rahmenhandlung vorstellte. Die Serie schaffte es in ihrer Gänze nie nach Deutschland, nur einige wenige Folgen wurden synchronisiert, so auch im Jahr 1987 der dreiteilige Pilotfilm für eine Veröffentlichung auf Video. „…und die Alpträume gehen weiter“ war damals das Profi-Regiedebüt von Steven Spielberg, der die mittlere der drei Geschichten inszenierte.
In der ersten Episode geht es um den skrupellosen Jeremy Evans (Roddy McDowall), der von sich selbst behauptet, das schwarze Schaf der Familie zu sein. Nun hat er sich in der Villa seines steinreichen Erbonkels (George Macready) einquartiert, der nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen und sich kaum mehr bewegen kann. Um an das üppige Vermögen des alten Herrn zu gelangen, schreckt Jeremy auch nicht davor zurück, dem Schicksal auf die Sprünge zu helfen. Die zweite Geschichte handelt von der blinden Claudia Menlo (Joan Crawford), die von Dr. Heatherton (Barry Sullivan) erfahren hat, dass es mittlerweile möglich ist, die Sehnerven eines Menschen auf einen anderen zu transplantieren. Gewissenlos will Menlo die lebenslange Blindheit eines anderen in Kauf nehmen, auch, wenn sie selbst die neu erlangte Sehkraft vermutlich nur für wenige Stunden behalten wird. Der dritte Teil des Pilotfilms handelt von einem Deutschen, der in Südamerika heimisch geworden ist. Eines Tages wird Josef Strobe (Richard Kiley) in einem Museum von einem älteren jüdischen Mann (Sam Jaffe) angesprochen, der in ihm den ehemaligen SS-Gruppenführer des Konzentrationslagers wiedererkannt haben will, in dem er einstmals interniert war.
„…und die Alpträume gehen weiter“ ist insgesamt eher durchschnittliche amerikanische Fernsehunterhaltung, die man lediglich Fans der Darsteller oder Regisseure ans Herz legen kann. Am gelungensten ist Boris Sagals erste Geschichte ausgefallen, da sie eine klassische Gruselgeschichte erzählt und Hauptdarsteller Roddy McDowall mit einer starken Leistung zu punkten versteht. An Steven Spielbergs Episode merkt man die begrenzten finanziellen Mittel der Macher, da hier einige der Effekte recht billig und banal wirken. Spielberg rettet sich ein wenig damit, dass er seine Inszenierung artifiziell verfremdet, aber das Ende der Geschichte wirkt trotzdem ziemlich schal. Die Nazi-Episode ist die längste und leider auch die schlechteste dieser Sammlung. Trotz einer interessanten Grundstory hat man hier nichts aus der Idee gemacht, das meiste wirkt krude und langweilig. Alle drei Geschichten haben mal mehr, mal weniger gelungene ironische Twists, die heute noch den größten Reiz ausmachen dürften. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein sehr gutes Bild (Vollbildformat 1,33:1) und einen stets gut verständlichen Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo), Bonusmaterial ist nicht vorhanden.