Unheimliche Vorahnungen - »Der Schrecken der Medusa«
Unheimliche Vorahnungen
»Der Schrecken der Medusa«
Auf dem Regiestuhl von „The Medusa Touch“, so der Originaltitel des Films, nahm mit Jack Gold (1930-2015) ein Vertreter des britischen Filmrealismus Platz, der kurz zuvor mit „Schlacht in den Wolken“ bewiesen hatte, dass er sowohl namhafte Stars führen als auch aufwändige Actionszenen inszenieren konnte. Nach „Der Schrecken der Medusa“ drehte er fast nur noch fürs Fernsehen, aber auch dort gelangen im Klassiker wie „Der kleine Lord“ mit Alec Guinness, der im deutschen Fernsehen seit Jahren regelmäßig zu Weihnachten ausgestrahlt wird. Vorlage des Films war ein Roman von Peter van Greenaway, nicht zu verwechseln mit dem britischen Filmemacher Peter Greenaway, der damit seinen sicherlich größten kommerziellen Erfolg verbuchen konnte. Hergestellt als britisch-französische Koproduktion, finden sich auch auf der Besetzungsliste von „Der Schrecken der Medusa“ sowohl britische als auch französische Stars, deren Koexistenz in der Handlung mit einem Kriminalistenaustausch zwischen den beiden Ländern begründet wird.
Auf den Schriftsteller John Morlar (Richard Burton) ist in dessen eigener Wohnung ein Mordanschlag verübt worden. Schwer verletzt liegt der Mann daraufhin im Koma, doch sein Gehirn zeigt wider Erwarten noch rege Tätigkeiten. Inspecteur Brunel (Lino Ventura) hat den Fall übertragen bekommen und ermittelt gemeinsam mit seinem britischen Kollegen Sergeant Duff (Michael Byrne) im Londoner Umfeld Morlars. Dabei stößt er bald auf die Psychologin Dr. Zonfeld (Lee Remick), bei der Morlar schon lange in Behandlung war. Sie erzählt Brunel von den Gesprächen mit dem Schriftsteller, in denen er ihr anvertraute, dass er von Kindesbeinen an das Unheil angezogen zu haben scheint. Sowohl seine Eltern als auch sein Kindermädchen und sein Lehrer ereilte unerwartet der Tod, nachdem sie den jungen Morlar durch ihr Handeln erzürnt hatten. Ohne, dass das Kind aktiv in die Dinge eingegriffen hätte, haben sie sich dennoch kurz darauf so ereignet, wie er sie sich in seinen Gedanken erträumt hatte. Dr. Zonfeld berichtet weiter, dass die Serie der Unglücke und Katastrophen auch im Leben des erwachsenen Morlar nicht abgerissen ist. Selbst in dessen katatonischem Zustand im Koma scheint von ihm eine immanente Gefahr auszugehen.
Ein langsam, überaus behutsam aufgebauter Psychothriller mit übersinnlichen Elementen, der selbst kritische Zuschauer geschickt beeinflusst und sich mit der Figur Lino Venturas identifizieren lässt, indem er Grundängste der Menschheit bloßlegt und mit Krimi- und Katastrophenfilmelementen vermischt. Trotz eines überaus verschachtelten Beginns mit zahlreichen Rückblenden entwickelt Jack Gold eine gehörige Spannung, die sich in den letzten Filmminuten sensationell entlädt. Obwohl von der Kritik auch zum Kinostart bereits hoch gelobt, hat es der Film seinerzeit bei uns nicht auf die Leinwand geschafft und wurde 1980 im Fernsehen zum ersten Mal in deutscher Fassung gezeigt (damals unter dem Titel „Die Schrecken der Medusa“). Ebenso unverständlich ist, dass er nie die Bekanntheit erlangte, die diesem spannenden Werk eigentlich hätte zuteilwerden müssen. Nun ist „Der Schrecken der Medusa“ auch bei uns erstmals auf BluRay erhältlich, in einem hübschen Mediabook mit einem 20seitigen Booklet (mit einem Text von Oliver Nöding) und einer zusätzlichen DVD. Das Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) ist für das Alter sehr überzeugend geraten, etliche Details sind auszumachen und die Farben klar und intensiv. Der Ton (Deutsch und Englisch im Linear PCM 2.0 Mono, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) entspricht ebenfalls dem Alter des Films und geht soweit in Ordnung. Als Extras gibt es neben dem Booklet einen Audiokommentar des Regisseurs Jack Gold mit den Filmhistorikern Kim Newman und Stephen Jones, den englischen Trailer, das Featurette „Destroying the Abbey“ (18 Minuten) aus der Entstehungszeit des Films, die deutsche Super-8-Fassung (18 Minuten) sowie eine umfangreiche Bildergalerie
Kommentare
Also WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOLF kenne ich schon und war nicht gerade ein Film, den ich mir unbedingt nochmal antun muss.
LAUTLOS IM WELTRAUM indessen ist einer der wirklich interessanten SF-Klassiker in meinem Filmarchiv. Den sehe ich mir gerne ab und an immer mal wieder an.