Die Rache des Verschmähten - »Hinter den Mauern des Grauens«
Die Rache des Verschmähten
»Hinter den Mauern des Grauens«
Die Universal Studios gelten in den USA als Produktionsfirma mit den ikonografischsten Horrorfiguren. Denn in den frühen 1930er Jahren wurden dort Klassiker der Horrorliteratur in stimmungsvolle Gruselfilme transferiert, von Mary Shelleys „Frankenstein“ mit Boris Karloff über Bram Stokers „Dracula“ mit Bela Lugosi bis hin zu „Der Unsichtbare“ nach H.G. Wells mit Claude Rains in der Titelrolle. Zehn Jahre später war das Genre allerdings auf einem Tiefpunkt angelangt, und erst ab den späten 1950er Jahren wurde es wieder zum Kassenmagneten, als die britischen Hammer-Studios den Universal-Monstern eine Frischzellenkur verpassten und sie in Farbe einer neuen Generation an Kinogängern näherbrachte. „Hinter den Mauern des Grauens“ entstand in der Zeit dazwischen und bleibt in Sachen Popularität und Bekanntheit weit hinter diesen beiden Wellen zurück. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei Joseph Pevneys prominent besetztem Grusler nach einer Kurzgeschichte aus der Feder von Robert Louis Stevenson („The Sire de Maletroit’s Door“, erstmals erschienen 1882) um ein sehenswertes Stück Genrekino, das sich Fans nicht entgehen lassen sollten.
Alain Sire de Maletroit (Charles Laughton) ist ein geknickter alter Mann, der einen perfiden Plan fasst, um seiner gerade 20 Jahre alt gewordenen Nichte Blanche (Sally Forrest) das Leben schwer zu machen. In einer Kneipe bringt er den Lebemann und Frauenheld Denis de Beaulieu (Richard Stapley) in eine verfängliche Situation, die diesen in die Flucht treibt. Maletroits Gehilfen arrangieren alles so, dass Denis auf dem Schloss des Edelmannes mit den finsteren Absichten Zuflucht sucht. Dort findet sich der junge Mann schnell als Gefangener wieder, der mit der jungen Blanche verheiratet werden soll. Obwohl sie sicherlich ein guter Fang wäre, ist Denis anständig genug, die Pläne des Onkels durchkreuzen zu wollen, als er von Blanche erfährt, dass diese eigentlich einen anderen liebt. Gemeinsam mit dem unheimlichen, aber gutherzigen Diener Voltan (Boris Karloff) schmieden die beiden jungen Leute einen Plan, wie sie aus diesem Schloss des Grauens entkommen können.
Ein nettes kleines Gruselmärchen mit einem für Hollywood-Horrorfilme der 50er Jahre sehr typischen Handlungsablauf. In atmosphärischem Schwarzweiß gedreht und mit Charles Laughton in der Hauptrolle exzellent besetzt, ist dieser Film eher ein interessantes Ausstattungsstück mit nervenaufreibendem Finale denn ein handelsüblicher Horrorfilm, zumal auf unheimliche Kreaturen und Fantasyelemente verzichtet wurde. Boris Karloff ist in einer untypischen Rolle zu sehen, in der er sich aber ebenfalls bestens bewähren kann. Joseph Pevneys Inszenierung weist keine Längen auf und lässt das Spannungspotenzial gegen Ende noch einmal gehörig ansteigen. Die BluRay-Erstveröffentlichung erfolgt in der „Classic Chiller Collection“ von Ostalgica in einem limitierten 2er-Amaray-Case im Schuber. Das Bild (im Normalformat 1,37:1) ist gestochen scharf und lässt die Schwarz-Weiß-Aufnahmen in wirkungsvollen Kontrasten erscheinen. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 1.0 Mono; optional mit deutschen und englischen Untertiteln) entspricht den Möglichkeiten der Entstehungszeit und ist stets gut verständlich.
Die zahlreichen Extras bestehen aus einem zwanzigseitigen Booklet, in dem die zugrundeliegende Kurzgeschichte „Die Tür des Sire de Malètroit“ von Robert Louis Stevenson komplett auf Deutsch nachzulesen ist. Die englische Variante ist als Audio-Hörbuch auf der BluRay enthalten.
Hier finden sich darüber hinaus noch ein Audiokommentar von Lars Johansen und Marco Koch, ein Video-Essay zum Film von Lars Johansen (24 Minuten), der englische Trailer zum Film sowie eine sehr umfangreiche Bildergalerie (mit weit über 100 Motiven).
Eine zusätzlichen Audio-CD mit dem 72minütigen Hörspiel „Blutgericht der Insekten“ von A.F. Morland, bei dem u.a. die prominenten Synchronsprecher David Nathan, Friedrich Schoenfelder, Cathlen Gawlich und Christian Rode mitgewirkt haben, rundet den gruseligen Genuss dieser Veröffentlichung ab.