Nachhilfe in Sachen Liebe - »Die Reise auf den Mond«
Nachhilfe in Sachen Liebe
»Die Reise auf den Mond«
Viele dieser ungewöhnlicheren und oftmals auch unbekannteren musikalischen Auftritte Heinz Erhardts sind in den letzten Jahren im Label Pidax auf DVD veröffentlicht worden. Dazu zählen der Revuefilm „Doddy und die Musketiere“, in dem er lediglich einen Kurzauftritt hat, und die Paul-Lincke-Operette „Frau Luna“, in der Erhardt neben vielen weiteren beliebten Stars glänzt und Titel wie „Gespenster am Fenster“ und „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“ zum Besten geben darf. Glanzpunkt ist vielleicht die Veröffentlichung von Erhardts letztem Auftritt vor einer Kamera in „Noch `ne Oper!“, der stargespickten Adaption seiner schon vier Jahrzehnte zuvor ersonnenen Opern-Parodie. Nun folgt mit „Die Reise auf den Mond“ eine weitere Operettenverfilmung (wie „Doddy“ und „Frau Luna“ übrigens ebenfalls aus dem Jahr 1964, in dem Erhardt auch noch einen Auftritt in der Johann-Strauß-Operette „Die Fledermaus“ absolvieren sollte!), in der Erhardt wieder eine wichtige Rolle spielt, die ihm auch reichlich Gelegenheit bietet, seinen typischen Humor einfließen zu lassen.
Königssohn Prinz Caprice (Gerard Clair) hat bereits die ganze Welt bereist, aber noch immer nicht gefunden, nach was er gesucht hat. Eine Reise zum Mond wäre etwas, was Caprice noch begeistern könnte. So wird von seinem Vater, König Vlan IV. (Mathieu Ahlersmeyer), der Gelehrte und Staatsminister Mikroskop (Heinz Erhardt) beauftragt, einen Weg zu finden, auf den Mond zu reisen. Mikroskop konstruiert eine begehbare Granate, die mit Hilfe von Schießpulver auf den Mond geschossen werden soll. Da die Skrupel überwiegen, machen sich alle drei Männer gemeinsam auf den Weg zum Erdtrabanten. Der ist entgegen der bisherigen Annahmen doch bevölkert. Es regiert der Mondkönig Cosmos (Hans Leibelt), der nicht nur eine reizende Tochter, Fantasia (Stina-Britta Melander), hat, die alsbald Caprices Herz erobert, sondern auch eine hübsche Gattin, Popotte (Rosl Zapf), in die sich der Gelehrte verguckt. Doch leider hat man auf dem Mond noch nie etwas von Liebe gehört, Kinder wurden bisher stets auf der Mondrückseite bestellt und von dort angeliefert. Aber im Reisegepäck des Erden-Trios finden sich noch Äpfel, die unter religiösen Gesichtspunkten bereits bei der Evolution der Menschheit eine wichtige Rolle gespielt haben.
Ulrich Erfuhrts Fernsehadaption der Operette „Le voyage dans la lune“ von Jacques Offenbach spielt in gemalten, stilisierten Bühnenkulissen von Karl Gröning und ist mit einfach gefertigten Animationen von Frans Haacken durchsetzt, was beides mittlerweile etwas billig und veraltet wirkt. Die Besetzung kann sich indes sehen lassen, denn neben Erhardt sind hier einige renommierte Opernsänger der Zeit zu bewundern, die für den musikalischen Feinschliff sorgen. Auch Erhardt hat eine professionelle Gesangsstimme (die von Kurt Marschner) verpasst bekommen, worauf er in einem witzigen Beiseitesprechen (was seine Figur in diesem Film ohnehin häufig tut) sogar explizit hinweist.
Insgesamt also eine lohnenswerte Ausgrabung für Operettenliebhaber und eingefleischte Erhardt-Fans und -Komplettisten. Das Bild (im schwarz-weißen Vollbildformat 1,33:1) ist in Ordnung, ebenso der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0). Extras sind keine vorhanden.