Der große Rattenschwindel - »Maurice der Kater«
Der große Rattenschwindel
»Maurice der Kater«
Terry Pratchett (1948-2015) war das für das Genre der Fantasyliteratur, was Douglas Adams (1952-2001; „Per Anhalter durch die Galaxis“) für die Science-Fiction-Literatur bedeutete. Beide krempelten das jeweilige Genre auf links, versetzten es mit einem zutiefst schwarzen und typisch britischen Humor, und konnten sich damit weltweit eine Leserschaft im Millionenbereich erobern. Verfilmungen der übersprudelnden Ideen beider Autoren waren immer ein wenig problematisch, sind in den vergangenen Jahren dank sich stetig verbessernder Computeranimationen aber machbarer geworden. Ab den 1990er Jahren versuchte man sich beim britischen Fernsehen auch an Terry-Pratchett-Adaptionen. Am bekanntesten dürften dabei die „Scheibenwelt“-Roman-Verfilmungen sein, die von 2006 bis 2010 jeweils als ein- bzw. zweiteilige Fernsehfilme für Sky One entstanden: „Hogfather – Schaurige Weihnachten“, „Color of Magic“ und „Going Postal“. Auch die Geschehnisse in „Maurice der Kater“ gehören offiziell zu Pratchetts „Scheibenwelt“-Zyklus (veröffentlicht wurden sie als 28. Roman der Reihe), sind aber im Gegensatz zu den anderen Geschichten auf dem Rücken der durchs Universum fliegenden Riesenschildkröte dezidiert für ein jüngeres Publikum konzipiert. Für das beste Kinderbuch des Jahres wurde Terry Pratchett dafür im Jahr 2001 mit der Carnegie-Medaille ausgezeichnet, dem bis dato wichtigsten Buchpreis, den der Autor entgegennehmen konnte.
Keith (in der deutschen Fassung gesprochen von Jerry Hoffmann) ist ein cleverer Rattenfänger, der sich mit dem sprechenden Kater Maurice (Bastian Pastewka) und einer ganzen Horde sprechender Ratten zusammengetan hat, um den ahnungslosen Menschen das Geld aus den Taschen zu ziehen. Gemeinsam zieht die bunte Truppe von Dorf zu Dorf, inszeniert zunächst eine Rattenplage, die dann durch Maurice und Keith beseitigt wird. Gemeinsam mit den intelligenten Ratten teilen sie sich anschließend den Gewinn. Als sie nach Bad Blintz gelangen, gestaltet sich die Situation aber als äußerst schwierig. Ratten scheint es dort kaum mehr zu geben, aber auch sämtliche Lebensmittel sind erschreckend rar geworden. Malicia (Gabrielle Pietermann), die Tochter des Bürgermeisters (Volker Hanisch), kommt schon schnell hinter das Geheimnis der neu angekommenen Hochstapler. Da sie in der Stadt aber ein weit größeres Verbrechen wittert, will Malicia gemeinsam mit Maurice, Keith und deren Rattenfreunden versuchen, hinter die unlauteren Machenschaften der hiesigen Rattenfänger Billy (Patrick Back) und Ron (Tetje Mierendorf) und ihrem sinistren Boss (Thomas Rauscher) zu kommen. Dabei stürzen sich die neuen Freunde in ein großes Abenteuer, das für alle Beteiligten überaus gefährlich werden könnte…
Schon in den ersten Minuten des Films wird klar, wie ungewöhnlich die Geschichte von Terry Pratchett ersonnen wurde. Eine Rahmenhandlung um eine Beatrix-Potter-ähnliche Geschichte mit dem Hasen Herr Schlappohr wird auch im Dialog als solche kenntlich gemacht. Immer wieder im Verlauf der Handlung kommt es zu direkten Ansprachen an das Publikum, in denen Erzählmechanismen und Märchenklischees aufgezeigt und damit ironisch gebrochen wird. Das setzt sich auch in der Visualisierung des Animationsfilms fort, wenn Maurice schließlich über die vermeintliche Kamera springt, die das Geschehen einfängt. Darüber hinaus sind natürlich etliche Anspielungen auf das von den Gebrüdern Grimm niedergeschriebene Märchen „Der Rattenfänger von Hameln“ vorhanden, und auch die „Scheibenwelt“ wird immer mal wieder zitiert, sei es durch das Auftreten von Tod (Wolf Frass) oder durch ein an der Wand hängendes Gemälde der fliegenden Riesenschildkröte. Insgesamt vielleicht nicht ganz so böse wie andere Pratchett-Geschichten, aber weit mehr als ein herkömmlicher Kinderfilm, da etliche der selbstreferenziellen Elemente und popkulturellen Anspielungen einem allzu jungen Publikum sicherlich entgehen dürften.
Die BluRay-Erstveröffentlichung von „Maurice der Kater“ bietet natürlich ein exzellentes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1). Der Ton hingegen (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 5.1 sowie als deutsche Audiodeskriptionsfassung im DTS HD Master Audio 2.0 Stereo, optional mit deutschen Untertiteln für Hörgeschädigte) ist zumindest in der deutschen Synchronfassung etwas mau abgemischt, da die Sprache immer deutlich zu laut ist und sämtliche Geräusche und Musik zu sehr in den Hintergrund drängt. Als Extras gibt es ein Making-Of (6 Minuten), ein Mini Making-Of (10 Minuten), die Specials „Das Rattenquiz“ (3 Minuten), „Rattenarten“ (2 Minuten), ein Blick hinter die Kulissen mit Bastian Pastewka (7 Minuten), Janin Ullmann (8 Minuten) und Jerry Hoffmann (8 Minuten), die Features „Bastian Pastewka über seine Rolle als Kater Maurice“ (13 Minuten) und „Janin Ullmann über ihre Rolle als Ratte Nahrhaft“ (6 Minuten) sowie den Trailer zum Film.