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Alfred Wallons Rio Concho - Teil 7: Todesmarsch

Al wallons Rio ConchoAlfred Wallons Rio Concho
Eine historische Western-Serie
(Teil 7: Todesmarsch)

7.1 Canyon der Götter
„Sie waren sehr wütend. Natürlich verlangten sie Gerechtigkeit von den Soldaten, aber man schlug ihnen die Tore des Forts vor der Nase zu. Als ein Navaho mit Gewalt eindringen wollte, schoss ihn ein Soldat nieder. Das war der Moment, in dem das Blutbad begann. Die Navahos, ihre Frauen und Kinder rannten in alle Richtungen davon, während die Soldaten das Feuer auf sie eröffneten ...“ (1)

Canyon der Götter1863. Kit Carson kehrt nach zwei Jahren aus dem Bürgerkrieg nach Taos, New Mexico, zurück. Er ist des Kämpfens müde und freut sich auf seine Frau und seine Arbeit als Indianerbeauftragter.

Bevor er damals als Freiwilliger in den Krieg zog, hatte er es geschafft, Frieden zwischen Roten, Mexikanern und Weißen zu stiften. Manuelito, der Häuptling der Navahos, war sein Freund.
 
Doch jetzt hatte sich alles verändert. Eine bewusste Provokation durch die Soldaten von Fort Wingate führte zu einem Massaker an den Indianern, dem auch viele Frauen, Kinder und Alte zum Opfer fielen. Daraufhin zogen sich die Navahos in die Berge, in den Canyon de Chelly, zurück und kämpfen nun mit allen Mitteln um ihr Überleben.

Fort Wingate wird mittlerweile von General James E. Carleton kommandiert, der nun gnadenlos die neue Politik der Regierung durchzusetzen beginnt. Diese neue Politik sieht keinen Frieden mit den Indianern vor, sondern Unterwerfung und Umsiedelung in das Reservat Bosque Redondo.
Entgegen seiner Überzeugung bleibt Kit Carson beim Militär. Er nimmt sogar den Auftrag an, mit Manuelito zu reden und die Navahos zur Aufgabe zu bewegen. Er hofft, dadurch weiteres Blutvergießen zu verhindern und den Indianern das Überleben zu sichern.

IlluDoch die Begegnung mit Manuelito verläuft anders als geplant. Kit Carson erkennt den Freund nicht wieder, der von Frieden nun nichts mehr wissen will. Offenbar steckt Nahato, der Schamane des Stammes, dahinter, der einen Krieg mit den Weißen scheinbar für seine Zwecke nutzen will. Als der Häuptling dann auch noch die Freundschaft aufkündigt, sieht sich Kit Carson gezwungen, andere Wege zu gehen.

Noch immer möchte Carson einen direkten Kampf vermeiden. Deshalb beginnt er, die Nahrungsvorräte der Navaho zu vernichten. Diese Maßnahme stößt bei allen Beteiligten auf Unverständnis. General Carleton geht es nicht schnell genug. Und die Freunde Kit Carsons können nicht verstehen, wie er so grausam gegen seine einstigen Freunde vorgehen kann. Allen voran kritisiert ihn Judd, der Sohn des Texas Rangers Amos Calhoun, der sich mit seiner Frau Rosita und seinem dreijährigen Sohn Travis eine kleine Farm im Indianerland aufgebaut hat. Es kommt sogar zum - vorläufigen - Bruch mit Kit Carson.

Doch die Gewalt eskaliert weiter. Hilflos muss Kit Carson mit ansehen, wie General Carleton alle Regeln der Menschlichkeit missachtet und mit brutaler Grausamkeit gegen die Indianer vorgeht. Und die Navahos schlagen mit aller Härte zurück in diesem aussichtslosen Kampf gegen die Weißen.

Als Manuelito Judd Calhouns Sohn Travis entführt, um ihn seinen Göttern zu opfern, muss sich Kit Carson entscheiden ...
„Judd Calhoun und seine Familie hatten noch einmal Glück gehabt. Aber die nächsten Wochen würden für Kit Carson und alle Beteiligten noch einmal sehr hart werden. Denn es existierte nach wie vor der Beschluss der Arme - und der Untergang der Navahos war nicht mehr aufzuhalten. Kit konnte nur eins tun. Nämlich dafür sorgen, dass es so wenig wie möglich Opfer auf beiden Seiten gab.“ (2)
„Canyon der Götter“ ist ein hervorragender Indianerroman. Ausgezeichnet recherchiert kann der Western von Beginn an überzeugen. Eine spannende Handlung und eine gute Charakterführung zeichnet den Roman aus.

„Canyon der Götter“ zeigt Alfred Wallons besondere Stärke: die ausgewogene und ehrliche Beschreibung des Kampfes zwischen Roten und Weißen. Doch ist auch ganz klar, wem seine Sympathien gelten im vorliegenden Western, nämlich den Indianern, den Navahos.
Alfred Wallons Indianerromane gehören zu den besten Büchern der Rio Concho-Reihe.

Navaho Boy7.2 Melanie Brosowski: Todesmarsch
„Dunkelheit hatte sich über das Land gesenkt. Die Nacht hüllte Arizona in einen Mantel aus Kälte und Schwärze und vermochte dadurch dennoch nicht das Leid zu verdecken, das in dem Gefangenenlager nahe Fort Defiance herrschte. Morgen würde der lange Marsch beginnen. Hweeldi, oder Bosque Redondo, was so viel wie 'rundes Wäldchen' bedeutete, hieß ihr Ziel. Kaum jemand wagte es, den Namen des Reservats auszusprechen. Was sie dort erwartete, wusste niemand. Aber manchmal hörte er die Soldaten darüber sprechen: ein Stück Land im östlichen New Mexiko. Fernab ihrer Heimat, ihrem und dem Land ihrer Vorfahren ...“ (3)
Viele Navahos hatten sich ergeben, in der Hoffnung, am Leben zu bleiben. Andere wurden überwältigt. Sie alle wurden zusammengepfercht im Gefangenenlager nahe Fort Defiance, bewacht von der US-Kavallerie. Niemand nahm hier Rücksicht auf Frauen, Kinder, Alte und Kranke. Die Nahrungsmittel waren knapp und die Soldaten ahndeten Fehlverhalten mit gnadenloser Härte.

Während Manuelito und einige Krieger weiterhin in den Bergen lebten und die Weißen bekämpften, warteten die Navahos hier auf den langen Marsch in die Reservation Bosque Redondo, im Süden New Mexikos.

Unter ihnen ist auch das junge Halbblut Ashkii, der von seiner Mutter verachtet wird. Denn er ist die sichtbare Frucht einer brutalen Vergewaltigung durch einen Weißen. Auch die anderen Navahos schenken ihm kaum Beachtung, ist er doch nicht wirklich einer von ihnen. Aber Ashkii sieht sich als Dine, wie sich die Navahos selbst nennen, denn er hasst die Weißen, allen voran den Indianeragenten Kit Carson, den er für diesen Vernichtungsfeldzug gegen sein Volk verantwortlich macht.

Kit Carson und der Texas Ranger Amos Calhoun begleiten die 340 Navahos auf ihrem 400 Meilen langen Weg. Doch der Indianeragent ist von Anfang an machtlos gegen die unmenschliche Behandlung und die Gewalttätigkeit der Soldaten. Weiterhin machen mangelhafte Ernährung und der einbrechende Winter den langen Marsch zu einer einzigen Qual für die Navahos.

Als sein Vater an Erschöpfung stirbt und sich seine Mutter daraufhin umbringt, beschließt Ashkii zu fliehen. Er beschmiert sich mit Blut, legt sich zwischen seine Eltern und stellt sich tot. Stunden später wagt er es endlich, sich zu bewegen.

IlluDoch wohin soll er gehen? Ashkii beginnt sich durchzuschlagen. Er hält sich mit Diebstählen über Wasser. Bis er schließlich von einem Cowboy in einer Weidehütte gefangen genommen wird.

Aber Ashkii hat Glück. Er ist auf der Ranch von Larry Stone, einem Freund der Indianer. Zum ersten Mal erfährt der junge Mann Freundlichkeit und Hilfe von einem Weißen. Stone gibt ihm Arbeit und bildet ihn zum Cowboy aus.

Ashkii nennt sich nun Ashton Kelly. Doch er kann die Grausamkeiten, die die Weißen seinem Volk angetan haben, nicht vergessen. Und vor allen Dingen einen Mann nicht: Kit Carson, den er für alles verantwortlich macht.

Ashton führt nun kein einfaches, aber dennoch ein gutes Leben. Bis zu dem Tag, als er Kit Carson wieder begegnet ...
„Ein leichter Wind kam auf und er spürte ihn in seinem Gesicht. Nilch'I, der Wind, der den Atem gab. Der Wind, der alle erschaffen hatte. Der Wind, der allen Dine innewohnte, bis sie starben. Chahaheel, die Dunkelheit, senkte sich über ihn herab. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper und er lag still.“ (4)
Die 1979 geborene Schriftstellerin Melanie Brosowski ist nach R. L. Stone die zweite Gastautorin der Serie. Bisher sind von ihr der Auswandererroman „Ferner als der Horizont“, die Gamblergeschichte „Im Strom des Mississippi“ und eine Westernserie um Johnny Ringo erschienen. (Ein ausführliches Interview hier.)

Der letzte Mountain Man„Todesmarsch“ ist ein hervorragender und ganz wunderbarer Indianerroman und eine direkte Fortsetzung zu „Canyon der Götter“.

Melanie Brosowski ist eine überaus kenntnisreiche Autorin, deren Wissen den Roman bereichert und uns die Gedanken- und Lebenswelt der Navahos sehr nahebringt.

„Todesmarsch“ ist spannend und sehr einfühlsam erzählt. Der Western hat mich beim Lesen tief berührt. Denn er rief Zorn, Freude und Melancholie herauf.
Bleibt zu hoffen, dass Melanie Brosowski noch weitere Romane zum Rio Concho-Kosmos beiträgt und auch andere Western aus ihrer Feder einen Verleger finden.

„Todesmarsch“ kann ich uneingeschränkt empfehlen. Jeder Westernfan sollte ihn gelesen haben.

Bibliografie:

Alfred Wallon & Melanie Brosowski: Todesmarsch, historischer Western, Mohlberg Verlag 2011, ISBN: 978-3-942079-17-4, Preis: 14,90€

Zitate:
  • (1)    Alfred Wallon & Melanie Brosowski: Todesmarsch Seite 13
  • (2)    ebenda Seite 96
  • (3)    ebenda Seite 99
  • (4)    ebenda Seite 173

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