Hörspiel sichtbar gemacht - »Ja uff erstmal! – Winnetou unter Comedy-Geiern«
Hörspiel sichtbar gemacht
»Ja uff erstmal! – Winnetou unter Comedy-Geiern«
Schon der Titel „Ja uff erstmal!“ lässt dabei erkennen, dass diese Version der May‘schen Wild-West-Geschichten stark unter dem Einfluss des Stand-Up-Comedians Rüdiger Hoffmann steht, dessen Catchphrases „Ja, hallo erstmal…“ oder „Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wussten“ hier in abgewandelter Form immer mal wieder zum Einsatz kommen. Immerhin ist Hoffmann hier in der Rolle des Apachen-Häuptlings Winnetou zu sehen! Zu den anderen „Comedy-Geiern“, die sich hier ein Stelldichein geben, gehören Dirk Bach und Hella von Sinnen, Till & Obel (alias Till Hoheneder und Andreas Obering), der mit der Figur des Essener Rentners Herbert Knebel bekannt gewordene Uwe Lyko, die „Sieben Tage, sieben Köpfe“-Stammgäste Mike Krüger und Bernd Stelter, Improvisationstalent Bastian Pastewka und die Comedy-Urgesteine Frank Zander und Jürgen von der Lippe. Letzterer war auch derjenige, der die Idee zu dieser ungewöhnlichen Comedy-Produktion hatte und der diese mit großem Respekt vor der geschriebenen Vorlage und den Hörspielen seiner Kindheit zum Erfolg führen sollte.
Als „Greenhorn“ kommt der deutsche Schriftsteller Karl (May), genannt Charly (Jürgen von der Lippe), nach Amerika, wo er seiner Abenteuerlust nachgehen und Ideen für künftige Romane sammeln will. Mr. Henry (Andreas Obering), ein Büchsenmacher, dient ihm in St. Louis als erster Unterstützer und Lehrmeister. Kurz danach macht Charly die Bekanntschaft mit dem skurrilen Eigenbrötler Sam Hawkens (Uwe Lyko), der ihn ebenfalls unter seine Fittiche nimmt, aber schon bald feststellen muss, dass er seinem Lehrling gar nicht mehr viel beibringen kann. Er gibt ihm aufgrund seiner zielsicheren Schüsse und seiner durchschlagenden Faust den Spitznamen „Old Shatterhand“, der diesem dann vorauseilen wird. In seiner Funktion als Landvermesser für die Eisenbahngesellschaft begegnet Charly kurz darauf dem Häuptling des Indianerstammes der Apachen, Intschu-Tschuna (Mike Krüger), und dessen edlem Sohn Winnetou (Rüdiger Hoffmann). Die Männer freunden sich miteinander an, auch wenn Charlys offizieller Auftrag dieser Verbindung zunächst im Wege steht. Auch Winnetous Schwester Nscho-tschi (Hella von Sinnen) ist von Shatterhands Edelmut und Talenten fasziniert und erwägt, den Deutschen sogar zu ehelichen. Für Ärger sorgen aber immer wieder der skrupellose Klaus Santer (Bernd Stelter) und Kiowa-Häuptling Tangua (Frank Zander), dessen Sohn Pida (Dirk Bach) allerdings Shatterhands Gerechtigkeitssinn erkennt und ebenfalls zu dessen Freund wird.
Die gesamte Produktion „Ja uff erstmal! Winnetou unter Comedy-Geiern“ dürfte in der deutschen Medienlandschaft recht einmalig sein. Parallel wurde sowohl für den WDR-Hörfunk als auch für das Fernsehen produziert. So sind die sieben knapp einstündigen Folgen (Gesamtlaufzeit: 352 Minuten) in erster Linie eine Hörspielproduktion, die auch mit der Kamera eingefangen wurde. Aus diesem Grund hat man das Tonstudio mit einigen Dekorationen aufgepeppt und den Darstellern mitunter Perücken und Hüte aufgesetzt. Im Großen und Ganzen stehen diese aber in ihrer Alltagskleidung vor dem Mikrofon und lesen ihre Texte von Blättern ab. Um Eintönigkeit zu vermeiden, gibt es mehrere Kameras, die das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven einfangen, und auch immer wieder Schnitte auf den Regisseur Klaudi Fröhlich („Plattenküche“, „Donnerlippchen“) oder den Geräuschemacher Mel Kutbay („Das Boot“, „Der Name der Rose“).
Die Texte von Karl May hat man dabei weitgehend im Original belassen, der Humor entsteht in erster Linie aus den eigenwilligen Auftritten der Darsteller. Rüdiger Hoffmann beispielsweise interpretiert seinen Winnetou auf die von ihm gewohnte, überschwänglich-flapsige Weise, während insbesondere Till & Obel mit ihrer Vielseitigkeit in zahlreichen kleinen Rollen gefallen. Ansonsten sprechen die Comedians in den unterschiedlichsten Dialekten – mal Kölsch, mal Berlinerisch, mal Schwäbisch, mal Bairisch. Oder Mike Krüger legt eine Figur im Duktus von Boris Becker an. Wie witzig das mitunter wird, erkennt man auch an einigen Versprechern oder Lachern der Beteiligten, die auch aus der Endfassung nicht herausgeschnitten wurden. Eine insgesamt spaßige Interpretation der klassischen Geschichten, die sich dennoch respektvoll vor Karl May verbeugt. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert die sieben im Jahr 2000 erstmals ausgestrahlten Folgen auf zwei DVDs mit einem sehr guten Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das nur sehr selten einige Digitalartefakte aufweist. Der deutsche Originalton liegt leider nur in Dolby Digital 2.0 vor, obwohl seinerzeit mit Surroundton aufgezeichnet wurde. Als Extra ist das Special „Making-of…wie alles begann“ (29 Minuten) mit aufgespielt, das einige Hintergrundinformationen zur Entstehung liefert
Kommentare
Ich fand es albern, dumm, unangenehm, ärgerlich.
Bei der Sterbeszene Winnetous gibt es nichts zu lachen. Sterben ist nicht komisch.
Man verrate die Helden seiner Kindheit nicht, äußerte von der Lippe in Zusammenhang mit diesem Programm. Genau das ist da aber geschehen.
Und an der ganzen anderen Herumalberei in Sachen May fand ich nichts auch nur ansatzweise komisch ...
Sei froh drüber, Du hast da mit Sicherheit nichts verpaßt!
Mit einer Ausnahme!!! Rüdiger Hoffmann versaut mit klamottigen Darstellung die ganze Produktion. Er hat nun gar nichts mit Ironie am Hut, Winnetou als unerträgliche Knallcharge, die alles ins Lächerliche zieht; unverständlich dass die Verantwortlichen dies zuließen. Wie treffend zechnet dagegen Uwe Lyko den Sam Hawkins und auch Jürgen von der Lippes Old Shatterhand besticht mit feinem Humor (finde ich). Für Rüdiger Hoffmann allerdings ein lautstarkes BUH!!!
Ich finde das tatsächlich immer noch stellenweise sehr komisch, aber als Winnetou kann ich ihn mir auch nicht vorstellen.
Ich zitiere immer noch oft ein paar seiner Klassiker:
"Sempf... also das sagt mir jetzt gar nichts...
Senf, ja das kenne ich..."