Aufkleber gegen Amazon: Wirklich nötig?
Aufkleber gegen Amazon:
Wirklich nötig?
Nun ist Amazon nicht der erste und einzige Anbieter von Flatrates für eBooks, aber sicherlich werden es Alternativen schwer haben. Es sei denn die Macher vom Tolino ziehen demnächst mal nach. Und ob man Amazon nun mag oder nicht: Die Firma macht es ihren Nutzern halt wieder etwas bequemer als die Onleihe der öffentlichen Bibliothek. Vermutlich wird man bei Amazon sogar - schockierend - die Möglichkeit haben dass mehrere Nutzer ein Buch zeitgleich ausleihen können! Im Gegensatz zur Onleihe.
Da sich das Flatrate-Modell schon seit mehreren Monaten ankündigte - vor allem seit es in den USA startete war es nun absehbar, dass Amazon damit auch nach Deutschland kommt - fragt sich was die Buchbranche an innovativen Konzepten zu bieten hat. Einige davon wird man bestimmt auf der Buchmesse in Frankfurt dieser Tage zu sehen bekommen, ein Konzept hingegen erregt momentan die Gemüter: Die Essener Buchhandlung Proust hat Aufkleber hergestellt, auf denen klar zu lesen ist: Dieses Buch ist nicht bei Amazon gekauft worden. Die Reaktionen der Fachmagazine sind wie zu erwarten positiv, die Reaktionen der sogenannten Netzgemeinde eher nicht so toll. Ich frage mich wiederum: Wer in aller Welt verschandelt denn bitte seine Bücher nach dem Kauf derart, dass er noch Aufkleber draufpackt um kundzutun er habe nicht bei Amazon gekauft? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man diese Aufkleber auf Küchengeräte, Rasierer, Elektrozubehör oder ähnliches draufpappt, die man im lokalen Handel erworben hat.
Falls jemand jetzt mutmaßt, ich würde meine Bücher generell nur bei Amazon bestellen - nein, tue ich nicht. Mein Buchhändler um die Ecke liefert auch kostenfrei per Post und auf Rechnung. Das ist jetzt also nicht der Punkt der mich persönlich an solchen Aktionen nervt. Der Buchhändler um die Ecke möge lange leben! Aber jedes Mal wenn so was wie "Achtung Buch" oder diese Aufkleber gestartet werden frage ich mich: Ist das nicht irgendwie das falsche Ende des Angriffs? Bei Aufklebern kann ich das noch als "och, wie süss" abhaken - und natürlich ist das geschickt wenn man Homepage und Facebookseite auf die Aufkleber draufpappt, das ist exakt gutes Marketing - aber während es in Köln Ansätze gibt, dass Bücher auch nach Ladenöffnungszeiten abgeholt werden können - und man damit das bietet, was Amazon auch den Kunden bietet, es nennt sich Service - sind diese kurzfristigen Aufkleber und diese Kampagnen ja eher nur an die gerichtet, die schon eh in Buchläden kaufen. Ich glaube nicht, dass ein überzeugter Besteller von Amazon sich dazu verleiten lässt ein Buch in einer Buchhandlung zu kaufen nur weil er den Aufkleber gesehen hat. Ebenso wie es natürlich keinen großen Sinn hat groß für "Achtung Buch" innerhalb der Buchhandlung zu werben. Weil die Leute, die die Botschaft vom Buch erreichen soll schon längst genau vor Ort sind.
So nett und niedlich Aufkleber auch sind, ob sie was bewirken können ist fraglich. Momentan gönne ich Proust in Essen den Wirbel, aber auf längere Sicht gesehen braucht der Buchhandel vor Ort neue Konzepte. Er braucht etwas, was er dem Internet entgegensetzen kann. Schauen wir mal ob die Frankfurter Buchmesse dieser Tage da innovative und gute Konzepte zu bieten hat. Es wäre zu hoffen.
Kommentare
"... aber auf längere Sicht gesehen braucht der Buchhandel vor Ort neue Konzepte. Er braucht etwas, was er dem Internet entgegensetzen kann."
Wahre Worte! Was bisher so an Anstrengungen besteht, um Kunden in den Laden zu kriegen, wirkt hilflos und teilweise sogar abschreckend.
Holt man sich einen Bibliotheksausweis, zahlt man 20 Euro im Jahr. Bei Amazon zahlt man für die gleiche Leistung 120.
Ist ein Schnäppchen. Wer da nicht rechnet, ist es selbst schuld. Es gibt nun mal kein kostenloses Mittagessen.
Viel ärgerlicher als Kunde, weil man sich da mal wieder verarscht vorkommt, ist Amazon Instant Video. Da locken sie einen mit der Prime-Mitgliedschaft, zig aktuelle Serien zum Nulltarif ansehen zu können. Hat man gerade eine Staffelbox für die meist üblichen überzogenen deutschen Preise gekauft, kann man sich das jetzt umsonst ansehen. Dagegen dürften potenzielle Einbußen beim Buchverkauf durch die Flatrate ein Fliegenschiss sein. (Okay, ewig wird der Nulltarif auch nicht dauern, aber sieht man sich alle Staffeln Breaking Bad an, hat man die Prime-Mitgliedschaft schon wieder raus.)
Solche Aufkleber-Aktionen sind albern. Das erobert die verbrannte Erde auch nicht zurück, die Unternehmungen wie Thalia und Weltbild hinterlassen haben, weil sie so viele selbstständige Fachunternehmen ins Aus gedrängt haben.
Also mal wieder viel Lärm um nichts.
Toll ist das noch nicht. Wenigstens haben sie die 18er Frage geklärt. Man kann sich freischalten lassen.
Vielleicht schreibt ja mal einer einen Artikel über die Ära der Videothek, die keine 40 Jahre gedauert hat.
lasst uns diesen Diskussionen endlich das Gebaren von Amazon gegenüber seiner Arbeiter endlich außen vor. Ich war beruflich bei Audi, da können sich die Arbeiter von Amazon doch noch glücklich schätzen. Ich selbst bin bei einer öffentlich rechtlichen Anstalt beschäftigt. Da darf ich nur sagen, was bei Amazon arbeitstechnsich abgeht, ist am Arbeitsmarkt vollkommen normal.
Also bitte, bitte die Arbeitsbedingungen bei dieser Diskussion unbedingt raus halten. Denn Amazon ist kein Engel, aber das sind alle anderen Großfirmen noch weniger.
Bei der Prime-Ausleihe hat der Verlag die Möglichkeit, beim Einstellen des eBooks via KDP, die Ausleihe des Buches zu erlauben - unabhängig davon, ob das eBook noch auf einer anderen Plattform (z.B. beam-ebooks.de) angeboten wird!
Bei der Amazon Flatrate werden nur die eBooks angeboten, die EXCLUSIV über Amazon vertrieben werden - also am Amazon KDP-SELECT-Programm teilnehmen. Dies ist beispielsweise der Grund, dass unsere Hugh-Walker-Reihe nicht bei "Kindle-Unlimited" gelistet wird (also nur für Prime-Kunden auszuleihen ist).