Action = Gewalt?
Action = Gewalt?
Stimmt diese Gleichung?
"Die Geschichte war ja ganz okay. Aber mir war da einfach zu wenig Action. Hab doch mal den Mut und bring mal 'ne seitenlange Schießerei und 'ne kleine Explosion mit ein paar Todesopfern. Dann wär das ein richtig guter Band!"
Moment!
Action = Schiesserei, Explosion und Tote? War das so einfach? Früher gab es doch mal diese Actionfilme! Die standen für halsbrecherische Stunts, wilde Verfolgungsjagden und meist unblutige Prügeleien. Im Zeitalter der multimedialen Gesellschaft hat der Begriff auch Eingang in andere Bereiche gefunden. Schon seit Jahren gibt es PC-Spiele mit dem Zusatz Action, z.B. Action-Adventures, Action-Rollenspiele oder Sci-Fi-Action. Meist ist der Zusatz ein Zeichen dafür, dass der Spieler innerhalb eines eigentlich feststehenden Genres besonders gefordert wird und Echzeitkämpfe bestreiten muss. Es kann aber durchaus auch um die halsbrecherische Steuerung eines Sportwagens durch einen Stadtparkcours gehen.
Ego-Shooter sind übrigens nicht damit gemeint. Und natürlich hat der Begriff auch den Weg in die Heftromanszene gefunden, spätestens seit man sich bei PR zu PR-Action als Ersatz für die Atlan-Reihe entschieden hat.
Schon Jochen Adam, ein bekennender Action-Fan, hat unlängst hier im Zauberspiegel festgestellt, dass Action z.B. auch für Verfolgungsjagden oder sportliche Wettkämpfe stehen kann. Auch Christian Montillon hat darauf hingewiesen, dass man bei PRA Action längst nicht mehr nur auf Zweikämpfe, Schiessereien und Raumschlachten setzt. Er zählte u. a. Verfolgungen, Abstürze auf. In der Tat gibt es noch weitere Möglichkeiten für Action wie Umgang mit Naturkatastrophen, Rettungsaktionen, Handeln unter Zeitdruck usw..
Trotzdem steht Action in den Foren weiter für Raumschlachten, Schiessereien und Kämpfe, also wenn man ehrlich ist, wird es als Synonym für Gewalt gebraucht. Es klingt einfach besser, wenn man mehr Action fordert, als wenn man nach mehr Gewalt verlangt. Und oftmals wird dann noch einer drauf gesetzt, wenn das Ganze dann auch noch mit Mut in Verbindung gebracht wird, also "habt doch mal den Mut, mehr Action zu bringen".
Mut zur Gewalt?
Klingt wie eine Persiflage der bundesweiten Aktion gegen Rechtsradikalismus "Mut gegen Gewalt"!
Halten wir also einmal fest, unter dem Label Action ist es gelungen, Gewalt aus der Schmuddelecke zu holen, salonfähig zu machen und ins Positive zu wenden. Wie lässt sich das jetzt einordnen und wie kam es dazu?
Dazu noch mal eine kurze Klarstellung zum Begriff Gewalt: Wir reden hier nicht über den Gewaltbegriff der BPjS, also nicht über " ".
Es geht auch nicht darum, jemand an den Pranger zu stellen oder bestimmte Dinge mit der moralischen Keule zu verdammen oder gar künstlich Zusammenhänge zu Gewaltverbrechen zu konstruieren.
Gewalt war auch im Heftroman immer vorhanden. Krimis ohne Morde, Horror ohne Blut, Western ohne Schusswechsel, Science-Fiction ohne Raumschlachten waren schon immer eher die Ausnahme. Es gilt aber festzuhalten, dass sich die legale gesellschaftlich akzeptierte Gewaltdarstellung in den Romanen anscheinend verändert hat. Einige Spuren für eine mögliche Erklärung sollen aufgezeigt werden.
Bleiben wir doch einmal bei dem bekanntesten Beispiel für Action im Heftroman, PRA, und schauen, was Leser und Fans daran schätzen.
Zitate aus Jochen Adams Besprechungen hier im Zauberspiegel. Für einige Fans waren gerade die ersten Romane von PRA eine regelrechte Offenbarung, sie meldeten sich auch in den Foren anderer Serien und forderten, dem gefälligst nachzueifern.
Fassen wir noch mal zusammen, auf die Kämpfe kommt es an, Todesfälle erhöhen die Spannung und Handlung ist nicht wirklich wichtig. Mit anderen Worten, die Action (=Gewalt) ersetzt die Handlung bzw. wird selbst zur Handlung deklariert. Das ist eine deutliche Abkehr von dem, was früher Standard war (oder zumindest behauptet wurde), nämlich das Geschichten erzählt wurden und Kämpfe und Gewalt ihren Platz nur im Rahmen dieser Handlung hatten, ihnen lediglich eine dienende Funktion innerhalb des Plots zukam.
Nun ist die Heftromanszene vielleicht eine kleine exotische Insel in unserer Gesellschaft, aber die dort anzutreffenden Leser sind zweifellos auch Bestandteil der multimedialen Kultur und durch deren Erzeugnisse geprägt. Für die Fans ausgeprägter Action ist die Gewalt ein selbstverständlicher Bestandteil der Romane, Filme oder PC-Spiele.
Für sie ist Spannung ohne Action kaum vorstellbar. Bedenken werden mit dem Argument gekontert, dass es doch nicht um reale Geschehnisse (RL), sondern um fiktive Dinge gehe. Interessanterweise fordert der Action-Fan innerhalb der fiktiven Handlung dann aber gerne einen gewissen Realismus in der Darstellung der Gewalt. In der Diskussion findet man vor allem zwei Anhaltspunkte für diese Haltung.
Das eine ist die Nähe zum Bereich der Egoshooter. Jemand, der stundenlang schiessend und rennend durch eine virtuelle Landschaft rennt, findet sich auch in einem actionlastigen Heft sehr gut zurecht. Das andere ist der immer wiederkehrende Hinweis auf Filme und Fernsehserien. Hier holt sich der Fan die Bilder für die doch eher trockenen Texte. Um mal im Bereich der SF zu bleiben, aus Schnipseln von Battlestar Galactica, Babylon 5 und Space 2063 bastelt sich der Fan, angeregt durch die Romane, sein eigenes Kino. Und in beiden Bereichen Egoshooter und Kino hat sich mittlerweile ein anderes Gewaltbild als beispielsweise im PR des William Voltz etabliert. Im Egoshooter wird z.B. mit Freuden Krieg gespielt und niemand fragt ernsthaft nach der Zahl der erlegten Moorhühner, pardon gegnerischen Soldaten. Sie sind lediglich noch Ziffern in der Highscore-Anzeige.
Auch im Kino gibt es mittlerweile eine Kultur der Gewaltästhetik. Wobei diese Werke nicht mehr wie früher Nischenproduktionen sind und in die Schmuddelecke eingeordnet werden, sondern sie richten sich an ein Massenpublikum und genießen hohes künstlerisches Ansehen.
Filme wie Matrix, Gangs of New York oder auch Kill Bill zelebrieren teilweise regelrecht die Gewalt, stilisieren die Kämpfe zu regelrechten Kunstwerken hoch. Dazu nur ein Beispiel "D " (Jan Distelmeyer in der TAZ zu Gangs of New York)
Oder vielleicht ein Auszug aus Kill Bill: " " (aus der Wikipedia)
Wer solche allgemein akzeptierten und als Kunst geadelten Bilder im Kopf hat, den stören dann auch (blutige) Kampfszenen in den Romanen nicht mehr, im Gegenteil er kann sie erst richtig geniessen.
Anscheinend wird im Bereich des Heftromans jetzt nachvollzogen, was bei Filmen und PC-Spielen längst gängige Praxis ist. Die Zeiten, in denen Gewalt in der Bundesrepublik geächtet wurde, und Autoren Begründungen für ihren Einsatz brauchten, scheinen endgültig vorbei zu sein. Auf jeden Fall wenn es nach dem Willen einiger Action-Fans geht. Dazu kann man durchaus unterschiedliche Meinungen haben.
Wünschen würde ich mir aber einen ehrlichen Umgang mit dem Thema. Man sollte sich nicht hinter dem Begriff Action verstecken, wenn man Schlachten, Schiessereien und Zweikämpfe auf der Agenda hat. Und man sollte sich schon darüber im Klaren sein, dass man damit letztlich Gewalt meint.
Ego-Shooter sind übrigens nicht damit gemeint. Und natürlich hat der Begriff auch den Weg in die Heftromanszene gefunden, spätestens seit man sich bei PR zu PR-Action als Ersatz für die Atlan-Reihe entschieden hat.
Schon Jochen Adam, ein bekennender Action-Fan, hat unlängst hier im Zauberspiegel festgestellt, dass Action z.B. auch für Verfolgungsjagden oder sportliche Wettkämpfe stehen kann. Auch Christian Montillon hat darauf hingewiesen, dass man bei PRA Action längst nicht mehr nur auf Zweikämpfe, Schiessereien und Raumschlachten setzt. Er zählte u. a. Verfolgungen, Abstürze auf. In der Tat gibt es noch weitere Möglichkeiten für Action wie Umgang mit Naturkatastrophen, Rettungsaktionen, Handeln unter Zeitdruck usw..
Trotzdem steht Action in den Foren weiter für Raumschlachten, Schiessereien und Kämpfe, also wenn man ehrlich ist, wird es als Synonym für Gewalt gebraucht. Es klingt einfach besser, wenn man mehr Action fordert, als wenn man nach mehr Gewalt verlangt. Und oftmals wird dann noch einer drauf gesetzt, wenn das Ganze dann auch noch mit Mut in Verbindung gebracht wird, also "habt doch mal den Mut, mehr Action zu bringen".
Mut zur Gewalt?
Klingt wie eine Persiflage der bundesweiten Aktion gegen Rechtsradikalismus "Mut gegen Gewalt"!
Halten wir also einmal fest, unter dem Label Action ist es gelungen, Gewalt aus der Schmuddelecke zu holen, salonfähig zu machen und ins Positive zu wenden. Wie lässt sich das jetzt einordnen und wie kam es dazu?
Dazu noch mal eine kurze Klarstellung zum Begriff Gewalt: Wir reden hier nicht über den Gewaltbegriff der BPjS, also nicht über " ".
Es geht auch nicht darum, jemand an den Pranger zu stellen oder bestimmte Dinge mit der moralischen Keule zu verdammen oder gar künstlich Zusammenhänge zu Gewaltverbrechen zu konstruieren.
Gewalt war auch im Heftroman immer vorhanden. Krimis ohne Morde, Horror ohne Blut, Western ohne Schusswechsel, Science-Fiction ohne Raumschlachten waren schon immer eher die Ausnahme. Es gilt aber festzuhalten, dass sich die legale gesellschaftlich akzeptierte Gewaltdarstellung in den Romanen anscheinend verändert hat. Einige Spuren für eine mögliche Erklärung sollen aufgezeigt werden.
Bleiben wir doch einmal bei dem bekanntesten Beispiel für Action im Heftroman, PRA, und schauen, was Leser und Fans daran schätzen.
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Zitate aus Jochen Adams Besprechungen hier im Zauberspiegel. Für einige Fans waren gerade die ersten Romane von PRA eine regelrechte Offenbarung, sie meldeten sich auch in den Foren anderer Serien und forderten, dem gefälligst nachzueifern.
Fassen wir noch mal zusammen, auf die Kämpfe kommt es an, Todesfälle erhöhen die Spannung und Handlung ist nicht wirklich wichtig. Mit anderen Worten, die Action (=Gewalt) ersetzt die Handlung bzw. wird selbst zur Handlung deklariert. Das ist eine deutliche Abkehr von dem, was früher Standard war (oder zumindest behauptet wurde), nämlich das Geschichten erzählt wurden und Kämpfe und Gewalt ihren Platz nur im Rahmen dieser Handlung hatten, ihnen lediglich eine dienende Funktion innerhalb des Plots zukam.
Nun ist die Heftromanszene vielleicht eine kleine exotische Insel in unserer Gesellschaft, aber die dort anzutreffenden Leser sind zweifellos auch Bestandteil der multimedialen Kultur und durch deren Erzeugnisse geprägt. Für die Fans ausgeprägter Action ist die Gewalt ein selbstverständlicher Bestandteil der Romane, Filme oder PC-Spiele.
Für sie ist Spannung ohne Action kaum vorstellbar. Bedenken werden mit dem Argument gekontert, dass es doch nicht um reale Geschehnisse (RL), sondern um fiktive Dinge gehe. Interessanterweise fordert der Action-Fan innerhalb der fiktiven Handlung dann aber gerne einen gewissen Realismus in der Darstellung der Gewalt. In der Diskussion findet man vor allem zwei Anhaltspunkte für diese Haltung.
Das eine ist die Nähe zum Bereich der Egoshooter. Jemand, der stundenlang schiessend und rennend durch eine virtuelle Landschaft rennt, findet sich auch in einem actionlastigen Heft sehr gut zurecht. Das andere ist der immer wiederkehrende Hinweis auf Filme und Fernsehserien. Hier holt sich der Fan die Bilder für die doch eher trockenen Texte. Um mal im Bereich der SF zu bleiben, aus Schnipseln von Battlestar Galactica, Babylon 5 und Space 2063 bastelt sich der Fan, angeregt durch die Romane, sein eigenes Kino. Und in beiden Bereichen Egoshooter und Kino hat sich mittlerweile ein anderes Gewaltbild als beispielsweise im PR des William Voltz etabliert. Im Egoshooter wird z.B. mit Freuden Krieg gespielt und niemand fragt ernsthaft nach der Zahl der erlegten Moorhühner, pardon gegnerischen Soldaten. Sie sind lediglich noch Ziffern in der Highscore-Anzeige.
Auch im Kino gibt es mittlerweile eine Kultur der Gewaltästhetik. Wobei diese Werke nicht mehr wie früher Nischenproduktionen sind und in die Schmuddelecke eingeordnet werden, sondern sie richten sich an ein Massenpublikum und genießen hohes künstlerisches Ansehen.
Filme wie Matrix, Gangs of New York oder auch Kill Bill zelebrieren teilweise regelrecht die Gewalt, stilisieren die Kämpfe zu regelrechten Kunstwerken hoch. Dazu nur ein Beispiel "D " (Jan Distelmeyer in der TAZ zu Gangs of New York)
Oder vielleicht ein Auszug aus Kill Bill: " " (aus der Wikipedia)
Wer solche allgemein akzeptierten und als Kunst geadelten Bilder im Kopf hat, den stören dann auch (blutige) Kampfszenen in den Romanen nicht mehr, im Gegenteil er kann sie erst richtig geniessen.
Anscheinend wird im Bereich des Heftromans jetzt nachvollzogen, was bei Filmen und PC-Spielen längst gängige Praxis ist. Die Zeiten, in denen Gewalt in der Bundesrepublik geächtet wurde, und Autoren Begründungen für ihren Einsatz brauchten, scheinen endgültig vorbei zu sein. Auf jeden Fall wenn es nach dem Willen einiger Action-Fans geht. Dazu kann man durchaus unterschiedliche Meinungen haben.
Wünschen würde ich mir aber einen ehrlichen Umgang mit dem Thema. Man sollte sich nicht hinter dem Begriff Action verstecken, wenn man Schlachten, Schiessereien und Zweikämpfe auf der Agenda hat. Und man sollte sich schon darüber im Klaren sein, dass man damit letztlich Gewalt meint.
Kommentare
Nee, mal im Ernst: Ein wirklich interessanter Artikel, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Das Thema "Gewalt und Action" bzw. "Action=Gewalt" ist eines, das man sich mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen muss.
Aber wie man es auch dreht und wendet, letzten Endes haben mir die ersten, reichlich actionreichen Bände von PRA enorm gut gefallen, daran ändert auch die nachträgliche Betrachtung unter dem angesprochenen Gesichtspunkt nichts.
Was auch immer das nun über mich (und über alle anderen Leser, denen es ebenfalls so gegangen ist) aussagen mag...
Merkwürdig auch die Einsicht "früher war alles besser". Mal nen Dirty Harry gesehen?
Und dann gehts natürlich auch mal wieder gegen die Egoshooter, aber das ist ja grade sehr beliebt, insbesondere bei unseren Politikern, die damit populistisch von ihren Fehlern ablenken möchten.
In den 50ern wars der Rock'n'Roll, in den Siebzigern wahlweise Fernsehen oder Horrorfilm, heute Computerspiele... Gähn.
Niemand, der die angeblichen Gewaltexzesse nicht mag, wird gezwungen, sich Filme und TV-Serien anzusehen oder Egoshooter zu spielen. Und ich hätte gern mal eine Statistik, welchen Anteil die brutalen Vertreter letzteren Genres tatsächlich haben. Keine Ahnung? Dachte ich mir. Laut Heise erhielten im letzten Jahr in Deutschland grade mal fünf Prozent aller geprüften Computerspiele keine Jugendfreigabe... 82,5 Prozent aller geprüften Spiele erhielten eine Freigabe bis 12 Jahre. Bei 50% der behördlich geprüften Spiele steht am Ende eine Freigabe ohne Altersbeschränkung... Das bedeutet, der weitaus grösste Teil der Spiele ist harmlos. Ähnliches dürfte für andere Medien gelten.
Man sieht: Der Anteil angeblich gewalttätiger Produkte ist gering und wird einfach nur hochstilisiert. Aus welchen Gründen, sei dahingestellt.
Nachtrag: Übrigens sind die meisten der USK18-Spiele zusätzlich in Deutschland (in vorauspreschendem Gehorsam der Hersteller) auch noch zenziert, sprich: es wurden Spielinhalte entfernt.
Kämpfe, Blutvergießen und gewaltsamer Tod - Schweiß, Blut und Tränen - werden immer wieder gerne hergenommen, um damit "Äktschn!" zu beschreiben. Aber je flächendeckender man damit arbeitet, um so mehr nutzen sie sich ab, und dann müssen noch mehr, noch größere, noch mächtigere Gegner her - und wenn die geschlagen sind, die nächsten, noch um eine Größenordnung heftiger. Nicht umsonst wurde bei Perry Rhodan vor fünfeinhalb Jahren die Hyperimpedanz erhöht, um einen großen Haufen Allmachtstechnik in die Tonne zu kloppen; was soll man auch sonst machen, wenn bisherige Gegner schon ganze Galaxiengruppen knechteten? Alle zwei Jahre das komplette Universum retten?
Was viele Leser in ihren Beiträgen wesentlich mehr vermißten als "Äktschn!", das ist der schwer zu greifende "sense of wonder". Der ehrfürchtig-atemlose "Oh wow!"-Moment. Der ist viel, viel schwerer zu schaffen als Gigantomanie und Megatod - aber er bleibt dafür auch viel, viel länger im Gedächtnis als die.
Für mich ist das kein Plädoyer gegen Gewalt, sondern eine Abrechnung mit dem Irrglauben, dass Action automatisch und gern mit Gewalt gleichgesetzt wird.
Action heißt ja frei übersetzt, dass was los ist. Das braucht aber nicht notwendigerweise darin zu bestehen Leute mit Pistolen/Blastern/Schwertern über den Jordan zu schicken, wie es heutzutage gern unf fast schon automatisch gemacht wird (der Bodycount ist oft höher als bei Splatterfilmen, schön veräppelt in HOT SHOTS 2).
Action können auch dramatische Rettungsaktionen, das Löschen von Waldbränden oder der Kampf gegen die Uhr und noch viel mehr sein, ohne dass dabei Mensch gegen Mensch kämpfen und eben Gewalt ausüben muss. Und genau darum - dünkt mich - geht es Uwe.
Ich möchte anmerken, ohne dem Verfasser auf den Schlips zu treten, dass im Artikel selbst einiges missverständlich ist.
Die in blau gehaltenen Textbeispiele deuten für mich überhaupt nicht auf überhöhte Gewaltdarstellung hin. Zudem ist gerade mal 'von einem oder anderen Charakter' die Rede, der 'vorzeitig aufs Abstellgleis geschickt wird'.
Dann ausgerechnet einen Herrn Scorsese als Beispiel für die heutige Verrohung im Kino als Beispiel zu benennen ist grundlegend gefährlich, weil dieser heute nichts anderes zeigt, was er nicht bereits in den frühen Siebzigern dem Zuschauer zugemutet hat. Hier kommt Holzis Bemerkung von Dirty Harry mit ins Spiel.
'Auch im Kino gibt es mittlerweile eine Kultur der Gewaltästhetik', kann ich eigentlich auch nicht unterschreiben. Diese Ästhetik hat es immer gegeben, wenn man denn diesen Begriff wirklich in diesen Zusammenhang benutzen möchte. Jüngeres Beispiel der Hubschrauber Angriff in Apocalypse Now. Wie viele Menschen sieht man wirklich sterben in dieser Sequenz? Was für Bilder an grafischer Gewalt sieht man tatsächlich? Und dabei hat diese Sequenz eine derart brutale Wirkung, obwohl das dreißig Jahre her ist.
Ich habe den Artikel schon ein drittes Mal gelesen, weil ich heraus finden wollte, ob es Anhaltspunkte dafür gibt, dass dieser nur geschickt eine Diskussion provozieren wollte. Mit dem Satz, 'wer solche allgemein akzeptierten und als Kunst geadelten Bilder im Kopf hat, den stören dann auch (blutige) Kampfszenen in den Romanen nicht mehr, im Gegenteil er kann sie erst richtig geniessen', glaube ich diesen Ansatz von Provokation gefunden zu haben.
Wenn unsere Großväter als Schreiber und Filmemacher so gekonnt hätten, wie sie nicht durften, dann hätte man damals schon dem Publikum Gedärm und verdrehte Gliedmaße um die Ohren gehauen. Selbstverständlich ist es, und wäre es nicht nötig, aber es gibt dadurch die Möglichkeit auch einen Realismus in Geschichten zu bringen, die man in älteren Romanen nicht hatte.
Auch wenn ich der Meinung bin, das Ego-Shooter noch keine Amok-Läufer herangezogen hat, wollte ich Holzi doch noch etwas entgegen halten. Ich sehe kein Problem darin 'Gewaltexzesse' in irgendeiner Form darzubieten, oder darzustellen. Ich sehe allerdings ein sehr großes Problem darin, das die unter Achtzehnjährigen dank diverser Technologien und Finessen ohne Schwierigkeiten dieser Dinge habhaft werden können.
Natürlich wird niemand gezwungen solche Sachen zu lesen, oder sich anzusehen. Leider sieht es aber auch so aus, dass man oftmals von grafischen Gewaltdarstellungen überrascht wird, wo man wirklich keine vermuten würde.
Und entgegen seiner Aussage stellt er dann doch einige Sachen an den Pranger, so die Egoshooter oder eben auch gewalttätige Filme. Ich finde es fatal, dann in diesem Zusammenhang einfach einige Zitate aus dem Kontext zu reissen. Gangs of New York zeigt zwar rohe Gewalt, aber sie steht in einem ganz anderen Verhältnis als in Filmen, in denen es nur um den "Boah geil"-Effekt geht. Und Kill Bill 1 hat leider hierzulande das Problem, dass fast niemand jene Vorbilder kennt, denen Tarantino hier ein Denkmal gesetzt hat. Manch gegenwärtiger Splatterregisseur wird blass, wenn er die zitierten Filme aus Japan, Hongkong oder Indonesien der 70er Jahre sieht, die eben hier entweder gar nicht oder nur heftig gekürzt zu sehen waren. Und gerade jene Filme zeigen, mehr noch als ein Dirty Harry, dass es früher auch nicht harmloser war.
Das Herrausreissen aus dem Zusammenhang gilt auch für die Zitate aus den PRA-Rezensionen. Jochen hat mir in seinen Rezis nie den Eindruck vermittelt, dass die Gewaltdarstellungen in PRA das Wichtigste für ihn wären. Vermutlich würde ich sonst seine Artikel und Rezensionen gar nicht mehr lesen (was ich aber eben noch tue).
Die wichtige Aussage ist doch nicht, dass Filme wie Kill Bill Gewalt zeigen, sondern dass sie im Unterschied zu den Splatterfilmen früherer Jahrzehnte allgemeine künstlerische Anerkennung finden und sich an ein Massenpublikum wenden. Die "gewalttätigen Filme" werden auch gar nicht an den Pranger gestellt, sondern sind Beispiele für ein allgemein verändertes Verhältnis zur Gewalt in der Gesellschaft/den Medien, welches jetzt auch in der Heftromanszene und beispielsweise PRA Niederschlag findet. Gleiches gilt für den Egoshooterhinweis, hier wird nicht angegriffen, sondern es werden Zusammenhänge hergestellt, mögliche Erklärungen für eine gewandelte Einstellung zu Action aufgezeigt.
Es wird doch auch einleitend gesagt. dass der Rückgriff auf Filme und Egoshooter keine Erfindung des Autoren ist, sondern auf Aussagen der Action-Fans beruht.
@ holzi
bitte den Artikel nach einmal in Ruhe lesen.
Jede aber auch wirklich jede Deiner Aussagen in Deinem Kommentar bezieht sich auf Dinge, die nicht benannt oder nicht gefordert werden.
(Zensur, früher war alles besser, Gewaltexesse usw.)
Beim Verfassen eines solchen Artikels sollte man sich aber nicht ernsthaft wundern, dass eine Diskussion nicht konkret und ausschließlich auf die Gleichung "Action = Gewalt?" beschränkt bleibt. Der Tenor des Artikels ist - zumindest in meiner Interpretation - sinngemäß "Gewalt ist doof und muß weg".
Vor dem Hintergrund eines Wandels in der Heftromanszene hin zu mehr Action also auch mehr Gewalt. Dieser Wandel wird doch thematisiert. Zu Gewalt im Heft wird doch ausdrücklich gesagt, Spannungsromane ohne Gewalt sind eigentlich undenkbar. Also es geht um das Ausmaß (quantitativ, nicht qualitativ), nicht um das Vorhandensein von Gewalt an sich.
Ja und jetzt?
Muss jetzt Gewalt sein, oder nicht?
Wie definiert man denn Gewalt?
Also mich hat schon als Kind (und das war in den Siebzigern) mächtig genervt, das die Cowboys immer trafen, die Bösen aber umfielen, als hätten sie nur einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen.
Als ich dann das erste mal Sonny Corleone (auch in den siebzigern) während des PATEN im Kugelhagel sterben sah, war ich schockiert, aber nicht angewidert.
Ein wirklich guter Horror-Roman übt ebenso Gewalt aus, psychische Gewalt auf den Leser. Wie bei PET SEMETARY geschehen, noch weit bevor die blutigen Sachen anfangen.
Die Parcour-Sequence in CASINO ROYALE. Das ist zweifellos DIE Action-Szene. Die Verletzungen halten sich gering, die Tötungsrate ist gleich Null.
Ist es das was wir brauchen?
Oder wollen?