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Das Klauen von Bildern im Zeitalter der Facebook-Fanpages

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDas Klauen von Bildern im Zeitalter
der Facebook-Fanpages

Gehört hat jeder schon mal von ihr, gelesen aber haben sie die Wenigsten: Die berühmte Netiquette. Ich halte ja nicht viel davon solche Umgangsregeln mit den Begriff "Knigge" zu belegen aber schön - die Netiquette ist der Knigge fürs Netz. Generell sind da ja auch schöne Ratschläge drin, die immer noch gelten. Nur was das Thema Bilder, Quellenangaben oder überhaupt das Problem des Hotlinkings betrifft - das ist darin leider nicht geregelt.


Eigentlich gilt die Netiquette fürs gesamte Internet, man müsste sie aber noch mal aktualisieren wenn es um Soziale Medien geht. Etwa: Bei Bildern ist immer die Quelle oder der Photograph zu nennen. (Hey, letzteres ist sogar gesetzlich geregelt!) Oder: Halte dich einfach mal ans Urheberrecht und klaue nicht Bilder auch wenn die vielleicht auf einer Facebook-Fanseite zum Teilen bereitstehen. Momentan bewegt so ein Fall die Gemüter. Das Brisante: Es ist eine Firma, die für ein Barsortiment die IT macht. Peinlich? Ja.

Die Firma Eurosoft IT aus Beckum betreut einen Barsortimenter, das ist der berüchtigte "Mann in der Mitte" für die lokalen Buchhändler. Wenn ein Buch nicht im Laden ist aber lieferbar, dann bestellen Buchhändler bei diesen Barsortimentern. "Seit 1995 ist eurosoft im deutschsprachigen Buchhandel tätig. Mit unseren Softwarelösungen bieten wir in enger Zusammenarbeit mit der Koch, Neff & Volckmar GmbH eine ganzheitliche und auf die jeweilige Buchhandlung perfekt abgestimmte Unternehmenssoftware an." Fein, fein, denkt man da - Fachleute aus der IT kennen sich ja mit allem aus und sind bestimmt auch in diesem Facebook zu finden. Na ja, sie hat eine Fanpage, aber gepflegt wird die nicht unbedingt. Was das alles mit der Netiquette zu tun hat? Da kommen wir gleich zu, denn wenn man sich die Seite anschaut springt einem ein Beitrag über ein Projekt namens Buchhandel Online ins Auge. Soweit zu den Hintergründen des Dramas.

Auftritt: Stephanie Leo. Bekannt in der Buchbranche nicht nur für ihre roten Schuhe sondern auch für "Bücherkinder". Sie scheint etwas verblüfft gewesen zu sein, als sie auf der Fanpage ein Photo entdeckte. Eigentlich recht süß: Ein Bücherschrank in Solingen. Nur: Das Photo wurde direkt von der Seite der "Bücherkinder" übernommen. Und: Stephanie hat die Rechte am Photo. Der Tonfall ihres Postings klingt da noch verhältnismäßig - sagen wir - zivil: "Ich finde ja, lieber Buchhandel online, dass man mit mehr als 20.000 Fans das 1x1 der Netiquette beherrschen und die Quellen der geposteten Fotos benennen sollte."

Klar: Man kennt sich in der Buchbranche, daher häuften sich rasch die Kommentare auf der Seite selbst und auch bei Stephanie Leo. Offenbar wurde den Machern das Ganze dann irgendwie zu viel zumal sie ja auch kein richtiges Impressum auf der Seite hatten. Die Diskussion wurde natürlich immer intensiver. Vor allem als klar wurde: Das Bilderklauen hat Methode. Irgendwann muss den Betreibern das auch mal bekanntgemacht worden sein - und zack - die Seite ging vom Netz. (Hilft aber alles nichts, natürlich gibts Screenshots.)

Jetzt kann man nicht das Barsortiment, für das diese IT-Firma arbeitet, für die Handlungen eben dieser Firma verantwortlich machen. Das ist auch keine Absicht. Es ist aber bemerkenswert, dass eine IT-Firma, die rechtlich sauber aufgestellt sein müsste sich a) mit diesem Bilderklau-Konzept ohne Weiteres behaupten konnte und b) dass das in der Branche selber nicht wahrgenommen wurde. Die Seite hatte immerhin über 20.000 Fans. Es dürfte zumindest sehr unwahrscheinlich sein wenn nicht der Ein oder Andere aus der Buchbranche stammt, zumal die Firma für einen Barsortimenter arbeitet. Dies aber zu überlegen ist angesichts der Tatsache, dass die Fanpage offline ist jetzt müssig. Sollte man allerdings etwa auch glauben, dass das Rechtsempfinden und das Wissen über das Urheberrecht auseinanderklafft? Vielleicht. Die Reform des Urheberrechtes ist überfällig und für den Privatnutzer, der unwissentlich Bilder übernimmt sollte das eventuell mit einer Summe Geldstrafe geregelt werden, die zwar wehtut aber nicht in die Tausende geht. Jedoch sieht das bei Unternehmen anders aus. Vor allem bei jenen, die es eigentlich besser wissen müssten. Es würde mich nicht wundern wenn einige Abmahnungen unterwegs sind - oder zumindest Rechnungen...

Übrigens: Was in Sozialen Netzwerken urheberrechtlich möglich ist und was nicht, das hat der WDR sehr schön zusammengefasst. Die beiden Herren Rechtsanwälte sind wirklich total kompetent. Anders als die Mitarbeiter der IT-Firma.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2015-05-01 12:28
Das ist ein wirklich sehenswerter Link zu dem WDR-Beitrag.

Wobei solche Probleme natürlich schnell an ihre Grenzen kommen. Sieh dir nur Tumblr an. Auch wenn sie auf Beschwerden durchaus reagieren, ist die schiere Zahl an Postings dort unüberschaubar. Das kannst du als Privatperson nicht mehr kontrollieren.

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