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Die verlorene Verlockung: Das Kino in den Nachcorona-Zeiten

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDie verlorene Verlockung
Das Kino in den Nachcorona-Zeiten

Beim UCI um die Ecke machen die Kassen nur noch knapp vor der ersten Vorstellung auf. Man spart offenbar Energie, denn vor einigen Wochen noch war der Kassenbereich hell erleuchtet und auch länger geöffnet.

Jedoch immer, wenn ich vom Bahnhof am Gebäude vorbeikam war der Bereich nur von wenigen Menschen besucht.

Und ich auch Abends desöfteren am Gebäude vorbeispaziere - wie gesagt, das UCI liegt in Duisburg am Bahnhof, man kommt da immer vorbei - so richtig volle Menschenmassen habe ich auch am Abend nicht gesehen. Ob irgendwann noch Menschen hinter den Kassen sitzen ist auch die Frage, Automaten dafür standen auch schon bereit.

Wenn ich mich im Freundeskreis umhöre, dann war der letzte Film, der wirklich gezogen hat einer aus dem Marveluniversum. Dr. Strange, Wanda etc. pp. Aber seitdem waren selbst die Freund*innen, die sonst auch gerne mal in Programmkinos gingen sehr selten im Kino gewesen. Denn irgendwann laufen die Filme ja sowieso alle irgendwie irgendwo irgendwann auf den Streaming-Diensten. Oder kommen gar nicht erst ins Kino, sondern starten direkt dort. Mein letzter Film war übrigens „Dune“. Denn sollte man aber auch im Kino sehen wegen der Bildwelten und der wunderbaren Musik. Einen Sandwurm kann ich mir nicht so richtig auf dem Fernseher vorstellen.

Seit den Lockdowns haben wir uns notwendigerweise daran gewöhnen müssen, dass Filme auf Streamingdiensten starten. Denn Kinos waren geschlossen. Es blieb der Branche also auch nichts Anderes übrig als Filmpremieren entweder dauernd zu verschieben - was war das ein Getue mit „Tenet“ - oder darauf zu setzen, dass Leute für Filme zu Hause auch bezahlen. Disney hatte das ja schon mit der Realverfilmung von „Mulan“ ausprobiert: Den Film gab es als Premiere gegen zusätzliches Geld sofort oder man wartete, bis der Film im Angebot des Streaming-Dienstes als normaler Bestandteil aufgenommen wurde. Pixars „Soul“ oder „Luca“ hatten bei Disney+ ausschließlich Premiere. Anstatt auf großer Leinwand. Was eher zeigt, dass Menschen nicht unbedingt bereit sind Dinge zusätzlich zu zahlen, wenn man weiß oder ahnt, dass der Film sowieso im normalen Bestand landet. Amazons Mischmodell mit Filmen, die aktueller sind und Geld kosten und Filmen, die im Bestand kostenlos sind - also nachdem man die Abokosten bezahlt hat - scheint auch nur für Amazon zu funktionieren.

Natürlich ist ein Kinobesuch eigentlich ein soziales Ereignis. Man besucht das Kino mit der Familie, den Kindern oder den Freunden. Man besuchte es früher, weil die großen Blockbuster nur im Kino richtig wirkten. Früher gab es allerdings auch noch Filme, die ein kleines Budget hatten und sich damit auch im Kino behaupten konnten. Das ist letztens immerhin noch „Everything, Everywhere At Once“ gelungen. Heute müssen es Millionen wie bei „Tenet“ sein - auf den die Branche große Hoffnungen setzte. Immerhin kracht da ein echtes Flugzeug in ein Gebäude! Allerdings war „Tenet“ ein Flop - könnte an der nicht ganz so einfach Story von Nolan liegen. Allerdings scheint die Lust am Kino abzuflauen. Am Angebot kann es nicht liegen. Das ist weiterhin vielfältig. Momentan beherrscht eine Anime-Verfilmung die Charts, die üblichen Horrorfilme sind dabei, eine Fortsetzung eines Films mit magischen Haustieren, natürlich Horrorfilme, eine Satire, die Komödie von Michel Bully Herbig. 

Wenn aber Filme, die im Kino laufen kurze Zeit später schon zum Download zu haben ist - das fiel mir extrem bei den Minions auf - warum sollte ich ins Kino gehen? Also alleine? Stattdessen kann ich mir das Ticket ja sparen, der Download-Preis ist immer etwas billiger, weil die Kosten des Kinobtreibers nicht anfallen. Man muss auch bedenken, dass ein vierköpfige Familie in diesen Zeiten sich einen Kinobesuch auch eventuell nicht leisten kann. Es gibt momentan auch andere Prioritäten. Inflation sei Dank. Dass man es sich dann dreimal überlegt, ob man abwartet und damit Geld spart, weil man mit dem Festpreis-Abo dann keine Extrakosten hat oder ob man Geld ausgibt, was meistens in der Mitte des Monats schon fehlt … Da ist die Enscheidung nicht schwer.

Knabberzeug, Kuscheldecke, Flimmerkiste sind halt auch verlockender als sich ausgehfertig zu machen. Wenn man dann noch den Genuss über die App teilen kann, dann fragt man sich: Warum eigentlich noch Kino? Mag sein, dass sich die Frage bald mit „Brauchen wir nicht mehr“ beantworten lässt. Hoffen wir es nicht. Denn neben den großen Kinoketten gibt es die Programmkinos. Und um die wäre es echt schade, denn kleine und spezielle Filme sind nicht unbedingt auf Downloadplattformen zu finden. Warten wir es. Müssen wir ja. ‚Also ich freue mich auf „Dune 2“.

Kommentare  

#1 matthias 2022-10-21 11:19
Jeder Interressierte geht mit dem Konsum von Filmen anders um.

Ich selbst habe keine Lust in die Stadt zu fahren und zur festgesetzten Zeit 10 min vorher im Kinosessel zu sitzen. Dazu kommt noch der recht hohe Preis von 13 bis 15 EURO. OK, ich könnte mit der Bahn fahren (da habe ich ein Job-Ticket für diese Strecke)
Kino kostet also viel Zeit und Geld!

Streaming ist kostengünstiger, dafür wird aber regelmäßig abgebucht, ob ich viel oder wenig sehe. Und so habe ich keinen Streaming Dienst im Abo, auch weil ich nur auf dessen Angebot zugreifen kann, und daher mehrere Abo's abschließen "muss"

Ich setze also auf das alt bewährte Format der Blu-Ray oder auch der DVD!
Da man nicht alle Filme sofort nach dem Erscheinen zwingend sehen muss, warte ich auf einen bezahlbaren Tonträger (gebraucht im Internet), den ich mir auch nach Lust und Laune mehrmals ansehen kann. Da kann der Film auch ruhig schon 3 oder auch 33 Jahre alt sein, das Archiv ist gut gefüllt und auch VOR 3 Jahren sind gute Filme/Serien erschienen. Mit der heutigen Technik kommt der Film bzw. auch der Ton der BR gut rüber. Sogar die DVD wird hochgerechnet!

Ein Problem allerdings gibt es bei dieser Vorgehensweise: Immer weniger Filme/Serie kommen auf BR/DVD raus, sondern verbleiben bem Pay-TV. Hier muss man die Entwichlung einfach abwarten. Auch habe ich den Anspruch verloren, zwingend alles sehen zu müssen!

Positiv: Heute, wo alles den Bach runter geht, stelle ich einfach den Kauf gesuchter Tonträger auf Eis und durchforste bei Bedarf mein Archiv, wo auch noch ungesehene Sachen schlummern. Alleine die vorhandenen Serien bieten noch viel Kurzweil.

Aber wie schon am Anfang gesagt: jeder geht damit anders um ...
#2 Laurin 2022-10-21 17:19
Kann da die Meinung von @matthias wirklich nachvollziehen, weil ich es auch nicht anders mache. Und wenn Filme bzw. Serien statt auf DVD/BD lieber beim Pay-TV landen, dann gibt es die für mich schlicht nicht. Muss ich also auch nicht gucken ... fertig.
#3 Cartwing 2022-10-21 18:06
Zitat:
Streaming ist kostengünstiger, dafür wird aber regelmäßig abgebucht, ob ich viel oder wenig sehe.
Ich zahle für einen Monat Netflix 9 Euro. Dafür kann ich mir im Kino (oft nicht mal) einen Film anschauen - Popcorn und Getränk nicht mitgerechnet.

Klar kann / will ich das Angebot nicht immer nutzen, aber da dieses schon ziemlich gigantisch ist, finde ich eigentlich immer bzw. täglich etwas, was mich interessiert.

Was mich ärgert ist, dass es zu viele Anbieter gibt und ich bestimmte Sachen, die ich sehen will (wie etwa die Westworld - Serie) nicht bei meinem Anbieter finde.

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