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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Dr. Colin F. Taylor?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Dr. Colin F. Taylor?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler werden wir diese Beiträge im Zauberspiegel übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Ich möchte heute an meinen besten Freund erinnern, der im September 2004 freiwillig aus dem Leben schied – unfassbar für alle, die ihn kannten. Geboren 1937, wäre er in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden.

Dr COLIN F. TAYLOR war einer der profiliertesten und kenntnisreichsten Indianerforscher des 20. Jahrhunderts. Weltweit bekannt wurde er mit dem Monumentalwerk „The Native Americans: The Indigenous People of North America“, das in Deutschland als „Großer Bildatlas Indianer“ erschien. Dieses Werk wurde in 12 Sprachen übersetzt und über 1 Million mal verkauft.

Neben dieser populären Darstellung war Dr. Taylor aber bekannt für seine fundamentalen ethnologischen Studien über den Symbolismus und die materielle Kultur nordamerikanischer Plainsindianer – und als solcher habe ich ihn als Verleger begleiten dürfen. Insgesamt 10 Bücher von Colin Taylor habe ich produziert, die meisten zweisprachig – Deutsch und Englisch.

  • DIE CROW in der Kultur des Plateau und der Zentral-Plains
  • SAAM – Der Symbolgehalt früher Zeremonialinsignien auf den nördlichen Plains
  • SUNKA WAKAN – Die Plainsfederhaube
  • IHO‘LENA Stimmen der Vergangenheit. Kulturelle, religiöse und militärische Inhalte von Plainsartefakten
  • HOKA HEY! Von Skalps zu Coups
  • YUPIKA – Die Kleidung der Plainsindianer-Frauen
  • SITTING BULL und die Religion des weißen Mannes
  • CATLIN’S O-Kee-Pa – Kultur und Zeremonialismus der Mandan

Sowie die von ihm als Herausgeber betreuten Bände PEOPLE OF THE BUFFALO – The Plains Indians of North America (Bd. 1: Military Art, Warfare and Change, Bd. 2: Artifacts as Cultural and Historical Documents)
Diese Bücher stellen heute im wahrsten Sinne des Wortes “ethnologische Klassiker“ dar, wissenschaftliche Standardwerke über die Kultur der Plainsvölker.

Unsere Zusammenarbeit und Freundschaft begann noch vor dem oben erwähnten weltweit verbreiteten Werk. Auch für mein MAGAZIN verfaßte er mehrere fundierte Beiträge.

Colin Taylor war ein Forscher aus Leidenschaft. Er hatte seine Begeisterung für die Indianerkulturen schon als Kind entdeckt, als er in seiner Heimat Südengland in Brighton mit einem ehemaligen Mitarbeiter von „Buffalo Bill“ Codys Wild West Show zusammentraf, der ihm von den Indianern erzählte, die er während der Welttourneen betreut hatte. Von ihm erwarb der junge Taylor von seinem Taschengeld die Federhaube von Iron Tail, einem der berühmtesten Indianer, der mit Cody unterwegs war. Iron Tail war auch eines der Modelle für den sogenannten „Buffalo Nickel“, die alte 5-Cent-Münze der USA.

Diese Federhaube bildete den Grundstock der Taylor-Indianersammlung, die am Ende seines Lebens über 300 Teile umfasste und zu den wertvollsten Privatsammlungen Englands gehörte. (Die Iron-Tail-Haube war inzwischen in fast allen großen Museen der Welt ausgestellt.)

Ich werde die Stunden nie vergessen, die ich mit Colin zusammen in seinem Arbeitszimmer in Hastings – wo er lebte – gesessen habe, er mir die Geschichten der Stücke seiner Sammlung erzählte und mich über die Symbolik und die handwerklichen Techniken aufklärte. Viele meiner amerikanischen Kontakte und Freundschaften hat er für mich vermittelt. Er kannte jeden bedeutenden Völkerkundler in den USA und jedes Museum. Und wegen seiner Offenheit und Freundlichkeit hieß er unter seinen indianischen Freunden „Generous Man“ (Großzügiger Mann) – Ahxsi-Tapina, in der Sprache der Blackfoot.

Seine Sammlung befindet sich heute im städtischen Museum von Hastings, das damit über eine der großartigsten ethnographischen Ausstellungen von England verfügt.

Seine Studien zur Kultur der Plainsvölker sind unvergessen, aber Colin Taylor wird unter allen, die ihn kannten, auch als einzigartiger, wunderbarer Mensch unvergesslich bleiben.

Die Bilder zeigen mich und Colin auf den Klippen von Hastings bei meinem letzten Besuch 2003, sowie das Cover des Buches AHXSI-TAPINA, das ich in seinem Gedenken produziert habe, mit Beiträgen einiger der größten Indianerkenner der Welt und einem Titelbild, das der große Völkerkundler und Künstler Bill Holm exklusiv für dieses Buch malte (George Catlin portraitiert Mato-Tope).

Ferner HOKA HEY! Und YUPIKA.

Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, Dezember 2017
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