„Wer soll das bezahlen?“ – Geld und Science Fiction und Rezension PR-Planetenroman 25 Sechs flammende Sonnen
Wer soll das bezahlen?
Geld und Science Fiction
Und Rezension PR-Planetenroman 25 Sechs flammende Sonnen
Und, auch nicht ganz unwichtig: „Im praktischen Gebrauch ist Geld ein Zahlungsmittel, das sich von einfachen Tauschmitteln dadurch unterscheidet, dass es nicht unmittelbar den Bedarf eines Tauschpartners befriedigt, sondern auf Grund allgemeiner Akzeptanz zu weiterem Tausch eingesetzt werden kann.“
Geld gewinnt seinen Wert durch das, was man damit erwerben kann. Zehn Millionen Euro, gerne auch in kleinen gebrauchten Scheinen, sind auf einer einsamen Insel nichts weiter als Brennstoff, und mit einer Tonne Gold steht man dort sogar noch schlechter da. Und überhaupt: wertvoll ist im Allgemeinen das, was selten ist. Aluminium war in der Mitte des 19. Jahrhunderts nur mühsam herzustellen und deshalb kostbarer als Gold. Sobald Menschen jedoch damit beginnen, in großem Maßstab Asteroiden einzuschmelzen und zu verhütten, werden auch Spurenelemente wie Gold und Platin den Status der Seltenheit verlieren.
Jack Vance präsentiert in „Der Mann ohne Gesicht“ einen interessanten Standpunkt. Ein Einbrecher hat sein Leben verloren, und ein Gast eines Wirtshauses stellt die Frage;
„Das sind die Gesetze Elphines, die der Mann ohne Gesicht durchgesetzt hat – aber wiegt eine Handvoll Waren und ein Menschenleben gleich schwer?“
Der weißhaarige Fremde schaltete sich ein: „Warum sollte es anders sein? Du übersiehst einen wichtigen Faktor der Situation. Eigentum und Leben sind nicht unvereinbar, wenn das Eigentum in Begriffen menschlicher Mühe gemessen wird. Im Grunde ist Eigentum Leben; es ist jener Teil des Lebens, den ein Individuum aufgebracht hat, um das Eigentum zu erwerben. Wenn ein Dieb Eigentum stiehlt, stiehlt er Leben. Jeder Diebstahl wird also zu einem kleinen Mord.“
Ein wenig später präzisiert er dann:
„Um es noch einmal zu sagen: wenn ein Dieb Eigentum stiehlt, stiehlt er Leben. Für einen Kaufmann bin ich menschlichen Schwächen gegenüber recht tolerant, und ich würde nicht besonders heftig reagieren, wenn mir ein Tag gestohlen würde. Gegen den Diebstahl einer Woche hätte ich etwas, und ich würde jeden Dieb umbringen, der mir ein Jahr meines Lebens stiehlt.“
Terry Pratchett schlägt in „Strata oder die Flachwelt“ in die gleiche Kerbe, nur aus einer anderen Richtung:
„Anstelle einer Antwort griff Jalo in eine an seinem Gürtel befestigte Tasche und holte ein Bündel 10000-Tag-Scheine heraus. Companygeld war härter als die Währungen der meisten anderen Welten. Jeder dieser Scheine repräsentierte fast achtundzwanzig Jahre Lebensverlängerung, wenn man ihn an einem Handelsstützpunkt der Company eintauschte. Der Kredit der Company war der beste, den es gab. Die Company bezahlte mit einer Verlängerung der Zukunft.“
Eigentum (und Geld) dient dem einen wie dem anderen dazu, sein Leben zu verlängern und seine Lebensqualität zu verbessern.
Sollten wir eines Tages das Replikator-Prinzip von Star Trek ergründen und in der Lage sein, Energie in Materie umzuwandeln (E = m x c², also gilt auch umgekehrt m = E/c²), dann ist plötzlich alles nur noch eine Frage der verfügbaren Energie. Deswegen hörten wir bei ST:TNG erstmals etwas über eine Art von Geld, als Picard und seine Crew mit den Ferengi ins Geschäft kommen mussten. Auf Deep Space 9 war das „goldgepresste Latinum“ dann schon sehr präsent, um auf der Voyager situationsbedingt wieder keine Rolle mehr zu spielen ...
Und natürlich ist auch noch eine andere Situation denkbar, in der Geld kaum noch eine Rolle spielt: wenn es keine Zukunft mehr gibt. Wenn morgen Physiker herausfinden, dass unsere Sonne in zehn Jahren (plusminus drei Wochen) explodieren wird, ist dann nicht sowieso alles egal? Und wenn dann irgendein Wissenschaftler mit einer phantastischen Idee daher kommt, wie die Katastrophe zu verhindern wäre – wer würde in dieser Situation vom Budget und der Schuldenkrise reden?
Bei Perry Rhodan kommt Geld eigentlich kaum mal vor. Man muss schon bis in die ganz frühen Jahre zurückgehen, um entsprechende Romane zu finden.
Ganz am Anfang der Dritten Macht in PR 6 „Das Mutanten-Korps“ inszeniert Homer G. Adams eine außerirdische Invasion, um den schlimmsten Börsencrash seit dem Schwarzen Freitag am 25.10.1929 auszulösen – und als der Staub sich schließlich legt, hat Adams die General Cosmic Company zusammengekauft und mit finanziellen Mitteln ausgestattet.
Danach ist erst mal lange Ruhe, bis Homer G. Adams im Plophos-Zyklus mit ein paar lange im voraus geplanten Finanzmarktmanövern die Ökonomie verschiedener aufmüpfiger Planeten ruiniert, denn:
„Eine Flotte kann meutern! Was nützen dann die teuren Schiffe? Geld kann nicht meutern, aber Geld kann so schnell von einem Planeten zum anderen fließen, dass über Nacht eine Welt bankrott ist.“
(PR 193 „Panik im Sonnensystem“)
Zwei Jahre später versuchten die MdI, das Solare Imperium wirtschaftlich zu ruinieren, indem sie das mit hohem Aufwand fälschungssicher gemachte Geld des Imperiums in ihren Multiduplikatoren eben doch nachmachten und dieses Frischgeld in die galaktische Ökonomie freisetzten, um damit eine verheerende Inflation anzuschieben. (PR 280 „Die Weltraumdetektive greifen ein“)
Die dickste Kröte muss man gleich zu Anfang schlucken. Solarmarschall Allan Donald Mercant, Chef der Solaren Abwehr und damit Geheimnisträger Nummer Eins, geht in einen Feldagenteneinsatz? Das ist so, als würde M sagen „Chefsache! Darum kümmere ich mich schon!“ und 007 so lange weg schicken zum Akten sortieren. Liebe Güte, das letzte Mal war Mercant als Agent im Einsatz, als die Nazis Europa beherrschten …
Aber gut. Wenn man darüber hinweg sehen mag, dann gibt’s eine Ermittlung gegen Unbekannt an Bord eines Luxuskreuzfahrtraumschiffes, bei der es nicht an Verdächtigen mangelt. Eine Fehlfunktion des immerhin noch sehr, sehr neuen Linearantriebs schleudert das Kreuzfahrtschiff dann ins Zentrum der Galaxis, wo man zunächst auf das Wrack eines Ara-Forschungskreuzers stößt (der deutlich älter wirkt als er ist!), dann auf einem Wasserstoff-Methan-Planeten mit einem Raumschiffswrack unbekannter Bauart konfrontiert wird und sechs blaue Riesensterne in einer gleichseitigen Sechseckformation findet, zu der ein Ara ein paar erstaunliche Legenden vorzutragen weiß. Unsichere Zweckbündnisse werden geschlossen, mit der Kreuzfahrt ist es aus, und obwohl Allan D. Mercant es schließlich zurück ins Imperium schafft, gehen die Koordinaten des Sonensechsecks verloren und die phantastische Legende vom Planeten namens Kahalo wird erst mal für fast dreihundert Jahre als Sternenmärchen abgeschrieben.
Der Roman lebt davon, dass der Leser (höchstwahrscheinlich!) eine ziemlich konkrete Ahnung hat, wer dieses fremde Raumschiff gebaut hat und was sie erreichen wollen. Das Erscheinen des Taschenbuchs im Dezember 1982 passt da recht gut, weil die 4. Auflage der Heftromane damals gerade mitten im MdI-Zyklus steckte. Hubert Haensel schreibt routiniert, und einen groben Schnitzer hat man in der Überarbeitung entfernt: keine Transformkanone an Bord des Kreuzfahrtschiffs STARLIGHT. Ganz sicher nicht zehn Jahre, bevor man zum ersten Mal auf Posbis trifft ...
Kommentare
natürlich etwas schade in der neuauflage, weil es Erstleser dann nicht mitkriegen...
aber wegen der zahllosen anderen Ungereimheiten und Unlogik der Handlung: auch ohne den legendären Hinweis (eines Türschilds! auf einem Schott!!! "Zu den Transformkanonen" schrei!!!) hat es immer noch den Ruf des zweitschlechtestens aller PR-Tbs. (nur 118 = Planet der Kidnapper übertriofft das noch. Hält jemand dagegen?)
M.
Das mit den TBs ist reine Geschmacksache. Ich weiß noch, wie schwer enttäuscht ich über Mahrs 191 war, (Geisterschiff Crest IV). Oder auch über Haensels 306 (Odysee in M-87), tolle Vorlage, schleppende, langweiligste Ausführung. Aber das ist 25 Jahre her , und heute ist Haensel so viel besser als Autor. Da hat bestimmt jeder seine Negativliste.
Zitat: Und wie, glaubst du, hat die Kosmische Hanse - oder eine der gefühlten 57 Nachfolgeorganisationen - ihre Geschäfte durchgeführt? Die Autoren drücken sich halt davor, solche Themen näher auszumalen - aber vermutlich ist das auch besser so. So bleibt uns Lesern wenigstens so ein Schwachsinn wie die Ferengi mit ihren Latinumbarren erspart.
Genau so gut könnte ich anmahnen, dass - mit einer einzigen Ausnahme während des Kampfes gegen die Ewigen Krieger - niemals in den Romanen geschissen wird. Man tut es, aber man redet/schreibt nicht darüber. Und mit dem Geld ist es für gewöhnlich nicht anders.
Also ... da wären zwei Taschenbücher von Harvey Patton (167 und 189), in denen Roi Danton Abenteuer im 33. Jahrhundert erlebt.
Also etwa 800 Jahre, nachdem er bei der Supernova-Explosion des Uleb-Systems "im Einsatz verschollen" gemeldet wird, und rund zweihundert Jahre, ehe man ihn bei der Expedition des Nullzeitdeformators tief in der Vergangenheit findet und in die relative Gegenwart des Jahres 3434 zurückbringt.