Wohin geht der Weg? - Tappen im Dunkeln
Wohin geht der Weg?
Tappen im Dunkeln
Ich finde es ansprechend, wenn es den Autoren gelingt, ein großes Ziel lange in der Hinterhand zu halten. Wenn hier und da immer wieder Brotkrummen ausgeworfen werden, um dann über einen bestimmten Zeitraum immer konkreter zu werden und die Leser im besten Fall zu überraschen. Das ist schon immer ein Balanceakt gewesen, denn wenn wichtige Informationen zu früh ihren Weg zum Leser finden, dann fällt die Überraschung und Dramatik weg. Dauert es zu lange bis überhaupt mal mehrere Puzzleteile zu sehen sind, dann verliere ich mit der Zeit das Interesse. Auf der anderen Seite können aber auch vorhersehbare Endergebnisse spannend präsentiert werden, wie bei den Ereignissen um TRAITOR. Recht schnell konnte man ahnen, dass die Pläne der Terminalen Kolonne vereitelt werden würden. Trotzdem war das „Wie“ immer noch entscheidend und hat für Spannung gesorgt.
Aktuell kämpfe ich etwas mit mir. Auf der einen Seite finde ich die Unkenntnis über die Atopen und deren Hintergrund nach wie vor spannend, würde mir aber jetzt endlich mal mehr Informationen wünschen. Seit mehr als 100 Romanen ist das nichts anderes als ein Stochern im Trüben. Da ist über die neu eingeführten Tiuphoren deutlich mehr bekannt und das innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes. Die eigentlich antreibende Idee hinter dem letzten und aktuellen Zyklus bleibt nach wie vor konturlos, wenn es um Hintergrundinformationen geht. Mir ist klar, dass wir diese Thematik wahrscheinlich noch bis Band 3000 lesen dürfen, insofern darf nicht alles Pulver verschossen werden. Aber hier und da mal konkretere Informationen wären wünschenswert. Und diese werden wir vielleicht auch erhalten, wenn Atlan die Jenzeitigen Lande erreicht.
Aber vielleicht liegt mein Problem auch in der Konzeption des Zyklus. Die Sprünge zwischen den verschiedenen Handlungsebenen machen es nicht unbedingt leichter. Jede Handlungsebene hat mit anderen Problemen zu kämpfen, so bleibt für die Atopen und deren Hintergründe kaum noch Raum. Dies ist sicher beabsichtigt, mich stört es momentan aber etwas. Natürlich darf ich nicht vergessen, dass wir noch im ersten Drittel des aktuellen Zyklus sind, somit liegen noch viele Romane vor uns. Ich bin auch kein Freund der Viererblöcke, da mir dieses Konzept einfach zu starr ist. Die Blöcke sollten sich nach dem Thema richten und dann entsprechend kurz oder lang ausfallen, eine Fixierung auf vier Hefte produziert meiner Meinung nach oft Leerlauf, sprich Füllromane. Diese sind immer wieder notwendig, keine Frage, aber wenn sie nur Mittel zum Zweck sind um einen Viererblock zu füllen, dann trifft das nicht meinen Geschmack, siehe die letzten vier Romane mit Atlan. Nach dem dritten Roman hatte ich schon keine Lust mehr zu lesen, da die eigentliche Handlung um seine Reise in die Jenzeitigen Lande wie Gummi gezogen wird. Ich bin aber nicht repräsentativ, insofern stehe ich mit dieser Ansicht vielleicht alleine da.
Grundsätzlich gefällt mir die Handlung des aktuellen Zyklus und seines Vorgängers, vor allem der Zeitriss ist ein sehr interessantes Ereignis innerhalb der Handlung. Wenn die Tiuphoren mit ihrer Flotte in die Milchstraße der Gegenwart eindringen, dann wird es spannend sein zu sehen, was die Atopen unternehmen, und wie die vielen Völker der Milchstraße darauf reagieren. Die heimatliche Galaxie ist gelinde gesagt kaum zur Verteidigung fähig, die Atopen haben mit der geplanten und zum Teil ausgeführten Entmilitarisierung der Milchstraße scheinbar einen Fehler gemacht. Was verwunderlich ist, angesichts der Tatsache, mit welcher Vehemenz sie von ihrem Blick in die Zeitlinien und den daraus resultierenden Schlussfolgerungen überzeugt sind.
Wohin sich der Zyklus entwickeln wird ist schwer abzusehen. Ich war bisher der Überzeugung, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt auch ES aktiv werden würde, aber davon ist noch nicht zu sehen. Der Superintelligenz kann es kaum gefallen, was sich gerade in ihrer Mächtigkeitsballung abspielt. Aber auch das ist nicht sicher zu sagen, da ES schwer einzuschätzen ist, vor allem nach ihrer Teilung. Auf der anderen Seite kennt sich die Superintelligenz mit Zeitmanipulationen ganz gut aus…..*hust*.
Bis zur Romannummer 2850 ist es nicht mehr weit und ich hoffe, dass wir bis dahin etwas schlauer sind und uns zukünftig noch einige Überraschungen erwarten.
Die inhaltlichen Entwicklungen des bisherigen Verlaufs werde ich in der nächsten Kolumne genauer beschreiben und vielleicht kann ich dann auch einige Ausblicke bieten.
Zum Schluss noch ein Wort zu Rainer Castor. Dieser Verlust wird die Serie stark treffen, damit meine ich aber nicht die Romane an sich, sondern die sehr detaillierten Vorgaben von Rainer Castor zum Hintergrund der Serie, vor allem die technologische Entwicklung und Ausarbeitung ist hier zu nennen. Ich habe die Romane von ihm immer gerne gelesen, da sein Detailgrad ein schöner Kontrast zu den anderen Autoren gewesen ist.
Aber noch wichtiger sind meiner Meinung nach seine Kommentare am Ende der Romane gewesen, die für den nötigen Überblick gesorgt haben. Sei es jetzt über die technologische Entwicklung oder über Hintergründe aus der Serienvergangenheit/-gegenwart. Durch seine Arbeit wurde gewährleistet, dass sich die PR-Technologie, inklusive Risszeichnungen, in ein stimmiges Gesamtbild eingefügt hat.
Er hat die Serie in dieser Hinsicht aus dem Hintergrund geprägt und hinterlässt eine große Lücke. Es wird eine Herausforderung werden, diese Lücke zu schließen. Als Trost bleibt, dass Rainer Castor für immer mit der Serie verbunden sein wird.
Kommentare
Die Arbeit von Rainer Castor werde ich auch vermissen. Die Kommentare und das Glossar sind immer sehr erhellend.