Hinter der Zerozone - Das Dyoversum
Vom Thezversum ganz abgesehen, liegt also eine „neuartige“ Erweiterung des Perryversums vor. Nur seltsam, dass sie noch nie von irgendwem aus dem Standardkosmos betreten wurde.In knapp sechs Milliarden Jahren sollte schon rein statistisch der Zweitraum von diversen, hochstehenden Völkern bemerkt worden sein.
Der Neue Kosmos ist also recht leer. Von höheren Entitäten und ihren Identitäten keine Spur. Auch die kosmische Navigation im Linearraum ist stark eingeschränkt. Transitionen funktionieren nicht, weil wegen der superstarken Hyperimpedanz kaum Zugang zum fünfdimensionalen Bereich höherer Frequenzen vorliegt. Nun ist ein Doppelkosmos in der Realität 0.1. nichts Neues. In der Superstringtheorie zerfällt das Weltmodell in zwei Teile (mathematische Symmetriegruppen E(8)xE(8)), die allerdings unterschiedlich weiter zerfallen. Einer davon soll dann unser Kosmos sein… seltsam nur, dass die Kraft der Elektrodynamik (Symmetriegruppe U(1)) dabei gleich mehrfach herauskommt …
Aber das soll unsere Sorge hier nicht sein, denn wir befinden uns ja im Perryversum … hier ist alles erlaubt, auch ohne innere Zusammenhänge.Technik und damit sicher auch Naturwissenschaft ist ja nach eigenen Aussagen nicht so das Ding der derzeitigen Expokraten … dafür sind sie eben im Phantasiebereich des SoW gut.Das ist ja auch was wert.
Es gibt hier also ein zweites Universum, genauer gesagt, einen Teil, der etwa die Hälfte des ganzen Dyoversums bildet.Wenig Leben allerdings dort drüben … bis auf einige sehr nervige Topsider!, welche die lokale Großmacht stellen.Wie der Name ja schon sagt: TOP-SIDER! --- GROßMACHT!
In fünfhundert Jahren überstark erhöhter Hyperimpedanz jedenfalls ist es Terra, der dorthin verschlagenen Erde, bisher nur gelungen, 3000 Kampfschiffe umzurüsten, obwohl der Erdmond eigentlich die Waffenschmiede der LFG und der Terraner war.Eine Heimatflotte, die bei dem „Raptus Terrae“ mitgenommen werden konnte, gab es wohl auch nicht mehr.Taktische und strategische Denkweisen sind heutzutage nicht so die Stärken der Serie … da gab es schon bessere Zeiten (mit besseren Köpfen, könnte man boshaft hinzufügen, aber das tue ich jetzt nicht!Betrachtet also diese Aussage als nicht gelesen! ;-) ).
Terra spielt also nur die zweite Geige im neuen Dyoversumsteil und wird von den Topsidern arg in Bedrängnis gebracht. Diese Einschränkung passt auch wieder einmal zum vielzitierten Zeitgeist, der die eigenen Mächte immer im Zwang, in der Defensive oder ähnlich sehen muss.Sich kleingeistig zurücknehmend anstatt mutig und erfolgreich vorwärtszustreben. Bedrohungen müssen geschildert werden, das ist klar. Damit bleibt die Serie im Spiel ihrer Erzählspannung, sicher.Was fehlt, ist bei allen starken Gegnern zum Trotz einfach der positive Überbau, den es etwa unter Feldhoff noch gab.Über die Modernität von Dystopien lässt sich trefflich streiten.
Anstatt aktiv die Handlung des Zyklus voranzutreiben, was ja vielleicht nach der Zerozone-Viererbande noch kommt, wird wieder einmal nur das neue Ambiente geschildert. Die Umgebung des neuen Kosmos und die Schwierigkeiten dort. Stillstand pur. Jede Menge Sense of Wonder allerdings zum Ausgleich, für diejenigen Leser, die derart breit erzählte, bunte Nichthandlung mögen ... denn NATHAN spielt nun mit Roboterpuppen und Adams, dessen Zellchip nur zeitweise funktioniert, der überhohen Hy-Imp geschuldet, und der deshalb hie und da mal im Hyperraum eingefroren werden muss, wird überflüssig ausführlich in einer Beziehung geschildert, als hätten wir hier den Anspruch eines Entwicklungsromans aus der hohen Literatur vor uns und nicht das wöchentliche Heftchen der Paraliteratur.
Aber weg von den Schwächen des Zyklus und der heutigen Familienschreibe eines Gaslichtromans und zurück zum SF-Thema: Aus dem Urknall entstanden also zwei Universen; genauer gesagt zwei Teile des Dyoversums. Diese haben sich erstaunlich ähnlich entwickelt, bis zur fast exakten Kopie des Solsystems. Nur auf den Welten unserer Nachbarsterne gibt es kein oder kaum Leben. Keine Ferronen auf Wega jedenfalls.Wegen der erhöhten Superdemenz in der Serie konnte auch in fünfhundert Jahren der neue Kosmos nur marginal erforscht werden, einige hundert Lichtjahre weit. Immerhin hat man bereits begonnen, zu siedeln.Das ist doch eine Art Aufbruch.Wie im munteren Wuselfaktorspiel breitet Terra sich also erneut aus, diesmal im Fremdkosmos, der doch so ähnlich ist. Selbst dann, wenn also der Raptus rückgängig gemacht werden sollte, wird das terranische Völkchen sich in einem weiteren Vorort der kosmischen Welt ausgebreitet haben ...
… es sei denn, alle Terrraner würden zurückkehren oder es gelingt Perry, das neue Universum zusammenzuklappen und im Koffer nach Hause zu tragen.Beides ist doch recht unwahrscheinlich. Auch die Möglichkeit, ob die Erde heimkehrt … ist bis jetzt noch unklar … für den Leser, der naturgemäß die Serie ja nur von außen sehen kann. Immerhin wird es wohl mindestens einen zweiten Weg in die Zerozone geben auch von „Drüben“ aus, denn irgendwie muss Perry es ja wieder in den Standardkosmos schaffen und auch der Vater des „Es“, Mutant Mulholland, hat ja wohl einen Zugang zur ZZ vom Standardkosmos aus. Wie das alles aufgedröselt wird, ist noch zu sehen. Einige Hefte des Zyklus liegen ja noch vor uns.Ob der Leser dann mit dem Zyklusende zufrieden sein wird, ist die Frage.Beschränkung heißt ja die Zeitgeistdevise, nicht Vorwärtsstürmen.
Auch die Bleisphäre des Arkon-Systems sei noch des Erwähnens wert. Hier wird Atlan ja wohl demnächst agieren. Mal sehen, was der ewige Zweite im Perryversum, der Beuteterraner erster Güte, dort zusammenbringt.Auch die Interessen der feigen Cairaner seien nicht vergessen, die aus ihrer Galaxie ohne Kampf mit einer Million!!! Raumern geflohen sind, anstatt ihre Vecuja zu verteidigen. Na ja, graue Jenseitsmaterie einer Materiesenke ist eben schwer mit herkömmlichen Waffen zu bekämpfen … da nimmt man lieber hasenfußartig die Beine reißausmäßig in die Hand, sprich; wirft die Hypermotoren oder die Transporttunnel an und geht lieber kleinere Völker wie die LFG in der Milchstraße knechten.
Versuchen wir also, die Logikfehler in Handlung und Zykluskonstruktion zu missachten und uns auf den Inhalt der Einzelromane zu konzentrieren ... wenn ich auch am Überlegen bin, ob mir das mein Geld noch wert ist.
© 2020 by H. Döring
Kommentare
Aber danke für die Zusammenfassung, warum ich die Serie seit 3000 endgültig nur noch aus dem off verfolge. Solange die zwei Expotarchen weiter die Logik im Kloh herunter spülen und SF ohne halbwegs durchdachte Technik fabriziert wird, bleib ich dem auch fern.
Damals die Sache mit den Druuf hatte ich ja noch so in der Art Anomalie innerhalb des Multiversums hingenommen, aber Sense of Wonder ist das langsam nun wirklich nicht mehr. Eher ein ... mir fällt echt nix mehr ein und deshalb zaubere ich mal wieder ein neues Universum aus der Hosentasche. Gut das ich mir das nur noch von außen über den ZAUBERSPIEGEL ansehe, denn da wäre mir das Geld echt zu schade für.
Nö, nur der (siamesische) Zwilling des PR-Universums.
Also quasi ein Kopf an Kopf rennen durch die Unendlichkeit.
ja, das ist noch die Frage: Wo sind sie denn nun zusammen gewachsen? Am Kopf oder am .....
Ich habe mich da mal ganz im Stil von Perry an Iwan Iwanowitsch Goratschin orientiert. Denn wäre der siamesische Zwilling am A... na ja, zusammengewachsen, wird das mit dem Rennen irgendwie echt schwierig.
Bei Scheer rannte der Goratschin ganz schön schnell!
Wo du recht hast, hast du recht. Handlungslogik oder ein solides Handlungsfundament sind abwesend, dafür werden die gleichen Elemente in jedem Zyklus recycelt. Kombiniert mit der Tontaubheit mancher Autor/Innen, was die Charaktere und das Rhodanuniversum angeht, wird das immer beliebiger.
Wenn dieser andere Teil des Dyoversums unser (reales) Universum wäre (inklusive unserer heutigen Erde), hätte das einen ganz besonderen Reiz. (Perryversum meets Real-Universum.)
Da würde ich glatt wieder als Leser einsteigen.
Seinen Reiz hätte dies unbestritten, da gebe ich dir recht. Allerdings habe ich den seltenen Verdacht, dass die Fahrt hier in eine andere Richtung gehen dürfte.
Dieser Dyokosmos ist einfach nur leer, abgesehen von ein paar renitenten Topsider-Echsen und schwer abfliegbar aufgrund der zu sehr hohen Hy-Imp.Meiner Meinung nach kann man dieses Doppeluniversum ruhig auflösen ... "nichten".Die "Teana" werden ja angeblich die verdrehte Doppelerde "nichten", die Terras Platz eingenommen hat.
Hab' ich auch nicht wirklich erwartet. War einfach nur so ein Gedanke.
zitiere AARN MUNRO:
Hach - allein die Vorstellung, dass der Perry feststellen müsste, im Dyokosmos nur der namensgebende Held einer Heftchenserie zu sein, finde ich einfach geil.
Aber das wird ja leider nicht passieren.