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Helden zum Mieten: Hans Kneifels »Allround Service«

1Helden zum Mieten
Hans Kneifels »Allround Service«

Auch nach seinem Einstieg in die Perry Rhodan-Heftserie 1968 hatte Hans Kneifel immer noch Zeit, sich in anderen Universen auszutoben. Einerseits führte er die Abenteuer der ORION fort, andererseits gab es immer auch noch eigenständige Projekte. Eines davon war die Agentuer „Allround Service“, in der Thirard Reenal und Asger Riveyra mit Unterstützung ihrer Sekretärin Dagny Tamayo im 58. Jahrhundert für viel Geld Probleme anderer Menschen lösen.

Die Agentur hat ihren Sitz auf den Bahamas und achtet darauf, stets gut informiert zu sein:
„Das Büro, ein Raum, der ein ganzes Stockwerk im höchsten Bürogebäude der Insel einnahm, war mit kleinen, blitzenden Geräten gefüllt. Die einzelnen Maschinen waren zu Arbeitsgruppen zusammengestellt, zwischen denen hochmoderne Sessel standen. Das Herzstück der kostspieligen Anlage war ein schwerer Siemens-Komputer mit einer großen Speicherbank in Kompaktbauweise. Milliarden Bits waren dort vermerkt. Dieser Datenspeicher wurde laufend von vier verschiedenen Gesellschaften ergänzt – sie lieferten gegen einen festgesetzten Betrag die neuesten Informationen aus der Raumfahrt, Daten der Kolonisierung und Einzelheiten des Wirtschaftslebens.“

Aber man weiß auch zu leben, wenn die Kasse stimmt:
„Thirard Reenals Wohnturm war dreizehn Meter hoch und acht Meter durchmessend. Er bestand aus Beton in Sichtbauweise wobei der Architekt als Schalungsmaterial Elemente verwendet hatte, deren Eindruck im Beton lauter kleine Kreise und Quadrate hinterlassen hatte. Neunzehn riesige Fenster und ein überdachter Eingang unterbrachen die Fläche. Der Turm war strahlend weiß mit einer glatten Kunststofffarbe gestrichen, und zwischen den wuchtigen alten Bäumen, den Büschen und den nackten Felsen sah er aus wie ein Relikt der Vergangenheit.
Sie lagen am Rand des runden Swimmingpoools, der bis auf einen schmalen Kreisring die gesamte Dachfläche einnahm. Er war, zwei Meter tief, versenkt in die Decke des obersten Stockwerks eingearbeitet.
Über ihnen war das runde Sonnensegel gespannt. Es deckte den Raum zwischen den Zinnen des Turms vollkommen ab, bis auf die kleine Plattform mit der Kanone.“

Ziemlich undenkbar, dass Angehörige der Raumflotte sich so ein Domizil leisten könnten – und konsequenterweise macht sich auch kaum ein anderer Autor bei Perry Rhodan großartig Gedanken, wie es wohl außerhalb eines Kugelraumers aussehen könnte. Von Modeerscheinungen gar nicht zu reden:
„Sie trug jeden Tag eine andere, aufregende Frisur, und heute schwebte das Haar wie eine Tulpe über ihrem Kopf, flutete oben auseinander, und der künstliche Edelstein des winzigen Schwerkraftaggregates leuchtete in der Mitte dieser effektvollen Blüte. Die Ladung war nach vierundzwanzig Stunden erschöpft.“

Ich muss ganz ehrlich zugeben: wenn ich die Abenteuer der beiden Helden lese, dann geistern mir die Stimmen der Synchronsprecher von Roger Moore und Tony Curtis durch die Ohren, die aus den im Original wohl eher drögen „Persuaders“ mit viel Kalauern und Blödelei „Die Zwei“ erschufen. Kneifelhelden haben den Sarkasmus gleichsam mit der Muttermilch eingesogen, und Frauen, die eine Zeit lang mit ihnen zu tun haben, übernehmen diese Eigenart schnell: „Junggesellen sind Männer, die sich zu allererst über den Notausgang informieren“, weiß eine Empfangsdame eines der Auftraggeber von Allround Service.

Nach so viel Vorrede: worum geht es eigentlich in den Romanen?

Heute nur die ersten zwei von insgesamt sechs Abenteuern.

Shindana – Welt aus Eisen

„Shindana – Welt aus Eisen“ (Terra Nova 114, 1970) beginnt mit einer Verwechslung. Asger Riveyra begegnet einem Ingenieur, der ihm nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten ist, sondern auch ein revolutionäres Verfahren zur Gewinnung von Sauerstoff aus Eisenrost entwickelt hat, mit dem geschätzt dreihundert Planeten bewohnbar gemacht werden könnten. Damit lässt sich ein Vermögen verdienen, und deshalb befindet sich Mr. Heward Yaghan in Lebensgefahr. Noch während des Flugs zur Erde, wo er sein Verfahren einem Konzern vorführen soll, unternehmen vier Männer einen Mordanschlag, den Riveyra nur knapp vereiteln kann. Yaghan wird schwer verletzt und fällt für die Präsentation aus. Riveyra springt für ihn ein, nachdem er sich rückversichert hat, dass a) das Verfahren funktioniert und b) er selbst nicht zu verstehen braucht, wie es funktioniert, da das Gerät quasi selbsterklärend ist. Und auf geht’s zum Planeten Shindana, der außer Sand und Rost und Steinen scheinbar nichts zu bieten hat. Auch auf Shindana gibt es reichlich Anschläge auf Riveyras Leben, und eine Entdeckung wartet ebenfalls darauf, gemacht zu werden …

Gast aus der Unendlichkeit

„Gast aus der Unendlichkeit“ (Terra Nova 118, 1970) entführt den Leser zunächst auf eine Raumstation, in der ein Bergbauunternehmen Uran aus Uranpechblende gewinnt. Hier wird auch die Währung näher definiert, in der die Helden bezahlt werden: „Ein Quintar … das waren fünfzig Zigaretten, dreitausend Gramm bestes Brot oder ein kleineres Steak. Oder zwei Taschenbücher.“
Am Ende dieses Abenteuers erhält Thirard Reenal vom Auftraggeber (höchst widerwillig!) einen Scheck über 375.000 Quintar. Und dreißig Kip, die Untereinheit des Quintars.
Das ist 'ne Menge Zigaretten …

In dieser Raumstation wird der Betrieb nachhaltig gestört, als ein unbekanntes Objekt die Außenwand durchschlägt und bis in einen Erzsilo im Herzen der Station vordringt. Dort allerdings scheint es rückstandslos verdampft zu sein; eine sofortige Suche bleibt jedenfalls ohne Ergebnis. Merkwürdige Vorkommnisse jagen einander, Männer verlieren den Verstand und laufen Amok, die Produktion ist in Gefahr. Der Direktor des Unternehmens bringt es auf den Punkt: „Sie brauchen einige Leute, die in der Lage sind, sowohl wissenschaftliche Phantasie zu entwickeln, als auch energisch genug, um sich nicht vor einem Phänomen zu fürchten, dessen Natur nicht geklärt ist.“
Die Frage des Direktors, ob sich unter der immerhin sechshundert Männer und Frauen starken Besatzung der Station niemand von solchem Kaliber befände, kontert der Stationsleiter mit dem Hinweis darauf, dass solche Mitarbeiter für das Gehalt, das die Firma zahlt, nicht zu bekommen sind. An staatliche Stellen mag sich der Direktor nicht wenden, da er unerlaubt mehr fördern und aufbereiten lässt als er dürfte, und so schlägt die Stunde für Allround Service.
Thirard und Asger entdecken auf der Station nicht nur ein unsichtbares Raumschiff, sondern knüpfen auch einen erfolgreichen Erstkontakt zu der Insassin, die an telepathische Kommunikation gewöhnt ist. Die Krise ist gelöst, die Produktion kann weitergehen, und der Auftraggeber will zunächst nicht einfach so viel Geld herausrücken wie er laut Vertrag sollte. Aber da hat er die Rechnung ohne Allround Service gemacht!

 

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