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Kugeln mit Kanten?

Perry Rhodan ... und wirKugeln mit Kanten?
... und Rezension PR-Erstauflage 2635 Jagd auf Gadomenäa  
 
Wenn das geistige Auge keinen Halt findet
Es gab eine Zeit, in der sich Raumschiffe durch eine mehr oder weniger makellos glänzende Oberfläche ohne Schnickschnack auszeichneten. Ob es nun die fliegende Untertasse unterwegs nach Metaluna war, der Raumkreuzer C-57 in "Alarm im Weltall" oder das Schiff, mit dem Klaatu und Gort die Erde stillstehen ließen.


Maximal ein paar Bullaugen waren erlaubt, um die Erhabenheit der Form optisch aufzulockern. Wohl auch deswegen kamen bei Perry Rhodan die Raumschiffe lange Zeit als nüchterne, schmuck- und schnörkellose geometrische Körper daher. Kugel, Ringwulst, fertig: vom Standpunkt des Ingenieurs eine vernünftige, solide Konstruktion, in der sich auch die damals in der Architektur dominante Philosophie Le Corbusiers widerspiegelt.

Visuell orientierte Menschen wie Titelbildmaler oder auch Filmemacher könnten ob dieser Schlichtheit allerdings verzweifeln. Sehr schön in Worte gefaßt hat dieses Gefühl Alejandro Jodoroswky 1977 in seinem Vorwort für den Bildband "21st Century Foss", den der Moewig-Verlag 1980 unter dem Titel "Raumschiffe von Foss" auf Deutsch herausbrachte:

"Dune mußte verfilmt werden.
Aber was für Raumschiffe sollte man nehmen? Auf keinen Fall die degenerierten und abweisenden Abkömmlinge heutiger amerikanischer Automobile und U-Boote, die schiere Antithese von Kunst, wie man sie gewöhnlich in Science-Fiction-Filmen, einschließlich 2001, zu sehen bekommt. Nein! Ich wollte magische Gebilde, vibrierende Vehikel, wie schwimmende Fische, die ihr Wesen in den mythologischen Tiefen des sie umgebenden Ozeans finden. Die "galaktischen" Schiffe der nordamerikanischen Technokratie sind eine mausgraue Beleidigung des göttlichen und deshalb phantasievollen Chaos des Universums. Ich wollte Juwelen sehen, Maschinentiere, Seelenmechanismen. Fein wie Schneekristalle, Myriaden-facettierte Fliegenaugen, Schmetterlingsflügel. Keine Rieseneisschränke, keine mit Transistoren und Nieten übersäten mächtigen Massen, aufgedunsen vor Macht, Beute, Arroganz und eunuchischer Wissenschaft."

Schade eigentlich, dass Dune dann doch erst Jahre später von David Lynch verfilmt wurde und Chris Foss' Entwürfe nie realisiert wurden ...

Die Welt der drei PlanetenPerry Rhodan schleppt dieses ästhetisch schwierige Erbe aus Kugeln, Walzen, Würfeln, Scheiben und Eiern nun seit 1961 mit sich herum. Erst im Juli 1977 kam Karl Herbert Scheer dazu, eine Idee weiter zu verfolgen, die ihm schon eine Weile im Kopf herumging:

"Es sollte ein gewaltiger Trägerkörper sein, gewissermaßen ein Hafen im freien Raum. Ich begann in meinen Handnotizen einen Raumflugkörper mit ovalem Querschnitt und einem angedockten Basiswulst zu zeichnen."
(Perry Rhodan-Werkstattband, 1986, S. 70)
Die BASIS debütierte schließlich im Januar 1978 in PR 858 - wenige Wochen, bevor "Krieg der Sterne" uns im Kino mit imperialen Sternenzerstörern und TIE-Jägern optisch überrollte, dicht gefolgt vom in Sensurround daher donnernden Kampfstern Galactica mit der zusammengewürfelten Vielfalt kolonialer Flüchtlingstransporter auf der einen und den zylonischen Killerjojos auf der anderen Seite.

Ab da war die Rotationssymmetrie bei Perry Rhodan angezählt, und auf die Keilschiffe der Orbiter und die "umgedrehte Badewanne" VAZIFAR ihres Erzfeindes Amtranik folgten bald Raumschiffe in allen erdenklichen Formen. Die vogelartigen sawpanischen Schwingenschiffe, die Vielfalt der Endlosen Armada, die bizarren Formen der Virenraumschiffe ... auf einmal ging alles.

Sogar bei Terranern.

Der Metagravantrieb machte es technisch möglich, bei dem Raumschiffe sich die ganze Zeit über im freien Fall auf den in Flugrichtung projizierten Hamiller-Punkt befanden wie ein Esel, der sich nach der Mohrrübe streckt, die der Karrenlenker ihm an einer Angel vors Maul hält.

Aber nach der großen Freiheit der 80er Jahre kehrten die Terraner und fast alle anderen Völker der Milchstraße doch treu und brav wieder zurück zu Kugeln, Walzen, Scheiben und Rotationsellipsoiden. Ungewöhnliche Bauformen blieben der Serie zwar erhalten, waren allerdings überwiegend bei Aliens weit weg von der Milchstraße anzutreffen.

Schließlich sind Raumschiffe im Roman selbst normalerweise nicht der Star, sondern dienen den Helden als Kulisse für Dialoge und andere Szenen, als Transportmittel von hier nach da und nicht zuletzt als der mehr oder wenige große Knüppel, ohne den man besser nicht in den dunklen Wald der Sterne aufbrechen sollte.

Trotzdem: mag sich jemand den Anfang von "Krieg der Sterne" (bzw. nach neuer Zählung "Episode IV: Eine neue Hoffnung") vorstellen mit einem kleinen Kugelraumer, der von einer großen Kugel gejagt und eingefangen wird?

  • Raumschiffe von Foss/Foss, Christopher F.. - Rastatt : Moewig, 1980. - ISBN 3-8118-2009-5 
  • Perry Rhodan Werkstattband/hrsg. v. Horst Hoffmann. - Rastatt : Moewig, 1986. - ISBN 3-8118-2042-7 



Jagd azf Gadomenäa

Jagd auf Gadomenäa
Perry Rhodan 2635
von Hans Kneifel

Auf dem Sayporanerplaneten Gadomenäa erfährt der Terraner Shamsur Routh, dass die Neuformatierung seiner Tochter abgeschlossen ist und wo sie sich jetzt aufhält. Er will ihr folgen, kann dazu aber nicht das normale Transportparkettsystem der Sayporaner nutzen. Damit bleibt ihm nur die Möglichkeit, mit einer Fliegenden Insel zu reisen. Sein Ziehvater rüstet ihn mit allem Erforderlichen aus, und Routh schmuggelt sich auf die Fliegende Insel – die nebenbei ein Brocken von der dreifachen Größe des Saarlandes ist und auf der ein Wüstenbiotop existiert. Dort entdeckt der Journalist seine Qualitäten als Überlebenskünstler. Routh stößt auf die krebsähnlichen Bewohner der Insel, rettet ein fremdes Wesen, das sich als Gestaltwandlerin entpuppt, und sucht mit seiner neuen Gefährtin nach dem Steuerzentrum der fliegenden Wüste. Unterwegs erzählt ihm die Gestaltwandlerin, was die Sayporaner ihrem Volk angetan haben, vor langer Zeit in einer anderen Galaxis ... inklusive einiger unappetitlicher Neuigkeiten, die man allerdings schon in PR 2634 angedeutet bekam.

Hans Kneifel weiß, was er kann und wo seine Grenzen liegen.

Wim Vandemaan hat uns Gadomenäa geschildert als eine alte Welt mit beinahe leeren Städten, in denen es von merkwürdigen Kuriositäten wimmelt. Seine Sayporaner erweckten den Eindruck eines sehr alten, erschöpften Volkes, das nach frischem Blut sucht und vielleicht nach geeigneten Nachfolgern, die ihr Erbe und ihre Kultur weiter tragen sollen. Kneifel vermeidet es daher geschickt, mehr Zeit als unvermeidlich in dieser rätselhaften Umgebung zu verbringen, und steuert den Protagonisten zielsicher ins Wüstenabenteuer mit Gegnern auf dem technischen Niveau der Bronzezeit – damit kennt der Autor sich aus, denn schließlich hat er Atlan und noch ein paar andere Helden durch so ziemlich jede Wüste der Erde und noch einige mehr auf anderen Planeten geschickt.

Den Leser erwartet also ein solide gemachtes Reiseabenteuer. Er darf nur nicht erwarten, dass es den grossen Handlungsbogen sonderlich weiter bringt.

Kommentare  

#1 Cartwing 2012-02-21 19:04
Zitat:
Er darf nur nicht erwarten, dass es den grossen Handlungsbogen sonderlich weiter bringt.
Das erwarte ich bei Hans Kneifel nie... :-*
#2 Lefti 2012-02-21 20:49
Ich bin ja nu' kein Science Fiction- und/oder Perry Rhodan-Leser, aber Perry Rhodan ohne Kugelraumer wäre wie ein Buch ohne Seiten. :cry:

Zitat:
...mag sich jemand den Anfang von "Krieg der Sterne" (bzw. nach neuer Zählung "Episode IV: Eine neue Hoffnung") vorstellen mit einem kleinen Kugelraumer, der von einer großen Kugel gejagt und eingefangen wird?
Ich denke der Vergleich hinkt etwas. Alle SF-Cracks, die Perry Rhodan und noch andere Science Fiction sehen/lesen, sei es nun Star Trek, Star Wars und was weiß ich, sagen, dass kein anderes SF-Universum so bunt und vielfälltig wie das von Perry Rhodan ist. Ja, daß die andern Science Fiction-Serien/-Filme nur ein lauwarmer Abklatsch Perry Rhodans seien. :-|
#3 Larandil 2012-02-21 22:39
zitiere Lefti:
Ich bin ja nu' kein Science Fiction- und/oder Perry Rhodan-Leser, aber Perry Rhodan ohne Kugelraumer wäre wie ein Buch ohne Seiten. :cry:
Ich sag's mal so: vom Standpunkt des Ingenieurs ist so ein Sternzerstörer das Blödeste, was man bauen kann. Das Nervenzentrum exponiert hoch oben auf einem Turm, damit der Kommandant sehen kann, wo er hin fliegt? Drei mächtige Triebwerke im Heck und nichts, womit man mal den Kurs ändern könnte? Ja, so ein Ding läßt einen Supertanker wie ein Schnellboot erscheinen ... und diese Kasper auf der Brücke schaffen es in "Das Imperium schlägt zurück" sogar, sich bei der Verfolgung eines kleinen, schnellen Rebellenfrachters fast zu rammen? Dem Ingenieur fällt da nichts mehr ein.
Der Kinozuschauer andererseits sitzt in seinem Sessel, sieht diesen monströs großen Apparat ins Bild kommen und denkt: "Geil!"
Ja, mit Kugeln wär' das nicht passiert. Weder das Eine noch das Andere ...
#4 Jonas Hoffmann 2012-02-22 08:31
Also für mich sind die Kugelraumer mit Ringwust einfach das NonPlusultra. Künstler vergessen ja gerne Leute mit der Bezeichnung Statiker und so... ;-)
#5 Larandil 2012-02-22 08:42
zitiere Jonas Hoffmann:
Also für mich sind die Kugelraumer mit Ringwust einfach das NonPlusultra. Künstler vergessen ja gerne Leute mit der Bezeichnung Statiker und so... ;-)


Ja ... auf dem Titelbild von PR-Extra 13 kannst du sogar einen Kugelraumer mit Ringwulst finden, bei dem die Triebwerke nicht senkrecht zum Ringwulst schieben, sondern radial und sogar parallel.
www.perry-rhodan.net/pics/p/prextra13.jpg

K.H. Scheer wäre explodiert wie eine FAE-Bombe.
#6 Jonas Hoffmann 2012-02-22 09:17
:lol: :lol: :lol:
In der Tat, allerdings sind die ersten Ringwuste, die Bruck zeichnete auch so eine Sache, denn die reißen wohl beim ersten Alarmstart einfach ab und hauen alleine ab. siehe oben.

Richtig gut find ich das Design von der CREST II.

www.pr-materiequelle.de/riss/risszei/r278.htm
#7 Lefti 2012-02-22 20:24
Heißt dat Dingen denn jetzt nu' Ringwust oder Ringwulst oder Ringwurst? :oops:
#8 Jonas Hoffmann 2012-02-22 21:04
:o :o
Ein Wust von Würsten ergibt doch einen Wulst, oder?
:P :P 8)

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