Und wir motzen mal (»qualifiziert«) drauf los - Der DPP in der Kritik
Und wir motzen mal (»qualifiziert«) drauf los
Der DPP in der Kritik
Stefan Holzhauer ließ unter anderem wissen, dass er sich mehrfach »qualifiziert« kritisch über den DPP geäußert habe. Das einzige was mir dazu einfällt: Wo kann man sich für Äußerungen für den DPP qualifizieren? Hogwarts? Schule des Lebens? Sternenflottenakademie? - Völliger Quatsch ... oder wie es Sheldon Cooper und Scrooge formulieren würden: »Humbug!«. Bevor jemand glaubt, er sei durch was auch immer qualifiziert, um sich zu äußern, sollte diese(r)/jene(r)/welche(r) immer ein paar Realitäten im Auge haben.
Die erste Realität ...
.... ist, dass Ausrichter und Veranstalter die Regeln machen. Wie also das Ergebnis des DPP zustande kommt liegt in der Hand der Ausrichter um Guido Latz und die Veranstalter der Gala auf der Phantastika um Mike Hillenbrand. Der DPP ist Public Domain, so dass nun jeder daher gelaufene Fritz Lakritz und Gerd Meisenkaiser sagen können wie das eigentlich gemacht werden muss und das dann auch noch zu passieren hat.
Natürlich braucht keiner mit den Modalitäten rund um den DPP einverstanden zu sein und das kann die Person dann auch zu kund und zu wissen geben, aber das heißt nicht, dass die Riege der Veranstalter auch darauf hören muss. Im Gegenteil, es kann passieren, dass der Kritiker (mag er auch noch so ›qualifiziert‹ sein) komplett ignoriert wird oder eine Antwort bekommt, die der kritischen Person (egal ob ›qualifiziert‹ oder nicht) so gar nicht passt.
Keiner hat Anspruch darauf, dass seine Änderungswünsche auch berücksichtigt werden. Ich selbst bin auch vor Jahren mit einem Vorschlag an Guido Latz herangetreten und ein schlichtes »Nö!« musste mir als Antwort reichen. Und was soll ich sagen, es hat mir gereicht. Guido ist da der Boss. Das gilt es bei Einwürfen zum Thema, qualifiziert oder nicht, auch in Betracht zu ziehen. Wie sagt man im Amerikanischen so schön: »Take it or leave it«.
Die Jury ist geheim. Stefan Holzhauer und andere sind wegen Intransparenz auf den Barrikaden. Warum eigentlich? Zum einen gehört das zu den Regeln, die sich der Veranstalter geben darf. Zum anderen ist eine öffentlich benannte Jury, nichts weiter als eine Einladung zur Manipulation bzw. zum Nerven der Juroren. Eine Vorauswahl erscheint nötig, um einen Abstimmungsrahmen zu schaffen, der auch in irgendeiner Übersichtlichkeit ermöglicht. Ist diese Jury nun bekannt, kommen mit Sicherheit einige Produzenten von Texten und andere aus den Löchern, um dann dieser oder jene Juror dann auch mit Hinweisen darauf bombardiert, dass dieser oder jene Text es doch wert wäre auf der Longlist zu erscheinen. Muss ganz ehrlich nicht sein. Daher ist das eher eine sinnvolle Regel, die aus meiner Sicht auch nötig ist.
Und überhaupt: Wer andere Regeln will macht am besten seinen eigenen Preis ... (vielleicht zur Verleihung auf dem Buchmesse Con, denn da ist ja erstmal eine Stelle vakant) Stefan Holzhauer hat ja schon einen vermutlich ›qualifizierten‹ Vorschlag und dann kann das auch schon mal losgehen mit dem EPP ...
Die zweite Realität ...
... ist, dass die Vorauswahl der Jury eine Vorauswahl ist, die ergänzt werden kann. Das gehört wieder zu den Regeln, die die Veranstalter machten.
Klaus N. Frick hatte wohl nicht seinen besten Tag, als er losnöhlte, er wäre immer ein Fan des DPP gewesen, aber nun könne er den Preis nicht mehr unterstützen, weil ja Perry Rhodan und Perry Rhodan Neo fehlen. 19 Serien sind vorgeschlagen und die Jury hat mit »Trivid« und »Arkon« bereits zwei Titel aus dem Rhodan-Universum nominiert. Noch zwei weitere Serien und mehr als 20 % der Nominierten wären Rhodan-Titel. Das Geschrei von anderen hätte ich hören mögen, wenn soviel Rhodan direkt in der Vorauswahl untergebracht worden wäre. Ich persönlich halte es sogar für eine interessante Geste der Jury, nicht die beiden Dauerbrenner in die Vorauswahl zu übernehmen, sondern sich für die Kurzserie aus 2016 und ein eBook-Projekt zu entscheiden, quasi die Randerscheinungen direkt vorzuschlagen.
Allerdings hat der Rhodan-Fan und -Leser die Möglichkeit mittels eigenem Vorschlag die von KNF vermissten Serien Perry Rhodan (die Erstauflage) und die Neo-Version auf die Shortlist zu bringen. Mit einem offensiven Handeln unter dem Motto ›Perry und Neo auf die Shortlist‹ auf den vielen Kommunikationskanälen der PR-Redaktion sorgt auch für mehr Breitenwirkung des DPP. Das wird möglicherweise eine der oft beschworenen ›Win-Win-Situationen‹. Das Perry Rhodan Universum profitiert als Preistrräger und Mehrfachnennung auf der Shortlist und der DPP wird bekannter.
Statt also die Fans und Leser der Serie mittels der geballten Möglichkeiten von LKS übers Forum bis hin zu Newsletter zu motivieren, Neo oder Erstauflage vorzuschlagen, diese völlig unverständliche Reaktion. Immerhin wäre es möglich, dass dann auf der Shortlist von fünf Titeln viermal einer aus dem PR-Universum. Aber diese Möglichkeit zieht KNF gar nicht in Betracht.
Warum auch immer?
Die dritte Realität ...
Der Preis ist ein Publikumspreis bzw. sollte einer sein. Das hat in den seltensten Fällen etwas mit dem subjektiven Empfinden von Qualität und den eigenen Vorlieben zu tun. Erst recht mit objektiver Qualität. Eher etwas mit Beliebtheit und Breitenwirkung. Will auch sagen, dass bei einer breiten Beteiligung designierte Sieger feststehen, weil diese sich deutlich besser verkaufen.
Einig sollte man darin sein, dass jeder einen anderen Geschmack und andere Vorlieben hat. Und das Feld der Phantastik ist weit, so dass eine Reihe von Vorlieben bedient werden, selbst sehr exotische. Wer es liebt, detailreiche Beschreibungen von herumfliegenden Innereien zu bekommen, der wird auch in Büchern bedient (obwohl das eigentlich eher was fürs bewegte Bild ist, aber beim Film findet sich auch ein breiteres Publikum dafür). Aber im Grunde wird so gut wie jede Vorliebe in unterschiedlicher Breite und Breitenwirkung bedient.
Die Spanne reicht also vom brettharten Horror über Tolkien'sche Fantasy und die SF bis hin zu Exoten wie Steam Punk. Das ist viel Platz für persönliche Vorlieben und es ist kaum möglich jede Neuerscheinung in jeder Kategorie zu kennen, erst recht nicht wenn man Kleinverlage und Selfpublisher hinzuzieht. (Wems nicht auffält, das ist ein weiteres Argument für eine Jury, die eine Vorauswahl trifft). Das könnte vielleicht diesen oder jenen Titel auf die Longlist bringen, deren Publikumswirkung nicht so ausgeprägt ist (sprich Titel mit einer weniger ausgeprägten Konsumentenschar, die kleiner als 500 ist). Obs dann für die Shortlist oder den Sieg reicht, darf allerdings bezweifelt werden.
Mit den Problemen eines Publikumspreises habe ich mich gerade schon auseinandergesetzt (Wat is denn een »Publikumspreis«? - Da stelle mer uns janz dumm). Im Moment, da es möglich ist, dass es Preisträger oder Teilnehmer auf der Shortlist gibt, deren verkaufte Exemplare nicht mal 100 Stück beträgt (Christian Montillon schilderte derartiges ohne Titel/AutorIn zu nennen auf Facebook), sieht es mehr so aus als stimme eher kleines Publikum ab (das Wort fein schenke ich mir mal), das mehr oder minder aus dem Dunstkreis des Fachpublikums oder Fandoms kommt. Es ist möglich, dass nur wenige Stimmen entscheiden. Wir haben da ja auch mal experimentiert (Eigentlich wollten wir gewinnen - Ein Experiment).
Der DPP wird dann bekannter wenn möglichst viele Leute abstimmen. Das ist auf einem Event wie der PHANTASTIKA eher möglich, weil dieses danach strebt sich dem breiten Publikum zu öffnen denn sich in der Nische des Fachpublikums und Fandoms zu verkriechen. Ich finde diesen Schritt richtig. Nennt man etwas Publikumspreis muss man alles versuchen, das Publikum auch in voller breite zu erreichen. Je mehr heißt aber nicht notwendigerweise besser, aber das gehört zu den Problemen des Publikumspreises und leitet zur nächsten Realität über ...
Die vierte Realität ...
Es gibt keinen gerechten Weg für diesen Preis. Egal wie man es macht, man wird nie einen gerechten Weg finden, den DPP zu verleihen. No way!
Es geht einfach nicht, einen Weg zu finden, der allen Ansprüchen, Wünschen, Hoffnungen, verkauften Auflagenb gerecht wird. Zur Auswahl stehen Publikationen, deren Auflagen zwischen ein paar hundert und zigtausend liegen. Schon da fängt die Gerechtigkeit an zu haken. Selfpublisher bis hin zum internationalen Großkonzern sind im Rennen. Das sind Welten.
Ebenso kann die Vorauswahl nur ungerecht sein. Egal wie man es anfängt: Menschen mit persönlichen Vorlieben reichen auch ihre Vorlieben ein. Das müssen nicht unbedingt die Vorlieben von anderen sein, die dann unglücklich sein werden, dass dieser oder jene nicht auf der Liste wiederfinden. Dazu kommt, dass nicht jeder alles kennen kann. Ein gutes Stück Subjektivität ist völlig normal. Keiner kann da aus seiner Haut. Wer was anderes behauptet lügt schlicht und ergreifend.
Man muss also damit leben lernen, dass es unmöglich ist, diesen Preis gerecht zu gestalten. Take it or leave it.
Das Fazit
Was mich zuallererst wundert? Lediglich auf Facebook wurde mit Mike Hillenbrand über den DPP gesprochen (und das eigentlich nur, weil Mike Hillenbrand auf Postings reagierte). Da wurde sich mittels der Kommentarfunktion mal ausgetauscht. Ansonsten spricht man dezidiert zumeist über den Preis, die Ausrichter und die PHANTASTIKA. Außer dem Zauberspiegel hat bisher kein Magazin aus dem Dunstkreis des Fandoms (oder wie Hillenbrand es nennt, die »Blase«) mit Mike Hillenbrand via Interview über die PHANTASTIKA und den DPP gesprochen. Das verwundert mich.
Dabei ist es gar nicht so schwer an Antworten zu kommen. Man fragt Mike nach einem Interview, reicht Fragen ein und bekommt Antworten. Wir haben sogar recht ausführliche bekommen. Auch Guido Latz verweigert sich keineswegs wenn es um Interviews geht. Dazu bedarf es allerdings ein paar Fragen und nicht nur vorgefasste Meinungen wie es besser geht.
Mir geht es so, dass die »Blase« (oder das was man im weitesten Sinne das Fandom [ein Begriff, der längst nicht mehr so klar ist wie einst in der Prä-Internetzeit] nennen könnte), sich nicht gut behandelt fühlt, weil es nicht zu Vorzugskonditionen mitspielen darf. Dann nimmt der kleine ›Karl-Edwin Fan‹ wie einst im Kindergarten trotzig den Eimer aus der Sandkiste und stampft beleidigt mit dem Fuß auf, weil er nicht mitspielen darf und straft mit Nicht- und Verachtung oder mit (mehr vom Idea- denn vom Realismus gezeichneten) schlichten Hinweisen darauf wie man es eigentlich machen müsste.
Basta!
Herrschaften, das ist peinlich. Saupeinlich.
Die Veranstalter wollen mit der PHANTASTIKA eine Veranstaltung schaffen, die auf der einen Seite mehr als ein paar Hundert Phantastikbegeisterte unterhält. Dazu will man auch eine Alternative zu den sehr teuren Veranstaltungen schaffen, auf denen internationale Gaststars vorgeführt werden. Keiner dieser Archetypen von der/die Cons soll dadurch ersetzt oder abgeschafft werden. Es soll lediglich eine Alternative in die Welt werden. Ein Zu- kein Ersatz.
Was den DPP angeht, wird der Versuchen unternommen, den Preis mit mehr Breitenwirkung zu versehen, so dass er zumindest ein Publikumspreis wird, der diesen Namen auch verdient und der nicht nur die Anzahl der Facebookfreunde entschieden wird, die ich zur Abstimmung motivieren kann (um es mal böse zu formulieren).
Statt zu helfen wird nur rumgemotzt (qualifiziert oder nicht). Anstatt nun abzuwarten was in Sachen DPP und PHANTASTIKA genau passiert und dann mit konstruktiven Vorschlägen zu reagieren oder mal anzufragen wie man sich überhaupt einbringen kann, wird reagiert wie die sprichwörtliche Leberwurst, wenn man nicht sogleich hofiert wird und als Krone der Schöpfung des Phantastischen behandelt wird. Aber die Wurst sollte man sich aufs Brot (oder auch in die Haare) schmieren.
Ich werde mir die PHANTASTIKA im September als offener und interessierter Besucher angucken und dann überlegen, ob ich zum einen Verbesserungsvorschläge machen kann oder wie wir uns in den kommenden Jahren einbringen können. Ebenso werde ich es mit dem DPP handhaben, wohl wissend, dass es den gerechten Weg für den Preis nicht geben kann. Und das sollten viele tun, denn dann wächst da etwas heran, dass unser Hobby auf eine breitere Basis stellen kann.
Kommentare
Klaus N. Frick hatte wohl nicht seinen besten Tag, als er losnöhlte, er wäre immer ein Fan des DPP gewesen, aber nun könne er den Preis nicht mehr unterstützen, weil ja Perry Rhodan und Perry Rhodan Neo fehlen. 19 Serien sind vorgeschlagen und die Jury hat mit »Trivid« und »Arkon« bereits zwei Titel aus dem Rhodan-Universum nominiert.
Hier mag Klaus N. Frick nicht nur einen schlechten Tag gehabt haben, sondern es wirkt auch irgendwie verdammt dünnhäutig. Zwar ist PERRY RHODAN (ob EA oder NEO) die größte und älteste SF-Serie hier, aber links und rechts von PR ist im Sektor Heftroman ja auch nichts ernsthaftes mehr verblieben. Der offensichtliche Mangel an Alternativen z.B. In der SF in diesem Bereich kann aber nicht zwangläufig heißen, dass die zwei betreffenden Serien nun auch zwangsläufig als Krone der Schöpfung "zwangsnominiert" werden müssten. Da tut sich Klaus N. Frick auch selbst keinen Gefallen für seine (sagen wir mal) Produktpalette, denn böse Menschen (also nicht ich) könnten daraus auch den Rückschluss formulieren mögen, dass bei PR (EA & NEO) bereits etwas zu viel Kalk bei den Verkaufszahlen gerieselt sein könnte, was wiederum den Verlag nervös machen könnte. Klar ist PR immer noch die größte SF-Serie in Deutschland, aber man sollte sich eigentlich verkneifen, so wie vor etwa 15 bis 20 Jahren herum zu laufen (sich also aufzuführen), als könne man vor Kraft nicht mehr laufen. Einen Gefallen macht man sich mit solchen Äußerungen wie oben im Zitat zu lesen, jedenfalls nicht.