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Krieg auf einem fremden Planeten - Sky-Troopers

0Krieg auf einem fremden Planeten
Sky-Troopers

Science-Fiction war in den siebziger und achtziger Jahren ein fester Bestandteil im Programm der großen Publikumsverlage. Diese Zeiten sind lange vorbei.

Heutzutage sind es vorwiegend die sogenannten "Kleinverlage", die den SF-Fan mit Lesefutter versorgen. Ein Beispiel dafür ist auch der Verlag Saphir im Stahl hinter dem Erik Schreiber steht.


SkytroopersOffenbar hat man dort gute Erfahrungen mit der Neuauflage der Bücher zur Fernsehserie Raumpatrouille Orion gemacht. Jedenfalls gibt es jetzt weitere neue SF-Titel.

Einer davon ist "Sky-Troopers" von Michael H. Schenk (zur Leseprobe). Der Autor ist mit seiner 12-teiligen Fantasy-Serie um die Pferdelords bekannt geworden, die seit 2006 erschienen ist. Im Bereich der SF gibt es bisher lediglich das eBook "Spinnenfeind", erschienen bei neobooks. Der Autor, Jahrgang 1955, schreibt über seine Romane:

"Ich liebe es, nicht nur die Titelfiguren agieren zu lassen, sondern ihre Welt mit allen Facetten des Lebens zu erfüllen. Ihren Völkern eine Kultur und Geschichte zu geben, und dadurch aufzuzeigen, warum bestimmte Handlungen stattfinden. ...  Ich stelle Gesellschaftskritik bewusst nicht in den Vordergrund. Sie entsteht eigentlich ganz "automatisch", wenn man die Entwicklungen von Gesellschaften oder den Zusammenprall unterschiedlicher Kulturen aufzeigt. Ich finde, eine Geschichte soll uns aus unserer alltäglichen Welt entführen und auf spannende, und auch humorvolle, Weise unterhalten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger ... "

(Homepage Michael H. Schenk)

Und auch der Verlag gibt folgende Informationen über dessen Schreibstil:

"Entgegen der in der Science Fiction verbreiteten Tradition, die technische Innovation ins Zentrum des Romans zu rücken, geht es Michael Schenk in erster Linie um eine Military SF."

(Verlagsseite Saphir im Stahl)

Michael H. Schenk entwirft in "Sky-Troopers" folgende Welt der Zukunft. Sechs Generationen zuvor hat die Menschheit die Erde aufgeben müssen. Klimawandel, Rohstoffknappheit und Wassermangel haben zu verheerenden Kriegen geführt. Milliarden Menschen sind dabei umgekommen. Zwei Milliarden Menschen haben auf dem Mars Zuflucht gesucht, dessen Terraformierung aber immer noch nicht abgeschlossen ist. Andere siedeln im Asteroidengürtel oder auf Stationen im All. Die Überlebenden entwickeln den Überlichtantrieb und ein Verfahren zur Fernanalyse weit entfernter Sternensysteme.

"Die Menschheit gierte nach Welten, die zum Besiedeln geeignet waren und sie gierte nach Ressourcen"

(S.8).

Im Zuge dieser Aktivitäten wird auch das System Roald-37-S entdeckt und eine riesige Invasionsflotte gebaut.

Auf Roald lebt das Volk der Hanari. Diese entfernt an Eichhörnchen erinnernden Lebewesen stehen zivilisatorisch und technisch an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit, haben bisher erst einen der drei Kontinente ihrer Welt besiedelt. Vor relativ kurzer Zeit wurden sie von einem charismatischen Führer geeint und leben daher relativ friedlich, aber auch strikt reglementiert.

Der Plan der Invasoren ist einfach. Die großen Städte sollen aus dem Orbit mit eigens dazu entwickelten Bomben angegriffen werden. Dadurch werden sämtliche Bewohner ausgeschaltet, Tiere, Pflanzen und Gebäude bleiben jedoch unversehrt . Sky-Troopers sollen danach landen und sämtlichen noch vorhanden Widerstand ausschalten. Kein einziger Eingeborener soll übrig bleiben. Auch sie sind mit speziell entwickelter Munition ausgerüstet, die auf das Nervensystem der Gegner ausgerichtet ist, Menschen, Tiere und Gebäude jedoch unversehrt lässt. Wer getroffen wird, ist sofort ausgeschaltet. Das Ganze Vorhaben ist minutiös durchgeplant und lässt kaum Raum, um auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren. Schon seit Jahren wird der Planet von menschlichen Sonden und zuletzt auch von einem heimlich gelandeten Forschungsschiff untersucht, die sämtliche Forschungsdaten an das Heimatsystem gesendet haben. Doch schon kurz nach Eintreffen der Flotte wird klar, mit diesen Daten stimmt etwas nicht. Eine Untergrundorganisation namens "Human Rights" hat die Daten manipuliert und auch etliche Sabotageakte an Bord der Flotte verübt. Wird dadurch die Invasion verhindert?


Michael H. Schenk schildert die kriegerische Auseinandersetzung aus zwei Perspektiven, einmal aus Sicht der menschlichen Flotte und zum anderen aus der Sicht einer kleineren Ansiedlung der Hanari.


Bei den Menschen steht Lieutenant Joanna Redfeather mit ihrer Einheit von Sky-Troopern im Mittelpunkt des Geschehens. Die Tochter des Flottenkommandanten John Redfeather hat indianische Vorfahren und muss kurz nach der Landung das Kommando über ihre Einheit übernehmen, weil der kommandierende Major bei einem Unfall bei der Landung umgekommen ist. Fatalerweise bricht auch der Funkkontakt zur Invasionsflotte ab.   


In der Hanarisiedlung Grünwasser versucht der stattliche Jungmann Barek gerade alles, um das Jungweib Enala für sich zu gewinnen. Ein zu Besuch weilender "Bilderwerfer" und seine Sternenmärchen faszinieren ihn. Durch einen glücklichen Zufall überleben die beiden den Abwurf der für Grünwasser bestimmten Bombe und machen sich mit einem erfahrenen Jäger und einem um Enala buhlenden Konkurrenten auf die Flucht. Unterwegs treffen sie auf den Schwingenflieger Karst, einen der Flugpioniere der Hanari. Dieser gibt der Gruppe ein Fluchtziel. In der "geheimen Festung" sind die besten Wissenden versammelt und neue von ihnen entwickelte bislang geheime Waffen stationiert.


Joanna Redfeather verfolgt die Flüchtenden unerbittlich, sie will keinen Hanari entkommen lassen. So kommt es zum Showdown im Kampf um die Festung. Die Eingeborenen wehren sich verzweifelt gegen die unerbittlichen Invasoren.


Sky-Troopers hat einen spannenden Plot. Die menschliche Seite ist die Seite des Militärs und hier schildert Schenk den Alltag einer modernen - im Grunde heutigen- Armee. Schenks Schilderung ist überaus positiv, ja fast schon idealisiert. Die Soldaten sind hoch motiviert, jederzeit bereit sich für die Kameraden und die Sache zu opfern, die Offiziere agieren verantwortungsbewusst und sorgen sich um jeden Einzelnen ihrer Untergebenen. Sie scheuen sich auch nicht, sich selbst in die Schusslinie zu begeben. Kameradschaft wird unter den Soldaten groß geschrieben. Es gibt natürlich auch die üblichen "Scherze" und Rivalitäten. Die erfahrenen Troopers sehen auf die neu eingezogenen Freiwilligen herab, altgediente Unteroffiziere schlagen sich mit unerfahrenen Offizieren herum.  Nur eine Sache stört den Leser an diesen sympathischen Protagonisten, keiner von ihnen hat  Probleme mit der Invasion und der gnadenlosen Ausschaltung der Einheimischen. Die Aktivisten von Human Rights werden dagegen lange Zeit überhaupt nicht näher beschrieben. Sie treten nur durch ihre Sabotageakte aus Sicht der Soldaten in Erscheinung.

Die Hanariseite ist die Seite von Barek, Karst und ihren Gefährten. Die einführenden Schilderungen von Grünwasser zeigen eine faszinierende Zivilisation. Entgegen des ersten Eindrucks ist ihre Gesellschaft gar nicht so ideal, wie es anfänglich scheint. Ihr Anführer, der große Haldar, ist ein eher rücksichtsloser Eroberer. Seine Wissenschaftler entwickeln neue Waffen um jeden Widerstand gegen seine Herrschaft zu unterdrücken. Es gibt in jedem Dorf Spitzel, die darauf achten, dass dem Herrscher Respekt gezollt wird. Der Invasion stellen sich die Hanari mutig entgegen, auch wenn sie bald erkennen, dass sie im Grunde keine Chance haben. Fassungslos müssen sie zusehen, wie Tausende durch die Bomben umkommen und die weit überlegenen Waffen der Invasoren auch die mutigsten Hanarikämpfer ausschalten. Die Fremden machen keinerlei Versuch, eine Verständigung herbeizuführen oder Gefangenge zu machen. Die fremdartige Lebensweise und die Werbung Bareks um Enala verleihen diesen Teilen eine besondere Tiefe.

Mein Fazit lautet, Sky-Troopers ist ein spannender lesenswerter Roman und zwar nicht nur für Militäry-Fans. Die Einschätzung des Verlags ist da doch ein wenig irreführend. Die Hanari-Zivilisation mit ihren inneren Widersprüchen ist in sich schlüssig geschildert. Allein die Kapitel über die "Schwingenflieger" und ihre Fluggeräte sind überaus lesenswert. Die menschliche Seite ist routiniert beschrieben, Freunde militärischer Einsätze kommen durchaus auf ihre Kosten. Aber während die Protagonisten unter den Hanari als komplexe Charaktere rüberkommen, wirken die menschlichen Militärs doch eher klischeehaft. Selbst Joanna Redfeather wird im Grunde auf ihre Funktion im Militärapparat reduziert. Der Schluss bringt die Auflösung der anfänglichen Widersprüche, steht aber naturwissenschaftlich auf sehr dünnem Eis.    
Skytroopers
Sky-Troopers
von Michael H. Schenk
Cover: Crossvalley Smith
ISBN: 978-3-943948-47-9
361 Seiten / 15,95 Euro
Saphir im Stahl 2015

Kommentare  

#1 Michael Reinsch 2015-03-13 13:11
Ich bin mal so frei hie rmeien eigene Rezension unter zu bringen, obwohl ich sehr positiv beeindruckt bin, von der ausführlichen Rezension von Uwe Weiher!
In einer fernen Zukunft hat sich die Menschheit von der zerstörten Erde auf den Mars gerettet. Hier und auf einigen Kolonien im Sonnensystem hat sich eine neue Macht etabliert "Das Direktorat"! Bei der Suche nach neuen Lebensräumen für die Menschheit wird der erdenähnliche Planet "Roald-37-S" entdeckt und zur Erkundung freigegeben. Seit 12 Jahren funkt die ­Beobachtungsmannschaft Ihre Werte an die restlichen Menschen und nun macht sich eine riesige Flotte auf den Weg um sich dem letzten Problem auf Roald zu stellen: Den Hanari!
Diese intelligenten Mischwesen aus Säugetieren und Reptilien bevölkern den Planeten und mit Ihrer mittelalterlichen Hochkultur stellen Sie kaum eine Bedrohung für die Invasionsflotte dar! Doch die Hanari haben Verbündete unter den Menschen. Eine Rebellengruppe mit dem Namen "Human Rights" versucht mit allen Mitteln, den Erfolg der Invasionsflotte zu verhindern ...

Michael H.Schenk ist zwar in den Weltraum gezogen, aber sein Talent als begeisternder Autor hat er mitgenommen!
Wieder sind seine sehr detaillierten Aufzeichnungen zu Mensch und Maschine zu bewundern. Auch der Spaß, der ihm diese Geschichte beim Schreiben gemacht hat, kann man auf jeder Seite nachlesen.
Er ist tief in die Materie der "Planet Opera" eingedrungen, hat ein faszinierendes neues Volk kreiert und trotzdem seine bekannte Federführung bei behalten. Im steten Wechsel schreibt er aus der Sicht der Menschen und der Hanari. Zeigt Technik und Sozialverhalten auf und ist sich auch nicht zu schade lieb gewonnene Figuren ausscheiden zu lassen. Bis zum sehr überraschenden Plott, ist ein stetig steigender Spannungsfaden vorhanden, der einem (neben dem bekannt angenehmen Schreibstil), Lesevergnügen bereitet!
Fazit: Ein sehr schöner "Planet Opera" Roman, der nicht nur den Lesern der "Pferdelords-Reihe" gefallen sollte!

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