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Holger M. Pohl und die Praktikanten - Rettungskreuzer Ikarus

0Holger M. Pohl und die Praktikanten
Rettungskreuzer Ikarus

Über mehrere Jahre erschien im Zauberspiegel die »Ikarus-Kolumne«, in der über die neuen Romane, aber auch die Hintergründe, Figuren und überhaupt die Welt dieser faszinierenden Serie geschrieben wurde. Mittlerweile hat Rettungskreuzer Ikarus seinen Charakter verändert. Seit Band 51 ist es keine in sich geschlossene Endlosserie mehr, sondern besteht aus in sich abgeschlossenen Trilogien. Diese kann man jeweils unabhängig von den vorangegangen Romane lesen.


Holger M. PohlDaher wird in Zukunft die Kolumne eingestellt und stattdessen an dieser Stelle über die Serie berichtet. Und zum Beginn lässt sich beinahe schon Sensationelles verkünden: Es gibt einen neuen Autoren, Holger M. Pohl.

Holger M. Pohl ist bislang eher als Rezensent und Kolumnist in Erscheinung getreten. Wer öfter mal in den Fantasyguide schaut, wird schon häufiger auf den wortgewaltigen Mitarbeiter und seine Beiträge gestoßen sein. Jetzt beteiligt er sich gleich an zwei Serien. Zur Zeit erscheint seine Trilogie bei Rettungskreuzer Ikarus und im Sommer ein Band für D9E. Außerdem ist vor kurzem im Verlag Torsten Low mit "Arkland: Aufbruch ins Gestern" der erste Teil einer Trilogie erschienen. Auf LITERRA hat der 1959 geborene Autor vor Jahren mal geschrieben:

"Ich versuche für die Leser zu schreiben und nicht für mich. Mag man das als „kommerziell“ abtun, aber ich lege einfach Wert darauf, dass der Leser der Mittelpunkt meines Schreibens ist und nicht mein intellektuelles Selbstwertgefühl. Klar muss ich zuerst einmal mit der Geschichte zufrieden sein, doch vor allem soll der Leser damit zufrieden sein. Für ihn schreibe ich! Und mit Leser meine ich die große Masse, nicht eine elitäre Minderheit.
Was aber nicht bedeutet, dass ich alles schreibe oder schreiben würde, nur damit der Leser zufrieden ist."

Schaun wir doch einfach mal in seine ersten beiden Ikarusromane und sehen, was aus diesem Vorsatz geworden ist.

Ikarus 57Im ersten Band seiner Ikarustrilogie "Im Schatten des Mondes" erhält Roderick Sentenza eine merkwürdige Anfrage. Der Commonwealth-Admiral Nicol N'Guda möchte ihn und die Ikarus-Crew auf eine Rettungsmission schicken und ist bereit, dafür eine Stange Geld springen zu lassen. Es geht nämlich um seine Frau, die auf dem Planeten Valeran verschollen ist. Natürlich gibt es noch ein paar Komplikationen. Valeran ist ein Matriachat und die Frau in diplomatischer Mission dort. Und der Leser erfährt, dass noch eine weitere Partei großes Interesse an diesem scheinbaren Hinterwäldlerplaneten hegt. Seine Vorgesetzte Sally McLennane stellt Sentenza frei, diesen Auftrag anzunehmen oder nicht. Das hätte den Captain misstrauisch machen sollen. Sonja DiMersi jedenfalls rät ihm ab, doch der Captain kann der Versuchung nicht widerstehen und nimmt an. An'ta kann am Flug zwar nicht teilnehmen, dafür werden dem Team kurzfristig noch zwei Praktikanten aufs Auge gedrückt. Während Dorian Darkwood ein schweigsamer junger Mann ist, entpuppt sich seine Kollegin Svilea Riekas als wahres Plappermaul.

Ikarus 59Auf Valeran angekommen muss Sentenza feststellen, dass Männer hier bloße Statisten sind. Nur Frauen werden ernstgenommen. Folglich übernimmt Sonja DiMersi zunächst die Verhandlungen. Und zu aller Überraschung stellt sich heraus, dass die Frau des Admirals als Attentäterin nach Valerian gekommen war, dann aber aus freien Stücken die Seiten gewechselt hat. Auf dem Mond von Valeran ist ein seltenes Rohstoffvorkommen entdeckt worden. Das Commonwealth ist hoch interessiert, die Valeraner zeigen aber keinerlei Neigung es abzubauen. Während Sentenza mit der Herrscherin spricht wird die Ikarus von einigen Valeranerinnen gekapert, die ihr eigenes Süppchen kochen. Flugs werden auch Sentenza und seine Begleiter festgesetzt. Bis auf den Captain selbst, reagieren sie alle sehr lethargisch. Grassiert eine unbekannte Seuche oder ist dies die Folge des Einsatzes einer neuen Waffe?

Holger M. Pohls Roman erinnert stilistisch an die frühen Ikarusromane von Dirk van den Boom. Charaktere und Stimmung fügen sich nahtlos in die Serie ein. Sein erster Roman erinnert vom Setting zwar etwas an den Startband von van den Booms Vorgängertrilogie, aber im zweiten Roman geht er dann andere Wege. Dafür hat er im zweiten Teil jedoch mit dem üblichen Problem bei Trilogien zu kämpfen. Wie treibt man die Handlung weiter ohne zuviel zu verrraten? 

Ikarus 57Pohl schickt einfach mal die beiden Praktikanten los. Und zwar getrennt, denn wie sich herausstellt, verfolgen die beiden jeweils ein eigene Agenda. Währenddessen ist Sonja DiMersi mittlerweile völlig apathisch. Die Ikarus landet auf dem Mond, wo Wenderveen verzweifelt versucht, wieder die Kontrolle über das Schiff zu bekommen.Schließlich kommt es zum Showdown zwischen Darkwood und Riekas. Klar ist inzwischen auch, dass es keine Krankheit gibt, sondern eine bisher unbekannte Waffe zum Einsatz kommt, die mittlerweile auch die Einheimischen außer Gefecht setzt.

Man darf gespannt sein, wie Pohl die Geschichte zu Ende bringt und alles befriedigend auflöst. Mir haben seine beiden Romane durchaus gefallen. Der Humor wirkt zwar gelegentlich etwas grobschlächtig, baut er besonders im ersten Teil doch hauptsächlich auf das Matriachat in Valeran und ergibt dann Szenen, wie die, in der Sentenza zähneknirschend und stumm hinter dem Stuhl seiner Frau stehen muss, während die Frauen sitzen und sich unterhalten. Manchmal verliert Pohl auch ein wenig den Überblick. Im ersten Teil etwa wird Riekas von einer einheimischen Ärztin untersucht, die ihr eine Spritze gibt und meint, mehr könne man nicht tun. Darkmoon provoziert nun die Valeranerinnen, indem er (als Mann!) vorschlägt, Riekas doch lieber in ein Krankenhaus zu bringen. Das wird brüsk abgelehnt und er wird deshalb verhaftet und abgeführt. Anschließend ... wird Riekas in eine Klinik gebracht. (S.84-87) Im zweiten Band stürmt Riekas einen Überwachungsraum und schaltet die drei dort arbeitenden Frauen aus. Eine davon greift nach ihrer Waffe und kann erst im letzten Moment gestoppt werden. Kurze Zeit später verläßt Riekas den Raum und bedauert, dass die Frauen leider keine Waffen besessen hatten. (S.64-67) Aber das sind im Grunde nur kleine Wermutstropfen in zwei guten Bänden. Mich hat Holger M. Pohl als Ikarus-Autor überzeugt.

Für die Titelbilder ist diesmal Lothar Bauer zuständig. Sie ergeben nebeneinander gelegt ein größeres Bild.
Ikarus 57 - 59Und für alle, die den guten alten Zeiten nachtrauern, gibt es ja noch die Neuauflage. Die Tage ist Band 31 "Das Projekt" von Achim Hiltrop erschienen. Der Kampf gegen die Outsider geht in die entscheidende Phase über.

Ikarus Neuauflage 31

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