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Van den Booms neuester Streich - Die Scareman-Saga

0Van den Booms neuester Streich
Die Scareman-Saga

Der Atlantis Verlag und der Autor Dirk van den Boom sind ein eingespieltes Team. Seit fast 20 Jahren gibt es bei Atlantis die SF-Serie Rettungskreuzer Ikarus. Außerdem erscheint dort van den Booms Tentakelreihe. Und last but not least werden dort auch die erfolgreichen Kaiserkriegerromane veröffentlicht.

Jetzt kommt wieder etwas Neues: Die Scareman-Saga.


"Menschheit in ferner Zukunft. Ständig neuen Bedrohungen durch aggressive außerirdische Zivilisationen ausgesetzt, entwirft das Imperium der Menschen das Scareman-Projekt: Ansonsten dem Tode geweihten Spezialisten wird die Möglichkeit gegeben, ihr Leben auf Jahrhunderte zu verlängern. Der Preis: Sie werden auf Wachstationen im Orbit von Welten geschickt, auf denen Zivilisationen leben, deren Entwicklung eines Tages eine Gefahr für das Imperium darstellen könnte. Mithilfe von in der Physiologie angepassten Androidenkörpern und auf Basis einer umfassenden Beobachtung der Alien-Gesellschaft soll der Fortschritt dieser Welten torpediert, aufgehalten und zurückgedreht werden, wo es nur geht und das so geheim wie möglich."

(Verlagsinfo)

Ein Scareman erwachtDer Opener
Hauptperson der auf zwölf Titel angelegten Serie ist der Infanteriesergeant Jonathan Savcovic. Das Imperium der Menschheit führt Krieg gegen die Ek-ek. Als ein feindliches Schiff auf die Dschungelwelt Aldus abstürzt, die weit außerhalb des menschlichen Einflussbereiches liegt, gehört der Sergeant zum Team, das das Schiff erbeuten soll. Um die Selbstzerstöung des Raumers nicht zu aktivieren, muss die Einsatzgruppe auf einfache Hilfsmittel zurückgreifen und quasi zu Fuß durch die Dschungelhölle gehen. Dabei passiert es: Savcovic und ein paar andere infizieren sich mit einem gefährlichen Virus. Diese Erkrankung erweist sich als äußerst heimtückisch und geht mit einer immer weiter um sich greifenden Lähmung einher. Die ärztliche Diagnose lautet so:

"... die Infektion, die sie sich auf Aldus geholt haben, widersetzt sich jeder Behandlung. Wir haben einige Symptome lindern können. Aber die Lähmung greift um sich. Sie betrifft nicht alle Organe - ihr Herz ist nicht betroffen und auch nicht Nieren, Leber und Lunge, aber alle Muskeln. Noch können Sie selbständig atmen, aber in Kürze werden wir sie an die Maschine anschließen müssen. In zwei Wochen werden sie verstummen. In vier Wochen können Sie nicht einmal mehr die Augen bewegen. Sie werden leben. Wir können Sie bis ins hohe Alter am Leben erhalten."

(Band 1, S.13)

Die Aussichten auf eine spätere Heilung gehen gegen Null. Das im Krieg befindliche Imperium ist nicht bereit, Ressourcen und Manpower in die Erforschung einer Krankheit zu investieren, von der nur fünf Menschen betroffen sind und die man sich nur auf einer weit entfernten unbewohnten Dschungelwelt holen kann. Lediglich das Euthansieprogramm der Army scheint einen Ausweg aus dem zu erwartenden jahrelangen Martyrium bieten.

Da bekommt Savcovic unerwarteten Besuch. Man will ihm einen Vorschlag machen. Allerdings: falls er ablehnt, wird er sofort eingeschläfert. Doch Savcovic hört zu und erfährt einiges über die neue Strategie des Imperiums. In Zukunft will man nicht warten bis die Kriege ausbrechen. Konkurrierende Zivilisationen sollen frühzeitig beochbachtet und in ihrer technologischen und zivilisatorischen Entwicklung "ausgebremst" werden. Dazu setzt man sogenannte Scareman ein. Diese werden in Wachstationen auf einer Umlaufbahn um die entsprechenden Planeten stationiert und können mittels Androidenkörpern eingreifen.

Nun geht alles ganz schnell und schon ist Savcovic in der Umlaufbahn des Planeten Akkar und auf sich allein gestellt. Einziger Gesprächspartner ist der Stationscomputer Max. Dieser hilft nicht nur, sondern überwacht den Sergeanten auch. Die dortigen Eingeborenen, die Akkari, befinden sich auf einem zivilisatorischen Niveau knapp über der Steinzeit. Erste Städte entstehen aber bereits. Die Akkari sind weitgehend humanoid, stammen aber von Echsen ab.

Savcovic unternimmt erste Probeeinsätze mit seinen Androidenkörpern. Ihm stehen fünf verschiedene Modelle zur Verfügung. Er kann als Mann, als Frau, als alter Mann, als Kind oder als Schwerkranker auftreten. Zunächst begibt er sich als Wanderer in Norden, besucht dort unter dem Tarnnamen Xirkan ein Dorf, in dem Jäger und Sammler leben. Sein Gastrecht verdient er sich als Geschichtenerzähler, der über fremde Gegenden berichtet. Dort begegnet er unter anderem dem Jäger Lebikk, der von Reisen in andere Dörfer und Städte träumt.

Seine nächste Kontrollreise führt ihn Jahre später nach Dirma, eine der aufblühenden Städte. Dort will er verhindern, dass sich die Akkari die Geheimnisse der Eisenverarbeitung aneignen und damit die Grundlage für ein erstes Staatsgebilde legen. Wieder in seiner Rolle als Xirkan will Savcovic den führenden Forscher Helokk ermorden. Zu seiner Überraschung stellt sich heraus, dass Helokk der Sohn von Lebikk ist. Es waren Xirkans Geschichten, die den Vater so sehr beeinflusst haben, dass der Sohn das heimatliche Dorf verlassen und in der Stadt sein Glück gesucht und gefunden hat. Der Giftanschlag gelingt problemlos. Aber wie sich herausstellt, war die Mission dennoch ein Mißerfolg. Helokks erst elfjähriger Sohn Lebikk tritt in die Fußstapfen des Vaters. Max drängt darauf, ihn ebenfalls zu ermorden. Aber jetzt weigert sich Savcovic, einen Jugendlichen will er nicht töten. Gegen den Rat von Max gewährt er Lebikk sechs Jahre Gnadenfrist. Erst danach will er gegen ihn vorgehen, falls es wirklich notwendig ist. Doch die Berechnungen des Computers waren richtig. Und so macht sich Savcovic wieder auf den Weg nach Dirma.

Um das Ganze noch ein wenig zu komplizieren stürzt dann auch noch ein Raumschiff der Ek-ek auf Akkar ab. Die Überlebenden haben nur die Chance in die Tiefschlaftanks zu gehen, von Zeit zu Zeit aufzuwachen und darauf zu warten, dass die Eingeborenen die Raumfahrt entwickeln. Da einer der Tanks nicht mehr funktioniert, wird ein Besatzungsmitglied ausgeschickt, um die technologische Entwicklung der Akkari zu beschleunigen.

Dirk van den BoomAusblick
Dirk van den Boom hat mit der Scareman-Saga etwas Neues vorgelegt. Das Szenario weist gewisse Ähnlichkeiten mit den Atlan Zeitabenteuern auf. Dort reist der Arkonide nur von seinem treuen Roboter Rico begleitet durch die Zeit. Aber während Atlan die Menschheit fördert und die wissenschaftlich-technische Entwicklung nach Kräften vorantreibt, bemüht sich Scareman Savcovic um das Gegenteil. Er will den Fortschritt aufhalten und schreckt dabei auch vor Mord nicht zurück. Recht schnell wird ihm klar, was er eigentlich macht: Im Grunde führt er Krieg gegen die Zivilisation der Akkari. Als Soldat hat er damit auch kein wirkliches Problem. Dennoch fragt er sich, warum die Menschheit so subtil vorgeht und nicht lieber gleich drastische Methoden anwendet. Die Antwort der Verantwortlichen über moralische und ethische Beweggründe ordnet er unter "Bullshit" ein.

"Er kannte das Imperium, für das er kämpfte. Er wußte, wie es war, denn es hatte ihn zu dem gemacht, wer er war. Das Imperium war nicht »nett«. Es nahm keine Rücksicht. Moral und Ethik waren Propaganda. Es ging nur mit denen anständig um, von denen es eine Gegenleistung erwartete. Und wer sich als Feind herausstellte, der wurde ausgelöscht."

(S.28)

Er ist trotzdem bereit, seinen Beitrag zu leisten und seine Pflicht zu erfüllen. Aber Savcovic verfügt doch über eigene moralische Prinzipien. "Ich werde kein Kind töten"

(S.63)

Hier wird es in den Folgebänden noch zu weiteren spannenden Konflikten kommen.

Ich fasse das mal so zusammen: eine interessante Ausgangskonstellation, eine durchaus sympathische Hauptfigur, die aber nicht ohne Ecken und Kanten daher kommt, ein routinierter Autor. Ich bin gespannt, wie sich das Ganze entwickeln wird.

Abseits der inhaltlichen Ausrichtung hebt sich die Scareman-Saga auch was die Erscheinungsweise betrifft von anderen SF-Serien ab. Die zwölf Bände werden monatlich erscheinen und fast alle aus der Feder von Dirk van de Boom kommen. Nur Sylke Brandt wird den Meister das ein oder andere Mal vertreten. Darin ähnelt die neue Serie ein wenig den Raumfalken der Romantruhe, die freilich als Endlosserie konzipiert sind.

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