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Gute Idee! - Kein Plan? - Was ist schiefgegangen bei BasteiLübbe?

Zauberwort - Der Leit(d)artikelGute Idee! - Kein Plan?
Was ist schiefgegangen bei BasteiLübbe?

Die BasteiLübbe  AG hat den Versuch aufgegeben ein Medienhaus zu werden und konzentriert sich nun wieder darauf, ein Verlagshaus zu sein.

Als Außenstehender ist es nun nicht so ganz einfach, zu erkennen was da nicht geklappt hat. Aber es gibt Hinweise und Indizien und nun wollen wir mal einen Blick darauf werfen ...

Zauberwort - Der Leit(d)artikelVoller Optimismus wurde aus der einst beschaulichen GmbH & Co. KG aus dem Bergischen Land eine hippe AG in der Metropole Köln, um die nötigen Geldmittel zu beschaffen, um ehrgeizige Zukunftspläne umzusetzen. Man zog dann auch aus der Kleinstadt Bergisch Gladbach aus dem Umland der (Medien-)Metropole Köln  in eben diese Stadt, die für Dom, den ›FC‹, Karneval, Klüngel und Medien berühmt ist. Zum einen, weil das Verlagsgebäude in Bergisch Gladbach zu groß geworden war, zum anderen weil Köln eben eine ganz andere Strahlkraft hat als Bergisch Gladbach.

Man sah sich auf dem Weg zu einem Medienhaus. Alles aus einer Hand. Die Hand am Puls des modernen Publizierens. Verlegen 2.0. Die Gründung der AG BasteiLübbe war nur ein Schritt. Eine Anleihe wurde gemacht und ein Kredit aufgenommen. Roundabout 50 Mio. € Fremdkapital standen zur Verfügung. Dann hörte der geneigte Interessent viel von Zukäufen und  Gründungen. Mit »Apocalypsis« von Mark Giordano wurde ein eBook mit zahlreichen Multimedia-Gadgets vorgestellt. Das ganze sah nach einer strahlenden Zukunft aus. Dazu wurde alles aus der einst so glorreichen Heftabteilung zum Urheberrechtsgoldstaub erklärt. Bastei Entertainment entstand. Reisen wurden angekündigt. Die Liste ließe sich noch fortsetzen und versteht sich nicht chronologisch.

Das alles sah auf den ersten Blick nach einer Art Publizieren im Multimedia-Modus aus, der Zukunft des Publizierens aus. BasteiLübbe schien die Basis für eine glorreiche Zukunft für Verlage zu sein, in der BasteiLübbe die Ideen kreierte, die der Branche Modell stehen konnte, um sich einem geänderten Medienkonsum anzupassen.

Es würde (und das muss vorher klar gewesen sein) längst nicht alles klappen was man da so vom Stapel ließ. Das liegt in der Natur der Sache. Nicht jedes (e)Buch/Heft/Hörspiel wird ein Knaller und ein Bestseller. Das muss klar sein. Aber man sah auch nicht viel abteilungsübergreifend erarbeitete Konzepte, die da präsentiert und vor allem konsequent wurden. Aber eines war klar: Egal wie viel Marketing man macht oder Aufmerksamkeit generiert wird, entsteht eben nicht aus jeder Idee ein Millionenseller und bringt dem Verlag eine gefüllte Kriegskasse, um weitere Ideen umzusetzen. Bastei Entertainment erschien da wie eine Insel und der Rest macht unbeeindruckt weiter.

Das fiel mir eben zudem auf: Nicht alle Abteilungen schienen eingebunden in diesen Prozess. Zumindest war nach Außen eben das nicht zu erkennen. Die Heftabteilung und die Bücher und Taschenbuchmacher, setzen einfach nur ihre Arbeit fort. In der Elektronik-Abteilung wurde munter entwickelt, aber alle anderen schienen eher Business-as-usual zu betreiben. Die Hardcover- und Taschenbuch-Abteilung versuchte einen Bestseller nach dem anderen zu produzieren und machte einfach nur eBoooks. Gelegentlich machte man auch ein Buch aus den Entwicklungen der Bastei Entertainment-Abteilung sich im Handel breit, aber allzuviel war von einer verlagsweiten konzeptionellen Offensive nach Außen nicht zu spüren. Der Weg zum modernen Publizieren unter Ausnutzung diverser Publikationsformen gabs da nicht.

Seien wir ehrlich. Börsengang, Anleihe und Kredit brachten roundabout 100.000.000,- €. Das hört sich viel an. Wenn man aber daraus ein Medienhaus bauen will, ist das immer noch 'ne ganze Menge Geld, aber kaum genug für ein Medienhaus bei dem alles aus einer Hand kommt. Da sind dann nämlich nicht nur Bücher gefragt. Ein Medienhaus verlangt mehr. Da braucht es Partner von außerhalb. Aber es fehlten sichtbare Ergebnisse, die verlagsüberrgreifend mit Partnern entwickelt wurden. Es fehlten Stoffe für TV und Streamingdienste, die Lübbe dann selbst als Buch, Taschenbuch oder sogar in Formaten, die das Groschenheft 2.0 sein können, ausgewertet werden und ergänzend als Audio- und eBook präsentiert werden. Und dazu eben das bewegte Bild in den Sendern, Amazon Prime oder Netflix. Für 100 Mio. € kann man keine Serien entwickeln und drehen, kann man keine Computerspiele entwickeln und herausbringen. Man sehe sich die entsprechenden Produktionskosten für solche Medienformate an. Da braucht es keine Zukäufe von Plattformen oder Gründungen wie Oolipo. Da braucht es die Entwicklung von Stoffen, die dann allein und/oder gemeinsam mit entsprechenden Partner entwickelt werden und wo das konventionell oder elektronisch gedruckte, sowie vorgelesene oder gespielte Wort (Hörbuch und Hörspiel) dann von Lübbe gemacht wird und die Serie/Film oder das Spiel von entsprechenden Partner gemacht wird.

Dabei ist es IMHO ganz, ganz wichtig eigene Sachen zu entwickeln und nicht Uraltstoffe von unter anderem Heften aus dem Archiv zu holen. Das führt zu nix. Wie vielfach festgestellt: Unterhaltung ändert sich. Aber mit der Bestsellerriege: Follett, Brown, Gablé oder Eschbach hätte man was entwickeln können und diese dann multimedial auszuwerten können. UNd auch simplere Unterhaltung wären zu entwickelb gewesen. Dazu dann entsprechende neue Formen.

Dazu kommt: Meines Erachtens wurden im Hause BasteiLübbe nicht alle Kräfte gebündelt, um die angestrebte Mutation vom Verlag zum Medienhaus zu vollziehen. Es wurde dazu gekauft gegründet, aber kein erkennbares weitgreifendes Entwicklungskonzept wurde erkennbar, dass Synergien zu anderen Medienproduzenten herstellt, um aus Zusammenarbeit das Medienhaus Bastei schlüssig zu entwickeln. Gut, dass sind Annahmen von Außen, ohne internen Einblick, ohne wie es im Slogan von Sport1 heißt »Mittendrin« heißt.

Das Heft verliert seit Jahrzehnten immer schneller Leser. Da entsteht ein Teufelskreis. Weniger Leser, schlechtere Präsentation, noch weniger Leser und noch schlechtere bis hin zu gar keiner Präsentation. Selbst im letzten Geschäftsbericht (2017/2018) hält die AG fest:

Schaut man sich das Segment Romane und Rätsel im Grosso isoliert an, so fällt der Umsatzrückrang in 2018/Q1 zu 2017/Q4 mit 9,95 % und zu 2017/Q1 mit 18,09 % noch deutlich höher aus als im Gesamtmarkt. Der Absatz ging in 2018/Q1 zu 2017/Q1 gar um 18,52 % zurück. Auffällig ist hierbei zum einen die gegenüber dem Vorjahr gestiegene Titelanzahl und zum anderen der deutliche Rückgang der eingeschalteten Einzelhändler. Diesen Trend verzeichnen auch die Rätselmagazine der Bastei Lübbe AG. Der Bezug wurde im Verlauf des letzten Jahres weiterhin stark reduziert, was in den meisten Fällen rückläufige Absätze nach sich zog.

Und das ist eben keine aus heiterem Himmel auftretende Entwicklung.  Es wurden mehr Titel produziert und doch wurden weniger Hefte verkauft. Was ist nun die Reaktion des Verlages. Es werden noch mehr Titel produziert. Es werden neben Dorian Hunter und dem Gespenster-Krimi auch Tom Prox aufgelegt. Ich bin gespannt was der Geschäftsbericht 2018/2019 dazu sagen wird.

Fakt ist. Als das Geld da war wurden eben nicht neue, vielleicht gar vom Fernsehen oder Streamingdiensten mit Serien unterstützte Ware, kreiert. Immerhin lief die Serie »Gute Zeiten - Schlechte Zeiten« gut, aber die hohen Lizenzgebühren brachen dem Projekt das Genick. Im Falle von selbst entwickelten Stoffen wäre man Mitentwickler. Im  besten Fall gar Lizenzgeber. Aber da lief nichts. Einzig die Serie Cherringham erschien als Heft und bietet gar nicht genug neue Romane, um das regelmäßig zu bringen.

Das  Format des Heftromans ist tot. Da wurden in den letzten Jahrzehnten bis zu 80 % Leser eingebüßt. Statt also den Lesewilligen nun Stoffe zu bieten, die sie bereit sind zu kaufen, setzt man auf Babyboomer (siehe hier Altbackenes für die »Babyboomer« - Hoffnungsträger Generation ›50+‹ und hier Frisches für die Baby-Boomer - Unterhaltung [nicht nur] für die Generation ›50+‹), um ein sterbendes Format am Leben zu erhalten. Und so wurde es - als das Geld da war - andere in mehreren Medienträgern präsentiert. Aber da sah/sieht man nichts.

Stattdessen wurden mit Projekten wie Oolipo an den Start gebracht. Wenn ich die recht verstanden habe, hat man damit versucht Lesestoff an die Leute zu bringen, die nicht lesen. Aber die Zielgruppe hätten die sein müssen, die lesen. Das in zeitgemäßen Formaten. 

Aber davon sah man nichts. Oolipo ist mittlerweile abgeschrieben und Geschichte, Beteiligungen aus den Jahren des Sturms und Drangs werden veräußert. Der Rückzug musste eingeleitet werden, weil versprochene Ergebnisse der AG für einen Kredit nicht gehalten werden konnten. Man hätte mehr erwartet mit der Bündelung der Kräfte und externen Partnern aus anderen Medien. Aber davon hat man im Ergebnis nichts gesehen.

Stattdessen reduziert sich BasteiLÜbbe aufs Kerngeschäft. In erster Linie sind das Bücher und Taschenbücher und eBooks, sowie in zweiter Linie Hefte. UNd dabei machen 20 % der Titel den Gewinn und mit den anderen 80 % versucht man Plätze im Buchhandel zu belegen, damit das kein anderer tut. Bei den Heften beschränkt man sich auf das Rühren in der Asche statt neue Formen zu suchen und die Fackel der simplen Unterhaltung als Groscheneft 2.0 weiterzutragen.

Ich bin gespannt, ob noch was kommt oder ob die AG gerade fit gemacht wird, um sie erfolgreich zu veräußern.

Kommentare  

#46 neithex 2018-10-19 22:01
Das Gruselroman-Forum ist für den Gruselbereich geeignet, incl. Maddrax, aber für den Western-Bereich wird es dort nichts geben, das wurde deutlich klargestellt.
Insofern wäre das Comicforum vielleicht wirklich eine Alternative.
Allerdings hat sich bei Bastei eben auch sehr viel in den Off-Topic-Threads (Musik, Fußball, Assoziationsspiele etc.) getan. Das war immer ein gutes tägliches Training gegen das Verkalken. ;-) Dort waren User schon zehn, zwölf Jahre lang fast täglich aktiv. Ohne Quatsch: da können sich wirklich seelische Probleme auftun, das ist jetzt kalter Entzug, "cold turkey" ...
Bastei kann man das natürlich nicht anlasten, selber schuld. Aber eine rechtzeitige Ankündigung wäre wirklich hilfreich gewesen!
#47 VM 2018-10-20 11:55
zitiere neithex:


Allerdings hat sich bei Bastei eben auch sehr viel in den Off-Topic-Threads (Musik, Fußball, Assoziationsspiele etc.) getan. Das war immer ein gutes tägliches Training gegen das Verkalken. ;-) Dort waren User schon zehn, zwölf Jahre lang fast täglich aktiv. Ohne Quatsch: da können sich wirklich seelische Probleme auftun,


Dass der Off-Topic-Kram dicht ist, kann ich nur begrüßen. Wenn da Typen (Michl, zeerokah, Feldese) hetzen und der Rest (Nilusys, Gruselbär, neithex, Sinclair) schaut nicht nur wortlos zu, sondern spielt mit denen auch noch Reimespielchen, dann habe ich dafür nichts übrig.
#48 Heiko Langhans 2018-10-20 12:08
"Kalter Entzug", weil ein Forum weg ist?

Wie arm ist das denn?
#49 neithex 2018-10-20 19:00
zitiere VM:
Dass der Off-Topic-Kram dicht ist, kann ich nur begrüßen. Wenn da Typen (Michl, zeerokah, Feldese) hetzen und der Rest (Nilusys, Gruselbär, neithex, Sinclair) schaut nicht nur wortlos zu, sondern spielt mit denen auch noch Reimespielchen, dann habe ich dafür nichts übrig.

Die Spiele-Threads waren halt "Waffenstillstandszone". Die Schlachten tobten vor allem im Western-Bereich. Das musste ja nicht zu einem "Weltkrieg" führen. ;-)
#50 neithex 2018-10-20 19:02
zitiere Heiko Langhans:
"Kalter Entzug", weil ein Forum weg ist?

Wie arm ist das denn?

Wer im Forum über ein Jahrzehnt lang Selbstbestätigung zu finden glaubte, der lief am 1. Oktober sicher in Gefahr, im wahrsten Sinne des Wortes "ent-täuscht" zu sein. Armselig? Würde ich nicht so herablassend bezeichnen, da sollte jeder mal akribisch vor der eigenen Haustür kehren. Es gibt so viele Dinge, von denen wir uns abhängig gemacht haben, ohne es zu merken. Regelmäßigkeit wird zur Gewohnheit, Gewohnheit zur Abhängigkeit ... Insofern ist die Schließung des Forums sogar als heilsam zu begrüßen. Es hätte nur nicht auf diese rücksichtslose Art von jetzt auf sofort geschehen müssen. Aber dieser Mangel an Anstand wird auch bald vergessen sein. Von fast allen.
#51 Harantor 2018-10-21 13:20
Wenn es Rezensionen, Artikel oder Listen gibt. Das kann hier im Zauberspiegel Platz finden ...
#52 Thomas C 2018-10-22 14:36
Ein bisschen "off topic" - aber direkt zum Ursprungsartikel passend: Ich oute mich hier gerne als Bergisch Gladbacher. Und das ist (obwohl wir tatsächlich direkt neben Köln liegen) keine Klein- sondern tatsächlich eine Großstadt ... :-*
#53 nil 2018-10-29 10:32
Thema Forum: Tut es mir leid drum? Sicher - ich war 17 Jahre da und habe mich gern mit einigen Leuten unterhalten. Kommentiert hatte ich früher hauptsächlich MX - und der "Bekloppten"-Thread war halt "meiner" ... und W.K. Giesa und Volker Krämer schrieben da mit... Und nach Volkers Tod kam seine Witwe - und wir haben über Musik gesprochen... und darüber, wie das Computerzeug funktioniert... und... Und die Fußball-Gespräche entstanden, weil eine Autorin (Elke) über eine WM sprechen wollte. Und die Spiele waren für einen am "Wort" interessierten Menschen halt schön... Und...

Das sieht man "von außen" und im Nachhinein halt alles auch nicht so. Angst muss um mich keiner haben - aber es fehlt mir schon, keine Frage.

Die technische Unzulänglichkeit bestand im Übrigen von Anfang an; das Forum wurde schon zum Start entsprechend verspottet. Das wirkliche Problem war aber, dass man offenbar von Mike erwartet hat, es weitgehend alleine quasi nebenher zu betreuen. Und Mike hat das ja lang auch recht gut hinbekommen, wie man überhaupt sein Engagement kaum überschätzen kann (manche erinnern sich vielleicht auch an MX-Marathons im Forum, dazu Merch und Gewinnspiele, Treffen mit Fans, Comics, den Computerspiel-Versuch...).

Dass er andererseits teilweise unglücklich agiert und damit auch Leute enttäuscht hat (Pisanelli fällt mir vor allem ein), mag man angesichts dessen kaum sagen - nur: gerade im MX-Bereich ging die Aktivität zumindest _auch_ deswegen zurück. (Und Mike bevorzugte eben auch die schnellere, unkompliziertere, oberflächlichere (?) Kommunikation via Facebook.)

Die Situation im Western-Bereich war dann aber wohl schlicht unkontrollierbar; k.A., ob da überhaupt irgendwas geholfen hätte. Solche Leute schmeißen einem die Sache - ist ja z.B. auch bei Perry Rhodan ab und zu schon passiert. Wie man meine Rolle sieht, kann jeder für sich entscheiden - ich hab's versucht, mit (meist) netten Worten, mit der Beantwortung von Fragen, mit Hinweisen an Mike; so, wie ich eben überhaupt nebenbei versucht habe, kleine "Service-Leistungen" für's Forum zu erbringen (wofür ich jetzt auch keinen Orden verdiene...). In Schutz nehmen muss man zumindest Michl, der oft vehement Einspruch erhoben hat.

Was hilft's? Das Forum ist Geschichte - liebe Assoziations-Spieler, Wetter-Plauderer, Fußball-(Tipp)-Fans, musikladen-Besucher, liebe sally - und natürlich auch liebe MX-Leute und Mit-Bekloppte: es hat mir Spaß gemacht, es war in mancherlei Hinsicht mehr als nur ein Hobby, danke, dass ihr mich ausgehalten habt - macht's gut! :))

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