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Hauen & Stechen - Bücher, Amazon, Handel und Selbstverleger (1/4) - Der Prolog

Zauberwort - Der Leit(d)artikelHauen & Stechen
Bücher, Amazon, Handel und Selbstverleger (1/4)
Der Prolog

Der Buchmarkt ist in Bewegung. Sowohl im Handel als auch bei den Zulieferern. Amazon, der größte Online-Händler, brachte die Autoren in Wallung. Die neue Macht der Zulieferer, die Selbstverleger (neudeutsch Selfpublisher), fühlt sich ignoriert. Also schreibt man Briefe statt Bücher. - So ist heute Thementag im Zauberspiegel. Das Motto lautet: »Offene Briefe«.


Vorweg einige kleine Erinnerungen an meine Jugendzeit im Lande Kehdingen an der Unterelbe. Diese mögen auf den ersten Blick mit unserem Thema nicht viel zu tun haben, aber ...

2Ich kann mich noch gut erinnern. In den Sechzigern und Siebzigern gab es in vielen kleinen Dörfern noch die sogenannten ›Tante Emma Läden‹. Im Drochterser Ortsteil Dornbusch gab es vier solcher Geschäfte. Ende der Achtziger Jahre war es mit dieser Herrlichkeit vorbei und die Geschäfte zu. Jetzt begann das Wehklagen (und nicht nur in Dornbusch).

Man könne vor Ort gar nicht mehr einkaufen. Der Verlust dörflicher Kultur wurde lauthals und wortreich beklagt (ein Vorgang, der sich nun vielerorts wiederholt, weil die örtlichen Kneipen und Gaststätten schließen). Aber bevor die Läden ›zu‹ waren, nahm man sie als gegeben hin und kaufte nur ein paar Kleinigkeiten, die man in den Supermärkten vergessen hatte. Aber als die Läden zu waren war das Wehklagen groß … Ich habe schon damals die verwegene Idee geäußert, dass man keinesfalls würde jammern müssen, wenn man vor der Schließung der Läden mehr als ne Packung Zigaretten, ne Dose Erbsen und ein Glas Rinderbrühe in schöner Regelmäßigkeit eben in diesen nun vermissten Geschäften käuflich erworben hätte…

Noch in Siebzigern und frühen Achtzigern gab es jede Menge kleine Plattenläden. In Stade hatten wir zwei und sogar in Drochtersen konnte man in einem Geschäft neue Tonträger (noch auf Vinyl) erwerben. In »Josef’s Plattenladen« (Stade), bei »Pan« (Stade) verbrachte ich so manchen Nachmittag und suchte nach Platten und hörte in so manche hinein und letztlich schleppte ich immer ein Schätzchen mit nach Hause. Der Musikindustrie aber war es zu mühsam, so viele kleine Läden zu beliefern. Sie wünschten sich eine überschaubare Zahl größerer Abnehmer mit vielen Filialen. Die kleinen Läden gingen ein, weil ihnen von der Musikindustrie keine guten Konditionen mehr eingeräumt wurden. Allerdings entwickelten dann die großen Abnehmer eine gewisse Marktmacht … und nun ist die Musikindustrie wieder nicht zufrieden.

1In Stade gab es einstmals eine Kaserne (benannt nach dem in der Schwingestadt geborenen Infanterie-General August Karl von Goeben (*1816 - †1880)). In den frühen Achtzigern kam im Zuge des ›NATO-Doppelbeschluss‹ die Friedensbewegung so richtig in Fahrt. Gern wurde dabei Abrüstung und die Schließung der örtlichen Einrichtungen der Bundeswehr gefordert. Die Kommunalpolitiker stellten sich (weils ja so populär war und schon mal Wahlen anstanden) gern an die Seite der Friedensbewegten, denn eines war sicher: Solange der ›Russe‹ da ist (und uns – eingebildet oder nicht – bedroht), würde keine Bundesregierung die Kaserne schließen oder etwas an der Verteidigungspolitik ändern. So konnte man bequem anmerken, dass man Forderungen stellen konnte, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

Es kam das neue Jahrzehnt (die Neunziger) und der Ostblock zerfiel ohne einen dritten Weltkrieg. Konsequenz, die Kaserne wurde geschlossen. Brachen die lokalpolitischen Größen nun in Jubel aus? Immerhin hatten sie ja genau das gefordert … Nein! Stattdessen war das Wehklagen unter den lokalen Parteibuchinhabern (gleich welcher Farbe) und Amtsträgern groß. Der Verlust des ›Wirtschaftsfaktors Bundeswehr‹ wurde lauthals beklagt …

Was das alles mit Amazon, offenen Briefen, Selfpublishern, Büchern und dem Handel damit zu tun hat?

Diese Beispiele aus meiner eigenen Erlebniswelt sind exemplarisch für Fehleinschätzungen, Verschleierungen und einer Gemengelage in der viele Halbwahrheiten und heiße Luft herum posaunt werden und Mythen entstehen, die dann mit der Realität kollidieren und von denen dann nicht soviel übrig bleibt.

Man wird feststellen, dass diese Gemengelage auch auf beide offene Briefe zutrifft, die wir an diesem Thementag zu offenen Brief aufgreifen. Es scheint etwas sehr Menschliches zu sein, wenn man mit Scheuklappen agiert.

Denn man zu. Auf gehts ...

1Der Thementag ... Offene Briefe
Hauen & Stechen - Bücher, Amazon, Handel und Selbstverleger

1/4 Der Prolog
2/4 Der offene Brief der Autoren
3/4 Der offene Brief der Selbstverleger
4/4 Conclusio

Das »böse« Amazon – oder: Messen mit zweierlei Maß von Mara Laue

Kommentare  

#1 Kerstin 2014-09-01 09:37
Es bringt nichts, das verämderte Einkaufsverhalten und die daraus resultierenden Folgen zu bejammern, wenn man nicht nach der Ursache sucht und die Gründe für die Änderungen in künftige Planungen mit einzubeziehen.

Ich gebe zu, dass ich immer mehr bei Amazon bestelle. Früher war ich ein Verfechter des stationären Einzelhandels, aber der hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten einfach gewaltig nachgelassen. Statt individueller Beratung und Qualitätsware in Fachgeschäften gibt es fast nur noch die Billigketten mit ihrem einheintlichen Sortiment. Die Öffnungszeiten haben sich zwar ausgeweitet, die allgemeinen Arbeitszeiten aber auch. Samstag Morgen durch die Stadt? Bis auf die Bäckerläden macht kaum noch einer vor 10 Uhr auf, weil sie ja nachmittags und bis zum Abend aufhaben und so früh kaum einer kommt. Ja, soll ich denn den ganzen Tag vertrödeln und vor geschlossenen Türen stehen? Bei mir muss das flott gehen, ich habe noch mehr zu tun.

Die Parkplatzsuche in der Stadt wird immer nervenaufreibender - besonders wenn man wie ich einen großen Pick up fährt und alle vorhandenen Parklücken gerade so für einen Golf reichen. Auch das sich in der Stadt tummelnde Publikum ist nerviger geworden - finde ich zumindest. Ungezogene Kinder toben und quengeln herum, Senioren blockieren beim Tratsch, auf ihre Rollatoren gestützt, enge Durchgänge, Nachwuchsknackis pöbeln Passanten an und man muss fürchten, dass sie handgreiflich werden ... Dazu kommt, dass ich kaum die Ware finde, die ich haben will, sondern nur noch billig produzierten Massenmist aus Fernost. Oder Markenware, die ein Vielfaches kostet, ohne in der Qualität wirklich so viel besser zu sein.

Ich habe weder Zeit noch Nerven für solche Shoppingtouren. Ein postitives Einkaufserlebnis, das kenne ich schon gar nicht mehr. Einige wenige Geschäfte gibt es hier noch, in die ich gern gehe, aber auch deren Zeit läuft ab. Die Inhaber gehen auf das Rentenalter zu, die Kinder wollen sich das mit dem Laden nicht antun.

Wenn Männer bei dem Gedanken an einen Einkaufsbummel mit der Liebsten Horrorvisionen kriegen, das kann ich gut verstehen. Mir würde das auch keinen Spaß machen. Vor 30 Jahren sah das noch anders aus, da waren noch Schaufenster dekoriert, da gab es die individuellen Läden mit eigenem Stil. Anstatt das zu genießen rannte bei uns alles nach Kassel in die großen Warenhäuser. So gingen die kleinen Läden ein, übrig blieben die Discounter und Billigketten.

Auch hier ringen die Buchhandlungen ums Überleben. Die eine setzt auf kunterbunten Gemischtwarenladen, wo man auch Geschenkartikel, Wein und Marmelade kriegt, die andere bemüht sich um Leseerlebnis-Action für Kinder. Das alte, ehrwürdige Gebäude mit dem schmalen, düsteren Verkaufsraum ist dafür nicht geeignet. Statt dessen könnten Erwachsene da in Ruhe schmökern - wenn nicht ständig Horden von Kindern durch die engen Gänge toben würden.

Beide haben natürlich nicht annähernd genug Platz, um eine wirklich breite Palette an Büchern vorrätig zu haben. Das bedeutet, dass man den Weg zwei Mal macht, einmal zum Bestellen und einmal zum Abholen. Zwei Mal Anfahrt, zwei Mal Parkplatzsuche, zwei Mal Parkgebühr bezahlt. Dadurch wird das Buch teurer, nicht nur mehr Geld, auch mehr Zeit muss aufgewendet werden, bis man es in der Hand hat.

Amazon bietet auch die Möglichkeit, Bücher antiquarisch zu bestellen. Das nutze ich wesentlich öfter als neue zu ordern. Nicht nur, weil sie trotz Portokosten billiger sind, sondern auch, weil viele der Bücher, die ich bestellen will, gar nicht mehr im regulären Handel zu kriegen sind. Einziger Nachteil ist, dass die Händler die gern als portogünstige Büchersendung verschicken, die bei der Post oft Staub ansetzt, bevor sie zugestellt wird.

Neuerscheinungen werden verzögert ausgeliefert? Nun ja. Als die Harry-Potter-Bücher rauskamen, gab es lange Warteschlangen vor den Läden, manche öffnete in der Nacht, weil die Leser es nicht abwarten konnten. Ich habe die Bücher nicht selbst gekauft, die waren mir zu teuer. Meine Freundin hat sie mir geliehen, Monate nach dem Erscheinen. Das habe ich auch überlebt, ohne Schaden zu nehmen.

Wer es denn so eilig hat mit einem neuen Buch, der kann doch im Laden oder direkt beim Verlag bestellen, oder nicht? Das ist dann für Amazon ein verlorener Umsatz, aber das haben sie sich selber zuzuschreiben, wenn sie aus welchen Gründen auch immer die Bücher erst später anbieten. Wo ist der Verlust für die Allgemeinheit? Den kann ich so nicht sehen.
#2 G. Walt 2014-09-01 11:08
Zu diesem wirklichen schönen Artikel muss ich auch was schreiben - und Kerstins Kommentar (der nicht unschöner ist) etwas revidieren. Es gibt sie nämlich noch, die stilvollen Einzelläden, sie sind nur seltener geworden. Und es gibt unabhängig davon auch noch die Qualitätsware. Man muss sie sich nur leisten können. Was nützt mir ein Primark-T-Shirt, welches in drei Wochen verwaschen ist und aus den Nähten geht. Ich habe mit günstigen Sachen viele schlechte Erfahrungen gemacht und mich hinterher geärgert. Von teuren Produkten habe ich in der Regel viel mehr. Vor 15 Jahren habe mich selbst verflucht, weil ich einen Wohnzimmertisch für sagenhafte 650 Mark erworben haben. Aber das robuste Ding ist so zeitlos schön, dass er noch heute in der Mitte meines Wohnraumes steht und ich denke noch nicht eine Sekunde daran ihn auszutauschen.

Früher war (also vor 30 und mehr Jahren) war allerdings auch Günstiges nicht gleich schlecht.
#3 Kerstin 2014-09-01 15:03
Danke, Stefan, für deinen Beitrag.

Ja, einige dieser schönen, altmodischen Läden gibt es noch, hatte ich ja auch geschrieben. Aber wie lange gibt es sie noch?

Qualitätsware wird ebenfalls immer seltener. Klar, ich bin auch zu arm, um den Billigmist zu kaufen, der auseinanderfällt, kaum, dass man ihn zu Hause hat. Aber sind teure Sachen so viel besser? Ich habe für mein neues Haus eine Küche gekauft, kostet nicht mal 1700 €. Man kann für eine Küche locker das 10fache ausgeben. Aber macht die 10 Mal glücklicher? Inzwischen sollte auch der Letzte wissen, dass die teuren Markenklamotten in der gleichen Horror-Fabrik in Bangladesh von schlecht bezahlten Arbeiterinnen, teilweise sogar von Kindern, genäht werden wie die Billiglumpen in den Hartz-IV-Konsumtempeln.

Was ich damit sagen will: Die Wirtschaft hat sich selbst die Grundlage für das Vertrauen der Verbrauer kaputtgespart.

Als ich Ende der 80er meine Lehre im Einzelhandel gemacht habe, da kriegten wir noch eingeimpft, dass den Kunden der Einkauf Spaß machen müsste, damit sie wieder kommen. Sie müssten überzeugt sein, eine gute Ware zu einem fairen Preis zu bekommen, sich gut behandelt fühlen und eine persönliche Bindung an den Laden entwickeln. Stammkunden sind Kapital fürs Geschäft, das wurde wieder und wieder runtergebetet.

Interessiert das heute noch einen, ob das Geld in der Kasse von Stammkunden ist oder von Laufkundschaft? Nee, Hauptsache, die Herren Aktionäre können sich daran bedienen. Der Erfolg muss kurzfristig messbar sein. Ein Betrieb, der vom Inhaber geführt wird, investiert und weiß, dass es Jahre dauern kann, bis die Rendite kommt. Aber so hat dann auch noch der Junior was davon, wenn er den Laden übernimmt.

Bei den Konzernen muss am Quartalsende was für die Aktionäre übrig bleiben, sonst drehen die durch. So wird nur noch von einem Quartalsende bis zum nächsten gedacht und geplant. Das merken wir auch beim Buchmarkt. Einen neuen, vielversprechenden Autor aufbauen, in ihn investieren, ihn bekannt machen bei den Lesern? Das bringt vielleicht Geld in ein paar Jahren, vielleicht auch gar nicht. Die Aktionäre wollen aber am Quartalsende schon ihre Dividende. Also wird weiter aufgekauft, was in USA erfolgreich war, das soll dann auch hier den schnellen Euro bringen.
#4 Peter 2014-09-01 19:18
Es hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber in der Von-Goeben-Kaserne war ich 1987 drei Monate stationiert. DAS waren noch Zeiten...

Heute tummelt sich in dem Gebäude die Lebenshilfe. Der neue Stadtteil, der in der Kaserne entstanden ist, ist durchaus nett geworden, soweit ich das von ein, zwei Besuchen beurteilen kann.
#5 Lefti 2014-09-02 12:39
:D :lol: ;-)
Zu Posting 1.:
Erst einmal finde ich es immer wieder amüsant - und (ja,) auch interessant, Kerstin, dass und wie Du in Deinen Postings immer wieder Deine 'persönliche Note' mit einbringst! ;-)

Allerdings konnte ich an manchen Stellen nicht so ganz folgen. Einerseits sprichst Du von einer 'Stadt', ein andermal von 'Kassel'... Ist Kassel eine Stadt? ;-) :P

Zitat:
Die Parkplatzsuche in der Stadt wird immer nervenaufreibender - besonders wenn man wie ich einen großen Pick up fährt und alle vorhandenen Parklücken gerade so für einen Golf reichen. Auch das sich in der Stadt tummelnde Publikum ist nerviger geworden - finde ich zumindest. Ungezogene Kinder toben und quengeln herum, Senioren blockieren beim Tratsch, auf ihre Rollatoren gestützt, enge Durchgänge, Nachwuchsknackis pöbeln Passanten an und man muss fürchten, dass sie handgreiflich werden ...
Dieses 'Einkaufserlebnis' hast Du aber fast überall weltweit.
Das ist das Ergebnis von Globalisierung und Konsum-Sättigung.
Wenn Du das nicht haben möchtest, bleibt Dir nur die Wahl zwischen Online-Bestellungen oder Du musst dahin ziehen und einkaufen, wo es kein 'sozialschwaches Gesindel' gibt. Die Frage ist nur, ob Du Dir das leisten kannst. - Und mit Sicherheit wird es dort dann andere Dinge geben, die Dich stören. Aber so ist's nun mal weltweit. Warum sollte es in Deutschland dann anders sein? Bei uns kommt noch der irrwitzige und fehlgeschlagene Versuch der 'Integration' hinzu. So kann es ganz schnell dazu kommen, dass ein (mit Deinen Worten) Nachwuchsknacki auf einmal in die Wohnung neben Dir zieht und er wegen der (Re-)Sozialisierung seine Strafe im 'offenen Vollzug' absitzt. - Dafür brauchst Du Dich dann nicht wundern, dass auf einmal Deine Wohnung leergeräumt ist, wenn Du nach der Arbeit nach Hause kommst, da Du als Steuerzahler solche Integrations- und (Re-)Sozialisierungsmaßnahmen mitfinanzierst... :-*
Zitat:
Dazu kommt, dass ich kaum die Ware finde, die ich haben will, sondern nur noch billig produzierten Massenmist aus Fernost. Oder Markenware, die ein Vielfaches kostet, ohne in der Qualität wirklich so viel besser zu sein.
Die 'soziale Mittelschicht' - soweit überhaupt noch vorhanden - wird global abgebaut. Insbesondere in Deutschland - dafür haben wir aber Projekte wie Integration und (Re-)Sozialisierung. - Und deswegen sage ich dazu: 'Daumen hoch!' :lol:
Und genau so wird die 'Mittelschicht' bei diversen Produkten abgebaut. Entweder billiger Tönnüff oder Artikel, die Du Dir nicht mehr leisten kannst.
Sowas nennt man Angebot und Nachfrage.
Zitat:
Auch hier ringen die Buchhandlungen ums Überleben. Die eine setzt auf kunterbunten Gemischtwarenladen, wo man auch Geschenkartikel, Wein und Marmelade kriegt, die andere bemüht sich um Leseerlebnis-Action für Kinder. Das alte, ehrwürdige Gebäude mit dem schmalen, düsteren Verkaufsraum ist dafür nicht geeignet. Statt dessen könnten Erwachsene da in Ruhe schmökern - wenn nicht ständig Horden von Kindern durch die engen Gänge toben würden.
Auch hier wieder Angebot und Nachfrage. Das Leseverhalten ändert sich, bzw. geht zurück. - Wenn man den durchschnittlichen Bildungsstand und Deutschland sieht, weiß man auch warum. Die Bildung wurde in Deutschland über Jahrzehnte(!) total vernachlässigt und so wurde eine Lawine los getreten, die mit den derzeitigen Gegenmaßnahmen nicht aufzuhalten ist. Auch hier kann die einzelne Familie nur selber tätig werden (die Vergangenheit hat gezeigt, dass man sich auf die Politik nicht verlassen kann), in dem man Privatschulen aufsucht. Aber das können eben nur diejenigen, die sich Privatschulen leisten können.
Aber es geht ja nicht nur um den desaströsen Bildungsstand bei (durchschnittlichen(!)) Schülern. Da die Bildung über Jahrzehnte vernachlässigt wurde herrscht auch ein Defizit bei Erwachsenen. Ich erlebe das jedes Mal, wenn ich zur Post gehe. Da sehe ich jedes(!) Mal Leute, die zu dämlich sind ein Paket zu packen! Jawohl: Ein Paket zu packen! :eek:
Und wurde diese Hürde genommen taucht ein weiteres Problem auf: Was macht man mit dem Paketaufkleber??? :eek:
Denkt ihr, da kommt einer auf die Idee, den Paketaufkleber auf das Paket zu kleben? Nein, der Paketfahrer, weiß ja auch ohne Paketaufkleber, wo er es hinbringen soll... :roll:
Und macht es bei diesen Leuten aus irgendeinem unerfindlichen Grund klick im Gehirn und sie wollen den Paketaufkleber doch noch tatsächlich aufkleben, taucht Hindernis Nr. 3 auf: Wo auf dem Paket soll der Paketaufkleber aufgeklebt werden...??? :cry:
Wie gesagt, liebe Leute, das sind keine Einzelfälle. Wie sollen solche Leute bei sich oder ihren Kindern überhaupt ein Bildungsdefizit feststellen, bzw. dagegen vorgehen? :eek:
Nichts desto Trotz ist unserer Bildungsdurchschnitt immer noch wesentlich höher, als wie in den USA. Vielleicht erwartest Du einfach zu viel? :-*
Zitat:
Als die Harry-Potter-Bücher rauskamen, gab es lange Warteschlangen vor den Läden, manche öffnete in der Nacht, weil die Leser es nicht abwarten konnten.
Hier sprichst Du längst vergangene Zeiten und Ausnahmesituationen an.
Die gleichen Warteschlangen hatten wir beim ersten iPhone, beim iPad und der letzten Videospiel-Konsolen-Generation. Heute stellt sich keiner mehr wegen Handys oder Konsolen über Nacht an.
#6 Kerstin 2014-09-02 16:34
Ach Lefti, da könnte man ewig diskutieren wegen der Bildung bzw, dem Mangel an derselben. Dazu sage ich nur ein Zitat, das mal ein sehr schlauer Mensch geprägt hat: Um zu lehren, muss man was wissen. Um zu erziehen, muss man was sein.

Da fehlt es schon bei der heutigen Elterngeneration massiv an beiden Kompetenzen. Und wenn ich meine Nichte von der Schule erzählen höre, wird mir angst und bange. Was für Idioten die als Lehrer haben, und das auf dem Gymnasium, das kann man sich gar nicht vorstellen.

Was du vergessen hast bei den Gründen für das Nachlassen des Lesens: Immer mehr Mitbürger sind ja gar nicht in der Lage, einen Text in Deutsch zu lesen. Es würde sicher den Rahmen jeder Buchhandlung sprengen, auch noch Bücher in Türkisch, Polnisch, Russisch oder was sonst noch vorzuhalten, selbst wenn diese Leute am Lesen interessiert wären.

Kassel nimmt sogar für sich in Anspruch, eine Großstadt zu sein. Die hiesige Stadt, das ist Korbach, 50 km westlich von Kassel. Ein sogenanntes Mittelzentrum.

Wir haben noch drei Buchhandlungen. Die eine wirkt wie ein Kindergeburtstag in der Bahnhofswartehalle (kunterbunt und voller Kitsch im Bereich Schreibwaren und Geschenkartikel, öde und trist bei den Büchern, mit viel zu breiten Gängen und langweiliger, aber hochmoderner Architektur) , die andere ist die in dem altehrwürdigen Gebäude und eine hat ausschließlich christlich-fromme Literatur und Tonträger. Wen wunderts, wenn ich bei Amazon bestelle? Es ist nur noch ein Kiosk übrig geblieben, der aber seinen Hauptumsatz mit Tabakwaren macht.

Und dann die Leute. Am Wochenende wurde ein Mann von drei anderen nachts in der Innenstadt ohne Grund angegriffen und mit einem Knüppel zusammengeschlagen. Das Gebrüll habe ich von weitem gehört, aber da gerade am Wochenende nachts immer Gebrüll ist, habe ich mich umgedreht und weitergeschlafen, ohne was drauf zu geben. Bei Tage lungern diese Leute ja auch in der Fußgängerzone zwischen geschlossenen Läden und Billigfilialen herum. Hat man dann noch Lust, da zu flanieren? Ne, man geht nur hin, wenn es sein muss, und dann eilt man so schnell wie möglich zu den Läden und wieder zurück.

Ich bin froh, wenn ich bald wieder in meinem Dorf wohnen kann. Da gibt es wenigstens nicht diese Horden von kaputten Typen mit schlechten Deutschkenntnissen.

Kleine Anektdote von gestern im Baumarkt: Ein offensichtlich immigrierter Kunde fragte den Verkäufer nach einer "sparsamen treeepe". Das Gesicht des Verkäufers war ein einziges Fragezeichen. Ich hatte die zündende Idee: "Der meint eine Raumspartreppe."

So, und jetzt muss ich zur Post. Hoffentlich habe ich nicht solche vor mir, wie du sie beschreibst.
#7 Ingo Kirchhof 2014-09-05 10:03
Ich môchte auch mal was zum Thema neisteuern. Stichworte: Kinder dürfen und sollen ruhig laut sein. Kch bin Vater und mag es lebendig, und das hat nichts mit erziehung zu tun. Sozialer Stand. Mmmmh, ich denke das geht am Thema vorbei! Ansonsten sollte jeder, mit den dahergehenden Folgen den Buchhandel seiner Wahl - online oder offline - aufsuchen. Ich persönlich bevorzuge offline, also ganz real.
#8 Heiko Langhans 2014-09-07 12:29
Deutsche Bücher kauf ich im Laden, englischsprachige bei Amazon. DVDs - kommt darauf an. Den Bestellzirkus mit "Justified" (ab 18) hab ich mir bei Amazon jedenfalls nicht gegeben.

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