Es fehlten ... - Perry Rhodan, Diogenes & Co nicht auf der Buchmesse
Es fehlten ...
Perry Rhodan, Diogenes & Co nicht auf der Buchmesse
Die Frankfurter Buchmesse ist der Fixpunkt der Branche, allerdings haben sich in den letzten Jahrzehnten Veränderungen ergeben. Die Messe ist [schon lange] nicht mehr dafür, dass Buchhändler an den Ständen erscheinen und massiv Aufträge schreiben. Dazu braucht der gemeine Buchhändler nicht mehr durch die Republik zu reisen. Moderne Kommunikation hat in dieser Hinsicht den anstrengenden Messebesuch abgelöst.
Für den Lizenzhandel mit dem Ausland ist Frankfurt noch ein toller Treffpunkt, aber auch hier werden Geschäfte zunehmend abseits der Buchmesse abgeschlossen. Auch hier macht es die zunehmende Vernetzung einfacher, sich mit Verwertungsrechten und Lizenzen einzudecken.
Was bleibt ist die Präsentation des Buches als Ware und als Kulturgut. Das Feuilleton und die Kultursender von Radio und TV treten sich auf die Füße. Ebenso die Blogger und Typen wie meine Meister und ich, die sich eher der Belletristik verpflichtet fühlen. Neben der Ware/Kulturgut werden auch die Schöpfer derselben vorgezeigt (ob nun von Literatur, Belletristik oder ihrer (Auto-)Biographie.
Neben ihren Büchern präsentieren sich die Verlage von ihrer besten Seite und zeigen die ungebrochene Stärke des Verlagswesens. Das glänzt der schöne Schein. Obwohl, wie bereits im letzten Jahr bemerkt, gespart wird, wo man nur kann. Da werden Mitarbeiter für die Nacht nach Hause gekarrt oder man kommt in Schichten. Die Messe kostet und der gegenzurechnende Ertrag ist nicht wie früher an vollen Auftragsbüchern abzulesen. Dabei ist es nicht allein die Messe Frankfurt, die den Verlagen in die Tasche greift. Bis zu 500 % Preisaufschlag für die Messezeit ist ein Wort. Manche weichen schon in das erweiterte Umfeld aus. Erweitert meint, bis zu 100 Kilometer (was die Hälfte unserer Anreise aus Nordhessen ist). Muss man um 9:00 Uhr am Messestand sein, kann man schon mal um 7:00 Uhr das erst nach Mitternacht erreichte Hotel schon wieder verlassen. Wenn das so weitergeht, werden die Leute in Kassel oder Würzburg untergebracht und mit dem ICE nach Frankfurt gebracht.
Die Messe Frankfurt reagiert und verändert die Messe und ihre Präsentation. Themenwelten werden geschaffen, die Raum für Communitys bilden. darunter auch eine Self-Publisher-Area. Da kann man jede Menge übers Marketing erfahren, aber weniger übers Bücher schreiben. Diese Themenwelten können aber nur erste Schritte sein, um die Buchmesse umzugestalten. Frankfurt muss mehr aus sich machen, als die reine Präsentation und Nabelschau.
Dazu muss etwas im Umfeld passieren. Die Hotelerie muss sich hinterfragen, ob man nicht auch mit 200 oder 300 % Messeaufschlag hinkommt. Denn ein normales Hotelzimmer mit einem Preis zu belegen, der an Nichtmesstagen quasi für eine Suite verlangt wird, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Damit die Messe bald nicht nur noch von großen Verlagen wie Random House, Knaur oder Lübbe belegt wird. Dann ist der Reiz weg, den gerade über diese Verlage und deren Programm kann ich mich auch abseits der bestens informieren. Und während der Messe finden die auch eine mediale Aufmerksamkeit, die es unnötig erscheinen lässt, dass ich nicht unbedingt wegen denen zur Messe muss.
Die Mesee muss wieder bezahl- und berechenbar werden. Nicht nur für die großen, die dort einen Teil ihrer Marketingmaßnahmen förmlich bündeln können. Öfter kommen die sonst nie ins Fernsehen. Klar ist, die alten Zeiten kommen nicht wieder, sprich die Buchhändler aller Bundesländer werden in Frankfurt de Auftragsbücher nicht mehr füllen. Aber die Strategie sollte dahin gehen, auch kleineren Verlagen eine bezahlbare Messe zu bieten, damit die herumstreunenden Besucher mehr als nur die großen Publikumsverlage zu sehen bekommen. Damit man auch mal das Gespräch Auge in Auge mit den Vertretern kleiner Verlage suchen kann.
Die Liste der Fehlenden wird immer länger. Gut, bei Diognes spielte die Schweizer Nationalbank und deren Währungspolitik in Sachen Franken und Euro eine gewisse Rolle. Aber das die Leute von Perry Rhodan lieber extern ihr Budget für Jubiläumsbände breit gefächert ausgeben, um sich zu positionieren ist doch mehr als verständlich. Frankfurt ist ein Kostenfaktor, der auch für das Flaggschiff deutschsprachiger SF wohl überlegt sein will.
Andere wie Neumann Neudamm mit seinen Jagdkrimis und der »Ahlen Worschd« suchen sich andere Messen auf den sie sich gezielt an ihr Publikum wenden können. Dort können sie für weniger Geld gezielter für sich werben.
Unser G. Walt wollte sich den Audio-Produzenten zuwenden, aber deren Schwerpunkt liegt mittlerweile in Leipzig. Dort können sie im Rahmen einer viel lockeren Messe gezielter ihr Publikum erreichen.
Es fehlen eben immer mehr Fixpunkte. Diesen Trend gilt es aufzuhalten. Frankfurt muss Wege finden, um wieder die Buchmesse zu werden auf der ein Verlag, egal ob groß oder klein, sein muss. Im Moment ist trotz einiger positiver Entwicklungen eigentlich nur festzustellen, dass immer mehr fehlen, die man dann auch vermisst. Das ist nicht gut!
Kommentare
Frankfurt hat lange lange geglaubt mit kosmetischen Änderungen wäre es getan, offenbar ist das ein Trugschluß. Der zunehmenden Erfolg der Leipziger hätte doch zu Denken geben sollen.
Ich war seit Jahren nicht mehr da. In diesem Jahr hätte die Fachbesucherkarte um die € 60 (sic!) gekostet - das ist blanker Irrsinn. Und natürlich ist für mich auch viel Spaß weg, weil keiner meiner Kontakte und/oder Freunde mehr dort ist. Den BuCon besuche ich auch nur noch, weil ich da ein oder zwei Freunde treffe, die ich sonst nicht sehr oft sehe. Du warst ja schon länger nicht mehr dort ...
Nur am Rande sei angemerkt, dass die Buchmesse in diesem Jahr einen neuen Besucherrekord verzeichnet hat. Offensichtlich macht man nichts falsch, auch wenn Leute wie ich sich nicht mehr angesprochen fühlen.