»Wir lassen uns das Singen nicht verbieten« - Auch bei Gewitter nicht
»Wir lassen uns das Singen nicht verbieten«
Auch bei Gewitter nicht
Inzwischen wurde auch meinerseits ein Anwalt eingeschaltet, der sich der Sache annehmen wird (bei einem Landgericht geht es eben nicht mehr ohne Rechtsbeistand) und es wird sich zeigen, wohin uns das führen wird. Aber ich bin entschlossen, diese Auseinandersetzung bis zum Ende durchzuziehen. Ich (und damit auch der Zauberspiegel und seine Mitarbeiter) lasse mich nicht mundtot machen, auch (und erst recht) nicht von einem Kleinverleger aus dem Westerwald, der mit mehr als merkwürdigen, im Zauberspiegel dokumentierten Mails, eine Interview-Anfrage als Anlass nahm um einen Kleinkrieg loszutreten.
Und so ist nun einmal mehr Jörg Kaegelmann ein Thema, auch wenn ich mich viel lieber in diesem Artikel mit dem Thema auseinandergesetzt hätte, dass »Perry Rhodan«, »Diogenes« und andere in diesem Jahr nicht auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sein werden. Aber das muss warten, weil Jörg Kaegelmann meint, dass Merkwürdiges über ihn im Internet zu finden ist. Ihm sei gesagt, dass all das Merkwürdige über ihn, das im Internet zu finden ist, von ihm selber stammt. Er sollte/müsste Schwarz auf Weiß Geschriebenes nur mal lesen, statt alles lediglich zu überfliegen. Es könnte auch hilfreich sein, sich genau zu überlegen welche Sätze denn nun ins Internet gesandt werden. Wie sagt David Gerrold immer in Bezug auf Facebook. Man solle nur das ins Internet ›posten‹ was man selbst auch auf dem Titelblatt der New York Times über sich lesen möchte. Doch: Ob der Verleger Jörg Kaegelmann David Gerrold kennt? Und wenn - ob er dessen guten Rat befolgt hätte? Die Antworten darauf liegt wohl, wie die Wahrheit »irgendwo dort draußen«.
Für mich ist das Ganze nur ein fadenscheiniger Versuch den Zauberspiegel und mich mundtot zu machen. Ich will gar nicht soweit gehen, und behaupten, dass Kaegelmanns juristische Attacke nun grundsätzlich eine im Schweinsgalopp gegen die Pressefreiheit ist. Das würde dem ganzen Scharmützel eine Bedeutung zumessen, die nun ganz und gar unverdient ist. Dieses Hick-hack soll man nicht gar zu hoch hängen.
2007 schrieb ich im einführenden Leit(d)artikel »Quo Vadis, Zauberspiegel?«:
Ein Sturmgeschütz des Fandoms soll hier entstehen. Wenn uns etwas nicht passt, muss es auch gesagt werden.
Ich meinte und meine das ernst. So kann man dann auch nicht, wenn die See mal rauh wird, sofort den schützenden Hafen anlaufen, den Schwanz einziehen und einknicken. Da muss man einfach durch und sich wehren. Da werden die Hacken in den Teer geschlagen und dann wird gekämpft, auch dann wenn man eigentlich Besseres zu tun hätte, dass auch mehr Spaß macht, sinnvoller ist und dem Leser dieses Internetblattes mehr bringt. Daher ist dieses Thema ja auch von der Startseite verschwunden. Aber jetzt muss ich es wieder hervor kramen, denn das Ganze erreicht eben eine ungewollte Qualität.
Wenn der Verleger Kaegelmann meint, dass ich mich von ihm einschüchtern lasse, ist er falsch gewickelt. Wir sind keine Schönwettercrew und haben seit 1982 in wechselnden Besetzungen schon jede Menge Stürme überstanden und immer wieder unsere Meinung mit Nachdruck vertreten. So weit ging es zwar noch nie, aber wie sang schon Hans Albers in »Große Freiheit Nummer 7« - »Beim ersten Mal da tuts noch weh«.
Das ist nun wieder ein solch erstes Mal. Zumeist bleiben solche Auseinandersetzungen weit unter diesem Level - zwei führen sich auf wie Hähne, plustern ihr Gefieder auf, performen ein paar Drohgebärden, aber dann ist und war auch wieder gut. So machten Auseinandersetzungen sogar Spaß. Das gehörte und gehört quasi zum Fansein dazu. Spätestens aber wenn Rechtsanwälte ins Fandom Einzug halten müssen, sind Grenzen überschritten. Die auf unserer Themenseite gesammelte Chronik der Ereignisse dokumentiert und verdeutlicht Jörg Kaegelmanns Rolle in diesem Trauerspiel sehr eindrucksvoll. Gespannt warte ich seit dem 22. Juni auf seinen Beitrag im Forum [oder auch im Blog] des Blitz Verlages, der da mit dem griffigen (aber inhaltlich unklaren) Titel »Macabros, Mobbing und miese Machenschaften« versehen ist. Doch nichts. Stattdessen gibt es eben ein Schreiben vom Anwalt und diese einstweilige Verfügung des Landgerichts Köln.
Nun liegt die Sache nicht mehr auf der Ebene einer Auseinandersetzung von Blitz-Verleger und Zauberspiegel-Herausgeber. Sie liegt in Händen der dritten Gewalt, der Justiz. Wie sagt schon das Sprichwort:
Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand!
Nun ist der Zauberspiegel (in Gestalt meiner im Sinne des Presserechts verantwortlichen Person, wie es im Gesetz heißt) also in Gottes Hand. Rechtsanwälte und vielleicht auch das Landgericht Köln werden darüber verhandeln, ob und wie die Auseinandersetzung zwischen dem Verleger des Blitz Verlages, eben Jörg Kaegelmann, und dem Herausgeber des Zauberspiegel (das wäre dann ich) zu bewerten ist.
Was für ein Missverhältnis. Haben unsere Gericht nichts Besseres zu tun, als über die Differenzen zwischen einem Kleinverleger und dem Herausgeber eines Magazins für Geeks und Nerds zu verhandeln?, frage ich mich. Wenn es nach Jörg Kaegelmann geht, offensichtlich nicht. Dabei ist von den von ihm erhobenen haltlosen Vorwürfen, ich würde gegen ihn unter verschiedenen Namen im Internet gegen ihn Intrigen spinnen und sei also somit ein (Zitat Kaegelmann) »Internetkrimineller« , weder im Schreiben des Anwalts noch in der einstweiligen Verfügung etwas zu finden. Warum nicht? Kaegelmann selbst schrieb doch:
»Meine Recherche ist im Gegensatz zu Deinen Internetveröffentlichungen absolut standfest.«
Wenn sie aber so standfest ist - warum findet sich davon nichts im Schreiben von Verleger Kaegelmanns Anwalt oder in der einstweiligen Verfügung? Auch das ist eine Frage, die sich mir aufdrängt.
Worum geht es also zu guter Letzt?
Verleger Kaegelmann behauptet, er sei eine Privatperson und hätte somit das Recht am eigenen Bild. Das mag sein. Er ist mit Sicherheit auch eine Privatperson. Oh ja. Aber diese interessiert weder mich noch den Zauberspiegel. Warum auch? Der Privatmann Kaegelmann mag tun und lassen was er will. Aber um den Privatmann Kaegelmann geht es ja auch gar nicht. Viele Menschen sind mehr als nur eine Privatperson. Sie sind auch von öffentlichen Interesse. Und der Verleger Jörg Kaegelmann ist so eine Person von öffentlichem Interesse.
Wir bleiben auf dem Standpunkt, dass das Bild nicht den Privatmann Kaegelmann, sondern die Person des öffentlichen Interesses, den Verleger Kaegelmann, zeigt, zumal es auf der Veranstaltung »Colonia Con« aufgenommen wurde. Da war Herr Kaegelmann als Verleger zu Gast und hatte auch einen Stand. Wir sind also mitnichten wie Papparazzi in den Kaegelmann'schen Privatbereich eingedrungen und haben in seiner Privatsphäre fotografiert, sondern ihn in seiner Eigenschaft als Verleger auf einer öffentlichen Veranstaltung abgebildet, zudem bei einem harmlosen Gespräch, vermutlich mit einem Autor/einer Autorin und nicht etwa bei einer Orgie. Es ist dasselbe Foto, das wir in Ausschnitten und als Ganzes bereits hier auf Zauberspiegel-online für mehrere mit ihm geführte Interviews verwendet haben. Und das von Jörg Kaegelmann nun laut einer eidesstattlichen Versicherung erst im Jahre 2015 »bewusst wahrgenommen wurde«.
Was die Mails angeht, die in den Artikel von Ingo Löchel (Teil 1 und Teil 2) und von mir veröffentlicht worden sind, so entstammen diese der Sozialsphäre. Alle Mails gingen von der Adresse des Blitz Verlages aus und waren entweder an den Zauberspiegel oder den Autor Löchel gerichtet. Der Verleger Kaegelmann bestand darauf, seine Darstellung der Ereignisse würden unterdrückt. Unkommentiert war die Ansammlung der vom Verleger aufgestellten ›Thesen‹ aber nicht zu veröffentlichen und die Mails an Löchel und mich widerlegten seine Behauptungen. Aber eben nur so konnten wir der nachdrücklichen Forderung des Verleger Kaegelmann auf Veröffentlichung nachkommen, der seine Meinung ja unterdrückt sah. Gleich mehrfach erhielt er so die Möglichkeit, seine Sichtweise darzulegen. Dem entsprechend war es nur fair, auch dem Autor Löchel diese Chance einzuräumen.
Kaegelmann selbst schrieb in einer Mail vom 22. Juni, dass er der Veröffentlichung der Mails zustimmt. Ich zitiere ihn auch hier nochmal (die Hervorhebung stammt von mir):
Da ein Forumsteilnehmer der Meinung ist: Wo bleibt denn da sonst der Spaß?
… dann sollen die E-Mails eben drin bleiben.
So kann ich wenigstens anhand dieser Beispiele und besonders auch anhand Deiner E-Mails, aufzeigen, wie sich der wahre (vielleicht etwas tiefere) Sachverhalt wirklich darstellt.
Und das kann – und wird auch – sehr interessant werden.
Die veröffentlichten Textteile stellen Herrn Kaegelmann zudem als Privatmann nicht bloß. Sie zeigen aber, wie widersprüchlich der Verleger Kaegelmann schreibt und argumentiert und dass der Verleger Kaegelmann mit Drohungen und Textteilen, die ich als nicht hinreichend angemessen empfinde, bereits versuchte Druck aufzubauen.
Schließen möchte ich diesen Leit(d)artikel mit einem Zitat des grandiosen Curt Goetz.
Man kann nicht immer gegen den Strom schwimmen, aber man muss stets genug Charakter haben, sich nicht mitreißen zu lassen.
Kommentare
Es ist dasselbe Foto, das wir in Ausschnitten und als Ganzes bereits hier auf Zauberspiegel-online für mehrere mit ihm geführte Interviews verwendet haben. Und das von Jörg Kaegelmann nun laut einer eidesstattlichen Versicherung erst im Jahre 2015 »bewusst wahrgenommen wurde«.
Mal ehrlich, wem will er das jetzt allen ernstes erzählen? Schöner Weise ist im Zauberspiegel alles noch nachvollziehbar und einsehbar. Aber wie ich schon anhand eines Gleichnisses gesagt hatte, man soll Ochs und Esel in ihrem Lauf nicht aufhalten. Ob er sich damit aber einen Gefallen tut, sei ernsthaft dahin gestellt.
Das ist eine andere Geschichte. Pressefreiheit sollte nicht beschnitten werden. Ich erinnere nur an netzpolitik.org
Ich hoffe die freie Meinugsäußerung siegt wieder, sonst können wir gleich gen Russland auswandern
Horst, du hast schon recht. Mit was die Gerichte sich alles rumschlagen müssen ist schon heftig. Vieles nur, weil eine Partei ( Person)zu stur ist, mal über seinen Schatten zu springen und sorry zu sagen. Oder nur weil sie eine Advocard haben...
- Aber trotz "überfliegend gelesen" - mit irgend etwas muss der ZS einen Kaegelmann`schen Nerv getroffen haben. Sehr empfindlich.
- Ich frag mich nur (immer noch), mit was? Das Foto kanns ja wohl eher nicht sein, darauf kommt er so sympathisch rüber, wie ich ihn rund 50 Jahre lang zu kennen meinte.
- Die Anwaltssache selbst ... na ja. Vor fünfzehn Jahren oder so (ich merk mir so Blödsinn nicht en detail), ging es in einem monatlich erscheinenden Fanzine eines schwäbischen SF-Clübles, das sich damals eigentlich mit allem nur nicht mit SF befasste, auch mal ziemlich rund. Der Ausgangskonflikt (Ein Fan-Cartoon mit dem Untertitel - sinngemäß, ich merk mir auch so ´n Blödsinn nicht en detail: "Hängt Emmerich!") war rasch vergessen, die "Gegenseite" lancierte einige Punches unterhalb der Gürtellinie, "Emmerichs Stellvertreter auf Erden" (= damit war ich gemeint), konterte mit Selbstironie und Sprachwitz der genervteren Sorte: "Pissing in MaHos Genpool", war einer meiner Artikel-Titel. Heute, altersmilde, bin ich nicht mehr unbedingt stolz darauf. Die "Gegenseite" versuchte dasselbe ... mit Leserbrief-Attacken, die z.B. "Konterschllwuag" betitelt waren,Konterschllwuag = Originalzitat .
- Es war zum Brüllen komisch. Auch Absenderangaben wie: XXXNameXXX, wohnhaft in Freiburg, Postfach 2118 waren natürlich *die* Steilvorlagen! Wer außer Hobbits wohnt heutzutage noch in einem Postfach?!) Jedenfalls, dieser "Streit" lief Monat für Monat über Jahre - aber er lief *auch* mit jeder Menge pfiffiger und gewitzter Briefe, die meist noch mit Comics, Fotos usw verziert war, um dem "Gegner" noch zusätzlich eins mitzugeben - kurzum, es war immer auch kreativ. "Pissing in MaHos Gen-Pool" als Leserbrief-Titel gefällt mir heute noch, wiewohl ich nicht mehr stolz drauf bin. MaHo startete damals immer mal wieder ein Fanzines, kassierte Abogelder, stellte das Fanzine sang- und klanglos wieder ein (Liquid Sky, z.B.), und behielt die Abo-Gelder. Heute ist er Redax beim Comic-Magazin Alfonz.
- Aber, das Entscheidende war: irgendwann schenkte man sich dann gegenseitig wieder Bücher (Ich bekam Philip Ridleys "Wer hat Angst vorm schwarze Mann" und verstand den Hintersinn ganz genau, haha, hatte ich doch meinerseits einen Ratgeber für Stilfragen verschenkt, und ein Buch mit dem sinngemäßen Titel "Ihr Gehirn weiß mehr als Sie denken"). Und eines Tages traf man sich zum "Old Farts Con" zum Grillen. Ohne Anwalt. Es gab keine Toten. Ganz einfach, weil alle sich nicht sooo wichtig genommen hatten. Ein gewisser Müller oder Mayer vom Fandom-Observer lobte damals, wenn ich mich nicht irre, sogar die lustigste Leserbriefschlacht seit Ewigkeiten. Genauso stufte ich die "Auseinandersetzung" hier auf ZS-online ein ... Zumindest bis die z.T. hilflos-verpeilten Kommentare des neuen Blitz-Chefredakteurs Guido Grant alias "Stahlwölfe-Autor" Cico Cavka auftauchten.
Tja. Bis zu der Anwalts-Initiative hab ich sogar Jörg Kaegelmann immer für einen coolen Hund gehalten, für einen Verleger, der dem Fandom nahesteht und so seinen Verlag hochzieht.
Der Macabros-Mobbing-Miese Machenschaften-Artikel verzögert sich noch etwas, da leider ständig neue Fakten mit eingearbeitet werden müssen. Dafür dürfen wir dann auch einen kleinen Knaller erwarten.
Auf diesen Knaller bin ich gespannt.