Österreichische Raritäten - Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965 - John Kill, der Sklavenjäger
Österreichische Raritäten
Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965
John Kill, der Sklavenjäger
Diese Reihe von Abenteuerromanen aus dem Melange Vertrieb ist im Jahr 1948 in insgesamt 7 Heften erschienen. Der Autor aller Romane ist unbekannt, möglicherweise war es der Herausgeber Helmut Brandl.
Ich habe länger überlegt, ob ich etwas über diese sehr seltenen Heftchen bringen soll, denn sie sind absolut nichts für Anhänger der sogenannten "political correctness", »Nigger« ist noch einer der harmloseren Ausdrücke. Diese ziemlich brutalen Romane sind jedenfalls nichts für zartbesaitete Leute.
Aber ich denke, man sollte die alten Heftchen im Zusammenhang mit dem damaligen Kontext sehen und ihre Existenz nicht verschweigen. Es handelt sich dabei um folgende Hefte:
John Kill, der Sklavenjäger
Diese Hefte sind im Katalog der österr. Nationalbibliothek enthalten, mehr sind nicht erschienen.
Diese Romanreihe handelt von John Kill, dem Piraten, Sklavenjäger und -händler sowie seinem Schiff Robber. Die Geschichte der Abenteuer dieses skrupellosen und brutalen Mannes wird aus der Sicht des in Lissabon gekidnappten Schiffsjungen Ted Marvel erzählt. Mit an Bord ist das Mädchen Rylla, die sich um das Geschäftliche kümmert und notfalls das Schiff kommandiert, der Malaie Lubbu, ein treuer Gefolgsmann des Kapitäns, der feige Koch Billy sowie zahlreiche andere Halunken. Bemerkenswert ist noch das Schiffsgeschütz "Tante Jonny", das mit Pulver und gehacktem Blei geladen den Gegnern oft eine unliebsame Überraschung bereitet. Die Zustände der Unterbringung der gefangenen Sklaven an Bord des Schiffes spotten jeder Beschreibung.
Da diese weitgehend unbekannten Romane praktisch kaum mehr erhältlich sind, werde ich daher versuchen, etwas über den Inhalt dieser Romane zu erzählen.
John Kill, der Sklavenjäger
Der von der Schule gelangweilte Ted Marvel stößt nachts in Lissabon auf eine Kutsche auf dem Weg zum Hafen. Er fährt mit und entdeckt zu seinem Entsetzen, daß er sich dem berüchtigten John Kill angeschlossen hat und landet unfreiwillig als Schiffsjunge auf dessen Schiff. Vor der spanischen Festung Boavista müssen sie ein spanisches Kriegsschiff mit Mann und Maus versenken, bevor sie sich ihrem eigentlichen Geschäft, der Sklavenjagd widmen können. Verfolgt von spanischen Truppen, ziehen sie sich mit den gefangenen Negern auf ihr Schiff zurück.
Der Robber erreicht mit seiner Sklavenfracht die Küste Brasiliens und bringt die Sklaven an Land, um sie dort dem Händler Omega zu verkaufen. Dieser hat aber kein Bargeld dabei, daher müssen John Kill, Lubbu und Ted ins Landesinnere mitgehen, um gefälschte Papiere für die Fracht zu besorgen. Omega plant einen Betrug mit Hilfe des Militärs, bezahlt dafür mit seinem Leben und die Stadt geht in Flammen auf. So kann John Kill entkommen und erreicht die Küste, wo der Robber gerade unter Ryllas Kommando mit portugiesischen Schiffen kämpft. Sie schwimmen zum Robber und fliehen dann vor ihren Feinden.
Vor der Küste Venezuelas geraten sie im Sturm an die Klippen einer Insel, wo die Verfolger stranden. Als sie an Land Trinkwasser holen, werden die Männer des Robber von Kannibalen überfallen und gefangen genommen. Während die Kannibalen die gestrandeten Portugiesen töten, kann sich Ted befreien und schneidet seine Kameraden los. Nachdem sie sich bewaffnet haben, locken sie die Kannibalen zum Strand, wo der Robber bereits auf sie wartet. Die Kanone Tante Jonny richtet ein Gemetzel unter den Kannibalen an, die verschreckten Überlebenden werden gefangen und als Sklaven auf den Robber gebracht.
Der Koch Billy überredet einige Matrosen, nach der Kiste mit Schätzen zu suchen, die der Kapitän auf einer Insel versteckt haben soll. Als der Robber in der Nähe der Insel ist, legt Billy Feuer, befreit mit Teds Hilfe einige der Neger und zwingt so den Kapitän, die Insel anzulaufen und den Robber reparieren zu lassen. Währenddessen suchen die Meuterer auf der Insel vergeblich nach dem Schatz. Die Neger gelangen an die Schnapsvorräte und der Kapitän kettet die Betrunkenen dann wieder an.
Der Robber segelt nach Galveston, um dort die Sklaven an einen Händler zu verkaufen. Wegen des Geldes gehen John Kill, Lubbu und Ted mit an Land. Am Markt wird John Kill erkannt und mit seinen Leuten festgenommen. Die Zöllner foltern John Kill und Lubbu, damit sie den Robber in den Hafen locken. Mittlerweile hat Rylla erkannt, daß da etwas nicht stimmen kann, und beschießt den Hafen von Galveston. In dem Getümmel befreien sich die Gefangenen, fliehen zum Hafen, stehlen ein Boot und erreichen damit wieder ihr Schiff.
Der Robber fährt wieder einmal nach Afrika, um neue Sklaven zu holen. An Bord werden plötzlich Matrosen erwürgt aufgefunden, anscheinend geht ein Gespenst um. Bei einem Treffen mit britischen Kriegsschiffen macht dieses Gespenst die Briten auf den Robber aufmerksam, aber ein Schuß aus Tante Jonny zerstört einen Briten und lenkt die anderen Schiffe ab, sodaß der Robber entkommen kann. Bei der folgenden Suche wird das Gespenst entdeckt und erschossen. Es war ein geflohener Sklave, der sich in einem geleerten Wasserfaß versteckt hatte.
Da das Wasser mittlerweile knapp geworden ist, kapern sie einen Kauffahrer, um damit die kapverdischen Inseln anzulaufen und Wasser zu holen. Sie landen bei einem reichen Pflanzer, der sie gastfreundlich aufnimmt. Rylla kommt beim Anblick der stummen Tochter des Pflanzers auf die Idee, diese als Sklavin zu verkaufen. Auch die Negersklaven dort wären eine gute Beute. Nachts rauben sie das Mädchen und bringen sie auf den Robber, wo ihr aber Ted zur Flucht verhilft. Der Raub der Sklaven wird von portugiesischen Soldaten verhindert und die Mannschaft des Robber kann gerade noch auf das Schiff flüchten.
Damit endet die Geschichte. Wenn diese Romane auch nicht zu meinem Sammelgebiet gehören und auch nicht so ganz meinem Geschmack entsprechen, kann man sie doch lesen. Falls man überhaupt so ein Heft oder einen Nachdruck bekommen kann (ein Original notiert mit einem zwei- bis dreistelligen Eurobetrag), kann ich diese Heftchen daher nur bedingt empfehlen.
Es waren möglicherweise weitere Hefte geplant, mehr als diese 7 Hefte sind nicht erschienen. Das typische Schicksal, wie ich sagen muß, vieler österr. Kleinserien.
Vielleicht waren die Romane auch für den Umfang von 48 Seiten bei einem Preis von 1,- Schilling zu teuer und daher auch kein kommerzieller Erfolg, wenn man das damalige Preisniveau berücksichtigt. Ich persönlich glaube aber, daß diesmal die Zensurbehörde dem Spuk ein Ende gemacht hat, die Reihe war anscheinend wohl zu brutal.
Somit bleibt die Reihe ein Unikat im Rahmen der österreichischen Heftserien.
Kommentare
Leider wieder einer von diesen fanatischen Weltverbesserern, die gerne alle Filme, Romane, etc. umformatieren möchten und sich über jedes Wort in dieser Art echauffieren.
Wie heißt denn dann demnächst die Operette "Der Zigeunerbaron"?
Ich könnte da ein paar Alternativtitel nennen, aber dies könnte einige Menschen zur Explosion treiben.
Ist gut, dass der Zauberspiegel sich (bislang) nicht diesem ganzen idiotischen Gender- etc.-Scheiß anschließt.
Dies ist ja noch schlimmer als nach 1945 das Verbot aller möglichen Filme mit irgendwelchem NS-Bezug.
Und das ist gut so!
Der Rezensent benutzt hier im Rahmen seiner Rezension wiederholt die rassistische Beleidigung "Neger". Und das soll aufgrund des behandelten Themas gerechtfertigt sein?
Ich frag´ mal ganz blöd: War George Floyd eigentlich auch ein "Neger"? Er ist ja schließlich von einem weißen Rassisten ermordet worden.