Was macht man als Mann des Wortes – in Seenot? - Der Seewolf (Hörspiel)
Was macht man als Mann des Wortes – in Seenot?
»Der Seewolf« (Hörspiel)
Große Geschichten der Weltliteratur im Abenteuergenre zu adaptieren ist nicht neu. Das Hörspiellabel EUROPA begann damit seine Hörspielproduktionen. Sei es nun Karl May, Jules Verne oder Mark Twain. Auch das Fernsehen mache sich in den 60er Jahren daran und verfilmte etliche Stoffe für den ZDF-Adventsvierteiler. Dazu gehörte selbstredend auch der Seewolf. Jack Londons Romans vom raubeinigen und brutalen Kapitän Larsen, für den das Recht des Stärkeren gilt, gilt als sehr erfolgreiches Werk.
Die Idee des Labels Holysoft diese Stoffe wieder aufzugreifen ist sehr zu loben. Aus einem bestimmten Grund. Die damaligen Vertonungen von EUROPA waren größtenteils zu kurz und löchrig in der Erzählweise. Auch andere Label wie Fontana und Co. wurden den Orifinalvorlagen selten gerecht. Deswegen ist eine neue Herangehensweise mit den neuen modernen Mitteln des hörspiels in geeigneter Länge sicherlich längst überfällig. Ob es nun Moby Dick ist oder Graf von Monte Christo oder eben Der Seewolf. Inklusive einiger Märchen nimmt sich Holysoft dieser Stoffe wieder an. Ich habe den Seewolf ausprobiert und will darüber berichten. Vieles gefällt mir daran. Zum einen ist die erste wirklich gelungene Vertonung des Romans, die ich kenne. In Punkto Umsetzung und Sprecher stimmt fast alles. Die Dialoge aus dem Roman wurden zum Großteil beibehalten. Leider kann ich sie mitsprechen. Aber gerade ist es ja, was ich so mag. Man weiß also was hier gleich passiert, da man den Stoff selbst einige Male gehört, gelesen oder gesehen hat. Walter Ulbrich verstand es 1971 den Stoff etwas aufzuwerten, indem er andere Kurzgeschichten von Jack London mit dem Seewolf verwebt. Das unterlässt Carsten Steenbergen in seinem neuen Hörspiel. Das ist zum teil bedauerlich. Denn er schreckt sonst nicht davor zurück einige kleinere Änderungen vorzunehmen, die unsinnig sind und stören. Zum Beispiel heißt Larsens Bruder Todd und nicht Tod. Die Geschichte endet mit dem Tod Larsen durch einen Hirntumor. Die Diagnose stellt er allerdings noch vor seinem Tod selbst. Wenige Tage zuvor auf der Ghost scheint er davon noch nichts zu wissen. In Ulbrichs Vierteiler bleibt diese Diagnose aus. Sein Tod überlässt dem Zuschauer eine Interpretation. Ulbrich vermeidet auch ein Happy-End wie in Hollywood mit Hump und Maud als Liebespaar. Ganz im Gegenteil. Er lässt Maud sogar sterben. Veränderungen der Art sind nicht immer beleibt, da aber Ulbrich bei London selbst "gewildert" hat und einfach andere Geschichten wie "König Alkohol" und "Sohn der Sonne" mit einfließen lies, ist dies eher als genial zu bezeichnen.
Steenbergen blieb beim Original, beim Roh-Seewolf. Das ist nicht verwerflich. Aber wie gesagt, wäre es schön gewesen dann auch konsequent auf andere Änderungen zu verzichten. Eine Ich-Erzählform wäre ebenfalls schön gewesen. Die ist nämlich im Original auch vorhanden. Doch Holys Werk kommt gänzlich ohne Erzähler aus.
Sonst stimmt aber alles und einige Werke von Holysofts Abenteuererzählungen werden sicher den Weg in meine Sammlung finden. Es war daher klug von ihm diese Reihe nicht durch zu nummerieren, sondern alle Folgen als einzelne Werke erscheinen zu lassen.
Als Wolf Larsen hört man Engelbert von Nordhausen. Eine recht passabele Darbietung. Thomas Schmuckert spricht Humphrey van Weyden. Alle Besetzungen - auch die von Helmut Krauss und Eva Thärichen als Muhridge und Maud sind annehmbar aber austauschbar. Einzig die Darbietung des Leach (Detlef Tams) passt für mich wie die faust aufs Auge. In diesre Rolle habe ich in einer filmischen Umsetzung immer Klaus Kinski gesehen. Wegen der rüden Ausdrucksweise.
Der Seewolf ist wie immer eine schöne Geschichte über einen Wolf auf See, dessen freier Geist und rohe Gewalt alles beherrscht.
(1) = Verlagstext
Kommentare