Suter, Helmut - Vom Staupenschlag zum Henkerstrick
Wir schreiben das Jahr 1871. Förster Weber oblag die Aufsicht über das Revier um den Park und Schloss Sanssouci. Am 5. Oktober begab er sich um 4 Uhr morgens zu der königlichen Fasanerie. (...) Nach ungefähr 800 Schritten bemerkte er 20 Schritt vor ihm zwei Männer, von denen einer mit einem Gewehr bewaffnet war. (...) [Den einen holte er ein, der mit der Waffe in der Hand war schneller. Die Jagd ging weiter] Dieser war mit einer katzenartigen Sprungkraft und Geschwindigkeit begabt, mit der er die Dornen teilte, unterlief, auch übersprang und von denen die zurückschlagenden mich vielfach blutig verwundeten und meine Kleidungsstücke zerrissen (...)
Dieses Mal war der Förster nicht erfolgreich. Obwohl er den Wilderer verwunden konnte, entkam der Mann.
Nur ein Jahr später war Weber mehr Jagdglück beschieden. Es gelang ihm diees Mal, sein Leben gegen drei (!) bewaffnete Wilderer zu verteidigen, sie fest zu nehmen und vor Gericht zu stellen.
Dies ist nur einer der Fälle, die Helmut Suter aus den Archiven des preußischen Staates ausgewählt hat. Hierbei beschränkt sich der Autor nicht darauf, einfach irgendwelche Fälle abzutippen, er erzählt sie nach (und befreit sie für den heutigen Leser damit von der uns häufig sehr schwerfällig anmutenden Sprache), er führt durch einige vorangehende Abschnitte fundiert und informativ in das Thema ein. Da man über den ganzen Bereich der Jagdhoheit und das Verbot der Jagd für den einfachen Mann ganze Bücher schreiben könnte, ist dies notwendiger Weise nur eine Einführung.
Der Verlag Neumann-Neudamm ist einer der größten deutschen Verlage zum Thema Jagd, insofern hat er ein Publikum, das in aller Regel mit diesem Thema vertraut ist.
Die Fälle machen klar, dass Wilderei nichts mit den romantisch-aufregenden Geschichten zu tun hat, die man aus dem Bereich der alpinen Romantikdramen kennt. Es ging um Leben und Tod, um die Frage des Überlebens so manch einer Familie durch illegal erlegtes Wild.
Sehr angenehm aufgefallen ist mir die hochwertige Gestaltung des Buches, mit offenbar teurem Papier, guter Bindung und ansprechender Gestaltung. Dies, und die Tatsache, dass es sich bei dem Buch wohl um keine Millionenauflage handeln wird, erklärt den vergleichsweise hohen Preis für dieses Buch, schade ist es trotzdem.