Morrison, Helen und Goldberg, Harold - Mein Leben unter Serienmördern

CoverMEIN LEBEN UNTER SERIENMÖRDERN -
Eine Profilerin erzählt von Helen Morrison, Harold Goldberg

„Seit dreißig Jahren, länger als ich zurückdenken kann, beschäftige ich mich mit den abwegigsten inneren Vorgängen von Serienmördern, damit, wer sie sind, wo sie sich verstecken und warum sie morden. Manchmal kommt es mir schon so vor, als wüsste ich zu viel über sie (...)“

Eine junge, angehende Ärztin beginnt, sich mit dem Seelenleben von Serienmördern auseinander zu setzen.


Sie betrachtet es als wissenschaftliche Studie und trifft in der Folge mit verschiedenen dieser zweifelhaften „Berühmtheiten“ zusammen, darunter so bekannte Namen wie John Wayne Gacy oder Ed Gein. Hunderte von Stunden bringt sie mit diesen Männern zu, um zu ergründen, warum sie diese grauenhaften Morde begangen haben. Über die Jahrzehnte ist sie zu einer der führenden Wissenschaftlerinnen auf diesem Gebiet aufgestiegen, hat unzählige Profile dieser Mörder verfasst.

Als vor Jahren die TV-Serie PROFILER über die TV-Schirme flimmerte, bekam man einen vagen Einblick in das, was diese Menschen erleben. Allerdings war diese Serie eben nur eine Fiktion, wurde aus dramaturgischen Gründen in ihrem Wahrheitsgehalt gerafft (Ich warte immer noch sehnsüchtig auf eine DVD-Veröffentlichung).

Das reale Leben sieht jedoch ganz anders aus. Es besteht meist aus deprimierenden, kalten Räumen, in denen die Profilerin Morrison sich Stunden um Stunden mit diesen Menschen unterhält, sich ein Bild verschafft. Sie wälzt Akten, betrachtet die schrecklichsten Bilder, nur um dann wieder hin zu gehen und sich darüber mit diesen Männern zu unterhalten.

Sie gewährt uns Einsicht in ihre Arbeit, präsentiert Auszüge aus den Sitzungen, sowie aus den Briefen, die diese Leute verfasst haben.

Sie geht diese Fälle als Wissenschaftlerin an, schildert uns die Taten dieser Menschen ebenfalls unter diesem Aspekt. Wenn man es so vor Augen geführt bekommt, packt einen das Grauen. Vieles von dem, was Leute wie Gacy oder Gein getan haben, überschreitet unsere Vorstellungskraft und wird um so erschreckender, wenn man es derart unverblümt erzählt bekommt.

Welch ein Nervenkostüm muss man besitzen, um mit den wahren Verursachern dieser Gräueltaten stundenlange Gespräche führen zu können? Vermutlich muss man sich auf ein rein wissenschaftliches Denken zurückziehen, wenn man es verarbeiten will.

Helen Morrison beschreibt ihren Werdegang in dieser Szene halb autobiografisch. Sie fing mit einer einfachen Studie an. Mit den Einschüben über ihr Familienleben und der Auswirkung ihres Berufes darauf (den Fall Gacy übernahm sie praktisch in ihren Flitterwochen) gibt sie uns einen kleinen Einblick, wie sie und wohl auch andere ihres Faches damit umgehen. Wir erfahren, wie sie sich immer mehr in diese Abgründe vertieft und welche Fortschritte sie bei ihren Erkenntnissen macht.

Filme wie THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE oder HOSTEL (die sich ja durchaus als realistisch präsentieren) können nicht einmal im Ansatz jenes Grauen zeigen, das die Realität bereit hält.

Dieses Buch ist furchtbar, streckenweise sehr intensiv, gerade wegen seiner meist distanzierten, wissenschaftlichen Haltung. Schon nach wenigen Seiten war ich derart gebannt, dass ich nicht einmal zwei Tage brauchte, um es durchzulesen - Und das will bei mir etwas heißen, denn ich bin kein schneller Leser. Die Faszination dieses Buches ist durchaus einzigartig. Denn ist es nicht geradezu pervers, sich von diesem realen Grauen fesseln zu lassen?

Ein absolut empfehlenswertes Buch. Vor allem für Leute, die in dem irrigen Glauben sind, schon alles an Grausamkeiten gelesen oder gesehen zu haben.

MEIN LEBEN UNTER SERIENMÖRDERN
Eine Profilerin erzählt
von Helen Morrison, Harold Goldberg
352 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978-3-442-15441-8
Goldmann Verlag

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

PhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicBackgroundImpressum