Der Mythos im Zeitalter des Logos - Ist's nicht wahr, so ist's doch gut erfunden!
Der Mythos im Zeitalter des Logos
Ist's nicht wahr, so ist's doch gut erfunden!
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Die Ratio wendete sich dann über Hugo Gernsback (und andere) eher der „Scientifiction“ zu. Als Freud das Unbewusste (wieder)entdeckte (denn die alten Griechen wussten schon Einiges darüber...), war es endgültig vorbei mit dem alleinigen Anspruch der modernen Vernunft, den Menschen diktieren zu wollen. Schon ein bekanntes Gedicht von Novalis (Friedrich Freiherr von Hardenberg) klagte über den Verlust der Phantasie. Warum also flüchtet der moderne Mensch aus der Wirklichkeit ins Phantastische.
Ist es eine Flucht? „Eskapismus“ wie oft vorgeworfen wird...oder eine Ergänzung der tristen, realen Alltagswelt. Bereichert es mein Bewusstsein oder verdränge ich die Wirklichkeit beim Lesen von Trivialliteratur? Sind wir alle Romantiker?
Suchen wir die weißen Flecke auf der Landkarte, auf denen steht: „Hier sind Drachen“? (Haha, Dread the Dragon...) Hat die moderne Technologie gnadenlos die Lichter angeschaltet und leuchtet das Universum kalt und grell aus...und wir finden dort nur nackte Tatsachen, die wir abpolstern müssen durch unsere Phantasien?
Trauen wir uns nicht, der Realität ins Auge zu schauen? Hat die Phantastik als Verdrängungsmechanismus die Religion als irrationale Bezugsgröße abgelöst? Oder warum pilgern so viele Menschen in Harry-Potter-Filme? Ist unsere tatsächliche Realität so trist, dass „wir“, d.h. die meisten von uns, ununterbrochene Ablenkung benötigen...oder sind wir nur zu fantasievoll für die Wirklichkeit? Haben wir das „was wäre, wenn...“ zu sehr im Blut bzw. im Gehirn?
Es gibt ja auch genug „Realliteratur“ wie Kriminalgeschichten...auch diese haben ihre Fans. Doch kribblig wird es, bei mir zumindest, erst, wenn etwas oder auch viel Phantastik beigemischt ist. Deswegen ist auch der Uto-Krim so beliebt(?), weil er das Alltägliche mit dem Fantasievollen verbindet. In der jetzigen Moderne wird auch der Urban-Myth entwickelt, wo die phantastischen Geschehnisse in die Wirklichkeit eingebettet werden, d.h. nur noch die Inhalte, nicht mehr die Umgebungen sind der Phantasie geschuldet...
Der Mensch besitzt Vernunft aber er ist nicht (allein) Vernunft. Das Unbewusste oder Unterbewusste bestimmt ihn mit oder sogar unbemerkt hauptsächlich. „Wo sind deine Ängste?“ Moderne Mythen können auch einer Bewältigung dieser Furcht vor dem Unbekannten dienen.
Deshalb wird es wohl auch immer wieder Geschichten über das Unbekannte, das Unwirkliche geben...außerdem ist es oft gut erzählt!
© 2015 by H. Döring & Aarn Munro
Kommentare
Hat er einen Zweck? Verfolgt der Autor ein Ziel? Will er eine Diskussion über einen bestimmten Aspekt anstoßen?
Ich weiß es nicht
Brauchen wir Sport? Brauchen wir Feste und Feierlichkeiten? In die gleiche Kategorie fällt wohl auch brauchen wir phantastische Literatur.
Für mich ist phantastische Literatur etc. ein Genuss, den ich nicht missen möchte. Ist so ein wenig wie mit Zucker, kann man theoretisch total weglassen, aber wer möchte völlig auf den Geschmack nach etwas Süßem verzichten?
In einem Punkt möchte ich Widerspruch anmelden. Ich denke mit Angstbewältigung hat die phantastische Literatur nicht viel zu tun.
Für mich spielt eher Freiheit eine große Rolle. Im Unterschied zu Literatur über die Gegenwart oder die Geschichte geben Zukunftsabenteuer, die Gelegenheit, mögliche Dinge durchzuspielen in allen vorstellbaren Facetten.
In diesem Gehirn aber muss ich mein ganzes Leben verbringen.
Deshalb soll es darin auch viele große Zimmer geben, die gut und abwechslungsreich ausgestattet sind.