Als ich gestern gelesen habe, daß Fritz Tenkrat am 27.August 2022, einer der letzten „Großmeister“ der Gruselheft-Literatur die Bühne des Lebens verlassen hat, mußte ich daran denken, wie ich ihn vor ca. 40 Jahren kennengelernt habe.
Zwischen 1973 und 2022, also fast 50 Jahre lang, sind Gruselromane von ihm erschienen.
Als mal wieder einer meiner üblichen Wienbesuche in den Achtzigern auf meine Agenda stand, bat mich Jürgen Grasmück alias Dan Shocker darum, mal Fritz Tenkrat aufzusuchen, um dort etwas für ihn abzuholen.
Nachdem ich per Telefon ein Termin ausgemacht hatte, fuhr ich am Nachmittag in den 22. Bezirk von Wien, wo damals Fritz Tenkrat mit seiner Familie wohnte.
Ich kannte Fritz Tenkrat bisher nicht persönlich, und war von seiner freundlichen Art sehr überrascht. Ich wurde zu Kuchen und Milch eingeladen und blieb bestimmt zwei Stunden dort. Wir unterhielten uns über Jürgen Grasmück und seine Romane.
Ich mußte Fritz Tenkrat gestehen, daß mir seine Tony Ballard-Romane nicht so gut gefielen und mehr ein Fan der Dan Shocker-Romane und der Dämonenkiller-Serie sei. Fritz Tenkrat sah das ganz gelassen, jeder hätte seinen Geschmack und jeder Autor oder Serie brauche Leser.
Fritz Tenkrat erzählte mir, daß er mit seiner Familie demnächst nach Gänserndorf-Süd in der Nähe von Wien umziehen würde. Er lud mich ein, ihn bei einer meiner nächsten Besuche in Österreich dort mal zu besuchen.
Er war fast 50 Jahre mit seinem Helden Tony Ballard, auf die eine oder andere Art präsent. Er startete mit ihm 1974 im Gespenster-Krimi, dann bekam er seine eigene Tony Ballard-Serie, die er mit Band 200 beendet. Irgendwann wollte er neue Tony Ballard-Abenteuer schreiben und er fand eine neue Heimat im Zaubermond-Verlag, wo 40 Ausgaben mit jeweils zwei Romane erschienen. Dann wechselte er zu Romantruhe, wo nochmals 27 Tony Ballard-Ausgaben erschienen und im diesem Jahr, 2022, schrieb er für die neugestartete Gespenster-Krimi-Reihe zwei Bände 95 und 99. Damit war der Kreis geschlossen. Wieviele neue Tony Ballard-Abenteuer er schon geschrieben hat und die bisher noch nicht eingeplant waren, weiß ich leider nicht...
Als ich zum 50. Geburtstag von Jürgen Grasmück zusammen mit Horst von Allwörden den Dan Shocker-Reader plante, bat ich Fritz Tenkrat einen Beitrag zu schreiben und hier könnt seinen Gedanken nochmals lesen.
Anfangs ist er Lichtjahre entfernt. Ein Onkel feiert ihn. Was? So alt ist der schon? Ein halbes Jahrhundert hat er hinter sich gebracht? Wie hat er das geschafft?
Man besinnt sich auf sich selbst, ist 15, 16 Jahre alt. Ob man jemals 50 wird? Man macht sich darüber keine allzu großen Gedanken. Konzentriert sich auf das Jetzt, auf das Heute, während hinter einem die Jahre vorbeischleichen wie Diebe, die nicht ertappt werden wollen.
Es geht rauf und runter im Leben. Man verliert alte Freunde, gewinnt neue. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Und auch die hinterlistigen Jahre kommen und gehen, ohne daß es einem so recht bewußt wird.
Man hat Familie, ist bemüht, ihr etwas zu bieten. Da sind Leser, die einen in den Himmel heben, und man freut sich, ist stolz, im Verlag, bei den Redakteuren, und man fragt sich eigentlich nie, ob das immer so bleiben wird.
Und dann... Eines Tages begräbt man das "Kind", das man geboren hat, an dem man all die Jahre hing, das man liebte - und manchmal auch haßte. Aber es war da. Und plötzlich.... ist es nicht mehr.
Leere.
Neue Ziele. Man sucht und findet sie, das Leben geht weiter und hat wieder einen Sinn, ist ausgefüllt, und vielleicht denkt man insgeheim: Kein Schaden ohne Nutzen. Neue Aufgaben, neue Eindrücke, neue Freunde. Man nimmt die Herausforderung an.
Und wo bleibt die Zeit? Auf der Strecke? Man erinnert sich dunkel daran, daß einer scherzhaft "Willkommen im Club" sagte. Der Club der Vierzigjährigen war gemeint. Gott, ist das schon wieder lange her.
Ein neues Jahr beginnt. Dieses bewußte Jahr. Soll man groß feiern oder einfach darüber hinweggehen? Man wird nachdenklich - und kommt zu der Erkenntnis, daß die andern auch nicht jünger werden.
In diesem Sinne möchte ich Dir, lieber Jürgen, alles Liebe und Gute zu Deinem 50. Geburtstag wünschen. Und meine Familie schließt sich diesen Wünschen selbstverständlich an.
Dein Freund FRITZ
Kommentare
Würde die Serie wieder in Heftform erscheinen, wäre ich wahrscheinlich dabei, auch wenn es mir damals wie Uwe ging. Aber Ballard war halt Kult...
Das außergewöhnliche daran war wohl vor allem der Mix aus Horror und bunten Fantasy - Abenteuern
Fritz durfte ich einige Male über Facebook sprechen und einmal traf ich ihn auch persönlich auf der Buchmesse. Er war in der Tat sehr bürgerlich nett.
An seine Jubiläumsrede beeindruckte mich besonders jener Satz:
Man besinnt sich auf sich selbst, ist 15, 16 Jahre alt. Ob man jemals 50 wird? Man macht sich darüber keine allzu großen Gedanken. Konzentriert sich auf das Jetzt, auf das Heute, während hinter einem die Jahre vorbeischleichen wie Diebe, die nicht ertappt werden wollen
er ist ja auch so wahr!
Als Teenager sind solche Zahlen einfach nur abstrakt. Man findet ja schon Leute in den 30ern uralt. Man ist unsterblich, für immer jung. Bis es dann irgendwann so ist, wie Fritz es beschreibt.
Irgendwann blickt man dann nur noch zurück...
Ich weiß nicht, ob ich F. Tenkrad je persönlich getroffen habe. Gut möglich das es irgendwo, irgenwann gewesen ist, und wir ein paar Worte gewechselt haben doch dazu habe ich leider keine Erinnerung.
Ruhe in Frieden